Wie findet ihr LTK?

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Re: Filmbesprechung " Licence to kill"

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Ich bin nun mit LTK bei einem der meisten polarisierenden Bond-Filme angekommen.

Timothy Dalton ist für mich ein klasse James Bond. Obwohl seine Rolle hier etwas härter angelegt ist, als noch zuletzt in LTK, besitzt er noch immer diesen gewissen Charme und eine absolut tolle Leinwandpräsenz.

Viele Leute kritisieren ja, dass James Bond dieses Mal rein auf persönliche Rache aus ist. Das stimmt soweit schon, der Mord an Della und die Verstümmelung von Felix haben Bond zugesetzt, doch das was letztendlich dazu führt, dass er kündigt und Sanchez' Organisation auf eigene Faust infiltriert ist, dass die amerikanischen Behörden nichts gegen Sanchez in der Hand haben und die Sache somit einfach belassen.

Und was wir dann zu sehen bekommen, ist eigentlich ein klassischer Bond. Und in meinen Augen hat man mit Sanchez einen relativ interessanten Charakter als Bösewicht ausgewählt. Es ist das erste Mal seit langem, dass die Russen und der KGB überhaupt keine Rolle spielen und ich finde, dass man mit diesem allmächtigen Drogenbaron eine gute Alternative hat. Die (direkte) fehlende Gefahr macht Robert Davi mit einer absolut tollen Performance wett. Sanchez ist ein eiskalter, konsequenter und extrem loyaler Geschäftsmann. Besonderes Highlight ist die Konstellation zwischen ihm und Bond, sodass er relativ lange nicht weiss, wer Bond eigentlich ist. Auch seine verschiedenen Handlanger und Komplizen (Dario, Krest, Truman-Lodge etc) fügen sich perfekt in Sanchez' Welt ein. Die Bondgirls gefallen mir in LTK beide sehr gut, sind beide interessante, toughe Persönlichkeiten und werden beide gut dargestellt. Rein optisch hätte ich mich hingegen an Bonds Stelle für Lupe entschieden :D

Q, M und Moneypenny sind natürlich auch am Start, wobei hier vor allem Qs Rolle deutlich anders angelegt worden ist als bisher. Und genau das bringt auch etwas frischen in die Serie, die ständigen Briefings mit Q hatten so langsam an Reiz verloren.

Die Actionszenen in LTK schwanken zwischen albern (Kneipenschlägerei) und absolut top (Showdown mit den Trucks), sind aber insgesamt betrachtet nur Durchschnitt. Der Film profitiert eher von seinen interessanten Figuren.
Ein großer Kritipunkt in meinen Augen ist die Location Isthmus. Zunächst besitzt LTK nicht die Locationvielfalt der meisten Bondfilme, was aber auch nicht so stark störend auffällt. Die Aufnahmen und Zustände (Korruption etc.) in Isthmus bietet zwar gute Ansätze aber auch noch Potenzial (s. Zustände in Haiti, Bolivien in QOS). Aber warum zur Hölle muss man die Stadt Isthmus nennen?? Ich weiss, das ist ne ganz heikle Sache aber ich bin absolut kein Fan von fiktiven Städten und Ländern!!

Ich gebe Timothy Daltons letzem Film (ich hätte in liebend gerne noch in weiteren Bonds gesehen) 8/10 Punkte
"The name's Bond. James Bond."

Re: Filmbesprechung " Licence to kill"

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Victor 'Renard' Zokas hat geschrieben:Aber warum zur Hölle muss man die Stadt Isthmus nennen?? Ich weiss, das ist ne ganz heikle Sache aber ich bin absolut kein Fan von fiktiven Städten und Ländern!!
Genau wie in LALD mit dem fiktiven Karibikstaat St. Monique wollte man in LTK das brisante Thema staatlich subventionierter Drogenhandel keiner echten Nation in die Schuhe schieben. Da die Thematik und die Hauptfigur offensichtlichvon den Verhältnissen in Panama während der 80er Jahre und dessen Machthaber Manuel Noriega inspiriert sind wählte man mit Isthmus (=Landenge als Anspielung an den Isthmus von Panama) einen weiteren Phantasienamen. Es liegt auf der Hand, dass jede Erwähnung eines echten Staates in Verbindung mit den in LTK gezeigten Verhältnissen (insbesondere der Korruption) für EON alles andere als vorteilhaft gewesen wäre. Von daher war dieser Weg der einzig gangbare um die gewählte Thematik abbilden zu können.

