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von AnatolGogol
Agent
San Andreas (2015) - Brad Peyton
Katastrophenfilm reloaded: Peytons Wiederbelebung dieser klassischen 70er Jahre-Spielart des Spektakelkinos plündert story- und figurentechnisch äußerst ordentlich bei den Granden dieses Genres wie Posseidon Inferno, Flammendes Inferno oder Erdbeben. Entsprechend sollte man von dem Film keine größeren Überraschungen erwarten, da es sich strikt an die Regeln des Genres hält. Die oftmals hochwertig, zuweilen aber auch etwas in CGI-Overkill ausartende Tricktechnik und das ganz den klassischen amerikanischen Moralvorstellungen entsprechende Familien-Minidrama, welches den Hintergrund der Hauptfiguren bildet, erinnern dagegen eher an die Neo-Genrevertreter vom schwäbischen Blockbuster-König Roland Emmerich. Erfreulich ist der fast durchgängig hohe Unterhaltungswert des Films, was auch am einmal mehr sehr sympathischen Auftreten von Dwayne Johnson sowie dem wie immer formidabel agierenden Paul Giamatti liegt, aber in erster Linie an den spassig-spektakulär niederprasselnden Action-Destruktionen. In Bezug auf die Figuren und ihre Dialoge gilt es dagegen zumeist beide Augen (bzw. Ohren) zuzudrücken, da diese klischeehaft bis zum Anschlag daherkommen. Besonders der von Ioan Grufdudd gespielte Architekt und Quasi-Stiefvater von Johnsons Filmtöchterchen Alexandra Daddario ist ein feiger Klischeschurke wie aus dem Drehbuchschreiber-Bilderbuch. Auch muss man etwas bemängeln, dass der Film sein vorhersehbares Finale zu sehr ausufern lässt und hier etwas den unterhaltsamen Schwung der vorangegangenen drei Viertel verliert. Dafür bietet die letzte Szene mit ihrer "jetzt-erst-recht-Ärmelhochkrempel"-Stimmung vor wehendem Sternenbanner dann noch einen der (unfreiwillig) komischsten Momente des ganzen Films. Unterm Strich ein durchaus unterhaltsamer No-Brainer, der die Genreregeln nahezu sklavisch befolgt, aber dem trotz guter Momente dennoch der Charme der Originale abgeht und der etwas zu steril wirkt.
Wertung: 6,5 / 10
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"