Re: Der Hitchcock Thread

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Ich habs ernst genommen, beim ersten Sehen. Und ich finde auch das Ende in der jetzigen Form befriedigend.
Es ist sogar eine Qualität des Filmes das Grant so freundlich bleibt während die Inszenierung den Zweifel sät. Ich habe das eigentlich nie als schwach empfunden.

Ich denke das fiese Ende wäre auch mit einem anderen Darsteller nur schwer beim Studio durchzusetzen gewesen, so wie wir auch das Ende von Sie7en auch nur ein paar Zufällen verdanken. Das sind nicht die Art von Geschichten die Hollywood gerne finanziert.
Und wenn dann hätte man es so gemacht das an den bösen Absichten des Protagonisten schon früh wenig Zweifel bestehen.
Oder zumindest hätte es nicht mit Fontaines Tod geendet, sondern mit dem Versuch Grants, der ihn dann auch das Leben kostet. Das wäre dann aber auch nur das übliche Thriller Ende, und da finde ich das hier sogar besser.

Re: Der Hitchcock Thread

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Gut argumentiert, das was du schreibst macht absolut Sinn. Was halt wirklich schwach am Ende ist, ist diese „achso, er wollte sie gar nicht umbringen sondern sie retten – also ist jetzt alles wieder gut“-Logik, das führt die vorangehenden 90 Minuten schon irgendwo ad absurdum. Und es ist gerade für jemanden wie Hitch ein enttäuschender Abschluss (und er äusserte sich ja auch später genauso) , man denke zum Vergleich beispielsweise an den Paukenschlag am Schluss von Sabotage – damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Der Schluss von Verdacht würde deutlich besser funktionieren, hätte man das Publikum zumindest mit einem kleinen Restzweifel entlassen, so wie es Verhoeven in Basic Instinct gemacht hat. Das Happy End von Verdacht ist so furchtbar aufgesetzt, das empfinde ich als viel schlimmer als Grants straighte „Mr Nice Guy“-Performance.

A propos: welchen Zufällen verdanken wir denn das Ende von Sieben?
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Hitchcock Thread

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Als man Fincher das Drehbuch zuschickte war er so begeistert das er sofort zusagte, nur das sich dann herausstellte das es aus Versehen das ursprüngliche Drehbuch war.
Denn mittlerweile hatte man das Ende komplett umgeschrieben.
Spoiler
Und in ein Happy End umgeändert in dem Paltrow noch lebt und von Pitt gerettet wird, swahrscheinlcih mit dem üblichen Hauen und stechen. Oder so ähnlich. Jedenfalls ein total übliches Ende.

Re: Der Hitchcock Thread

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Das ist aber ein generelles Problem bei Thrillern. Es ist immer einfacher eine spannend klingende Geschichte zu haben, und für diese einen guten Auftakt, als dann auch noch mit einem befriedigenden bzw konsequenten Ende aufwarten zu können.
Den meisten fällt dann zum Ende her nichts mehr ein.

Re: Der Hitchcock Thread

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Hitchcock in Zahlen:


Family Plot 7/10
Frenzy 8/10
Topaz 6/10
Torn Curtain 6/10
Marnie 7/10
The Birds 10/10
Psycho 10/10
North by Northwest 1 0/10
Vertigo 9,5/10
The Wrong Man 7,5/10
The Trouble With Harry 5/10
The Man Who Knew Too Much 8/10
To Catch a Thief 9/10
Rear Window 8/10
Dial M for Murder 6/10
I Confess 6,5/10
Strangers on a Train 8,5/10
Stage Fright 7/10
Under Capricorn 5/10
Rope 7,5/10
The Paradine Case 8/10
Notorious 10/10
Spellbound 7/10
Lifeboat 6/10
Shadow of a Doubt 10/10
Saboteur 8/10
Mr. and Mrs. Smith 6/10
Suspicion 9/10
Foreign Correspondent 8/10
Rebecca 8/10
Jamaica Inn 6/10
The Lady Vanishes 8/10
Young and Innocent 8/10
Secret Agent 6/10
Sabotage 7/10
The 39 Steps 8/10
The Man Who Knew Too Much 9/10

Frühe Tonfilme ( - 1933):

Waltzes from Vienna -
Rich and Strange 8/10
Number 17 5/10
The Skin Game -
Murder! 6/10
Juno and the Paycock -
Blackmail 8/10

Stummfilme:

The Manxman -
Champagne -
The Farmer's Wife
The Ring -
Easy Virtue -
Downhill 6/10
The Lodger 8/10
The Mountain Eagle -
The Pleasure Garden -
Zuletzt geändert von Maibaum am 20. April 2012 10:11, insgesamt 2-mal geändert.