Wirklich störend empfinde ich übrigens die Grammatik-Entgleisung im deutschen Titel. "Lizenz zum Töten" steht in direkter Tradition zu solch Titelperlen wie dem legendären "Feuer auf Räder". Unfassbar. :roll:
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Filmbesprechung " Licence to kill"

141
Gestern wieder gesehen ( ja, habe seit ein paar wochen die blu ray bücher:-).
allgemein ist es wohl die beste abspann musik (neben den seemännern bei tswlm). "if you asked me to" einfach großartig!!

frag mich aber immer wieder, warum der arzt am anfang sagt: evtl kann mann dass bein von leiter noch retten... man sieht, dass sein rechtes bein im haibecken nur noch oberhalb des knies existiert. der rest ist also weg. im hai magen oder auf dem grund des hai beckens. man hätte es doch nur wieder annähen können (wenn dies überhaupt möglich gewesen wäre), wenn man das abgetrennte bein, mit leiter an sich in sein haus gebracht hätte... :?
der engländer ist abgehauen...

Re: Filmbesprechung " Licence to kill"

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Hier ein sehr schönes Interview mit Cubby und Tim zur Zeit der Veröffentlichung von LTK:


Wenn Dalton bei 8:35 Flemings Beschreibung des literarischen Bonds wiedergibt spiegelt das exakt seine Rolleninterpretation wieder. Herrlich, wie gelöst er hier wirkt - vor allem seine wunderbare Reaktion auf seine Rolle in Sextette mit Mae West, dessen Qualität Gastgeber Terry Wogan doch sehr diplomatisch einstuft.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Filmbesprechung " Licence to kill"

144
Das oben verlinkte Interview mit Broccoli und Dalton hat mich dazu veranlasst mal wieder LTK anzuschauen und es war einfach nur: wow. LTK, FRWL und FYEO: das waren in den letzten 15 Jahren immer ebenbürtig meine Top-Bondfilme, die über dem Rest der Serie thronten. Nach der jüngsten Sichtung hat sich LTK nun alleinig auf meinen subjektiven Olymp geschwungen, da er nach all den Jahren und den vielen Sichtungen immer noch völlig abnutzungsfrei ist – etwas was ich selbst von meinen beiden anderen bondschen Lieblingsfilmen nicht sagen kann. Was ich besonders an LTK schätze ist was Dalton im verlinkten Interview auch als Ausgangspunkt des Films genannt hat: es ist in erster Linie ein Abenteuerthriller für Erwachsene. Wenn ich darüber nachdenke lässt sich das innerhalb der Bondserie eigentlich auch nur über LTK behaupten, vielleicht noch von DN. Und in diesem Sinne ist LTK damit tatsächlich den Fleming-Romanen so nah wie kein anderer Bondfilme, da die literarischen Vorlagen ja auch ausschliesslich für ein erwachsenes Publikum konzipiert waren. In jedem Fall ist LTK für mich nach wie vor der Bondfilm, der mich am meisten überrascht hat und den ich persönlich als den mutigsten Serienbeitrag empfinde. Gut möglich, dass die Macher vieles im Nachhinein nach der Abfuhr den der Film an der Kinokasse erfahren hatte anders gemacht hätten – glücklicherweise haben sie dies aber nicht. So bedauerlich ich persönlich die Tatsache finde, dass Dalton kein weiterer Auftritt als Bond vergönnt war, so absolut passend finde ich auch LTK als Schlussakkord für seine Bondkarriere – da eine Steigerung in meinen Augen eh nicht mehr möglich gewesen wäre. Hier ein paar Punkte, die mir bei der diesmaligen Sichtung aufgefallen sind:

