Gestern habe ich das Twin Peaks Prequel Fire walk with me gesehen und ich kann nun zumindest ansatzweise verstehen, weshalb der Film bei seiner Premiere auf dermassen negative Resonanz, gerade von Fans der Serie gestossen ist. Fire walk with me fühlt sich erstaunlich wenig nach Twin Peaks an, viele der beliebten und prägenden Charaktere aus der Serie fehlen und die übrigen haben im Film nur wenig zu melden, vor allem der charismatische und von MacLachlan toll gespielte Agent Cooper muss sich mit einer Handvoll Cameos zufrieden geben. Die alleinige Hauptfigur ist Laura Palmer, die wiederum in der Serie nie persönlich in Erscheinung getreten ist und daher zunächst nicht vertraut erscheint, obwohl man als Twin Peaks Kenner eigentlich fast alles über sie weiss. Zudem fehlen in Fire walk with me die skurrilen und humorvollen Elemente, die in der Serie immer einen Kontrast zur surrealen Horrorgeschichte bilden, die den Film komplett einnimmt. Wenn man sich aber darauf einlässt, dass Fire walk with me keine überlange Zusatzfolge der Serie darstellt sondern ein von dieser inspirierter und lose darauf aufbauender Spielfilm dann wartet starke Unterhaltung. Die fragmentarische und klaustrophobische Dramaturgie intensiviert sich immer mehr und bebildert gekonnt das höllische und labyrinthische Leben, das Laura Palmer durchstehen muss. Die letzte halbe Stunde, in welcher der in der Serie von den Ermittlern sorgsam rekonstruierte Mordfall sowie ein weiterer bizarrer Trip in die Black Lodge in aller Ausführlichkeit gezeigt werden, ist brillantes Kino, das ausschliesslich über Lynchs faszinierende Bilder und Badalamentis beklemmende Musik funktioniert. Ein höllischer visueller Sturm vom Feinsten.
8 / 10
Re: Die Filme des David Lynch
47Daumen hoch, Goldi.
Schade fand ich, dass Lara Flynn Boyle nicht mitspielt und durch eine andere Schauspielerin ersetzt wurde.
Schade fand ich, dass Lara Flynn Boyle nicht mitspielt und durch eine andere Schauspielerin ersetzt wurde.
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Früher war mehr Atombombe
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Re: Die Filme des David Lynch
49Ja, wirklich schade, aber Moira Kelly hat ihre Sache immerhin gut gemacht, da lässt sich ihr nichts vorwerfen auch wenn die Umbesetzung natürlich sehr ungewohnt war. "Schlimmer" fand ich eher dass Cooper in seinen wenigen Momenten völlig blass blieb und nichts von dem exzentrischen Humor, den er sonst in der Serie so exzellent verkörpert zeigen durfte.DonRedhorse hat geschrieben:Daumen hoch, Goldi.
Schade fand ich, dass Lara Flynn Boyle nicht mitspielt und durch eine andere Schauspielerin ersetzt wurde.
Lost Highway und Blue Velvet liegen jetzt übrigens auch schon bereit.
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Re: Die Filme des David Lynch
50Bei Fire Walk With Me habe ich immer das Gefühl gehabt das da sehr viel mehr Material gedreht wurde, und hatte damals gehofft, daß da eventuell dann im TV eine mehrteilige längere Fassung läuft.
Tatsächlich enthält die neue TP Box ja auch eine sehr große Anzahl von Deleted Scenes, die ich aber noch nicht gesehen habe.
Der Anfang von FWWM ist ja noch in demselben langsamen Rhythmus wie die Serie, aber wenn sie dann in den Ort wechselt wird alles schnell und hektisch, was mit zunächst überhaupt nicht gefallen hat, aber mittlerweile gefällt mir der Film auch.
Auf der Dutube kann man die sicherlich sehen.
Tatsächlich enthält die neue TP Box ja auch eine sehr große Anzahl von Deleted Scenes, die ich aber noch nicht gesehen habe.
Der Anfang von FWWM ist ja noch in demselben langsamen Rhythmus wie die Serie, aber wenn sie dann in den Ort wechselt wird alles schnell und hektisch, was mit zunächst überhaupt nicht gefallen hat, aber mittlerweile gefällt mir der Film auch.
