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von 00T
Agent
Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt(2007)
Nachdem der zweite Teil der Reihe ins Kino gebracht worden war, drehte man schnell den dritten Teil weiter, der das Ende des so abrupt beendeten zweiten Teils bilden sollte. So waren natürlich auch alle vorigen Mitglieder der Filmcrew dabei. Man wollte den Film noch spektakulärer machen, indem man noch mehr Schlachten und Charaktere zeigte. Doch auch hier zeigte sich mal wieder: Manchmal ist weniger doch mehr.
Die Locations und Sets des Films machen alle eine gute Figur und wissen auf jeden Fall zu gefallen, sie sind allesamt toll gestaltet. Dazu kommt Hans Zimmers großartiger Soundtrack, der einer der großen Trümpfe des Films ist. Zu jeder Szene ist das passende Thema da, egal ob ruhige Melodie oder Erweiterungen des Hauptthemas in Kämpfen oder Schlachten.
Die Handlung des Films lässt leider einiges zu wünschen übrig. Anfangs noch konstant auf ein Ziel fokussiert, verliert sich der Film später in so vielen Nebenhandlungen, dass eine Haupthandlung überhaupt nicht mehr auszumachen ist, da die Jagd nach Davy Jones Herz zwischenzeitlich wirklich vergessen worden scheint. Dazu weiß man selbst bei den Helden nicht immer, wer auf welcher Seite steht.
Ein weiterer Trumpf des Films sind die tollen Darsteller. Johnny Depp kann als Jack Sparrow erneut begeistern und es ist eine Freude, ihm zuzusehen. Noch mehr allerdings, wenn er mit Geoffrey Rush zusammenspielt, der seinen Barbossa wieder herrlich spielfreudig und hinterlistig darstellt und richtig glänzt. Orlando Bloom überzeugt ebenfalls als Will Turner und Keira Knightley macht ihre Sache ebenfalls sehr gut. Tom Hollander, der hier der eigentliche Bösewicht ist, stellt Lord Cutler Beckett so arrogant und fies dar, dass er ganz klar der Unsympathieträger wird und kann auf jeden Fall überzeugen. Leider hat Bill Nighy das Nachsehen und wird als Davy Jones in diesem Teil so was von verschenkt. Im zweiten Teil ein bedrohlicher Bösewicht, ist er hier nur ein besserer Handlanger, der Beckett ganz klar unterliegt und nur in der letzten Schlacht hat er etwas Raum, sich zu entfalten. Ebenfalls verschenkt sind Jonathan Pryce und Jack Davenport, die leider viel zu früh abtreten und so kaum zur Geltung kommen. Das hätte man anders machen müssen.
Gleich am Anfang des Films wird ein neuer Pirat vorgestellt: Sao-Feng, ein chinesischer Piratenfürst. Bei ihm in Singapur will man ein Schiff besorgen sowie Karten, um Jack Sparrow vom Grund des Meeres zurückzuholen. Dabei werden sie aber verraten und es entbrennt eine hitzige Schlacht in Singapur, die gut inszeniert ist und überzeugt.
Nun reist man zum Ende der Welt, die Fahrt zieht sich allerdings etwas hin, auch wenn man zwischendurch noch sieht, wie Beckett über Davy Jones befiehlt.
Dann, am Grund des Meeres, sieht man Jack Sparrow, der halluziniert und mit ganz vielen Ichs spricht. Und dazu sind um sein Schiff herum auch noch lauter seltsame Steinkrabben.Da fragt man sich doch: Was soll das? Die Szenen kommen einem doch arg albern vor und auch die ziehen sich viel zu lange hin und damit den Film in unnötige Länge. Und das schlimmste ist, dass man es nicht dabei belassen hat, sie nur in dieser Szene zu zeigen, sondern auch später noch Sparrow mit seinen Ichs philosophieren lassen. Das war schlichtweg überflüssig und nervig.
Man holt Jack zurück und versucht, aus dem Reich der Toten zu entkommen. Dabei begegnet man Elizabeths Vater, der in einem Boot ins Reich der Toten gleitet. So gut und düster die Szene auch inszeniert ist, hat man den Charakter von Gouverneur Swann viel zu früh sterben lassen und sein Tod wird später auch nur noch einmal erwähnt.
Die Idee, wie man aus dem Reich der Toten entkommt, ist gut und das Drehen des Schiffes überzeugt.