- Technisch wirkt der Film auch heute noch erstklassig, die gerade in einigen Bondfilmen der 80er Jahre störenden Schlampigkeiten wie schlechte Rückprojektionen oder erkennbare Doubles findet man hier so gut wie nicht. Daltons physische Beteiligung an den Actionszenen war hierfür ein Segen, da er viele Sachen bei denen bei Moore auf ein Double zurückgegriffen wurde dann eben doch selber gemacht hat. Vor allem die Szene im Aufzug ist nicht ohne, bedenkt man dass das Ganze für den Hauptdarsteller alles andere als ungefährlich in einem echten fahrenden Fahrstuhl gedreht wurde und Dalton sich da geradezu katzenhaft hochschraubt. Die beiden einzigen Einstellungen, die mir nicht so gefallen sind Pams und Bonds romantischer Moment auf dem Boot, bei dem man unverkennbar den unechten Background erkennen kann. Glen verriet Jahre später, dass diese Szene ursprünglich auch auf dem Wasser gedreht werden sollte, man sich dann aber doch dagegen entschied. Schade, denn das hätte dieser ansonsten grandiosen Szene noch das i-Tüpfelchen aufgesetzt. Glücklicherweise ist die finale Studioaufnahme trotz ihrer leichten Künstlichkeit bei weitem nicht so störend wie manche der Actionszenen in OP oder AVTAK. Bei allen Fassungen vor der UE-DVD bzw der BR fiel es mir noch nicht mal auf, weil die Abtastung da auch dunkler war und daher der Hintergrund nicht so auffiel. Damals im Kino fiel es mir ebenfalls nicht auf, aber da habe ich auf solche Sachen auch noch nicht wirklich geachtet. Die anderen nicht so tollen Einstellungen sind die mit Sanchez und Lodge im Inneren des Maseratis. Da sieht man die Rückprojektion im hinteren Autofenster leider auch allzu deutlich, etwas was angesichts der restlichen hochklassigen technischen Umsetzung des Films einen leichten Wehrmutstropfen darstellt

- LTK ist ein Bondfilm mit einem niedrigeren Anteil an Humor, ich schätze aber die diversen subtilen Gags daher fast noch umso mehr. Ich denke da an so Sachen wie wenn Bonds und Leiters Fallschirme am Ende der PTS wie ein Brautschleier hinter ihnen in die Kirche getragen werden. Oder Pams logischer Deckname „Kennedy“. Oder wenn Bond mit dispektierlichem Blick hinsichtlich ihres burschikosen Outfits Pam anweist sich was Anständiges zum Anziehen zu kaufen. Das tolle an solchen Gags ist, dass sie versteckt und subtil untergebracht sind und daher nicht den Gesamteindruck des Films verändern – aber dennoch für genügend Auflockerung sorgen (wenn man denn Augen für sie hat). Ebenfalls ein toller Gag ist die Einführung von M im Hemingway-Haus – ganz in der Tradition von Blofeld. Gut, die Mieze ist eine andere, aber bei Erstsichtung damals im Kino dachte ich jetzt kommt gleich der olle Ernst ums Eck, zumal Brown zunächst auch nur von Hinten inklusive beglatztem Haupt zu sehen ist.

- Überhaupt ist die Szene im Hemingway-Haus ein echter Höhepunkt. Die Location ist superb gewählt, der koloniale Flair des Anwesens unterstreicht perfekt Bonds Entschluss mit seiner Vergangenheit zu brechen. Ich war nie ein großer Fan von Browns M-Darstellung, aber in dieser Szene macht er seine Sache ordentlich als Sparringspartner des grandiosen Dalton, der innerlich fast zu implodieren scheint. Generell finde ich Ms Einbindung in LTK besser als in vielen anderen Filmen gelöst. Zum einen, da er bzw. seine Entscheidung Bonds Nachforschungen im Zuge der Verstümmelungen von Leiter nicht zu unterstützen der eigentliche Ausgangspunkt des Films ist. Zum anderen mag ich die subtile Anspielung, die er gegenüber Moneypenny fallen lässt von wegen „unser Mann in Isthmus weiss bereits Bescheid“. Da die Enthüllung wer denn nun „unser Mann in Isthmus“ ist recht lange auf sich warten lässt bleibt man als Zuschauer die ganze Zeit im Ungewissen, um wen es sich denn nun handelt. Die Spannung steigt dann noch dadurch, dass hinter Bonds offensichtlicher Beschattung vor dem Casino entweder Sanchez oder eben der MI6 stecken könnte. Dass es dann letztlich die Hong Konger Drogenpolizei ist verblüfft bei der Auflösung dieses kleinen Rätsels nur noch mehr.