Auf der Dutube kann man die sicherlich sehen.
Re: Die Filme des David Lynch
51Die Anfangsszene mit den beiden FBI-Agenten ist schon sehr interessant und es dauert ja nicht lange, bis sich der Film ins Übernatürliche und Abstrakte stürzt. Ach und Lynch als schwerhöriger Boss ist immer wieder ein Genuss.
Die Black Lodge Szenen werden aber immer wirrer (sind aber atmosphärisch und visuell eine Wucht). "I am the arm and I sound like this". Wie?
Die Black Lodge Szenen werden aber immer wirrer (sind aber atmosphärisch und visuell eine Wucht). "I am the arm and I sound like this". Wie?
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Re: Die Filme des David Lynch
52Ich sagte ja, das TP Universum wird durch den Film noch geheimnisvoller statt übersichtlicher.
Re: Die Filme des David Lynch
53Legst du das für dich positiv oder negativ aus?Maibaum hat geschrieben:Ich sagte ja, das TP Universum wird durch den Film noch geheimnisvoller statt übersichtlicher.
https://filmduelle.de/
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Re: Die Filme des David Lynch
54Weder noch. Aber es war vielleicht auch mit ein Grund warum der Film anfangs so negativ aufgenommen wurde. Wer sich ein paar Antworten erhoffte bekam noch mehr Fragen.
Re: Die Filme des David Lynch
55Für mich ist es eigentlich positiv, das Kryptische und Unerklärliche ist es, was Lynch ausmacht.
Maibaum, was denkst du über eine Rückkehr von BOB und Konsorten in der kommenden Fortsetzung? Frank Silva ist ja leider tot, ich habe aber vor kurzem irgendwo im Netz Bilder von ähnlich aussehenden Schauspielern gesehen, die ihn ersetzen könnten. Und die Darsteller von MIKE und dem Zwerg sind denke ich heute auch uralt, was der irgendwie zeitlos wirkenden Lodge-Welt widerspricht. Jedoch, jetzt wo ich darüber nachdenke gibt es gerade deswegen genügend Potential für allerlei verrückte Sachen... Ach, ich bin wahnsinnig gespannt, was Lynch daraus macht.
Spoiler
Dass sämtliche Gesetze von Zeit, Raum, Physik und Logik in der Black Lodge keine Gültigkeit besitzen ist ja mittlerweile sonnenklar. Was mich mehr beschäftigt ist die Motivation des Zwerges, der ja zunächst gegen BOB zu arbeiten scheint, später aber immer ganz böse und verschwörerisch mit ihm rumhängt. Andererseits könnte man ja aus den Aussagen des Films schliessen dass der Zwerg der abgetrennte "Böse Arm" von MIKE ist, inklusive sein "Tattoo der teuflischen Berührung" dass er loswerden wollte, nachdem er "Gottes Gesicht" gesehen hat. Solche Sachen muss man sich erst einmal einfallen lassen...
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Re: Die Filme des David Lynch
56Da laß ich mich überraschen. Ich habe da momentan keine spezifischen Erwartungen. Aber Bob und der Zwerg werden schwer zu ersetzten sein.
Obwohl, heutzutage kann man ja so etwas digital herstellen dank der großartigen CGI Technik.
Für mich war z.B. der junge Jeff Bridges in Tron 2 absolut überzeugend.
Obwohl, heutzutage kann man ja so etwas digital herstellen dank der großartigen CGI Technik.
Für mich war z.B. der junge Jeff Bridges in Tron 2 absolut überzeugend.
