Re: Der Hitchcock Thread

196
Maibaum hat geschrieben:
Welche interessante Ausgangsidee ist denn untergeordnet worden?

Rope funktioniert inhaltlich doch genau so gut wie in eine normal geschnittenen Version, aber ich denke er hätte da ästhetisch mehr daraus machen können.
Es gibt hier einerseits eine Art Krimi in dem etwas aufgeklärt wird.
Vor allem aber gibt es die Idee, dass die beiden Täter aus reiner Überheblichkeit einen Mord begehen um das perfekte Verbrechen zu beweisen. Zudem die Beziehung zwischen den beiden Tätern...
Vieles von dem wird einzig und allein in dem finalen Akt abgehandelt. Das hätte man viel spannender durch den ganzen Film ziehen können.
Ich mag am Film vor allem den starken Monolog am Ende von Stewart, wenn er daran verzweifelt, dass die beiden ihn so falsch verstanden haben....

Aber ich glaube, da reden wir wieder an einander vorbei, weil du die stärker Ästhetik suchst, und es mir um Inhalte geht :-)
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Der Hitchcock Thread

198
Ich sehe an dem Film weder homophobes noch homophiles. Zumindest nicht in meiner Erinnerung. Dass die beiden eine persönliche Beziehung haben, ist eigentlich neutral - allerdings passt es dazu, dass Hitch sehr häufig das Thema hat, dass es eine merkwürdige Asynchronität in familiären oder ehelichen Verhöltnissen gibt
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Der Hitchcock Thread

199
Thunderball1965 hat geschrieben:
FreddyKruemel2 hat geschrieben:Vielen Dank für die Tipps :)
Hat jemand von euch Marnie gesehen, den Hitch mit Sean Connery?
Fand Marnie unterm Strich recht ordentlich, aber insgesamt gab es auch Leerlauf, was ich persönlich etwas schade fand. Er war weniger gestrafft als andere Filme von Hitchcock.
Marnie hinterließ in mir nur ein "?"!
Was das alles mit der Kleptomanin soll, und diese Side-Story mit Sean Connerys (also den Boss, den er spielte) Ex-Geliebten????
PFFFF????
Auch dieses "Matt Painting" vom Hafen, war sehr amateurhaft -obwohl vom alten Freund Hitchs, der mit ihm in die USA ging- gemacht.
"There is sauerkraut in my lederhosen."
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Re: Der Hitchcock Thread

200
danielcc hat geschrieben:Ich sehe an dem Film weder homophobes noch homophiles. Zumindest nicht in meiner Erinnerung. Dass die beiden eine persönliche Beziehung haben, ist eigentlich neutral - allerdings passt es dazu, dass Hitch sehr häufig das Thema hat, dass es eine merkwürdige Asynchronität in familiären oder ehelichen Verhöltnissen gibt
na ja: beide sind Dandies und fühlen sich der Gesellschaft an Kultur und Bildung überlegen, sodass sie das Experiment wagen, einen Taugenichts zu ermorden und sich den Thrill geben, dass es niemand bemerkt, obwohl er direkt unter der Truhe, wo sie ihre Cocktail-Bar für die Party abhalten, versteckt ist.
Das ist subtil homophob. Viele Dandies waren schwul (Beau Brumel, Oscar Wilde etc.).
James Stewart unterstellt ihnen ja am Schluss, dass beide nicht so liebes- und beziehungsfähig sind, wie es der Taugenichts war.
"There is sauerkraut in my lederhosen."
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Re: Der Hitchcock Thread

201
Homosexuelle Bezüge gab es in der ursprünglichen Script-Fassung schon (mussten aber gestrichen werden; übrigens lehnte Cary Grant sogar aufgrund dieser homosexuellen Andeutungen damals ab, Stewarts Rolle zu spielen), im letzten Endes aber veröffentlichem Film ist davon nicht wirklich etwas zu merken. Und homophob wäre der Film selbst mit den geplanten Anspielungen sowieso nicht gewesen, dass ist natürlich völlig klar, denn ursprünglich sollte schließlich auch die Stewart-Figur solche Züge aufweisen.

Eine passendere Interpretation wäre, Rope als Hitchcocks filmische Verarbeitung des Holocausts zu sehen (tatsächlich wurde dies auch bereits häufig sehr stimmig so ausgeführt), für mich ist Rope aber einfach ein sehr spannendes Krimi-Experiment und eine sehr treffende Betrachtung von Nietzsches Übermensch-Theorie.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Der Hitchcock Thread

203
Nicht wirklich. Abgesehen davon, dass Hitchcock das Theaterstück nicht 1:1 übernahm, hat er es ja auch ganz bewusst als Vorlage für einen seiner Filme ausgesucht. Daher kann man schon auch davon ausgehen (bzw. sollte sogar), dass er mit vollem Bewusstsein (als Künstler und Geschichtenerzähler) um die inhaltlichen Tragweiten und Dimensionen dieser Handlung wusste.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Der Hitchcock Thread

204
Saboteur 8 / 10
Shadow of a Doubt 6,5 / 10
Rope 9 / 10
Stage Fright 8 / 10
Strangers on a train 8,5 / 10
I Confess 7,5 / 10
Dial M for Murder 7 / 10
Rear Window 10 / 10
Trouble with Harry 8 / 10
To catch a Thief 6 / 10
The Man who knew too much (1956) 8 / 10
The Wrong Man 7 / 10
Vertigo 10 / 10
North by Northwest 9 / 10
Psycho 10 / 10
The Birds 8 / 10
Marnie 5 / 10
Torn Curtain 6,5 / 10
Topaz 6 / 10
Frenzy 8,5 / 10
Family Plot 9 / 10

