Agent 009 hat geschrieben:TWD will auch nicht hochglanz-like sein. Der Trashige Look ist teilweise sogar gewollt. Deshalb als Bsp. auch das starke Filmkorn.
Und deshalb auch die eindimensionalen und langweiligen Charaktere? Nein, tut mir leid, es ist ja okay, wenn man das anders sieht, aber ich finde nicht, dass TWD irgendwas besseres zu bieten hat, als so mancher Trash-Kracher im Tele 5 Nachmittagsprogramm. Und obwohl ich die manchmal ganz gerne sehe, finde ich TWD auf Dauer einfach ermüdend. Ansonsten habe ich dazu eigentlich im TV-Serien Thread schon alles gesagt, wen es interessiert:
Staffel 1
Staffel 1 macht noch verdammt viel richtig, hat eine schöne Grundstimmung, besonders der Highway und die Stadt machen optisch als Location viel her. Die Einführung der Charaktere passt, von den Zombies geht zu jeder Zeit eine Bedrohung aus und die Anfänglichen Scharmützel gefallen. Aber selbst in Staffel 1 fängt das Dilemma der Serie schon an! Warum löst man das Zusammenbringen der Familie des Hauptdarstellers schon in Folge 3 auf? Das ist für mich bis heute, wenn ich daran denke, völlig unverständlich gewesen, damit schon nach so kurzer Zeit raus zu rücken, weil es einfach enorm an Spannung nimmt. Nach der Zusammenkunft gehts gemächlich weiter, ständig mit der Gefahr von Angriffen im Rücken bis zum recht ordentlichen Ende in der Militärbasis, mit dem ich mich anfreunden konnte. Diese Staffel wäre mir noch 6-7 Punkte wert gewesen. Aber es sollte ja weiter gehen.
Staffel 2
Die Horror Farm! Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Nicht, weil da so viele Zombies rum laufen, sondern weil die 13 Folgen eine Geschichte erzählen, die locker in einen 60 minütigen TV Film gepasst hätte! Das "Pacing" stimmt überhaupt nicht mehr, zu erwähnen sei eine Folge, in der 3 Mann außerhalb von Zombies angegriffen werden und sich dem Überlebenskampf stellen. Diese Szene wird ständig unterbrochen, um 3 Weibern auf der Farm beim Abwaschen zuzuschauen! Bitte, ich kann ja viele dramaturgische Kniffe verstehen, aber: Ernsthaft? Das zieht sich durch die ganze Staffel, anfangs 2 oder 3 Zombies und etwas Splatter, dann Gelaber, welches nur ganz selten die Story voran bringt und meistens eher aus einer Soap als einer Horrorserie stammen könnte und abschließend die letzten Minuten wieder Zombies, die aber von Folge zu Folge weniger eindrucksvoll gezeigt werden. 4/10 Punkte noch für diese Staffel, weil wenigstens einige der Darsteller sich Mühe geben und man zumindest erkennbar versucht, ein wenig die Abläufe zu variieren. Doch das war nur der zweite Streich...
Staffel 3
... und der dritte folgt zugleich! Staffel 3 ist sogar für mich als Trashfan ein sehr trauriger qualitativer Tiefpunkt. Die anfängliche Schiesserei gibt die Richtung bereits vor: Erkennbarer Einsatz von Plastikpistolen, natürlich ohne Rückstoß oder Schlittenbewegungen, dafür mit Mündungsfeuer und Splatter aus dem Computer. Alles wirkt auf einmal arg billig und trashig, noch ganz anders als in den vorherigen Seasons, selbst die Darsteller scheinen größenteils auf Sparflamme zu schalten und reden unmotiviert ihre schlechten Texte runter. Das Gefängnis ist keinen Deut besser als die Farm, auch auffällig: von den Zombies geht keinerlei Bedrohung mehr aus! Überhaupt nicht! Die Kerle stehen jetzt einfach nur noch dumm guckend in der Gegend rum, werden unbeachtet umfahren und nur ganz selten greift mal einer ins Geschehen ein und wenn dies der Fall ist, dann geschieht das natürlich auch nur ganz kurz und ohne wirkliche Spannungsmomente. Mit der Stadt und dem Gouverneur kommt zwar etwas Abwechslung ins Geschehen, draus gemacht wird aber praktisch nichts. (Zumal die Handlung um diesen eines der ältesten Horror-Klischees ist.)
Was bleibt also übrig? Eine Serie, die stark anfängt und schon Mitte der ersten Staffel mit 6 Folgen (!!) nachlässt. Die Füllepisoden in Staffel 2 und 3 sind einfach nur unerträglich langweilig, Charaktere begehen haufenweise dumme und sinnlose Fehler, die nichts mit einem Überlebenskampf gemein haben, sondern eher aus "Unsere kleine Farm" stammen oder an Steve Urkels Tollpatschigkeit erinnern. Mich hat bis jetzt nicht ein Charakter gepackt oder dessen Tod bestürzt. Was mich noch zusätzlich nervt, in den USA aber wohl weniger störend auffällt, ist diese aufdringliche, um jeder Zeit durchdrückende Political correctness. Es gibt einen Asiaten, eine junge blonde Frau, eine junge Brünette, eine ältere Hässliche, einen Draufgänger, ein Kind, einen Familienvater, einen weisen Alten, einen Schwarzen, einen Außenseiter etc. Selbst die anfänglich bösen Latinos sind ganz toll und kümmern sich um alte Menschen, ob weiß order schwarz. Stirbt ein dunkelhäutiger Charakter, kommt in der selben Folge garantiert noch ein Neuer hinzu. Man soll solche Gedanken ja nicht laut aussprechen, aber manchmal zweifel ich daran, dass "The Walking Dead" wirklich mit einem Drehbuch gefilmt wird. Alles wirkt hingeschludert, unüberlegt abgefilmt und trotzdem ist das ganze sauerfolgreich. Ärgerlich eigentlich, dass die Optik und das Setdesign stimmen, dass Intro so übel hervorragend aussieht und die immer weniger werdenden handgemachten Effekte durchaus überzeugen können. Na ja, immerhin schafft man beim Sehen einer Episode nebenbei praktisch den kompletten Haushalt.