- Die Dalton-Filme sind die Bondfilme, die ich mir als so ziemlich einzigen der Serie vorzugsweise im Original auf Englisch anschaue. Daltons Stimme und Aussprache ist einfach ein zu großer Genuss, als dass ich darauf verzichten könnte. Zumal ich Lutz Riedel als seine deutsche Stimme nicht wirklich als passend empfinde – da geht mir einfach zu viel von Daltons Interpretation verloren (und vor allem fügt es ihr als Kompensation im Gegensatz zB zu GGH auf Connery oder Glaubrecht auf Brosnan nichts relevantes hinzu). Auch Lowell kommt im Original nicht ganz so kratzbürstig rüber, die spanischen Akzente von Davi und Del Toro sorgen zudem für den nötigen „south of the border“-Flair. Wenngleich ich Friedrichsens Kälte und Härte schon etwas vermisse…

- Ich liebe Kamens Soundtrack. Ohne ihn könnte ich mir LTK nicht vorstellen. Er ist genau die musikalische Abgrenzung zum Rest der Serie, die der Film in meinen Augen benötigt. Kamens Arbeit bringt sowohl die nötige Härte und Düsterheit (schon die donnernden Pauken und aggressiven Streicher in der Gunbarrel-Sequenz sind ein deutlicher Fingerzeig wohin dieses Mal die Reise geht) als auch in den ruhigeren Szenen die benötigte emotionale Tiefe mit ein. Höhepunkt sind für mich diesbezüglich sicher die romantischen Szenen zwischen Pam und Bond auf dem Boot und am Ende im Pool, hier unterstreicht die Musik die Situation jeweils perfekt und löst den Film wunderbar auf. Ich kann die Vorwürfe gegen Kamens Arbeit nicht wirklich nachvollziehen, hätten sich die Kritiker bei LTK wirklich einen „klassischeren“ Bondscore gewünscht? So sehr ich Barry schätze, bei diesem Film kann ich ihn mir stilistisch nicht wirklich vorstellen. Sicherlich hätte er das lateinamerikanische, schwüle Ambiente super eingefangen wie es ihm zB in seinen Arbeiten zu Kasdans Body Heat oder Llosas The Specialist gelang. Aber bei der Härte des Films und der Rasanz der Actionszenen wäre sein klassischer, getragener Ansatz in meinen Augen bzw. Ohren fehl am Platze gewesen. Und gerade in den Actionszenen punktet Kamen auch allzu deutlich, da seine musikalische Untermalung diese Szenen wirklich wuchtig und bedrohlich wirken lässt.

- Das Ende der Szene, in der Bond Sanchez anzündet ist für mich eine der besten Szenen aller Bondfilme. Der kurze Moment, in dem nach Vollendung seiner Rache Bond inne hält und reflektiert und völlig allein und innerlich leer zurückbleibt ist beeindruckend. Vor allem auch beeindruckend gespielt von Dalton, der der Figur in diesem kurzen Moment enorm viel Tiefe und Gebrochenheit gibt. Natürlich wird das Ganze dann versöhnlich durch Pams Auftauchen aufgelöst, was zwar diesen Moment des Schwermuts etwas rabiat vertreibt, aber andererseits absolut ok geht, da der Film dadurch die Möglichkeit zu einem versöhnlichen Ende erhält.

- Die Attentatsszene ist Glen besonders gut gelungen, beginnend mit Bonds Vorbereitungen im Hotel bis hin zum abschliessenden Kampf nach dem Attentat. Sehr spannend in Szene gesetzt – inklusive der „Glenschen Tauben“. Dalton ist wie ich finde die perfekte Verkörperung des bondschen Killers, das war schon am Anfang von TLD so bei Koskovs Überlaufen in Bratislava und auch in LTK ist Daltons Eiseskälte wieder perfekt im Rahmen der Attentatsszene. War in TLD Bonds Konfrontation mit Puschkin einer, wenn nicht sogar der Höhepunkt des Films, so gibt es auch in LTK eine ähnliche Szene, als er Pam die Pistole ins Gesicht hält und von ihr die Hintergründe über ihr Treffen mit Heller rausquetscht. Auch hier ist Dalton wieder 100% glaubwürdig, man nimmt ihm sofort ab dass er ohne Zögern wenn es sein muss Pam eine Kugel in den Kopf jagt.

