Filmbesprechung: TB

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10/10 Punkte (Genial)
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Re: Filmbesprechung: TB

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HA! was man alles entdecken kann...

gucke mir grad TB mal wieder auf DVD an, und durfte dabei feststellen, dass auf derm letzten audio track (kommentar von peter hunt) zum titelvorspann der von mir geliebte song "mr. kiss kiss bang bang" läuft, der ja eigentlich auch geplant war als titelsong.

einfach herrlich, ganz großes kino...
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Filmbesprechung: TB

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Viel heiße Luft?


TB (so nannte übrigens das amerikanische Militär den Atompilz) ist eine Bilderwucht, die seinem Titel alle Ehre macht. Doch dahinter steckt auch viel heiße Luft.

Das Zentrale Problem dieser Bilderwucht ist, das der zweite Akt – Bonds Ankunft auf den Bahamas – teils verplottet ist, Bond unmotivierte Handlungen ausführt und ein Story-Element fehlt, das die Ereignisse und Handlungen fest zusammengeschraubt und weiteres Potenzial beinhaltet hätte.
Dieses Story-Element ist der Kontakt zwischen Bond und M, bzw. den NATO Leuten und Konflikte dieser Parteien, der im Film trotz der Größe dieses Falls völlig fehlt. Keinen anderen Film würde ich eine Abgeschirmtheit von Bond vorwerfen, denn durch den technischen Standard von heute sind die neueren Filme in gewisser Weise auch bestraft (wissen diesen ständigen Kontakt aber gut zu nutzen, indem er das bereitstellt, was TB fehlt), aber in TB ist dieser absurd.
Bond hätte in diesem Story-Element nach der Casino-Szene M berichten sollen, das er an Largos Involvierung keinen Zweifel hat. M würde Bond vertrauen, doch der NATO dieser Verdacht nicht ausreichen – sie wollen Beweise: antagonistische Kräfte aus den eigenen Reihen! Allein solch ein Kontext würde schon das Spiel zwischen Bond und Largo ins rechte Licht rücken, denn Largo hat keinen Grund sich vor Bond zu verstecken, da er keine Beweise hat, was im Film nicht klar gemacht wird. Dies würde den Largo-Bond Konflikt wesentlich dramatischer machen.
Im Film wie er gedreht wurde, ist Bonds Handeln im Umgang mit der Gegenseite unter anderem wegen diesem fehlenden Kontext unmotiviert und teils absurd. Wieso schaltet Bond nach seinem Fund des Toten und Mordversuch an ihn im Sanatorium nicht die Polizei ein? Warum lässt er Largos geduschten Spitzel wieder gehen? Ein Verhör hätte ihm kostbare Informationen bescheren können. Absurd ist auch sein Verhalten gegenüber Fiona, wenn er sie im Zimmer auffindet, nachdem Paula dran glauben musste. Der Bond in den vorigen Filmen hätte sie windelweich geprügelt. Die verplottete Reaktion im Film hätte vor Paulas Tod Bondschen Charakter-Sinn wie bei Miss Taro in DN ergeben.
Largo handelt aber nicht viel klüger. Paulas Entführung hat keinerlei Sinn, dient nur dazu, das Bond einen Grund hat bei Largo einzubrechen, und mit dem obigen Zusatz hätte diese Handlung natürlich komplett wegfallen müssen.

Erstaunlich was diese Beweissuche im zweiten Akt alles hinbiegen würde. Das sie sogar mal im Drehbuch enthalten war, lässt das Spiel zwischen Bond und Largo mit falscher Höflichkeit und doppeldeutigen Dialogen schließen. Bond kann Largo nichts Beweisen und Largo Bond nichts tun. Mit dem stärkeren Kontext hätte dies einem Bond-Goldfinger-Duell nahe kommen können.
Es würde mich sogar nicht wundern, wenn solch ein Kontext auf den Boden des Schneideraums gelandet ist. Beim Schnitt hat Hunt gepennt. Es gibt Zwischenschnitte, die einfach sinnlos sind. So auch ein Dialog auf einem Luftstützpunkt der NATO während die Vulcan entführt wird. Das einzige, was dieser Dialog uns sagt, ist, dass man vom Verschwinden Kenntnis genommen hat und setzt unnötiger Weise zusätzlich bedeutungslose Charaktere in Szene (damit sind unnötige Nahaufnahmen von Handlungsunrelevanten Personen gemeint). Dramaturgisch überflüssig, da dies die nachfolgende Konferenz beim MI6 mit Einzelheiten die wir noch nicht kennen tut. Genauso überflüssig ist Dominos 4 Sekunden langes an Board gehen, bevor die Disco ihre letzte Fahrt antritt und nachdem sie den Fotoapparat erhalten hat.
Verschenkt ist dagegen eine 2 Sekunden Szene nach der Q Szene im MI6 Quartier, in der Bond und Leiter auf einem Boot von der Disco Volante wegfahren und 2 Wörter austauschen. Im Nachhinein erhält die Szene Sinn, da Bond und Leiter die Gegend um die Disco für den Tauchgang sicherlich erkunden wollten, doch hätte besser die nachfolgende sehr kurze Vorbereitung im Quartier entfernt werden können und die Bootszene der Länge ihrer ursprünglichen Dauer annähern können.