Re: Der Hitchcock Thread

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Dann will ich auch mal:

Family Plot 8,5/10
Frenzy 8,5/10
Topaz 7/10
Torn Curtain 7,5/10
Marnie 7,5/10
The Birds 8/10
Psycho 10/10
North by Northwest 10/10
Vertigo 10/10
The Wrong Man 6,5/10
The Trouble With Harry 9/10
The Man Who Knew Too Much 8/10
To Catch a Thief 8/10
Rear Window 9/10
Dial M for Murder 7,5/10
I Confess 7,5/10
Strangers on a Train 6,5/10
Stage Fright 8/10
Under Capricorn 5,5/10
Rope 8,5/10
The Paradine Case 6/10
Notorious 7,5/10
Spellbound 7,5/10
Lifeboat 6,5/10
Shadow of a Doubt 7/10
Saboteur -/10
Mr. and Mrs. Smith 6/10
Suspicion 7,5/10
Foreign Correspondent 7/10
Rebecca 8/10
Jamaica Inn -/10
The Lady Vanishes 6,5/10
Young and Innocent -/10
Secret Agent -/10
Sabotage 7/10
The 39 Steps 7/10
The Man Who Knew Too Much -/10

Ich sehe Die Vögel und vor allem Schatten des Zeifels und Berüchtigt deutlich kritischer als du, ich konnte den allgemeinen Kritikerenthusiasmus noch nie wirklich nachvollziehen. Erstaunlich, dass Immer Ärger mit Harry für dich einer von Hitchs zwei schlechtesten Filmen ist, ich halte ihn für einen sehr gelungenen Ausflug ins Komödiengenre, vor allem deutlich spritziger als der in meinen Augen ziemlich müde Eheschwank Mr & Mrs Smith. Erstaunlich auch, wie gut du den Paradine Case siehst, der für mich auch nur knapp überdurchschnittlich ist. Dafür halte ich verhältnismäßig große Stücke auf Die rote Lola, nicht zuletzt wegen Hitchs Kniff mit der falschen Rückblende.
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Re: Der Hitchcock Thread

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Mr and Mrs Smith ist halt eine Srewball Comedy. Nicht gerade Hitchcocks Spezialität ,aber er hat es doch gut hinbekommen. Aber auch wenn es keine der ganz Großen ist, so ist es doch eine durchweg angenehme.

Trouble with Harry finde ich einfach nur angestrengt und gar nicht komisch. Das war immer die größte Enttäuschung. Kurz gesagt: Langweilig und total veraltet.

Du hast ja einige seiner Klasiker etwas niedriger eingeschätzt, während ich bei seinen "großen" Filmen schon deutlich sehe warum sie so oft als die Besten genannt werden. Notorious ist ein sein stilistisches Meisterwerk. Ein visuell wahnsinnig schöner Film, obwohl ich mal denke das viele da gar nichts besonderes drin sehen würden.
Wundert mich das du dem nur 7 gibst, selbst wenn du Grant in der Rolle nicht so magst.

Re: Der Hitchcock Thread

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Bezüglich Berüchtigt: was Stil und Optik anbelangt bin ich ganz bei dir. Hitch hat hier einige sehr, sehr gute Einstellungen und Kamerafahrten sehr effektiv eingesetzt. Auch in Bezug auf Spannungsaufbau ist der Film ein echtes Kabinettstückchen, gerade die Szene mit den Schlüsseln, die im Weinkeller oder die finale Flucht. Da hat er in Bezug auf Suspense wirklich das Allerletzte aus den Szenen rausgekitzelt. Aber: was mir an dem Film noch nie gefallen hat ist zum einen der abrupte Beginn, in dem man zwar durch den sehr langen Dialog zwischen Bergman und Grant viel über deren Beziehung erfährt, letztlich aber nix über ihre beruflichen oder für die spätere Geschichte interessanten Hintergründe. Die eigentliche Spionagegeschichte wird erst nach fast einem Drittel der Laufzeit über einen recht lahmen Monolog eingeführt und zack ist man mitten drin. Das mag durchaus reizvoll sein, aber für mich funktionierte diese Art eine Geschichte zu erzählen nie wirklich. Der Kunstgriff mit dem handlungserklärenden Monolog hat beim Unsichtbaren Dritten zB viel besser funktioniert, weil man zuvor schon anderthalb Stunden das Geschehen verfolgen konnte. Hier verknüpfte der Monolog lediglich die losen Enden während er in Berüchtigt die komplette Exposition ersetzt. Mir ist dabei schon klar, das Hitch an dem Storyhintergrund gerade bei Berüchtigt eigentlich überhaupt kein Interesse hatte und das Ganze lediglich als Aufhänger für seine Figuren und seinen Spannungsaufbau nutzte. Aber ich finde genau das sieht man dem Film auch an. Zudem halte ich Grant wie du ja weißt nicht gerade für ideal besetzt, da er eigentlich zu charmant ist für die Rolle des eiskalten Profiagenten. Witzigerweise war ja dann ausgerechnet er der Wunsch-Prototyp für 007.