- War mir vorher nie so bewusst aufgefallen, dass die Szene auf dem Kokain-Förderband eine schöne Hommage an die Laserszene in GF ist. Bond versucht sich auch hier wieder durch das Erwähnen diverser ihm vorliegender Informationsbruchstücke aus der Situation herauszureden (was in GF Operation Grand Slam war sind in LTK Hellers Stinger-Rakten). Nur mit dem Unterschied, dass im Gegensatz zu Goldfinger Sanchez darauf unbeeindruckt reagiert. Eine weitere nette Hommage ist der versenkbare unterirdische Helikopterlandeplatz, der Erinnerungen an den ebenfalls versenkbaren Kratersee in YOLT weckt. Ob die abgetrennten Tragflächen von Pams Cessna eine Reminiszenz an das in ähnlicher Form derangierte Flugzeug von Mrs Bell in LALD ist, darüber kann wohl nur spekuliert werden.

- Binders letzte Titesequenz ist gleichzeitig wie ich finde auch einer seiner besten. Da sind ein paar wirklich tolle Ideen drin wie dieser „Duscheffekt“, in dem das Bild des Bondgirls merkwürdig verzerrt wird, das sich in einem Bilderrahmen bewegende Bondgirl, die Verwendung von Rouletterädern als Ornament oder die schöne Einbindung der sich öffnenden Gunbarrel. Die Idee mit dem Fotoapparat finde ich auch sehr nett, wenngleich die Schleichwerbung für Olympus und Kodak etwas allzu aufdringlich wirkt.

- Abschliessend noch ein paar Worte zu John Glen. Der Mann bekommt häufig eine Menge Kritik für die Inszenierung seiner Filme und das sicherlich auch nicht immer zu Unrecht. Da er „zufälligerweise“ aber zwei meiner absoluten Lieblingsbondfilme inszeniert hat denke ich ist es nachvollziehbar, dass ich ihn durchaus in einem etwas positiveren Licht sehe. Was ich an Glen in all seinen Filmen schätze ist wie gut er die Schauwerte der Actionszene festgehalten hat. Es kommt sicher nicht von ungefähr, dass Glen für zwei der spektakulärsten und gemeinhin als mit die besten der Serie eingestuften Actionszenen verantwortlich war: die PTS von TSWLM und MR. Dieses Gespür für das Spektakuläre hat er auch als Regisseur meiner Meinung nach immer bewiesen und entsprechend sind auch viele der Actionszenen seiner fünf Filme zu Klassikern der Serie geworden. Ich schätze ihn ebenfalls dafür, dass er in FYEO neuen Wind in die Serie brachte und maßgeblich daran beteiligt war die Serie wieder in etwas handfestere Gefilde zu manövrieren. Dies war in noch stärkerem Maße dann in der Dalton-Ära bei TLD und LTK der Fall. Es lässt sich sicher nicht leugnen, dass vor allem OP und AVTAK an einer oft tempolosen und behäbigen Art der Inszenierung leiden und dass hier vieles altbacken wirkt. Dieser Eindruck drängt sich mir auch in Teilen von TLD auf. Allerdings finde ich den Sprung den seine Inszenierung in LTK macht dann um so erstaunlicher, da an diesem Film überhaupt nichts mehr „altbacken“ wirkt, der Film war 1989 nicht nur absolut zeitgemäß – er besitzt in meinen Augen darüber hinaus auch eine absolut zeitlose Qualität. Glen selbst bezeichnet LTK als seine beste Arbeit und ich teile diese Ansicht. Und ich finde in der Betrachtung von Glen sollte man diesen Aspekt nicht übersehen, dass es ihm nämlich gelungen ist sich innerhalb seiner Zeit als Bondregisseur zu verändern und zu steigern und sie mit seiner besten und wohl unbestritten kühnsten Leistung abzuschliessen.
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Re: Filmbesprechung " Licence to kill"

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@Anatol

Ich finde es toll, dass du bereits zwei ausführliche und fundierte Mammut-Reviews zu LTK geschrieben hast. Das nimmt mir eine Menge Arbeit ab. :wink:

Ausserdem habe ich jetzt Lust bekommen, mir LTK mal wieder anzuschauen.

Ich kann dir eigentlich in allen Teilen zustimmen; auch für mich ist LTK ein grandioser Thriller und Bondfilm und absolut faszinierend in Buch, Spiel und Umsetzung. Dalton als Bond und Davi als Sanchez haben eines der interessantesten und am besten geschriebenen und gespielten Charakterverhältnisse die ich kenne.

