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von dernamenlose
Agent
Nach meiner Erstsichtung von „A view to a Kill“ schreib ich direkt ein mehr oder weniger Ausführliches Review. Ich bin mit gemischten Gefühlen an AVTAK herangegangen, erstens wegen des schon 57 jährigen Roger Moores und zweitens wegen der doch sehr unterschiedlichen Resonanz zu dem Film. Im Übrigen dürfte ja bekannt sein, dass ich auch nicht gerade ein Roger Moore-Fan bin.
PTS und Titelsequenz: Was soll ich sagen: Der Film fängt furios an mit Ski und Pseudosnowboard-Verfolgungsjagden. Das ganze ist zwar nicht sehr innovativ, aber doch unterhaltsam inszeniert, sodass von Anfang an Spass aufkommt.
Der Titelsong ist spritzig und geht gut ins Ohr, sicherlich handelt es sich nicht um den besten Bondsong, aber doch um einen aus der besseren Hälfte. Die Titelsequenz allgemein ist im altbekannten Look gestaltet und bietet nichts wirklich neues und bildet damit den ersten kleineren Kritikpunkt.
Schauspieler: Wie bereits angesprochen ist Roger Moore sichtbar zu alt für die Rolle. Schauspielerisch liefert er zwar eine durchaus gute Leistung ab (etwas vielfältiger und vielleicht auch besser als so in manchem Auftritt zuvor), doch bei den Nahaufnahmen sieht man im sein Alter deutlich an und nimmt ihm daher die unterschiedlichsten Stunts kaum ab. Christopher Walken überzeugt in der Rolle des psychopathischen Max Zorin und stellt einen guten Bösewicht dar. Seine Gehilfin und scheinbare Geliebte Mayday gehört zu den besseren und vor allem einprägsamsten Bondgirls auch wenn sie bis kurz vor Schluss noch das Henchwoman ist, insbesondere in dieser Rolle überzeugt sie. Louis Maxwell ist leider auch schon bedeutetnd zu alt für die Rolle der Monneypenny, auch wenn sie dadurch natürlich zu Bond passt. Ihre Szenen sind zwar ganz nett geschrieben, trüben den gesamteindruck aber dennoch etwas.
Musik: Der Soundtrack von John Barry passt gut zum Film, recht häufig ist die Melodie des Titelsongs miteingearbeitet, aber eigentlich nie aufdringlich, oder störend. Der Score unterstützt die Stimmung der jeweiligen Szenen gut und fällt meist gar nicht auf.
Story: Die Geschichte passt in die damalige Zeit und wirkt auch heute noch nicht altbacken wenn auch nicht topaktuell. Meiner Meinung nach hätte man sich durchgehend mit der Microchipthematik befassen sollen und die ganze Pferdesache weglassen oder nur am Rande behandeln sollen. Sie ist zwar mit dem hauptsächlichen Handlungsstrang verknüpft, wirkt auf mich aber dennoch etwas deplatziert. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass ich kein besonders großer Fan von Pferdesport bin.
Inszenierung: Die schon angesprochene Verfolgungsjagd in der PTS wurde als „Gute Laune- Verfolgung“ inszeniert, was einen sofort in die passende Stimmung für einen Bond bringt, auch wenn man sie dann nicht wirklich erst nehmen kann. Aber das kann ich bei einem 57-jährigen sowieso nicht.
Die zweite Verfolgungsjagd, diesmal in Paris ist zwar grundsätzlich gut gelungen, dafür wurden die Schwerpunkte nicht optimal gelegt. Die eher eintönige Verfolgung auf dem Eifelturm nimmt sehr viel Raum ein, der darauffolgende Teil, mit der Autofahrt durch Paris ist deutlich abwechslungsreicher und hat dafür zu wenig Platz erhalten. Diesen Teil hätte man deutlich besser inszenieren können, die Ideen für lustige Momente waren ja vorhanden und wurden eingebaut.
Danach widmet sich der Film ersteinmal dem Gestüt von Zorin, was mir persönlich weniger gefällt. Herrlich ist das Zusammenspiel zwischen Bond und seinem „Chauffeur“, auch wenn mir Bond hier teilweise eine Spur zu arrogant ist. Aber ich kann mir vorstellen, dass ihm das ganze einen Riesenspass gemacht hat.
Als es schließlich zur Enttarnung kommt und dem Hindernislauf stört mich teilweise die Kameraführung bei Bonds Flucht durch den Wald. Mir ist klar, dass man bei den hektischen Wackelbildern quasi Bonds Perspektive einnehmen soll, aber ich mag dieses Stilmittel absolut nicht, zumindest nicht bei Actionfilmen im Allgemeinen und Bondfilmen im Speziellen.
San Franzisco ist schön dargestellt, und auch die dortige Verfolgungsjagd gefällt mir auserordentlich gut. Auch sie macht einfach nur Laune, nicht mehr und nicht weniger. Sie ist an keiner Stelle spannend, soll sie aber auch gar nicht sein. Es wurde schon kritisiert, dass Bond sich der Polizeiautos gar nicht selbst entledigt, sondern dass die es quasie selbst tun. Das stört mich aber nicht im geringsten, im Gegenteil, ich finde es sogar gut, weil die Polizisten ja nicht Bonds Gegner sind, sondern nur ihren Job machen wollen, schließlich hat Bond ja nicht bewiesen, dass er ein Agent ist. Würde Bond die Autos zu Schrott fahren würde da ein bitterer Beigeschmack bleiben, so jedoch ist es einfach nur wunderbar.
Das Finale im Bergwerk überzeugt ebenfalls; Zorin dreht entgültig durch Mayday wechselt die Seiten und für kurze Zeit kommt sogar Spannung auf. Sehr schade finde ich, dass Mayday sterben muss, ich fand sie gerade gegen Ende sehr sympatisch. Das zeigt allerdings auch, wie charismatisch sie doch ist, dass man nach ihrem Seitenwechsel, wenn man sie nur wenige Minuten auf der richtigen Seite sieht, dennoch mit ihr und ihrem Tod mitfühlt.
Der letzte Kampf auf der Golden Gatebridge fällt zu den bisher gesehenen Actionszenen etwas ab, da er etwas ernsthafter ist und daher Roger Moores Alter wieder an Gewicht gewinnt. Dieser letzte Kampf ist daher nur mäßig, aber auch nicht schlecht.
Die Schlussszenen sind wieder ganz amüsant, aber nicht üerragend und spiegeln damit vielleicht ganz gut den Film wieder.
Fazit: Als der Film zu Ende war und auch zu Beginn dieses Reviews hatte ich ein Dauergrinsen im Gesicht, was bei einem Roger Moore-Film äußerst selten der Fall ist. Mich hat AVTAK überzeugt und er landet im Moment knapp hinter FYEO auf Rang zwei der Moore-Bonds. Vielleicht ändert sich das bei weiteren Sichtungen ja noch.
Wertung: 8/10 Punkten
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."