Ich wollte hier jetzt auch einfach mal meinen Senf zu Iñárritus neuestem Film "The Revenant" dazu geben. Habe ihn mir direkt 3 Tage nach Premiere angesehen, weil eine Freundin so sehr davon geschwärmt hat. Und bin deswegen sogar bis in die nächst größere Stadt gefahren.
Bitte nur lesen, wer den Film schon gesehen hat.
The Revenant - Der Rückkehrer
Positiv:
Die Leistungen des Regisseurs, des Kameramanns, der Maskenbildner, der Kostümdesigner und der Schauspieler sind alle Top. Die wunderschöne Natur Kanadas wurde durch die Kamera perfekt eingefangen und hat mich einmal mehr darin bestärkt, Kanada eines Tages zu besuchen. Und auch die Kostüme der Schauspieler waren toll, sehr passend. Von den mehr als realistischen Kampfwunden mal ganz zu Schweigen, wirklich große Klasse!
Die Oscars für die Beste Kamera, das Beste Kostümdesign und das Beste Makeup hat dieser Film definitiv verdient (Zu bester Ton/Tonschnitt kann ich nicht so viel sagen, ehrlich gesagt läuft die Musik in meinem Kopf immer sehr im Hintergrund ab). Ob er ihn für den Besten Schnitt verdient hat? Ich weiß nicht so recht. Wirklich viel wurde am Film ja nicht geschnitten. Selbst der Bärenkampf, allgemein alle Kämpfe, wurden kaum bis gar nicht geschnitten (weswegen der Film wohl auch so lange dauert). Natürlich spricht das FÜR die Qualität des Films, aber nicht für einen Oscar in dieser Kategorie. Allein für den Bärenkampf sollte man The Revenant allerdings in Beste visuelle Effekte auszeichnen, unfassbar realistisch, da hat man richtig Gänsehaut bekommen!
Allgemein gesagt wurde mir in ziemlich vielen Szenen ziemlich flau in der Magengegend (Bärenkampf und die Verarztung danach, der Showdown zwischen den beiden Haupfiguren am Ende, der Indianerangriff zu Beginn...). Was wohl zeigt wie realistisch alles gemacht wurde. Da kann ich nur ein riesiges Lob aussprechen! (Erstaunlicherweiße hat es mir nichts ausgemacht, als er das Pferd ausgenommen hat
).
Den Schauspielern wurde sehr viel abverlangt, da zolle ich auch meinen größten Respekt davor. Was DiCaprio und Hardy da durchmachen mussten (Stimmt es, dass Leo 4 mal die Grippe hatte während den Dreharbeiten?) war vermutlich mehr als hart. Für die körperliche Angstrengung könnte man beiden den Oscar geben, aber teilweise muss ich bei DiCaprio die schauspielerische Leistung an sich bemängeln. Aber dazu unten mehr...
Negativ:
Der Film dauerte zu lange: Einige Passagen waren für mich wirklich sehr langweilig, ich mag DiCaprio als Schauspieler wirklich sehr gern, aber ich muss nicht Minuten am Stück sein regungsloses Gesicht sehen - und das öfters im Film. Teilweise waren die Naturaufnahmen auch zu ausführlich. Was nicht heißen soll, dass ich sie nicht mochte, aber man kann es auch übertreiben. All diese Sachen und dazu noch die Story, die eigentlich überhaupt nichts hergibt, haben den Film unnötig in die Länge gezogen, was ihn für mich auch etwas fad machte. Im Gegensatz dazu waren natürlich einige Szenen mehr als einprägsam (ich glaube jeder weiß, welche ich meine), ohne die gute Qualität dieser, wäre der Film nur halb so gut geworden.
Die Leistung DiCaprios sehe ich in meinem Augen höchstens bei 7/10. Ihm wurde viel abverlangt, was die meisten Punkte in meinem Ranking ausmacht, allerdings fand ich ihn schon arg emotionslos. Ich weiß, das liegt einfach hauptsächlich an der Rolle selbst, aber er hat schon bessere Leistungen abgeliefert. Für das, was er kann, hat die Rolle (und die Story) zu wenig hergegeben. Den Oscar hätte er für andere Filme eher verdient gehabt, als für diesen (Vielleicht kann man einen Oscar für "Die körperlich anstrengenste Filmrolle" einführen? Den hätte er!).
Bei Tom Hardy in etwa das selbe, obwohl ich ihn einen Tick abwechslungsreicher empfand. Er kann den Oscar bekommen, hab ich kein Problem mit.
Die Story hat, wie schon erwähnt, fast nichts hergegeben. Klar, so konnte man den Hauptaugenmerk auf die Survival-Sache legen, die auch wirklich gut gelungen ist, aber ich bin einfach auch ein Fan von Story und wurde hier deshalb arg enttäuscht. Ich verlange wirklich keine großen Storyplots und Verschwörungen vorn und hinten oder total tiefgründige Charaktere... Doch die Geschichte in The Revenant hat wirklich kein großes Lob verdient. Das sehen viele wahrscheinlich anders, weil andere Dinge im Film zu überragend waren, aber für mich ist das ein großer Kritikpunkt. Als schön empfand ich die Rückblicke in Glass' Leben und die abschließende Szene, als er Fitzgerald den Indianern übergibt. Es passieren schon die ein oder anderen Sachen, aber irgendwie nie etwas richtig überraschendes... Einzig als der Indianer, der Glass einige Zeit begleitet hatte, plötzlich am Baum hing, war ich etwas verblüfft.
Es ist natürlich schon erstaunlich wie sich Glass ins Leben zurück kämpft, aber das reicht für mich einfach nicht.
Fazit:
Mein Kinojahr hat durch diesen Film gut begonnen. Allerdings zähle ich ihn nicht zu besten Filmen, die ich jemals gesehen habe und er wird auch nicht der beste Film dieses Jahres für mich sein. Durch die langweilige Story hat The Revenant viel bei mir eingebüßt, viele andere Leistungen des Films waren dafür aber grandios. Wer auf Survival steht, sollte ihn auf jeden Fall anschauen! Wer Fan von Story und abwechslungsreichem Schauspiel ist, allerdings nicht zwingend. Aber dadurch, dass er so hoch gelobt wird, sollte man ihn als Kinofan zumindest gesehen haben. Bereuen tue ich es nicht.
7/10
The name's Bond, James Bond.