Ein persönlicher Verlust ist für mich das mit der in TB extrem angestiegene Anzahl an Schnitte selten zum Einsatz kommende Verhältnis zwischen Kameraführung und Bildkomposition von Ted Moore(?), das seinen Höhepunkt in FRWL hatte (gab’s einen BAFTA für). Dies war damals aber in Mode gekommen, ganz im Gegensatz zu den unsagbaren Trickblenden, deren Zeit glücklicherweise schon längst vorbei war.
Allerdings kann zu Gute gehalten werden, das der häufige Szenenwechsel und die vielen Schnitte von Einstellungen ein Tempo mit sich bringen, das es gar nicht langweilig werden kann, denn TB hat die Stärke, das nicht nur in vielen Szenen etwas signifikantes geschieht, sondern gleichzeitig Charaktere eingeführt werden, sich kennen lernen und Exposition für späteres logisch platziert wird (bsp.: Haibecken).

Neben dem verhunzten zweiten Akt bleiben dennoch ein guter Erster und Dritter.
Da SPECTRE’s Entführung aufgrund Dominos Charakter und ihre Beziehung zu Largo vom Guten zum Schlechten, sowie zu Gunsten von Fionas Charakterzeichnung nicht wie üblich in den ersten Minuten abgehandelt werden konnte, hat man es zum dramaturgischen Höhepunkt des ersten Akts gemacht und die Kreuzung mit Bonds Weg schlüssig verbunden (sein oben kritisiertes Verhalten ausgenommen). Vor allem ist hier der Humor angebracht, da Bonds Welt noch heil ist und sorgt so gerechtfertigt für zusätzliche Unterhaltung.
Wenn die Vorbereitungen für den Anschlag im dritten Akt beginnen und die NATO eingreift, erhält der Film durch den dramaturgischen Druck eine größere Grundspannung. Vorher konnten nur einzelne Szenen in Spannung überzeugen, so wie Bonds hervorragende Flucht bei dem Karneval Festival bis zu Fionas berühmten Tod. Hier sind die Montage und Kamera absolut gelungen, vor allem bei Fionas letztem Tanz – großartige Szene. Oder auch Bonds Einbruch in Palmyra und der Kampf im Haibecken können bestechen.
Einfach wundevoll sind in diesem Akt die Aufnahmen Unterwasser. Bis heute gab es keinen Film mehr, der so welche Aufnahmen in der Größenordnung eines Gefechts beinhaltet. Es muss der ultimative Katalysator dieser „Thunderball“-Wucht gewesen sein. Die Szene hätte auch keinen Makel, wäre da nicht der Zwischenschnitt von Bonds Sportsmännischer "Aufräumaktion", den man schon aus FRWL kennt, nur wesentlich kürzer, da nun mal die Räumlichkeit des Wassers eine gewisse Langsamkeit mitbringt und so die Spannung der ganzen Szene zerstört. Umso spannender und dramatischer ist dafür aber der Kampf in der Disco Volante und zu verkraften das Hunt ihn vorgespult hat.

Zu guter letzt bietet TB gute Darsteller mit interessanten Charakteren und wieder eine Tatiana Romanova, denn Domino zeigt auf ganz ähnliche Weise ihren wahren Charakter.
Besonders Largo fällt hier auf. Eine sehr grausame Figur, der man seine ganze Vorgeschichte förmlich aus dem „Gesicht“ lesen kann. Die Geste die er am Spieltisch mit der Faust macht, bestätigt nur noch das Klischee eines Mafiosi, das Augenklappe, böser Blick, Akzent usw. aufbauen (Das hat keine negative Bedeutung – schließlich kommen Klischees nicht von irgendwo und sind genauso ein hilfreiches Mittel aller erzählerischen Künste wie auch ein faules Mittel, wenn sie falsch eingesetzt werden oder einfach verbraucht sind). Largo versucht in Gesellschaft immer eine Sympathie vorzuspielen, die ihm als alter Messerstecher fehlt. Der kommt schon im SPECTRE Treffen vor und scheint immer dann durch, wenn Largo verärgert, wie am Spieltisch und wenn er seinen Spitzel besonders grausam tötet, oder zornig ist, wenn er so ein zartes Geschöpf wie Domino foltert. Tolle Leistung von Adolfo Celi. Schade das die Gelegenheit zu einem noch besseren Zusammenspiel zwischen ihm und Bond, das bereits gut ist, verschenkt wurde.



TB besitzt mit seiner Bilderwucht, Location und amüsanten Dialoge einen einzigartigen Charme. Wie bereits beim Vorgänger - doch wesentlich signifikanter - ist durch die fahrlässigen Logikfehler, die man auch nicht durch dramaturgische Engpässe rechtfertigen kann, ein Aufrunden wegen seines Charmes nicht mehr vertretbar.

6,5 von 10 Punkten

Re: Filmbesprechung: TB

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Sehr schön. Mit so vielen kritischen Tönen hatte ich gar nicht gerechnet, da war ich im Vergleich ja noch gnädig.

Mir ist gestern etwas geniales eingefallen, sozusagen eine Alternative zu deiner Variante mit dem "Beweise suchen".

Was wäre gewesen, wenn man die gesamte Entführung der Vulkan, mit samt der Wasserlandung und Tarnung des Flugzeugs NICHT gezeigt hätte. Sondern von den spannenden Sanatoriums-Szenen zum MI6 Briefing geblendet hätte? Man stelle sich die Möglichkeiten daraus vor:
- 15 Minuten weniger Screentime hätten dem FIlm gut getan
- weniger Unterwasserszenen, die langatmig sind
und vor allem:
wir als Zuschauer hätten genauso wenig gewusst wie Bond und die folgenden 90 Minuten Recherche hätten wir MIT Bond erlebt. So wären auch die Tauchgänge später und das Auffinden des Fliegers viel spannender gewesen.

