Wie bewertet ihr den Roman LALD?

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3/10 (Keine Stimmen)
4/10
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (22%)
5/10 (Keine Stimmen)
6/10
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (22%)
7/10
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (11%)
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Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (22%)
10/10 (Keine Stimmen)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 9

Re: Romanbesprechung: Live And Let Die (Fleming)

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Buchreview zu „James Bond 02: Leben und Sterben Lassen“

Im Original „Live and Let Die“ von Ian Fleming in der Neuübersetzung von Cross-Cult aus dem Jahr 2012 nach der Erstveröffentlichung im Jahre 1954

„James Bond 02. Leben und Sterben Lassen“ ist das 2. Bondbuch und der 2. Roman von Ian Fleming

Mein Ranking entwickelt sich von Buch zu Buch in der Nachbetrachtung. Nach folgendem Stand würde ich wie folgt ranken:

1. Casino Royale
2. Leben und Sterben Lassen
3. Diamantenfieber

Worum geht es in „Leben und Sterben Lassen“ ?:

Mr. Big hat sich durch die Macht des Vodoos ein extrem effizientes Untergrundnetzwerk in den USA geschaffen. Als Spion der Russen und mit einem entsprechenden Zugang zu einem alten Piratenschatz finanziert er mit dem Goldschmuggel die sowjetische Spionage in den USA. Da dies dem britischen Geheimdienst ein Dorn im Auge ist, wird Bond darauf angesetzt.

Kapitelverzeichnis der deutschen Version 2012:

1. Der Rote Teppich
2. Gespräch mit M
3. Eine Visitenkarte
4. Das große Schaltbrett
5. Niggerhimmel
6. Tisch Z
7. Mister Big
8. Kein Sinn für Humor
9. Wahr oder falsch ?
10. Der Silver Phantom
11. Allumeuse
12. Die Everglades
13. Tod eines Pelikans
14. Etwas das ihn gegessen hat, ist ihm nicht bekommen
15. Mitternacht unter Würmern
16. Die Jamaika-Version
17. Der Hauch des Totengräbers
18. Beau Desert
19. Tal der Schatten
20. Die Höhle des Bloody Morgan
21. Gute Nacht euch beiden
22. Schrecken auf See
23. Sonderurlaub

Seitenanzahl: 331 / Kapitelanzahl: 23 = Kapitelfrequenz von 14-15 Seiten.

Hauptschauplätze: New York, Saint Petersburg in den Everglades, Jamaika

Wichtige Charaktere (neben Bond):

Mr. Big
Solitaire
Felix Leiter
Strangways
Quarrell
Der Robber
und diverse weitere Mobs von Mr. Big.

Was halte ich davon ?

Mit LALD wird uns ein extrem mutig geschriebenes, waschechtes Bondabenteuer geboten, was schon ein wenig davon erahnen lässt, in welche Richtung es mit etwaigen Verfilmungen in der Zukunft gehen wird.

Wir werden direkt in die Handlung des Buchs geschmissen, es gibt nur einen kurzen Flashback über die Exposition und schon geht es los. Egal wo sich James Bond befindet, der Gegner scheint immer auf seiner Spur zu sein. Die Schilderung, wie das ganze Netzwerk von Mr. Big in den kompletten Staaten funktioniert ist extrem unheilvoll. Wie Fleming hier auch die Schauplätze darstellt , vor allem Jamaika, hinterlässt einen Eindruck davon, wie sehr er das Reisen und vor allem sein Jamaika liebt. Die Unterwasserwelt bekommt gegen Ende ebenfalls eine eindrucksvoll geschriebene Liebeserklärung.

Wie auch hier in der Story ein wenig Hintergrund des Vodoos und ein wenig von der Geschichte der Piraten integriert wird, ist für mich sehr faszinierend gewesen. Die Charakterisierung von Mr. Big zeigt auch schon, dass wir hier einen extremeren Antagonisten als „die Nummer“ präsentiert bekommen. Solitaire ist schon ein wenig eigenständiger als Vesper, aber sie hebt sich als Charakter nicht wirklich von Vesper ab. Bonds Kampf gegen das übermächtige Netzwerk und die gegen Mitte einsetzende Rache sind ebenfalls schöne Elemente.

Im Film werden einige Charaktere übernommen – und quasi der erste Teil des Buches. Der Rest ist eine freie Story, die auch noch FYEO und LTK mit Ideen bedient hat.