Nun ist man zurück und mit der Handlung geht es bergab. Will hat Jack an Sao-Feng und Beckett verkauft und will die Black Pearl. Aber Sao-Feng hintergeht ihn, weil er das Schiff haben möchte. Aber dann wird er wiederum von Beckett hintergangen, der das Schiff für sich nimmt.
In einer guten Szene fliehen Jack, die Crew und Sao-Feng mit der Black Pearl und Sao-Fengs Schiff, um den Piratenrat einzuberufen. Das geschieht, um Calypso, die Meeresgöttin, aus ihrer menschlichen Hülle zu befreien, damit sie aus Dankbarkeit mit den Piraten gegen Becket und Co. kämpft. Sao-Feng glaubt, Elizabeth sei die Göttin und nimmt sie mit. Jack hat allerdings mit Beckett ein Geschäft gemacht, das ihm seine Freiheit garantiert, wenn er ihn zum Piratenrat führt. Klar soweit?
Die Flying Dutchman greift allerdings Sao-Feng an und tötet diesen. Elizabeth wird zum Capt´n erklärt. Davy Jones nimmt sie gefangen, aber Norrington befreit sie. Die Szene, in der er sich für Elizabeth opfert und von Stiefelriemen-Bill getötet wird, ist gut gemacht und gespielt, jedoch hat man auch hier viel zu viel Potenzial der Figur verschenkt. Da hätte man mehr daraus machen müssen.
Währenddessen hat Jack Will vom Schiff gestoßen und dieser ist nun bei Cutler Beckett. Man erfährt, dass Davy Jones Calypso geliebt hat, aber sie auch verraten hat, indem er dem Piratenrat gezeigt hat, wie man sie bannt. Auch erfährt man, dass Tia Dalma Calypso ist.
Die Versammlung des Rates weiß zu gefallen. Sei es das Prügeln während der Versammlung, Jacks Vater, der den Codex vorliest oder die Abstimmung, bei der Elizabeth Swann zur Piratenkönigin gewählt wird.
Jack wird bei Verhandlungen mit Beckett gegen Will ausgetauscht, weil er diesen zum Rat geführt hat.
Calypso wird befreit in einer sehr imposant inszenierten Szene, die allerdings keine Handlungsrelevanz hat bis auf die Tatsache, dass es für den Showdown ein richtig schönes Unwetter und einen Strudel gibt.
Alle Piratenfürsten ziehen in die Schlacht und in dem Strudel liefern sich die Black Pearl und die Flying Dutchman ein großes Seegefecht. Diese Endschlacht ist sehr gut inszeniert und die einzelnen Kämpfe mit dem Schwingen an den Tauen überzeugen sehr. Auch darf Davy Jones hier nochmal als Endgegner sich etwas mehr entfalten, wenn auch nicht allzu sehr.
In dem Gemetzel gibt es zudem noch die recht amüsante Szene, in der Barbossa Will und Elizabeth traut, während sie kämpfen.
Am Ende tötet Davy Jones Will und Will tötet Davy Jones, indem er dessen Herz ersticht. So stirbt Davy Jones und Will wird der neue Capt´n der Flying Dutchman.
Zuletzt wird noch das Schiff von Lord Beckett zerstört und Becketts Tod ist wirklich sehr gut inszeniert, wie er die Treppe heruntergeht, während um ihn herum alles explodiert und er am Ende selbst explodiert.
Das Ende überzeugt dann auch nochmal, sowohl das Ende um Elizabeth, Will und deren Kind als auch das Ende zwischen Jack, Barbossa und den Plänen für die Quelle der ewigen Jugend. Das ist ganz im Sinne des ersten Karibik-Abenteuers und zeigen, wie der ganze Film hätte aufgebaut sein sollen.
Das Ende des Piraten-Zweiteilers muss leider als Enttäuschung angesehen werden. Zweifellos hat der Film seine guten Seiten: Die Darsteller leisten so gute Arbeit, wie sie können, die Locations und Sets sind großartig, die Actionszenen sind klasse und der Soundtrack von Hans Zimmer ist einfach genial. Leider ist der ganze Rest des Films wirklich enttäuschend. Die Handlung hängt sich selbst auf, es gibt zu viele Albernheiten und es ist nicht zu glauben, wie viel Potenzial man bei einigen Szenen und Charakteren vergeudet hat. Und so ist es auch leider so, dass, wenn der Abspann mit Zimmers flottem Soundtrack über den Bildschirm flimmert, man froh ist, dass der Film vorbei ist.
Punkte: (5/10)
"East, West, just points of the compass, each as stupid as the other."
(Joseph Wiseman in Dr. No)