Typisches Beispiel dafür, wie mehr Budget zu einem langweiligeren Film führen kann.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Filmbesprechung: TB

79
und hier noch mal überarbeitet, lesbarer und erweitert:

Thunderball, 1965, Regie: Terence Young

Um es vorab zu sagen, ich mag den Film und es ist einer der ersten den ich wohl in meiner Kindheit gesehen haben muss – auch wenn ich das heute nicht mehr recht nachvollziehen kann, wann genau ich welchen Film erstmals im TV sah. Alles an die-sem Film ist groß und aufregend: die Story, die Locations, die wunderschönen Frau-en, der Bösewicht, die Ausstattung, die Effekte... hier sind wir am Höhepunkt der Bond-Mania angekommen. Man hatte viel Geld, Bondfilme waren ein sicherer Erfolg an den Kassen und das Motto war "Klotzen nicht Kleckern". Hat es dem Film oder der Serie gut getan? Ich melde Zweifel an.

Der Film hat seine Stärken beim Hauptdarsteller Connery, dem das Ganze hier ein-fach sichtlich Spaß macht, und bei den vielen guten Darstellern, angefangen beim Bösewicht bis hin zu den nicht nur schönen sondern auch gut agierenden, starken Bondgirls. Warum hier Bonds Assistentin (Martine Beswick) regelmäßig unerwähnt bleibt, ist mir ein Rätsel. Als Hinweis an alle „Filmkritiker“ und Feministinnen: Schon 1965 gab es zwei starke Frauen bei Bond, die durchaus eigenständig und selbstbe-wusst auftraten.

Doch wenn man mal ernsthaft auf das schaut, worauf es in einem Film ankommen sollte – sprich, die Substanz hinter dem Bombast sucht -, so muss man auch die Schwächen des Films bemerken, als da wären:

1. Die Interaktion der Charakter ist oft nicht nachzuvollziehen und die Logik bleibt das ein oder andere Mal auf der Strecke. Schon beim ersten Zusammentreffen im Kasino gibt Bond Largo eindeutig zu verstehen, dass er ihn als Spectre Man identifi-ziert hat. Dennoch agieren die beiden im Folgenden nicht entsprechend. Dies geht im Film sehr lange so! Anhand der entsprechenden Siegelringe geben sich auch andere Bösewichte eindeutig zu erkennen – wie praktisch.
Doch es geschehen viele andere Sachen, die ziemlich absurd erscheinen und die stärker als beim Vorgänger den Einruck vermitteln, dass sich die Bondfilme von so etwas wie Realismus entfernt haben:

- da versucht man Bond auf dem Weg vom Sanatorium zu töten, während gleichzei-tig der Attentäter von hinten auf offener Straße weggebombt wird – merkwürdig!
- das ewige Spiel von Bond und Volpe oder Bond und Largo miteinander ist absurd und zeigt, dass es hier mehr um Fantasie geht als um ernsthafte Spionage.
- Bond wird vom Bösewicht vollkommen grundlos zuhause empfangen und alle tun so als wissen sie nichts vom jeweils anderen - absurd. Im Übrigen erfüllt diese Szene überhaupt keinen Zweck und ist im Vergleich zum Aufeinandertreffen in GF eher schwach geschrieben und somit bedeutungslose Effekthascherei.
- die Art wie Fiona Volpe mit Bond an einer Stelle über „James Bond“ redet, als habe sie die vorherigen Filme gesehen. Das ist nett fürs Publikum aber nicht logisch

2. Die „Pace“ und die Storyentwicklung: wie schon gesagt, der Film ist langatmig und unnötig kompliziert erzählt; schlimmer ist jedoch, dass grundsätzliche Pacing Prob-lem, was schon damit beginnt, dass es ca. 30 Minuten dauert bis der Bösewicht überhaupt mit der Umsetzung seines Plans beginnt (Entführung der Raketen). So etwas würde in jedem Script-Seminar eine glatte 5 geben! Noch etwas: nach 95 Mi-nuten (!) findet Bond das Flugzeugwrack um festzustellen, dass die Raketen nicht an Bord sind! Natürlich sind sie das nicht, warum sucht er überhaupt danach? Der kriti-sche Zuschauer stellt also nach 95 Minuten fest, dass Bonds bisherige Bemühungen überflüssig waren. Klar, ist das alles sehr schön und unterhaltsam erzählt bis dahin, aber im Nachhinein betrachtet ist es doch etwas schwach.

Daneben fällt auf, dass das Erzähltempo auch einzelner Szene sehr langsam ist. Als Beispiel sei genannt, wie minutenlang das Flugzeug unter Wasser getarnt wird. Man hatte es nicht eilig, man wollte eben klotzen.

Alternativ hätte man die gesamte Flugzeugentführung, -landung, -tarnung und die Entfernung der Bomben weglassen können und stattdessen einfach mit der Briefing Szene beim MI6 fortfahren können mit folgenden Effekten:
- man hätte 20 langatmige Minuten und damit aufwendige und teure Szenen gespart
- man hätte mit Bond ermittelt und entdeckt anstatt 90 Minuten nur passiv zu beo-bachten, wie er mühsam alles erfährt, was wir schon wissen. Für das Publikum wä-ren der Fund des getarnten Fliegers und das Fehlen der Bomben deutlich überra-schender gewesen.
- es gebe weniger der langatmigen Unterwasserszenen

3. Der Showdown unter Wasser: Unterwasserszenen funktionieren im Film eigentlich nie so richtig. Hier hat man es aber auf die Spitze getrieben, was dazu führt, dass ich regelmäßig so bald es am Ende unter Wasser geht, das Interesse verliere. Filmisch ist das natürlich allererste Sahne, ich glaube es gibt bis heute keinen Film, der so lange, intensive, brillant gefilmte Unterwasser-Actionszenen hat.
Doch muss man auch kritisch feststellen, dass ca. die letzten 30 Minuten des Films Unterwasser keine Storyentwicklung mehr leisten, da keine Dialoge mehr möglich sind. Man kann nur noch vollkommen passiv und ohne Involvierung zuschauen. Wenn man Glück hat, erkennt man Bond inmitten der Hundert Froschmänner unter Wasser.