Re: Die Filme des David Lynch
57Blue Velvet (1986, David Lynch)
Blue Velvet ist ein lupenreiner Neo-Noir-Thriller, mit dem Regisseur David Lynch nach seinem bei Publikum und Kritik sang- und klanglos gescheiterten Sci-Fi-Epos Dune der endgültige Durchbruch in den Vereinigten Staaten gelang. Die Story handelt von einem jungen Studenten, mal wieder gespielt von Lynchs Stammprotagonisten Kyle MacLachlan, der auf einer Wiese inmitten einer idyllischen Kleinstadt ein abgetrenntes Ohr findet und dem Fall aus Neugier und Abenteuerlust selber nachgeht, wobei er immer tiefer in einen Strudel aus Gewalt, Sex und Horror gerät. Lynch peppt diese Prämisse durch sein gewohnt exzellentes Gespür für Stimmung, Inszenierung, Bildsprache und Ton ordentlich auf und kitzelt eine enorm spannende Wirkung aus der Geschichte. Dabei arbeitet er geschickt mit erzählerischen Tricks, voyeuristischen Blickwinkeln, stilvoller Farbgebung, einer hervorragenden Kameraarbeit und dem rundum passenden Score aus der Feder von Angelo Badalamenti, und lädt seine Geschichte nicht gerade zimperlich mit Erotik und Gewalt auf, was aber nie geschmackslos wirkt sondern sich durch die kunstvolle Stilisierung stimmungsvoll in den Film einfügt. Übernatürliche Elemente und offensichtliche Brüche mit der Realitätsebene wie in einigen seiner späteren Arbeiten sucht man hier vergebens, stattdessen ist Blue Velvet subtil mit einer traumartigen und geheimnisvollen Atmosphäre untermalt. Eines der Highlights des Films ist auch Dennis Hopper, dessen überzeichnete Schurkendarbietung hier viel besser reinpasst als in das Keanu-Reeves-Vehikel Speed, und der obwohl er an der Grenze zur Karikatur spielt stets so gefährlich wirkt, dass einem das Lachen im Hals steckenbleibt. Blue Velvet erreicht somit für mich nicht die Wirkung von Twin Peaks oder auch Mulholland Drive, eine Perle ist der Film aber allemal.
Wertung: 9 / 10
Blue Velvet ist ein lupenreiner Neo-Noir-Thriller, mit dem Regisseur David Lynch nach seinem bei Publikum und Kritik sang- und klanglos gescheiterten Sci-Fi-Epos Dune der endgültige Durchbruch in den Vereinigten Staaten gelang. Die Story handelt von einem jungen Studenten, mal wieder gespielt von Lynchs Stammprotagonisten Kyle MacLachlan, der auf einer Wiese inmitten einer idyllischen Kleinstadt ein abgetrenntes Ohr findet und dem Fall aus Neugier und Abenteuerlust selber nachgeht, wobei er immer tiefer in einen Strudel aus Gewalt, Sex und Horror gerät. Lynch peppt diese Prämisse durch sein gewohnt exzellentes Gespür für Stimmung, Inszenierung, Bildsprache und Ton ordentlich auf und kitzelt eine enorm spannende Wirkung aus der Geschichte. Dabei arbeitet er geschickt mit erzählerischen Tricks, voyeuristischen Blickwinkeln, stilvoller Farbgebung, einer hervorragenden Kameraarbeit und dem rundum passenden Score aus der Feder von Angelo Badalamenti, und lädt seine Geschichte nicht gerade zimperlich mit Erotik und Gewalt auf, was aber nie geschmackslos wirkt sondern sich durch die kunstvolle Stilisierung stimmungsvoll in den Film einfügt. Übernatürliche Elemente und offensichtliche Brüche mit der Realitätsebene wie in einigen seiner späteren Arbeiten sucht man hier vergebens, stattdessen ist Blue Velvet subtil mit einer traumartigen und geheimnisvollen Atmosphäre untermalt. Eines der Highlights des Films ist auch Dennis Hopper, dessen überzeichnete Schurkendarbietung hier viel besser reinpasst als in das Keanu-Reeves-Vehikel Speed, und der obwohl er an der Grenze zur Karikatur spielt stets so gefährlich wirkt, dass einem das Lachen im Hals steckenbleibt. Blue Velvet erreicht somit für mich nicht die Wirkung von Twin Peaks oder auch Mulholland Drive, eine Perle ist der Film aber allemal.
Wertung: 9 / 10
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Re: Die Filme des David Lynch
58Sehr schön. Ein Film, den ich lange nicht mehr gesehen habe. Muss dringen meine Lynch-Sammlung vervollständigen.