Die Actionszenen sind genauso imposant wie exquisit. Angeführt wird der Film natürlich von der meisterlichen LKW-Szene, ich mag aber auch Bonds „Angeltrip“ zu Beginn und die Action rund um Krests Schiff sehr gerne - bei letzterer wird ein sinnvoller und von der Länge her sehr stimmiger Einsatz von Unterwasser-Action geboten, herrlich auch Bond zum 007-Theme auf „Wasserskiern“. Sogar kleinere Szenen wie das nächtliche Eindringen in Krests Meeresforschungs-Halle sind unglaublich spannend und virtuos inszeniert.

Zudem ist LTK wohl der Bondfilm mit dem besten Drehbuch. Kaum eine andere Story ist so geschlossen und logisch, hier greift tatsächlich jedes Rädchen perfekt ins nächste (überhaupt finde ich dass die Maibaum-/Wilson-Bücher der viel kritisierten 80er-Filme in dieser Hinsicht herausragen). Dazu kommen wunderbare Dialoge. Kaum eine überflüssige Szene. Stetige Wendungen und neue Geschehnisse oder Konflikte. Herrlich.

Auch Kamens Soundtrack gefällt mir sehr. Ich kann mich jetzt gerade nicht mehr genau an seine Die Hard-Arbeiten erinnern, aber ich mag zumindest seinen Score in Last Action Hero sehr gerne. Ebenfalls sehr wichtig: die Musik spielt mit den Bildern zusammen. In dieser Hinsicht hat LTK in meinen Augen wohl die zwei am besten aufeinanderfolgenden Einstellungen der gesamten Serie: Bond kriecht im Dreck vom zerschollenen Tankwagen weg, auf einmal versperrt ihm eine Machete den Weg - Sanchez steht vor ihm. Von der Überleitung des lärmigen Unfalls hin zur Stille über die Akustik bis hin zu Sanchez' Gesichtsausdruck und Blick ein einziger Gänsehautmoment. Auch in dieser Hinsicht gräbt LTK jedem Franchise-Kollegen das Wasser ab (zumal es für mich ausser TLD, LTK, CR und SF nur wenige Bondfilme mit wirklichen Gänsehautmomenten gibt).

Licence to Kill ist für mich persönlich sicher einer der 20 besten Filme aller Zeiten. 10 / 10.
AnatolGogol hat geschrieben:Gut, die Mieze ist eine andere, aber bei Erstsichtung damals im Kino dachte ich jetzt kommt gleich der olle Ernst ums Eck, zumal Brown zunächst auch nur von Hinten inklusive beglatztem Haupt zu sehen ist.
Sätze dieser Art retten einfach jeden noch so schlechten Tag. 8)
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Filmbesprechung " Licence to kill"

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Dem hab ich nichts hinzuzufügen.
LTK ist auch für mich neben OHMSS der beste Bondfilm aller Zeiten aus ziemlich genau den Gründen die Du anführst.
Liebend gern hätte ich auch noch einen dritten Daltonfilm gesehen.
Gegner,Handlung und der Regiestil (insbesondere das Showdown) sind das beste was 007 zu bieten hat. :007:
Darf ich ihnen meine Freundin hierher setzen?
Sie belästigt sie nicht,sie ist nämlich tot...

Re: Filmbesprechung " Licence to kill"

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Ich finde es sehr interessant hier diese Lobeshymnen auf LTK zu lesen. Ich mag den Film zwar inzwischen bedentend mehr als früher aber mir fehlt jede Begeisterung für den Film wie allgemein für die Bondfilme der 80er bzw. die Glen Filme. Ich weiß aber auch nicht woran es liegt.
Vieles von dem was Anatol schreibt kann ich nachvollziehen. Aber faszinieren tut mich der Film dennoch nicht.
Ja, LTK hat eine tolle, schlüssige Story und die Beziehungen der Personen zueinander sind gut herausgearbeitet.

Aber das sind eben nur winzige Elemente die es braucht für einen tollen Bondfilm. Nun gut, ich mag Dalton in der Rolle nicht und ich stelle immer wieder fest, wie groß der Einfluss des Darstellers auf die Wahrnehmung des Gesamtfilms ist. Dann mag ich diesen realistischeren - nein: gewöhnlichen! - Ton des Films nicht. LTK entfaltet einfach nicht diese Larger Than Life Atmosphäre.

Leider fehlt Dalton bzw. den Drehbüchern auch der nötige Humor und NEIN, ich bin nicht humorlos oder taub/blind: Es gibt einfach recht wenig und das was da ist, bringt Dalton nicht gut rüber.