Natürlich ist nicht alles so negativ wie hier dargestellt. Es sind eben einzelne Aspekte die offensichtlich machen, dass man hier endgültig die Bodenhaftung verloren hatte. Hätte Brosnan einen solchen Film gemacht, er wäre von Teilen der Fangemeinde als der schlechteste Film der Reihe bezeichnet worden. Würde Craig 2/3 des Films in Hemd und Badehose rumlaufen, würden alle „das typische Bondfeeling mit Smoking und so“ vermissen...

Dennoch, TB ist wohl der Film der Reihe, dessen Genuss am stärksten vom Gemüts-zustand des Betrachters abhängt. Ich kann den Film als opulentes Fantasy-Abenteuer genießen, nur um beim nächsten Mal Sehen festzustellen, wie langatmig und unlo-gisch das Ganze ist.

In jedem Fall wartet das Spektakel auch mit wirklichen Pluspunkten auf, jenseits der erwähnten Schauwerte: etwa die spannungsgeladenen Szenen im Sanatorium, die Verfolgung beim Straßenkarneval und der anschließende Tanz mit Volpe (wobei sie ein besseres Ende verdient hätte). Darüber hinaus ist wohl TB von allen Filmen der Serie derjenige, der am besten das Flair einer exotischen Location vermittelt. Die vie-len Szenen auf den Bahamas wirken heute noch faszinierend und müssen damals für die Zuschauer wirklich fantastisch gewesen sein. Allerdings verbreiten sie in Kombi-nation mit einem zu 100% entspannten Bond auch ein gewisses Urlaubs-Feeling. Die Grundstimmung des Films ist eine sehr Heitere, vollkommen unpassend zu der ge-waltigen Bedrohung durch die Bomben, die so nie richtig zur Geltung kommt. Außer-dem ist hier mehr als jemals zuvor deutlich, dass für Bond keine Situation wirklich gefährlich werden kann. Auch haben die einzelnen Schicksale im Film keinerlei Ein-fluss auf Bonds Gefühlslage (der Tod seiner Assistentin, der Tod von Fiona Volpe...). Nach dem Motto: „Ok, sie ist tot, so what…weiter geht’s“).

Schauspielerisch sticht besonders Luciana Paluzzi hervor, die trotz des jungen Alters eine absolut reife Leistung abliefert und dadurch Bond ebenbürtig erscheint. Man nimmt ihr die leidenschaftliche Liebhaberin in Bonds Armen ebenso ab wie die eiskal-te Killerin, die sich angewidert von seiner Arroganz zeigt.

Etwas ambivalenter ist die Rolle und Leistung von Claudine Auger (die sogar noch jünger war). Stellenweise überzeugt sie als reife, abgeklärte Persönlichkeit, die nicht leicht zu erobern ist, nur um im nächsten Moment wieder das klischeehafte Bond-Dummchen zu geben. Beispielhaft sei hier Rolle auf dem Boot im Showdown ge-nannt, wo Sie zunächst als selbstsichere Amazone inszeniert wird, die Largo gnaden-los killt (und damit Bond rettet), um sofort im Anschluss ziemlich unsicher auf Bonds Rettung angewiesen zu sein.

Adolfo Celi agiert solide leidet aber dummerweise an der Einführung von Blofeld. Durch dessen Über-Status, wirkt Celis Largo wie ein Handlanger. Connery selbstsi-chere Darstellung und der heitere Ton des Films lassen Largo somit zu keinem Zeit-punkt bedrohlich erscheinen.


Fazit:
Thunderball ist ein spektakulärer Bondfilm, der begeistert und umhaut, wenn man ihn erstmals sieht. Es ist heute wohl kaum noch richtig nachzuvollziehen, wie dieser Film erst vor über 40 Jahren gewirkt haben muss. Die exotischen Locations und fan-tastischen Episoden, waren genau das was die Leute erwarteten und somit wurde TB zum mit Abstand erfolgreichsten Bond aller Zeiten (bis heute!). Der Film hat aber auch gewaltige Schwächen unter streng filmischen Gesichtspunkten. Szenen wieder-holen sich, der Film könnte 30min kürzer sein und würde davon sogar in Bezug auf die Spannung profitieren. Spätestens mit diesem Film stellt sich für viele Fans die Glaubensfrage: mag ich die stringenten, ernsten Spionage Filme oder gebe ich mich bewusst den epischen, ausgefallen, bombastischen Fantasiegeschichten (wie eben Thunderball) hin. Man kann auch beides mögen, darf aber dann nicht heute so tun, als seien alle Bondfilme („die guten alten Bondfilme“) eine homogene Masse von gleichartigen, gleich aufgebauten Filmen gleicher Couleur.

