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von Casino Hille
'Q Branch' - MODERATOR
Die Rückkehr der Jedi-Ritter
Nach nur sechs Jahren endete schon im Jahre 1983 eine Filmtrilogie, die die Popkultur des 20. Jahrhunderts mehr beeinflusste als jede andere. Mit "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" führte Produzent George Lucas seine "Star Wars"-Saga zu einem Ende, die seit ihrem Erstling "Krieg der Sterne" zu diesem Zeitpunkt bereits eine beachtliche Anzahl von Fans auf mehreren Kontinenten angesammelt hatte. Irvin Kershner, welcher beim Mittelteil "Das Imperium schlägt zurück" den Regieposten übernommen hatte, musste für den krönenden Abschluss dem unbekannten Richard Marquand weichen. Wenngleich Kershners Abgang im Hinblick auf seine Arbeit beim zweiten Teil der Reihe künstlerisch erstmal als Verlust verzeichnet werden konnte, so kann man Lucas bescheinigen, dass er mit der Wahl Marquands goldrichtig lag. "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" ist ein action-bepackter und arg spannender Schlussakkord, der die Trilogie mit einem würdigen und angemessen gewaltigen Knall beendet.
Was "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" zu einem weiteren faszinierenden Kapitel der Star Wars Geschichte macht, ist die gelungene Art und Weise, wie er die Stilrichtungen seiner Vorgänger vereint. So glänzt besonders der Mittelteil auf dem bewaldeten Mond Endor in seiner ganzen Inszenierung und nicht zuletzt durch die flauschigen Ewok-Kreaturen mit jener kindlichen Naivität, welche "Krieg der Sterne" zum Kultklassiker machte, wohingegen das erste (und weite Teile des letzten) Drittel(s), in welchem Marquand den unbeschreiblichen Cliffhanger Kershners auflösen musste, noch viel von der bedrohlichen Düsternis atmet, die "Das Imperium schlägt zurück" auszeichnete. Besonders diese ersten vierzig Minuten sind einfach nur als perfekt zu bezeichnen. Mit spielerischer Leichtigkeit schafft Marquand in Jabba The Hutts Wüstenpalast eine Atmosphäre, die ihres Gleichen sucht, etabliert eine Vielzahl an skurillen und lebendigen Gestalten (in erster Linie natürlich Jabba The Hutt selbst), zeigt nahezu alle liebgewonnen Charaktere in neuen Konstellationen (C-3PO und R2-D2 als missbrauchte Spielbälle, Han Solo als hilflosen Gefangenen und Leia als (man höre und staune!) erotische Sklavin). Grandios wird es aber erst so richtig mit dem Auftreten von Mark Hamill als (nun abgeschlossener) Jedi Luke Skywalker. Hamills authoritäre Ruhe und seine äußerlich zugewonnene Reife lassen den vollendeten Lehrgang seiner Figur zum Jedi-Ritter vollkommen überzeugend wirken und verleihen ihm die volle Aufmerksamkeit. Wenn all das nach einer halben Stunde in einem famosen Action-Spektakel unter vorzüglicher Musik-Untermalung von John Williams mündet, kann im Kinosaal mit großem Applaus gerechnet werden, derart mitreißend ist das Publikum ins Geschehen involviert!
Der Mittelteil erlaubt dem Zuschauer dann scheinbar, durchzuatmen, doch die erneuten Szenen mit der immer noch fantastischen Yoda-Figur, Alec Guinness, welcher noch einmal den Obi-Wan Kenobi gibt oder Ian McDiarmid, der als diabolischer Imperator und Vorgesetzter von Darth Vader neu zum Cast hinzu stößt, warten mit weiteren Überraschungen, Wendungen und Entwicklungen auf, wodurch die Handlung niemals stillzustehen scheint. Das bunte Geschehen auf Endor ist zudem konzeptionell eine tolle Idee: Während die putzigen Ewoks zuerst den Eindruck erwecken, der Film würde nun einen humorigeren Weg einschlagen, schwebt durch das immer wieder eingewobene Einbinden des Treibens des Imperiums auf dem neuen Todesstern stets der Schleier der Bedrohlichkeit über den Szenen des Trios Luke, Leia und Han. Eingeleitet durch die schicksalshafte Enthüllung am Ende des Vorgängers kann Marquand hier auch ganz aus den erzählerischen Vollen schlüpfen und erlaubt sich, die Dynamik des Trios zu Gunsten der Skywalkers auf den Kopf zu stellen und mit einer zusätzlichen Verbindung zweier Parteien auch mit vorher aufgebautem zu brechen. Gerade solche Kniffe jedoch erscheinen notwendig, um die Konsequenz zu wahren, die "Das Imperium schlägt zurück" etablierte und auch die eingeführte Tragik auf ihren Höhepunkt zusteuern zu lassen, welche der aufgeschlagene Handlungsbogen zwangsweise mit sich brachte. Natürlich gelingt der Mix aus Dramatik und Humor nicht immer, vor allem weil in letzterem Falle sich die Regie leider oft etwas zu sehr zu plumpem Slapstick hinreißen lässt, doch von diesen Momenten abgesehen, ist die inhaltliche Entwicklung, welche "Star Wars" in nur 2 1/2 Filmen durchlebt hat schon eine sehr beachtliche.