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Re: Die Filme des David Lynch
59Lost Highway (1997, David Lynch)
Ein weiterer stilisierter Neo-Noir-Mysterythriller aus dem exzentrischen Schaffen des David Lynch! In Lost Highway erzählt der Meister des Surrealen und des Bizarren zunächst die kuriose Geschichte eines Ehepaares das eine gelinde gesagt angespannte Beziehung pflegt und von einem merkwürdigen Stalker heimgesucht wird. Im weiteren Verlauf schlägt die Geschichte diverse radikale Richtungswechsel ein, wobei Lynch den Handlungsrahmen ähnlich wie im vier Jahre später entstandenen Mulholland Drive immer wieder durch überraschende Brüche mit der erzählerischen Logik auf den Kopf stellt. Auch in Lost Highway kommen Halluzinationen, Albträume und ein morbides Spiel Ängsten und dem Übernatürlichen zum Zuge, seinen wichtigsten Trumpf bewahrt sich der Meister aber bis ganz zum Ende auf, wenn er einem mit einem überraschenden Zeit-Paradoxon jeglichen Boden unter den Füssen raubt und eine erneute Sichtung im Prinzip gleich wieder voraussetzt. Natürlich gibt es auch hier wieder eine kryptische und anscheinend ausserweltliche Figur, die hinter den Kulissen von Traum und Realität agiert und ein übergeordnetes Wissen zu besitzen scheint: Robert Blake als verschrobener und gespenstischer Mephisto mit Videokamera, der aus dem Nichts zu kommen scheint und in einer brennenden Hütte in der Wüste haust. Solch surreale und denkwürdige Charaktere kann fast nur ein David Lynch erschaffen.
Etwas hebt den Film trotz der vielen Parallelen und der unverkennbaren Handschrift von anderen lynchianischen Werken ab: Lost Highway ist quasi Mulholland Drive mit einer Prise Twin Peaks auf Kokain. Der Film ist audiovisuell geradezu aggressiv und brachial. Die surrealen Sequenzen und immer wieder eingewobenen halluzinogenen Albtraumschnipsel sind verzerrt und pulsieren in grellen Farben, dazu donnert ein wilder Soundtrack irgendwo zwischen Badalamenti und Rammstein. Lynch gelingen zwar besonders in der ersten Hälfte auch viele ruhige und effektvoll spannungserzeugende Passagen, in der zweiten Hälfte dagegen folgt ein grotesker, stilisierter, verstörender und rockiger Paukenschlag auf den Nächsten. Beide Teile zusammen ergeben ein auswegloses filmisches Labyrinth, dessen Bilder noch lange im Kopf haften bleiben.
Wertung: 9 / 10
Ein weiterer stilisierter Neo-Noir-Mysterythriller aus dem exzentrischen Schaffen des David Lynch! In Lost Highway erzählt der Meister des Surrealen und des Bizarren zunächst die kuriose Geschichte eines Ehepaares das eine gelinde gesagt angespannte Beziehung pflegt und von einem merkwürdigen Stalker heimgesucht wird. Im weiteren Verlauf schlägt die Geschichte diverse radikale Richtungswechsel ein, wobei Lynch den Handlungsrahmen ähnlich wie im vier Jahre später entstandenen Mulholland Drive immer wieder durch überraschende Brüche mit der erzählerischen Logik auf den Kopf stellt. Auch in Lost Highway kommen Halluzinationen, Albträume und ein morbides Spiel Ängsten und dem Übernatürlichen zum Zuge, seinen wichtigsten Trumpf bewahrt sich der Meister aber bis ganz zum Ende auf, wenn er einem mit einem überraschenden Zeit-Paradoxon jeglichen Boden unter den Füssen raubt und eine erneute Sichtung im Prinzip gleich wieder voraussetzt. Natürlich gibt es auch hier wieder eine kryptische und anscheinend ausserweltliche Figur, die hinter den Kulissen von Traum und Realität agiert und ein übergeordnetes Wissen zu besitzen scheint: Robert Blake als verschrobener und gespenstischer Mephisto mit Videokamera, der aus dem Nichts zu kommen scheint und in einer brennenden Hütte in der Wüste haust. Solch surreale und denkwürdige Charaktere kann fast nur ein David Lynch erschaffen.