Thunderball ist vielleicht kein guter Film, er ist aber ganz bestimmt ein schöner Film.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Filmbesprechung: TB

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danielcc hat geschrieben:Sehr schön. Mit so vielen kritischen Tönen hatte ich gar nicht gerechnet, da war ich im Vergleich ja noch gnädig.
Ich auch nicht. Aber ich wollt doch zu mindestens 95% ehrlich bleiben. Ich mag den Film trotzdem sehr. Er wird nur immer einen faden Beigeschmack haben.
danielcc hat geschrieben: Was wäre gewesen, wenn man die gesamte Entführung der Vulkan, mit samt der Wasserlandung und Tarnung des Flugzeugs NICHT gezeigt hätte
Mh, nunja, ich halte die Beweissuche so oder so für nötig bzw, einzig logisch. Gerade dann wäre es viel dramatischer, wenn wir mehr als Bond wissen und ihn förmlich zu den Beweisen führen wollen, uns ärgern warum er nach der ersten Suche mit dem Helikopter aufgibt, wo das Ding doch da Unten liegt, erleichtert sind, das er sich endlich die Disco aus dem Nassen ansehen will und mitfiebern, wenn er entdeckt wird (was ich im Film übrigens auch Sub-optimal gelöst finde: Der Taucher erscheint vor Bond genauso plötzlich wie uns. Sehr kurzfristige Spannung) usw.
Mir sind die Aufnahmen der Tarnung des Bombers etc. auch zu lang, aber ganz ohne diese... schwer sich's vorzustellen, finde ich. Zumindest wäre ein Nachteil, das Dominos Mord an Largo weniger nachvollziehbar wäre (wir haben ja gesehen das er ihren Bruder umgebracht hat). :wink: Ich glaube dafür müsste der ganze zweite Akt umstrukturiert werden.
Bei Gelegenheit könnt man das Drehbuch dazu schreiben und Eon fragen, ob sie eine Praktische Überprüfung finanziell spendieren würden. :lol:

Re: Filmbesprechung: TB

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naja, aber wie du selbst festgestellt hast: der zweite Akt ist der schwache Teil ;-)
Ich find nur die ganze Flugzeug-Entführung und Tarnung langatmig, und dadurch dass dies alles gezeigt wird, erleben wir als Zuschauer im Film alles doppelt, da ja Bond das gleiche erst 90 MInuten später selbst erfährt. Stattdessen wäre es doch spannend für den Zuschauer sich mit Bond zu fragen, was genau passiert ist.

Der Film hat ja eine totale Informations.-Asymetrie: Da wird bei den NATO und MI6 Szenen versucht eine Spannung aufzubauen, die für uns gar nicht da ist, da wir alles wissen!

Bond hätte dann einerseits die Infos aus dem Sanatorium und andererseits das Wissen, dass der Flieger weg ist. Alles andere finden wir mit ihm heraus.


Zusammenfassend kann ich zu TB sagen, dass es der Bondbilm ist, den ich am liebsten in den DVD Player lege, aber auch der, den ich am seltensten konzentriert zu Ende schaue
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Re: Filmbesprechung: TB

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Zu neuer Kritik:
Oh je, irgendwie stimmen wir bei TB genauso viel überein, wie auch nicht.
Zum Charakter Beziehung Part:
Lippe will Bond sicherlich auf eigene Faust umbringen und Fiona kann es ja egal sein ob es Zeugen bei Lippes Exikution gibt, zumindest bei dieser Art von Exekution.
Im Casino testet Bond Largo mehr, als das er sich verät, finde ich. Man sieht ja wie unsicher Largo mit der Bemerkung umgeht, was Bond wiederum einen subjektiven Beweis liefert. Das Bond und Largo sich später etwas vor machen, macht schon Sinn, da es für Largo zu riskant ist ihn umzubringen und Bond ohne Standort der Bomben völlig Machtlos ist und deshalb Largo genauso wenig etwas anhaben kann. Warum man Bond dann beim nächtlichen Tauchgang ausschalten will, ist wieder fragwürdig.

Wie gesagt, der zweite Akt ist eine unlogische Katastrophe wofür der Film eigentlich noch mehr Rügen verdient hätte, wäre da nicht dieser Charme.

Was das Tempo angeht leben wir mit Ausnahme der Tarnungsszene und dem Unterwassergefecht auf verschiedenen Stränden. :D
Genauso finde ich Largo aufgrund seines grausamen Charakters schon bedrohlich.
danielcc hat geschrieben: genau passiert ist.
Der Film hat ja eine totale Informations.-Asymetrie: Da wird bei den NATO und MI6 Szenen versucht eine Spannung aufzubauen, die für uns gar nicht da ist, da wir alles wissen!
Auch in FRWL wissen wir alles. Gerade das ist ja spannend. Und in DN, das deinem TB Design (bestimmt nicht zufällig :wink: ) entspricht, ist Bonds Ermittlung mehr Interessant als Spannend - das sind dann nur einzelne Szenen.
Alle Varianten können gleich effektiv sein. Kommt nur auf die Struktur an.

Re: Filmbesprechung: TB

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007James Bond hat geschrieben:Auch in FRWL wissen wir alles. Gerade das ist ja spannend. Und in DN, das deinem TB Design (bestimmt nicht zufällig :wink: ) entspricht, ist Bonds Ermittlung mehr Interessant als Spannend - das sind dann nur einzelne Szenen.
Alle Varianten können gleich effektiv sein. Kommt nur auf die Struktur an.
das stimmt. Nur wird in FRWL nichts langwieriges wiederholt. Außerdem trifft er ja erst am Ende wirklich auf Grant und DAS ist dann spannend, weil wir ihn kennen, Bond nicht, und wir dennoch nicht wissen ob er ihn noch rechtzeitig durchschauen wird. Unser Wissen steigert die Spannung, es zerstört sie nicht.
In TB sehen wir Bond dabei zu, wie er 90 Minuten mühseelig genau das herausfindet, was uns nach 15 Minuten schon im Detail vorgekaut wurde. Bond bringt sich also erstmal auf unseren Wissenstand und wir stellen fest: Es bringt auch ihn gar nicht weiter.