Für mich wird LTK immer ein spannender und gut ausgeführter Film bleiben, aber es ist ein Film der mich als Bondfan gar nicht berührt.

Zur Arbeit von Kamen sage ich besser nichts, weil meine Meinung da so stark von eurer abweicht, dass jede Diskussion sich erübrigt. Aber ich muss beim nächsten Mal noch mal bewusst auf den Soundtrack hören.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Filmbesprechung " Licence to kill"

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danielcc hat geschrieben:Ich finde es sehr interessant hier diese Lobeshymnen auf LTK zu lesen. Ich mag den Film zwar inzwischen bedentend mehr als früher aber mir fehlt jede Begeisterung für den Film wie allgemein für die Bondfilme der 80er bzw. die Glen Filme. Ich weiß aber auch nicht woran es liegt.
Vieles von dem was Anatol schreibt kann ich nachvollziehen. Aber faszinieren tut mich der Film dennoch nicht.
Ja, LTK hat eine tolle, schlüssige Story und die Beziehungen der Personen zueinander sind gut herausgearbeitet.

Aber das sind eben nur winzige Elemente die es braucht für einen tollen Bondfilm. Nun gut, ich mag Dalton in der Rolle nicht und ich stelle immer wieder fest, wie groß der Einfluss des Darstellers auf die Wahrnehmung des Gesamtfilms ist. Dann mag ich diesen realistischeren - nein: gewöhnlichen! - Ton des Films nicht. LTK entfaltet einfach nicht diese Larger Than Life Atmosphäre.

Leider fehlt Dalton bzw. den Drehbüchern auch der nötige Humor und NEIN, ich bin nicht humorlos oder taub/blind: Es gibt einfach recht wenig und das was da ist, bringt Dalton nicht gut rüber.

Für mich wird LTK immer ein spannender und gut ausgeführter Film bleiben, aber es ist ein Film der mich als Bondfan gar nicht berührt.

Zur Arbeit von Kamen sage ich besser nichts, weil meine Meinung da so stark von eurer abweicht, dass jede Diskussion sich erübrigt. Aber ich muss beim nächsten Mal noch mal bewusst auf den Soundtrack hören.
Gegenfrage: findest du denn, dass CR ein "Larger than Life" Feeling hat?
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Re: Filmbesprechung " Licence to kill"

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Ich möchte jetzt nicht patzig wirken, aber wenn ich mir das anhöre, stelle ich fest, dass mir keine einzige dieser Melodien jemals bewusst im Film aufgefallen ist. Was sich aber wieder für mich bestätigt ist, dass Kamens Score auf mich an vielen Stellen total überladen und letztlich "quitschend" klingt durch die übereinander gelagerten Streicher und die vielen fanfarenartigen Bläsereinsätze. Sorry, für mich ist das über weite Strecken Krach :-(

GoldenProjectile hat geschrieben: Gegenfrage: findest du denn, dass CR ein "Larger than Life" Feeling hat?
Gute Frage! Das habe ich mich beim Schreiben selbst gefragt. Ich weiß auch nicht, ob ich meine, dass jeder Bondfilm das haben muss aber er muss zumindest irgendetwas haben, was ihn für mich klar zu einem Bondfilm macht.
In CR fasziniert mich einfach die Darstellung von Bonds Charakter, die dort stark im Fokus steht. Da ich Craig in der Rolle viel mehr mag als Dalton, ist CR ein Fest, während LTK ein Durchschnitts-Thriller ist. Das ist mein Urteil, was sicher nicht objektiv und vielleicht nicht fair ist.
Relativ objektiv finde ich aber dass CR was das Script angeht (und hier meine ich die Dialoge und die Figurenzeichnung) deutlich über LTK steht. Auch die Ausführung also die Regie finde ich in CR spannender.

Larger than life? Nun ja, letztlich geht es bei LTK um einen Drogendealer, der sich dummerweise an Bonds "Freund" vergriffen hat. In CR geht es um Bond selbst und um einen intellektuell ebenbürtigen, mit dem er sich in einem epischen Poker Turnier misst. Daneben spielt CR in Venedig und auf den Bahamas, während LTK wirkt als habe man ihn komplett in mexikanischen Studios gedreht.

Ich bin da etwas unfair, ich weiß. letztlich kann ich auch nur versuchen zu erklären, warum mich der eine von vorne bis hinten fasziniert, während ich den anderen gar nicht richtig zur Serie zähle
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