290
von UNIVERSAL EXPORTS
Agent
Meine Kritik zu "Feuerball"!
Jetzt wird’s schwierig für mich: Ich muss den Film bewerten, der trotz mancher Schwächen einer meiner beiden Lieblings-Bondfilme ist (der andere TMWTGG, zerfetzt mich ruhig).
Also: Dies ist für mich der Film, in dem Sean Connery seine größte Lässigkeit zeigt, den meisten Humor ohne Albernheiten und die größte Souveränität überhaupt, noch ohne ins leicht unmotiviert-gleichgültige zu verfallen wie später. Die Story ist geradlinig und klassisch – wohl mit ein paar leichten Unebenheiten: Atombomben werden entführt und die Regierung erpresst. Zufällig befindet sich JB am Ort des Geschehens, wo der Doppelgänger die „Arbeit“ antritt. Zwar weiß er noch nicht, was dahintersteckt, aber ebenso zufällig findet er, kaum auf den Bahamas angekommen, Domino zum Ausquetschen. Die beiden Kröten muss man schlucken.
Der Film plätschert nach der PTS angenehm vor sich hin, ist häufig auch lustig-spannend (Bond auf der Streckbank, wirkt wie eine coole Parodie auf die Laserszene in GF), aber eher selten wirklich spannend. Nun ja, nach bestimmt 20mal sehen kann kein Film mehr spannend sein, seien wir ehrlich. Hier meine Gründe, warum ich TB die Höchstwertung gebe:
- Geschichte wird langsam aufgebaut und erzählt
- Die Figuren, für mich vor allem Fiona Volpe, sind einsame Klasse
- Die Musik gehört für mich zu den besten der Reihe überhaupt
- Die Location Bahamas ist eine optische Goldgrube und verbreitet ein sehr entspanntes Flair.
- Spitzen-Oneliner
- Schöne Casino-Szene
- Erstmals kriegt Bond eine Frau nicht rum und gerät in große Schwierigkeiten, meistert es aber humorvoll.
Mankos: Das Treffen zwischen Largo und Bond ist überflüssig und sogar gefährlich für Bond, aber nun, was soll man sagen, es stand eben so im Drehbuch. Spätestens mit diesem Film sollte jedem Kinogänger klar geworden sein, dass man hier wirklich nicht von abgebildeter Geheimdienstarbeit sprechen kann. Das Ganze soll ein großer Spaß sein und funktioniert als solcher hervorragend. Ein größeres Manko aus heutiger Sicht finde ich die letzten 30 Minuten des Films (außer dann vielleicht wieder die allerletzten 7-8 Minuten). Der Unterwasserkampf ist spektakulär gefilmt, aber elend in die Länge gezogen. Die einzige Stelle, an der ich heute manchmal mit Bild vorspule.
Der Film ist für mich aber insgesamt so stimmig in der Summe seiner Teile, atmosphärisch brillant und technisch gut gemacht, dass es für mich einfach nicht ins Gewicht fällt. Sean Connery macht die Sache Spaß, danach war er nie mehr so gut. Auch der Rest der Crew ist die Lust am Spielen anzumerken, es wirkt komischerweise, obwohl es um eine ernste Sache geht, sehr entspannt (wie z.B. auch der ein Jahr zuvor entstandene „Topkapi“, eine wunderbare Caper-Movie-Parodie). Die Geheimdienst-Glamour-Welt, die in TB gezeigt wird, ist nicht nur unrealistisch, sondern heute absolut anachronistisch. Trotzdem funktioniert der Film bei mir immer wieder hervorragend, ich gebe 10 von 10 Punkten.
"Schnickschnack! Tabasco!"