OK, letztlich alles eine Frage, wie man es macht. Aber ich finde TB zu lang, und streckenweise langatmig.
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Re: Filmbesprechung: TB

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BOND - MARATHON/DETAILLIERTE FILMANALYSE .4

THUNDERBALL

Die Story:

Die nach dem Box Office Spektakel um Goldfinger, eingeschlagene Richtung der Produzenten wird in der drei minütigen Pre Titel Sequenz von Thunderball bereits kompromisslos zelebriert.
Abermals ordnet diese sich nicht unmittelbar der direkten Handlung des Films unter, sondern dient eher der zur Schau Stellung diverser Gadgets und der, einem Bereich der leichten Unterhaltung zu zuordnenden Action. Elemente welche Goldfinger zu einem kommerziell einschlägigen Erfolg machten tauchen hier gleich zu Beginn auf. Wir sehen dass Bond Car im Einsatz gegen dessen Verfolger, wir sehen einen aufwendig durch choreographierten Zweikampf und um der Action für damalige Verhältnisse die Krone auf zu setzen, einen futuristischen Stunt mit einem noch futuristischeren Fluggerät. Hier wird geklotzt und nicht gekleckert. Ein unmissverständlich großer Schritt in Richtung Entertainment also! Liegt der Fokus im Falle dieses Films zwar vordergründiger auf Action und Unterhaltung so versucht TB allerdings dennoch sämtliche Elemente vorhergegangener Filme in sich zu vereinen.

Nachdem das Thema Action und Stunts vorerst abgehandelt wurde finden wir uns gleich im Anschluss in einer für die Reihe typisch strukturierten Storyline wieder, welche in der Art des Aufbaus ein wenig an FRWL erinnert. Aus der Sicht der Schurken beobachten wir nun die Planung und schrittweise Umsetzung eines Terror Komplotts gegen die britische Regierung welche sich über die gesamte erste Hälfte des Films erstreckt. Ist die Story an sich nicht in höherem Maße spektakulär oder gar sonderlich einfallsreich so ist es allerdings der Aufbau der als große Stärke des Films zu werten ist.
Schrittweise wird der Zuseher in die interessant kalkulierte Umsetzung von „Phantoms“ Planung eingeführt. Die Ermordung des Navy Piloten, die damit einhergehende Gewissheit darüber dass“ Phantom“ bereits lange zuvor damit begonnen haben musste eine Vertrauensperson in das Leben dessen ein zu schleusen, und vor allem der Austausch im Sanatorium sind äußerst gut durchdacht.
Hier wird Spannung aufgebaut und das Interesse des Zusehers geweckt. Die Frage danach was hier vor sich geht, bis hin zu einem immer widerkehrenden „AHA… so ist das“ Effekt stellt sich ein. Ebenso interessant wie eben erwähnte Szenerien ist die Entführung des mit der Bombe bestückten Flugzeugs. Detailgetreu wird uns erklärt wie die Maschine entführt, (die sich an Bord befindliche Bombe an sich gebracht) und im Anschluss versteckt wird. Gerade weil man als Zuseher somit den gesamten Vorgang, die Entwicklung des Plans gut nachvollziehen kann wird die Erwartungshaltung an alles was nun im Laufe des Films folgen würde geschürt.

Und ist alles bis hier her gezeigte im Aufbau gut durchdacht und fabelhaft umgesetzt, so geht es im Aufbau der zweiten Hälfte auch nahtlos in die großen Schwächen des Films über.
Der letzte wirklich interessante Aspekt der Handlung erschließt sich aus Bonds Annährung an Domino deren Charakter sich schön in das Konstrukt des Verlaufes eingliedert. Ist dies allerdings geschehen passiert im Grunde nicht mehr viel für die Story relevantes.
Bond versucht beinahe eine geschlagene Stunde lang an Largo und damit die Bombe rann zu kommen wobei die zuvor aufgebaute Spannung mit Ausnahme einiger gelungener Action Szenen nach und nach wieder abgebaut wird. Diese Action hat zwar alleine auf Grund der spektakulären Machart und dem breiten Spektrum an Ideen durchaus seine Berechtigung doch geht diese zu sehr auf Kosten der Story voran. Ein wenig erinnert uns dieser Umstand durchaus an das Konzept hinter „Die Another Day“. Man setzt dem Publikum eine durchwegs anspruchsvoll Strukturierte Storyline vor, baut somit Spannung auf um anschließend alles in ein Feuerwerk an Effekten und Stunts gipfeln zu lassen. Zu gewollt wirkt dieser Ausbruch an Action und dass trotz der hohen Qualität.
Zu berechnend wurde hier Wert darauf gelegt das Mainstream Publikum zu Frieden zu stellen. Zu vorheersehbar wird hier der Versuch unternommen das Finale von Goldfinger an Action und Stunts zu überbieten. Dies schmälert vor allem Rückblickend die ernst zu nehmenden Facetten des Films.

Die Figuren, Darsteller:

Die Figur des James Bond selbst hat bereits in den beiden zuvor gedrehten Filmen zu einer einheitlichen Form gefunden und wird in Thunderball ohne Abweichungen diese Form betreffend widergegeben. Wir sehen exakt den Bond den wir aus Goldfinger kennen. Auch steht Bond hier nicht unmittelbar im Mittelpunkt der Handlung. Es werden uns keine neuen, zuvor unbekannten oder überaschenden Aspekte seines Charakters, seiner Person gezeigt ( was zu damaliger Zeit auch nicht unbedingt notwendig war ).Er trägt bloß den für das Publikum Ausschlag gebenden Wiedererkennungswert in seiner Rolle und agiert mitunter sogar als Sympathieträger.