Harry sehe ich ganz anders als du, für mich ist das eine herrliche schwarze Komödie. Die Darsteller sind durch die Bank superb in ihren Rollen, vor allem Forsythe und MacLaine. Neben den trockenen und pointierten Dialogen gefällt mir vor allem, als wie selbstverständlich Hitch das permanente Entsorgen der Leiche hinstellt und wie wenig es die Protagonisten angesichts anderer alltäglicher Sorgen berührt. Auch die Optik ist toll, die wunderbar eingefangenen Herbstfarben vermitteln eine so friedliche Atmosphäre und kontrastieren damit perfekt die rabenschwarze Story. Gekrönt wird das Ganze durch einen für Hitch-Filme sehr ungewöhnlichen, aber gleichzeitig perfekt die Atmosphäre des Films treffenden Herrmann-Score.

Die Vögel mag ich schon, aber gerade im Vergleich zu den drei überragenden Vorgängerfilmen fällt er schon ab – auch hier steht für mich die eigentliche Story zu weit im Hintergrund. Das zieht sich dann auch wie ein Muster durch meine Einschätzung der Hitchcock-Filme, immer dann wenn Hitch die Story zugunsten seiner handwerklichen Meisterschaft etwas zu sehr in den Hintergrund rücken liess habe ich so meine Probleme damit – obwohl ich die Stärken der Filme durchaus wahrnehme.
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Re: Der Hitchcock Thread

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An dem Aufbau von Notorious habe ich logischerweise gar nichts zu meckern.

Inwiefern steht denn die Story in Die Vögel im Hintergrund im Vergleich zu anderen Hitchcocks?

Übrigens wenn du deine Lücken schließen willst, hier ist eine erstklassige Box :

http://www.amazon.de/Alfred-Hitchcock-E ... f=pd_ybh_7

5 seiner 6 Thriller (Die 39 Stufen fehlt) mit denen er endgültig in den 30gern seinen Stil fand.
Sehr gute Bildqualität und alle im Original mit deutschen UTs. Dazu noch als Bonus sein wichtigster Stummfilm (The Lodger) sowie ein weiterer weniger typischer (Downhill).

Re: Der Hitchcock Thread

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Danke für den Tipp mit der DVD, sieht interessant aus. Da ich aber in einer anderen Hitch-Box schon seit fast 2 Jahren Saboteure ungesehen rumliegen habe, Schande über mich, muss ich zunächst mal diesen „abarbeiten“.

Wegen Die Vögel: für mich steht hier die Beziehung zwischen Hedren, Tailor und Tandy völlig im Vordergrund, die Geschichte der Vogelangriffe nutzt Hitch ja eigentlich nur um die Situation der drei Hauptfiguren weiter zu verschärfen und um sie äußerst effektiv in Szene zu setzen. Man kann zwar generell bei allen Hitchcock-Filmen sagen, dass die Figuren und ihre Beziehungen zueinander immer deutlich mehr im Vordergrund stehen als die eigentliche Handlung, aber gerade bei Die Vögel empfinde ich das Handlungsgerüst als noch rudimentärer als in anderen Filmen. Hier funktionieren Psycho, Der Unsichtbare Dritte und Vertigo als handlungsorientierte Thriller wie ich finde deutlich besser. Wer weniger Interesse an den Charakteren in diesen Filmen hat kommt über die Geschichte dennoch auf seine Kosten. Bei Die Vögel finde ich ist dies nicht so, vermutlich brauchte ich auch genau deshalb recht lange, bis ich einen Zugang zu dem Film fand.
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Re: Der Hitchcock Thread

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Gestern TOPAS gesehen...

Für meinen Geschmack in Anbetracht des Agentenhintergrundes eine etwas arg behäbig inszenierte Nummer mit nur wenigen Spannungshöhepunkten, der tatsächlich mal ein kleiner Tuck Action ganz gut zu Gesicht gestanden hätte. Irgendwie nicht mehr als eine tragische Lovestory vor Agentenhintergrund mit kleinen - musikalischen, evtl unbeabsichtigten Anspielungen - auf Bond. Ganz ok, ordentlich besetzt, aber irgendwie auch enttäuschend für meinen Geschmack. Allerdings auch nicht übermäßig langweilig oder so.

Gab aber schon deutlich besseres von Hitchcock

6 von 10
http://michael.huenecke.hat-gar-keine-homepage.de/