Für das letzte Drittel trennt Marquand Luke erneut von den anderen Helden ab und entwirft für den halbstündigen Action-Showdown gleich drei Fixpunkte, die allesamt gleichermaßen auf ihren Klimax zusteuern. Dies erlaubt ihm, alle drei Vorzüge der Star Wars Trilogie zu vereinen. In einer packenden Luftschlacht um den neuen Todesstern (die inszenatorisch Gott sei Dank nie an die ähnlichen Szenen des Schlussteils von "Krieg der Sterne" erinnern) entfesselt er ein Actioninferno aller erster Güte, in dem die Effektschmiede und die Modellarbeiter noch einmal alles zeigen, was sie können und welches exzellent geschnitten wurde. Auf Endor gestattet er Carrie Fisher und Harrison Ford noch einmal ein paar tolle Dialogfetzen (obwohl es sehr schade ist, dass ausgerechnet Ford im dritten Film eigentlich kaum noch etwas zu tun bekommt) und die Schlacht zwischen den kleinen unscheinbaren Ewoks und den mächtigen Stormtroopern des Imperiums (die in ihrer Symbolgewalt stellvertretend für die Botschaft des Franchises steht) erscheint ein wenig wie der amüsante und dennoch spannende Gegenentwurf zur Hoth-Apokalypse aus Kershners Film. Auf dem Todesstern stellt sich Luke hingegen ein zweites Mal Darth Vader und auch dem Imperator selbst, wobei er den eigenen Kampf wieder einmal gegen sich selbst austragen muss. Herausragend verbindet Marquand alle drei Showdowns miteinander, schafft viele kleine Cliffhanger und findet einen absolut befriedigenden Abschluss, der keine Wünsche offen lässt. Wie genau dieser ausschaut, soll aber natürlich nicht verraten werden.
Fazit: Da das "Das Imperium schlägt zurück" gefühlt bereits alles an Inhalt, Philosophie und Symbolbedeutung herausholte, was aus "Star Wars" rauszuholen war, gestalteten Lucas und Marquand den Abschluss der Trilogie als Actionspektakel der Spitzenklasse. Kleine Schwächen (wie den manchmal zu albernen Humor und die etwas enttäuschende Entwicklung der Han Solo Figur) fallen daher Gott sei Dank nur wenig ins Gewicht und wer sich dem Bombast hingeben kann, wird mit einer der denkwürdigsten Schlachten des Genres belohnt. Möge die Macht mit euch sein!
9/10
Gibt es eigentlich eine größere Frechheit in der Filmgeschichte als die Special Edition von ROTJ? Ich mochte ja die grenzwertigen Änderungen bei KdS und TESB schon nicht gut heißen, aber was man hier veranstaltet hat (besonders in Jabbas Palast mit dieser abscheulichen Musical-Nummer, dem neuen Monster in dieser Wüstengrube und dann später in der letzten Szene des Filmes) ist der pure Hohn und ein deftiger Schlag in die Fresse jedes Star Wars Fans. Einfach nur beschämend, peinlich und das allerletzte! Man kann wirklich nur jedem raten: Besorgt euch irgendwie die alte Version und genießt das einzig wahre Original. 0/10 Punkte für diese Verschlimmbesserung.
https://filmduelle.de/
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Let the sheep out, kid.