Doch wird Thunderball was die Darsteller betrifft generell, eindeutig von der weiblichen Riege getragen. Ein absolutes Highlight und einer der stärksten Aspekte des Films ist dies bezüglich die Darstellung von Lucianna Palluci als fieses Bond Girl, Fiona Volpy. Generell gab es im Verlauf der Reihe selten einen derart interessanten weiblichen Charakter. Erst über 30 Jahre später konnte diese Darstellung von Sophie Marceau in TWINE überboten werden. Doch bis dahin kahm meiner Ansicht nach kein weiblicher Charakter der Reihe nur an nährend an den der Viona Volpy heran. Eine unheimlich große Bedrohung geht schon von ihrem Erscheinen, in der Mord Szene des Navy offiziers, an aus. Die durchtriebene Art ihre Opfer stets durch geheuchelte Symphatie und kokettes Verhallten einzuwickeln um sie anschließend kaltblütig ermorden zu lassen zeigt auf wie gewissenlos und böswillig diese Frau ist.
Zu gleichen Teilen ist sie ein äußerst disziplinierter Auftragskiller der sich wie auch Grant in FRWL mit dem Mord an JB zu rühmen gedenkt. Sämtliche Szenen in welchen sie direkt mit Bond zu tun hat zählen zu den absoluten Höhepunkten des Films.
Angefangen bei der Autofahrt zum Hotel im Zuge derer sie ihre Macht und eingebildete Überlegenheit Bond gegenüber zu demonstrieren versucht über die anzüglich, zweideutig wirkenden Szenen in der Badewanne und dem Bett, bis hin zu jenem Augenblick in welchem sie ihr wahres Gesicht offenbart, eine Hass Tirade gegen Bond vom Stapel lässt und der spannenden Verfolgungsjagt. Großartiger Charakter, großartig gespielt, großartig arrangierte Szenen!

Claudine Auger zählt zu den wohl interessantesten Bond Girls der 60er und 70er, was mit unter zu weiten Teilen auch an der cleveren Eingliederung ihres Charakters in die Handlung liegt. Zudem wirkt sie überzeugend kühl auf der einen und glaubhaft betroffen, unschuldig auf der anderen Seite. Nach Ursula Andres mein persönlicher Favorit unter den „guten“ Bondgirls der frühen Ära.
Adolfo celi gibt sich in der Rolle des Largo als solider Schurke, obgleich er im unvermeidbaren direkt Vergleich zu Gert Fröbe natürlich um vieles blasser und nebensächlicher erscheint. Aus heutiger Sicht etwas fragwürdig erscheint ebenso sein klischeehaft dargestelltes Äußeres ( er muss natürlich passend zu der Thematik Boote und Ozean eine Augenklappe tragen ). Doch ist er im Gesamten wie bereits erwähnt solide.

Die Produktionswerte:

Was das Umfeld, die Drehorte betrifft so orientiert man sich wie das bei bei Dr.No der Fall war hier wieder an einer abenteuerlicheren Atmosphäre. Hierbei wären wir wieder bei einer der Stärken des Films. Atmosphärische Bilder mischen sich mit einfallsreichen Requisiten und tollen Set Konstruktionen welche uns durch und durch spüren lassen dass wir uns in einem Bond Film befinden. Rein optisch gesehen (wenn auch Story - bedingt) toppt man hier natürlich um Längen was man bisher in einem Bond gesehen hatte. Auch im direkt Vergleich zu Goldfinger sticht Thunderball klarerweise exotisch hervor.

Die Action war trotz ihrer wie bereits erwähnt etwas zu aufdringlichen Platzierung innerhalb der Storyline unbestritten bahnbrechend, einfallsreich und vor allen Dingen neuartig. Ganze unter Wasser Sets zu errichten und diese mit einer nie da gewesenen Vielzahl an sorgfältig durch choreographierten Kampfszenen und massigem Aufgebot an Requisiten zu versehen stellt bis heute einen selten erreichten Höhepunkt an realem Aufwand dar und macht zugleich auch deutlich dass man hier im Bereich der Regie großartiges geleistet hat. Um unter den vorherrschenden technischen Voraussetzungen der 60er und bei diesem Tross an Stuntmen und Statisten unter Wasser einen Überblick zu behalten ist schon viel an Konzentration, Disziplin und dem Willen zur Neuerung von Notwendigkeit.Generell ist mit Ausnahme des meiner Meinung nach zweifelhaften Titelsongs auch die Musik des Films recht gut der Stimmung einzelner Szenen angepasst was sich vor allem auf die von Gefahr bestimmten Einstellungen bezieht. Die kameraarbeit ist auf Grund der vielen zur Regie identischen Gründe eine weitere Meisterleistung. Und ebenso natürlich auf technisch revolutionärer Ebene.

Die Rolle welche TB im Kontext der Reihe spielt:

Wie bereits erwähnt führt TB die an GF erfolgreichen Elemente nicht bloß weiter, sondern hebt diese auch auf ein höheres Level. Ohne den vielen anderen wichtigen Elementen der Reihe untreu zu werden wird dennoch vordergründig mehr Wert auf Action, Gadgets, Stunts und damit auf leichte Unterhaltung gelegt, was zum einen für revolutionäre Höhepunkte bezüglich genannter Schwerpunkte gesorgt hat, zum anderen allerdings etwas zu berechnend auf Kosten der Spannung und des Ablaufs umgesetzt wurde. Aus heutiger Sicht erscheint mir das letzte Drittel des Films langweilig und erinnert in dessen kompromissloser Action, Effekt Orgie stark an Filme wie DAD. Das mag den Zusehern damals nicht so vorgekommen sein doch hat eben jene Form der Inszenierung im Kontext zur Handlung immer ein Ablaufdatum. Und dieses ist bereits seit Jahrzehnten überschritten. Jedoch überwiegen die erwähnten Stärken des Films dann doch noch knapp und die Tatsache dass die Action neue Maßstäbe gesetzt hat Rettet den Film gerade noch vor den 3.Punkten für Durchschnittlichkeit.