Etwas hebt den Film trotz der vielen Parallelen und der unverkennbaren Handschrift von anderen lynchianischen Werken ab: Lost Highway ist quasi Mulholland Drive mit einer Prise Twin Peaks auf Kokain. Der Film ist audiovisuell geradezu aggressiv und brachial. Die surrealen Sequenzen und immer wieder eingewobenen halluzinogenen Albtraumschnipsel sind verzerrt und pulsieren in grellen Farben, dazu donnert ein wilder Soundtrack irgendwo zwischen Badalamenti und Rammstein. Lynch gelingen zwar besonders in der ersten Hälfte auch viele ruhige und effektvoll spannungserzeugende Passagen, in der zweiten Hälfte dagegen folgt ein grotesker, stilisierter, verstörender und rockiger Paukenschlag auf den Nächsten. Beide Teile zusammen ergeben ein auswegloses filmisches Labyrinth, dessen Bilder noch lange im Kopf haften bleiben.
Wertung: 9 / 10
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Re: Die Filme des David Lynch
60Wie sieht der denn aus?GoldenProjectile hat geschrieben:Lost Highway (1997, David Lynch)
Ein weiterer stilisierter Neo-Noir-Mysterythriller aus dem exzentrischen Schaffen des David Lynch! In Lost Highway erzählt der Meister des Surrealen und des Bizarren zunächst die kuriose Geschichte eines Ehepaares das eine gelinde gesagt angespannte Beziehung pflegt und von einem merkwürdigen Stalker heimgesucht wird. Im weiteren Verlauf schlägt die Geschichte diverse radikale Richtungswechsel ein, wobei Lynch den Handlungsrahmen ähnlich wie im vier Jahre später entstandenen Mulholland Drive immer wieder durch überraschende Brüche mit der erzählerischen Logik auf den Kopf stellt. Auch in Lost Highway kommen Halluzinationen, Albträume und ein morbides Spiel Ängsten und dem Übernatürlichen zum Zuge, seinen wichtigsten Trumpf bewahrt sich der Meister aber bis ganz zum Ende auf, wenn er einem mit einem überraschenden Zeit-Paradoxon jeglichen Boden unter den Füssen raubt und eine erneute Sichtung im Prinzip gleich wieder voraussetzt. Natürlich gibt es auch hier wieder eine kryptische und anscheinend ausserweltliche Figur, die hinter den Kulissen von Traum und Realität agiert und ein übergeordnetes Wissen zu besitzen scheint: Robert Blake als verschrobener und gespenstischer Mephisto mit Videokamera, der aus dem Nichts zu kommen scheint und in einer brennenden Hütte in der Wüste haust. Solch surreale und denkwürdige Charaktere kann fast nur ein David Lynch erschaffen.
Sehr schön.GoldenProjectile hat geschrieben: Etwas hebt den Film trotz der vielen Parallelen und der unverkennbaren Handschrift von anderen lynchianischen Werken ab: Lost Highway ist quasi Mulholland Drive mit einer Prise Twin Peaks auf Kokain.
Da ist noch Luft nach oben. Schöne Beschreibung. Habe den Film bestimmt schon fünf Jahre nicht mehr gesichtet, wird also Zeit. Wie hat Dir Patrica Arquette gefallen?GoldenProjectile hat geschrieben: Der Film ist audiovisuell geradezu aggressiv und brachial. Die surrealen Sequenzen und immer wieder eingewobenen halluzinogenen Albtraumschnipsel sind verzerrt und pulsieren in grellen Farben, dazu donnert ein wilder Soundtrack irgendwo zwischen Badalamenti und Rammstein. Lynch gelingen zwar besonders in der ersten Hälfte auch viele ruhige und effektvoll spannungserzeugende Passagen, in der zweiten Hälfte dagegen folgt ein grotesker, stilisierter, verstörender und rockiger Paukenschlag auf den Nächsten. Beide Teile zusammen ergeben ein auswegloses filmisches Labyrinth, dessen Bilder noch lange im Kopf haften bleiben.
Wertung: 9 / 10
Spoiler
Wie interpretierst Du die Verwandlung von Fred zu Pete und von Renee zu Alice? Nur ein Fiebertraum von Fred, der im Gefängnis sitzt? Oder eine 2. Chance für Fred, die er wieder vergeigt? Ich glaube ja, dass Renne, Alice und der Mystery Man ein und dieselbe Person sind!
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