So... SPOILER!
Star Trek into Darkness, J.J. Abrams, 2013
Ich kenne alle Star Trek Filme bestens und auch die Serien habe ich zumindest bis DS9/Voyager recht gut verfolgt. Abrams Neuerfindung der Serie hat es immerhin geschafft, durch mehr Humor, bessere Effekte, jüngere Darsteller und einem Plus an Action zugunsten von Anspruch ein breiteres Publikum anzusprechen. Nun kann man sich fragen, ob es sinnvoll ist, Star Trek zu Star Wars zu machen um erfolgreich zu sein, denn was nützt eine Wiederbelebung einer Reihe, wenn dafür all ihre Prinzipien über den Haufen geworden werden?
Sei es drum. Jenseits vom zweifellos hohen Unterhaltungsfaktors von Teil 1, fand ich den Film zumindest dramaturgisch schwach. Eric Bana war einfach als Bösewicht verschenkt, die verzwirbelte Zeitreise Story einfallslos.
In dieser Hinsicht ist into Darkness ein Fortschritt. Der Film ist deutlich spannender und die Grundlinie des Films ist klarer. Dennoch verzettelt der Film sich vor allem aufgrund des berauschenden Tempos in der zweiten Hälfte. Spätestens wenn (vorübergehend) Cumberbatch eher zum Verbündeten wird, fragt man sich, wohin der Film führen soll.
Wenn dann mehr und mehr raus kommt, dass es sich um eine Art Remake von Star Trek 2 handelt, ist jedoch wiederum zu klar, welche "Überraschungen" noch kommen werden.
Wiederum ist der Film und vor allem das Drehbuch gefüllt mit zweifelhaften Entscheidungen. Teilweise Kopie und Remake, unzählige plumpe Anleihen, deutliche Anspielungen die gewollt wirken, aber auch unfreiwillig komische Elemente ("Khaaaaaaaaaaaaan!"). Es bleibt unklar, wohin Abrams möchte. Einerseits moderne Unterhaltung für ein neues Publikum, andererseits immer wieder unnötige Bezüge auf die Wurzeln der Serie.
Auch haben zumindest Abrams Drehbuchautoren wenig Verständnis für Charakterentwicklung. Waren sie im ersten Teil noch platte Parodien der Originale die sich grade erst kennenlernen und ihre ersten Schritte in der Uniform machen, so sind sie hier schon routinierte Offiziere und beste buddies. Überhaupt haben die Verantwortlichen recht wenig Interesse oder Respekt für die bis dato etablierten Star Trek Grundpfeiler. Da werden der reinen Unterhaltung wegen absurde technische Details präsentiert oder jede bislang zumindest im Star Trek Universum geltenden Gesetze außer Kraft gesetzt.
Frech und dramaturgisch platt ist das letzte Drittel des Films, wo die Geschehnisse von Star Trek 2 und 3 praktisch wiederholt werden. Da Abrams aber wiederum Angst um sein junges Publikum hat, wird das mal eben in 20 Minuten gepresst. Star Trek für Epileptiker und die ADS Generation.
Ein echter Dorn im Auge ist phasenweise die 3D Optik des Films, da Abrams sich scheinbar überhaupt nicht auf die Besonderheiten der Technik einlässt. Viel zu schnelle Action, unzählige unscharfe, flache Objekte im Bildvordergrund und das in Kombination mit seinen typischen Lensflare Effekten, die man oft nicht von den platten 3D Objekten unterscheiden kann. Man fragt sich auch ständig, woher denn diese Streifen (=lensflare Effekte) kommen und ob da überall Scheiben auf der Brücke sind, in denen sich was spiegelt. Man möchte seine 3D Brille putzen, die zudem unglaublich viel Helligkeit des ohnehin zu dunklen Films frisst.
Es gebe viel zu kritisieren aber am Ende ist into Darkness doch ein großer Spaß mit lustigen, coolen Typen, einfach gezeichneten Helden und.... und jetzt kommen wir endlich zum Trumpf des Films: Benedict Cumberbatch! Er spielt in seinen leider wenigen Szenen (zumindest wenn man die zahlosen Actionszenen abzieht) die gesamte Mannschaft der Enterprise an den Schiffsrumpf! Wahnsinn, was in ihm steckt ohne dass man dabei ein mal an seine auch schon überragende Performance als Sherlock Holmes denken muss. Leider ist auch seine Rolle etwas verschenkt, weil er viel zu schnell zumindest vorübergehend vom Bösewicht-Dasein freigesprochen wird.
Für Bond-Fans: Absolut erschreckend ist, wie der Film am Anfang die Handlung von SF spiegelt. Explosion, Attentat, Angriff aufs HQ, Held der eigentlich nicht reif ist, zieht aus, um den Bösewicht zu fangen, dieser wird gefangen, er endet in einem gläsernen Gefängnis