Das Buch ist wirklich gut und unterhaltsam. Einzig und allein bedingt durch den Fakt, dass CR eines meiner Lieblingsbücher ist, kann ich ihn leider nicht über CR einordnen.

„Leben und Sterben Lassen“ bekommt von mir auf der 007er-Skala 007/007 Punkte

Im 10er-System würde ich das ganze auf 9/10 bewerten.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Romanbesprechung: Live And Let Die - LALD (Fleming)

19
Weiter geht's im Bond-Roman-Marathon mit LALD und meinen konfusen Gedanken zum Buch:

Es ist doch erstaunlich, wie sehr sich LALD von seinem direkten Vorgänger CR unterscheidet. Das Buch ist deutlich länger, die Bedrohungslage ungleich larger than life als ein kleines Baccarat-Spiel im Casino. Die Bedrohungslage ist deutlich größer, der Villain Mr. Big ein ganz anderes Kaliber als Le Chiffre. Bond ist ständig in Gefahr, überall wird ihm aufgelauert. Die Voodoo-Thematik verleiht der Geschichte etwas übernatürliches. Auch die (einzige?) weibliche Figur Solitaire ist um einiges besser ausgearbeitet als Vesper, von der als Charakter wirklich kaum etwas hängen blieb und die vollkommen blass charakterisiert war.

Wie schon in CR leidet Bond als Figur sehr. Sein Finger wird gebrochen, was noch lange eine Rolle spielt (der Connery-Bond würde wohl nur müde lächeln, wenn sein kleiner Finger gebrochen wird), Bond trainiert lange für seinen Auftrag (halbiert seinen Zigarettenkonsum!), wird ganz fies von einem Barrakuda angegriffen und schält sich auf dem Korallenriff die Haut von den Knochen. Fleming beschreibt alles wieder sehr detalliert und man fühlt sich mittendrin.

Doch nicht nur Bond leidet, auch sein "Freund" Felix Leiter (was haben die alles zusammen erlebt zwischen den beiden Romanen, dass diese Beziehung rechtfertigt?) leidet wohl wie kaum jemand. Schon in CR wurde mit der genau beschriebenen Folter der Maßstab für die Brutalität gesetzt, die Fleming in seinen Büchern etabliert und hier geht es nahtlos weiter...

Doch abseits der Brutalität passiert nicht so unendlich viel, was die höhere Seitenzahl im Vergleich zu CR rechtfertigt. Hatte ich im Vorgänger noch das Gefühl, dass 10, 20 Seiten mehr dem Buch und der Handlung gut getan hätten, könnte in LALD meiner Meinung nach alles ein wenig komprimiert werden. Ich habe relativ lange zum Lesen gebraucht, denn vieles zieht sich; Bond reist fröhlich durch Amerika, aber es bleibt lange unklar, was eigentlich das Bedrohungsszenario ist. Dass es im Prinzip nur um den Schmuggel von Goldmünzen geht, passt auch überhaupt nicht zur ganzen Ausgestaltung von Mr. Big und seiner bedrohlichen Unterweltorganisation. Da hat man sich im Film mit den Drogen doch einen Gefallen getan.

Überhaupt: Die spätere Verfilmung des Buches ist als solche kaum zu bezeichnen. Klar, die Namen bleiben erhalten, auch einige Handlungsorte, aber ansonsten kaum etwas. Ab und an denkt man "Ah, das hat es in den Film geschafft", aber es erscheint eher wahllos. Umso bemerkenswerter, dass 2 Schlüsselszenen dann in ganz anderen Filmen Verwendung fanden. (Ich fühlte mich übrigens zeitweise, als würde ich DN lesen. Strand, Quarrel, Strangways...)

Dass Fleming durch den Krieg geprägt und nicht unbedingt ein weltoffener, toleranter Mann war, zeigt sich auch hier wieder. Gefühlt jedes zweite Wort ist "N...", die dunkelhäutigen Figuren (nicht nur die Villains) werden allesamt fast ausschließlich durch ihre Hautfarbe charakterisiert, sie stinken, schwitzen, etc. Ein bisschen unangenehm ist das bei der Lektüre schon, aber gut, das Buch ist von 1954 und damit ein Kind seiner Zeit. In Ordnung.