Noch ungesichtet im Regal:
39 Steps
Sabotage
Secret Agent
The Lady vanishes
Rebecca
Notorious
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Der Hitchcock Thread

205
Saboteur 5-6/ 10
Shadow of a Doubt 8/ 10
Rope 8/ 10
Dial M for Murder 9/ 10
Rear Window 9/ 10
Trouble with Harry 6/ 10
To catch a Thief 7-8/ 10
The Man who knew too much (1956) 5-6/ 10
Vertigo 9/ 10
North by Northwest 9 / 10
Psycho 8-9/ 10
The Birds 5-6/ 10
Marnie 5-6/ 10
Torn Curtain 6/ 10
Topaz 5/ 10
Frenzy 9/ 10
Family Plot 7/ 10

Sabotage 6/ 10
Rebecca 4/10
Notorious 9/10
Suspicion 7-8/10
It's the BIGGEST... It's the BEST
It's BOND

AND BEYOND

Re: Der Hitchcock Thread

207
danielcc hat geschrieben:
Maibaum hat geschrieben:
Welche interessante Ausgangsidee ist denn untergeordnet worden?

Rope funktioniert inhaltlich doch genau so gut wie in eine normal geschnittenen Version, aber ich denke er hätte da ästhetisch mehr daraus machen können.
Es gibt hier einerseits eine Art Krimi in dem etwas aufgeklärt wird.
Vor allem aber gibt es die Idee, dass die beiden Täter aus reiner Überheblichkeit einen Mord begehen um das perfekte Verbrechen zu beweisen. Zudem die Beziehung zwischen den beiden Tätern...
Vieles von dem wird einzig und allein in dem finalen Akt abgehandelt. Das hätte man viel spannender durch den ganzen Film ziehen können.
Ich mag am Film vor allem den starken Monolog am Ende von Stewart, wenn er daran verzweifelt, dass die beiden ihn so falsch verstanden haben....

Aber ich glaube, da reden wir wieder an einander vorbei, weil du die stärker Ästhetik suchst, und es mir um Inhalte geht :-)
Das tun wir nicht.
Die Inhalte sind mir schon wichtig, aber immer auch in Bezug auf die Ästhetik. Für die reinen Inhalte brauche ich keinen Film, das ginge auch als Sachbuch, als Roman etc. Aber hier gilt auch nach wie vor, wenn du dich für Inhalte interessierst schaust du nach wie vor zumeist die komplett falschen Filme.

Aber das was du beschreibst hat wenig mit der Machart des Films zu tun. Das wäre auch mit Schnitten nicht anders gewesen.

Re: Der Hitchcock Thread

208
GoldenProjectile hat geschrieben:Marnie 5 / 10
Torn Curtain 6,5 / 10
Beide meiner Meinung nach viel zu schwach bewertet. Marnie wirkt auf mich immer wie de bessere Vertigo, und Torn Curtain ist zwar kein typische Hitchcockfilm, aber spannend und temporeich, sodass er mir sofort gefallen hat.
Thunderball1965 hat geschrieben:The Birds 5-6/ 10
Wie kommts?
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."

Re: Der Hitchcock Thread

209
NickRivers hat geschrieben:
Auch dieses "Matt Painting" vom Hafen, war sehr amateurhaft -
Nicht unbedingt.

Das könnte ein Film sein bei dem die Künstlichkeit des Hintergrundes gewünscht war. Muß nicht sein, wäre aber möglich. Jedenfalls ist es möglich bei einer Interpretation der psycholgischen Aspekte des Films diesen unwirklichen wirkenden Hafen als Absicht zu sehen.

Re: Der Hitchcock Thread

210
danielcc hat geschrieben:Vor allem aber gibt es die Idee, dass die beiden Täter aus reiner Überheblichkeit einen Mord begehen um das perfekte Verbrechen zu beweisen.
Da haben die beiden aber schon noch ein paar ganz andere Beweggründe (beziehungsweise Brandon, der als der Dominante der beiden Mörder der Kopf der Unternehmung ist), die auch deutlich wichtiger sind als nur der Beweis des perfekten Verbrechens und der eigenen Überheblichkeit. Wenn das so wäre, dann wäre Rope inhaltlich ziemlich langweilig und nur ein amüsantes Katz- und Mausspiel, da hat Hitchcocks Film dann schon noch etwas mehr auf dem Kasten.
NickRivers hat geschrieben:James Stewart unterstellt ihnen ja am Schluss, dass beide nicht so liebes- und beziehungsfähig sind, wie es der Taugenichts war.
Da hast du den Film aber falsch verstanden. Das meint er eher auf die Natur der beiden bezogen und auch auf deren baldige Zukunft hinter Gittern und mit eventueller Aussicht auf die Todesstrafe. Das hat absolut gar nichts mit deren möglicherweise angedeuteten Homosexualität oder ihrer zwischenmenschlichen Beziehung ganz allgemein zu tun und wird auch keinesfalls so angedeutet.
danielcc hat geschrieben:Da Hitch ohnehin hier auf ein bestehendes Bühnenstück zurück griff sind alle Deutungen in Richtung "hitch wollte mit dem Film" sowieso etwas fragwürdig
Das Bühnenstück wurde aber vor dem zweiten Weltkrieg geschrieben und das Hitchcock bei der Party während der Diskussion über die gesellschaftliche Notwendigkeit des Mordens ganz bewusst Hitler sogar namentlich erwähnen lässt und ihn auf diese These anwendet, ist schon relativ eindeutig und auch der Schlussmonolog geht dann etwas in die Richtung. Zumindest könnte ich mir vorstellen, dass der Holocaust einen gewissen Einfluss auf diesen Film hatte, vielleicht Hitchcock sogar dazu verleitet hat, letztendlich dieses Stück ins Kino zu bringen.
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