Also: Was ist meine Meinung? Bin mal wieder etwas zwiegespalten. LALD ist ein völlig anderes Buch als CR, bietet von allem mehr: Location, Mystik, Bösewicht, Brutalität, Seiten... Das tut dem Buch nicht unbedingt gut und fühlt sich manchmal sehr so an, als hätte Fleming viele verschiedene Ideen gehabt, aber absolut keine Ahnung, was er daraus machen sollte, also hat er alles in ein Buch getan, wodurch nichts so wirklich gewinnt. Ich hatte dennoch meinen Spaß und kann nicht unbedingt sagen, welches Buch ich besser fand. Beide haben sie ihre Probleme, beide machen sie auf unterschiedliche Art und Weise aber auch Spaß. Muss ich mich entscheiden und irgendeine Punktzahl oder Wertung vergeben? Absolut nicht.
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Re: Romanbesprechung: Live And Let Die - LALD (Fleming)

20
Du zeigst deutlich mehr Fleiß bei deinen Bewertungen als ich derzeitig.

Bei mir ist es doch einige Jahr(zehnte) her, dass ich LALD gelesen habe und, wie ich nun bei Colonel Sun festgestellt habe (der ist in meiner Ausgabe um -30% gekürzt!), vermutlich ebenfalls gekürzt. Vor 3/4 Jahren habe ich das Hörbuch gehört (auch gekürzt 😅). Und vor 2 Jahren den wirklich tollen Comic gelesen (inwiefern der Sachen auslässt- keine Ahnung).

Also in Summe stelle ich mir gerade in Frage ob ich die Bücher, die ich in den 90ern auf deutsch gelesen habe überhaupt kenne. Colonel Sun in der alten Übersetzung ist so verstümmelt, dass wirklich wesentliche Aspekte komplett rausgelassen wurden und die Geschichte einen ganz anderen Ton bekommt.
❤️☮️🧘🏻‍♂️

Re: Romanbesprechung: Live And Let Die - LALD (Fleming)

21
Kann dazu aus persönlicher Erfahrung natürlich schwer was sagen, aber sofern ich gelesen habe, sind die früheren deutschen Ausgaben tatsächlich sehr verstümmelt. Ein abschließendes Urteil sollte man sich auf Basis der Ausgaben also tatsächlich eher nicht erlauben.

Ich bin mit den Ausgaben des CrossCult-Verlages sehr zufrieden. Sie sind schön gestaltet und liegen gut in der Hand. Auffällig sind jedoch viele Schludrigkeiten: Tippfehler kommen oft vor (James Bind z. B.) und es gibt auffällig viele (Achtung: nerdig) Schusterjungen und Hurenkinder, die den Lesefluss doch ein wenig stören.
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Re: Romanbesprechung: Live And Let Die - LALD (Fleming)

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Revoked hat geschrieben: 29. Oktober 2024 13:05 Du zeigst deutlich mehr Fleiß bei deinen Bewertungen als ich derzeitig.

Bei mir ist es doch einige Jahr(zehnte) her, dass ich LALD gelesen habe und, wie ich nun bei Colonel Sun festgestellt habe (der ist in meiner Ausgabe um -30% gekürzt!), vermutlich ebenfalls gekürzt. Vor 3/4 Jahren habe ich das Hörbuch gehört (auch gekürzt 😅). Und vor 2 Jahren den wirklich tollen Comic gelesen (inwiefern der Sachen auslässt- keine Ahnung).

Also in Summe stelle ich mir gerade in Frage ob ich die Bücher, die ich in den 90ern auf deutsch gelesen habe überhaupt kenne. Colonel Sun in der alten Übersetzung ist so verstümmelt, dass wirklich wesentliche Aspekte komplett rausgelassen wurden und die Geschichte einen ganz anderen Ton bekommt.
Bist du sicher daß der so stark gekürzt ist?

Mal abgesehen von einer den Text etwas verharmlosenden Übersetzung ist mir an größeren Kürzungen nur 1 fehlendes Kapitel in OHMSS bekannt. Eigentlich waren die alten Bonds auch nicht so lang daß man die noch groß kürzen konnte, ohne Romane zu bekommen die auch für die damaligen TB Reihen zu kurz waren.

Re: Romanbesprechung: Live And Let Die - LALD (Fleming)

24
Nico hat geschrieben: 29. Oktober 2024 14:20 Ich bin mit den Ausgaben des CrossCult-Verlages sehr zufrieden. Sie sind schön gestaltet und liegen gut in der Hand.
Und das wichtigste. Sie sind sehr gute Übersetzungen der Originaltexte, die penibel an Flemings Sprachgebrauch dran bleiben. Denn so unangenehm Flemings dauernde Verwendung rassistischer Sprache auf heutige Leser auch wirklich mag: genau das war eben seine Sprache, und genau so sollte sie in Veröffentlichungen und Übersetzungen auftauchen!
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Romanbesprechung: Live And Let Die - LALD (Fleming)

26
Maibaum hat geschrieben: 29. Oktober 2024 15:21
Revoked hat geschrieben: 29. Oktober 2024 13:05 …., wie ich nun bei Colonel Sun festgestellt habe (der ist in meiner Ausgabe um -30% gekürzt!),
……
Bist du sicher daß der so stark gekürzt ist?
Bzgl Colonel Sun: ja.
Meine Ausgabe (1992) ca 158 Seiten, Cross Cult (201x) ca 211 Seiten.
Ich habe in den letzten Tagen das ungekürzte Hörbuch (gibt es auf YouTube) gehört und parallel meine deutsche Ausgabe mitgelesen. Das war wirklich unglaublich, was da alles weggelassen wurde. Tatsächlich ist der Tod von Sun im deutschen ganz anders… aber dazu irgendwann mehr im richtigen Thread für CS.
❤️☮️🧘🏻‍♂️

Re: Romanbesprechung: Live And Let Die - LALD (Fleming)

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Ok, aber die Seitenzahl sagt wenig aus, da heutzutage alle Romane viel großzügiger gedruckt sind, auch mit viel weniger Zeilen pro Seite. Ich behaupte da mal daß die 211 CC Seiten nicht wirklich sehr viel mehr sind als die alten 158 TB Seiten.

Aber wenn da doch so einiges weggelassen wurde, und wesentliche Dinge verändert wurden, dann sind das krasserer Eingriffe als ich angenommen hatte.

Re: Romanbesprechung: Live And Let Die - LALD (Fleming)

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Maibaum hat geschrieben: 29. Oktober 2024 19:45 Ok, aber die Seitenzahl sagt wenig aus, da heutzutage alle Romane viel großzügiger gedruckt sind, auch mit viel weniger Zeilen pro Seite. Ich behaupte da mal daß die 211 CC Seiten nicht wirklich sehr viel mehr sind als die alten 158 TB Seiten.

Aber wenn da doch so einiges weggelassen wurde, und wesentliche Dinge verändert wurden, dann sind das krasserer Eingriffe als ich angenommen hatte.
Ich lade dich ein es selber zu testen. Durchschnittlich fehlt auf jeder Seite ein Absatz. Wie erwähnt die Tonalität ist dadurch zum Teil krass geändert.
Zum Beispiel der Monolog Suns bei der Folterszene über den Mann der Blind wurde, die fast 1:1 in SP übernommen wurde, ist in meiner Übersetzung nicht enthalten.
❤️☮️🧘🏻‍♂️

Re: Romanbesprechung: Live And Let Die - LALD (Fleming)

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Nico hat geschrieben: 29. Oktober 2024 12:25 Weiter geht's im Bond-Roman-Marathon mit LALD und meinen konfusen Gedanken zum Buch:
Immer wieder spannend zu lesen. Ich fand LALD beim letzten Mal nicht mehr so doll. Vor allem ist mir aufgefallen, dass Bonds Stationen schon zu Beginn feststehen, ist es nicht da schon seine Absicht, sich zuerst in New York, dann in Tampa, dann auf Jamaika umzusehen? Dadurch haben die Ereignisse an den jeweiligen Schauplätzen irgendwie gar keinen grossen Einfluss auf seine Ermittlungen. Jetzt bin ich gespannt, wie du MR finden wirst. Als kleiner Rotzlöffel gefiel mir der glaube ich gar nicht, jetzt als gereifter Herr höheren Alters hingegen ist er einer von Flemings drei besten.

Ich habe von LALD (und MR, DAF und DN) noch das Heyne-Taschenbuch, das die letzte deutsche Veröffentlichung vor Cross Cult gewesen sein dürfte. Ich glaube, die sind hier und da leicht gekürzt, aber nicht so einschneidend wie frühere Ausgaben.

CS ist natürlich nicht besser als alle Flemings. Wo kämen wir da auch hin? FAAD dagegen...
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.