4 VON 6 PUNKTEN

1 PUNKT – SCHLECHT
2 PUNKTE - unter dem durchschnitt
3 PUNKTE – Mittelmaß, Durchschnitt
4 PUNKTE – überdurchschnittlich
5 PUNKTE – SEHR GUT
6 PUNKTE - Perfektion

Re: Filmbesprechung: TB

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Hatte nach deinen ersten Abschnitten schon das Gefühl, du würdest den Film durchgängig für seinen Aufbau loben, was ja dann Gott sei Dank nicht so war.

Ich finde ja, man hätte zwei Alternativen wählen können:
1. Möglichkeit: Die Entführung des Bombers nur bis zum Tod der Besatzung zeigen, alles andere bleibt dem Zuschauer vorenthalten. So wäre Bonds Entdeckung der Flugzeuge unter Wasser und die nächtliche Suche unter der Disco Volante wirklich spannnd gewesen. Man hätte sogar anhand von Rückblenden zeigen können, wie Bond sich das Geschehene rekonstruiert (ähnlich wie die kleine Szenen im Hotel mit den Schritten auf Tonband)
2. Möglichkeit: Die Entführung in voller Länge zeigen aber dann Bonds Ermittlungen auf ein Minimum kürzen. Muss er wirklich die Disco Volante UND das Flugzeug begutachten? Man hätte dann aber den Schwerpunkt auf ein raffiniert geschriebenes katz- und Mausspiel zwischen Bond/Largo legen müssen, was daraf abzielt, wer sich als erster Verrät. Das hat man wohl so versucht, im Film versteht man aber keinen Moment, warum Largo Bond so freundlich empfängt...

Letztlich sehen wir als Zuschauer nämlich zwei mal ausführlich das gleiche. Das ist einfach schlecht.

Mich überrascht, dass du nichts dazu sagst, wie merkwürdig das Verhältnis Bond vs. Largo im Film ist. Man beschleicht sich x-mal gegenseit, ohne das es mal wirklich ernst wird. Das war beio Goldfinger eben meilenweit besser.

ABER, das schlimmste für mich, dass du mit keiner Silbe Viona Volpe erwähnst! Für mich sind ihre Schlagabtausche mit Bond das wahre Pendant zur Bond/Goldfinger Auseinandersetzung. Sie ist das Highlight des Films.

Ansonsten, fast volle Zustimmung zu deiner tollen Kritik
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Filmbesprechung: TB

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hmm...jetzt bin ich ein wenig verwirrt... Gerade über den charakter Viona Volpy habe ich doch am meisten geschrieben weil ich das ebenso sehe wie du, als das große Highlight des Films erachte. Kann es sein dass du beim Lesen meiner Kritik einen Teil ausgelassen hast?

Re: Filmbesprechung: TB

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simon hat geschrieben:siehe Abschnitt - Figuren, Darsteller (!!!) ( gleich zu Beginn )
sorry sorry sorry. hab in der Tat den Abschnitt überlesen, da ich mehrmals unterbrechen musste.

Stimme dir da also vollkommen zu. Sie ist Bond sehr ähnlich, im Grunde sein Spiegelbild. Man vergleiche mal wie sie mit ihrer schnellen Autofahrt Bond beeindrucken/dominieren will mit der Szene in GoldenEye wo Bond genau das tut mit der Psychologin und Xenia!
Sie ist so eingebildet wie Bond, sie ist perfekt in dem was sie tut, sie geniest es nebenbei mit den Männern zu spielen und hat ein genau so großes Ego und Eitelkeit. Daher ist auch der Dialog, in dem sie dies alles Bond vorwirft, das beste am Film.

Dann passt ja alles :-)
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Filmbesprechung: TB

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Das freut mich!

Allerdings hast du natürlich Recht was deine angeführten Bedenken bezüglich des Bond-largo Plots angeht. Das ist seltsamerweise völlig an mir vorbei gegangen. Da muss ich nocheinmal darüber nachdenken um mehr dazu sagen zu können. Doch es scheint als gäbe es da tatsächlich enorme Schwächen die mir nicht ganz klar waren. kannst du das näher ausführen?

Re: Filmbesprechung: TB

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Mal in Kürze zum Thema Bond-Largo Verhältnis:
- Bond weiß schon im Casino, dass Largo der Bösewicht ist. Warum? Weil er einen SPECTRE Ring trägt. Sehr intelligent...
- er lässt es ihn auch direkt wissen und muss daher eigentlich sofort damit rechnen, als Feind SPECTRES getötet zu werden (so sagt es Largo dann irgendwann später auch mal)
- Es wird im FIlm nie klar gemacht, welches Interesse Largo daran hat, dass Bond weiterlebt. Dies ist bei GF (und auch DN) anders, und bei TND, der ja auch ähnlich ist, macht Carver sofort nach dem ersten Treffen klar, dass er Bond beseitigen will (das erste Aufeinandertreffen in TND ist praktisch ein pendant zum Bond/Largo Treffen im Casino)
- Largo läd Bond zu sich ein. Wieso??? und auch der dortige Dialog macht wieder überdeutlich, dass keiner dem anderen traut und sie sich nur gegenseitig etwas vorspielen. Nur was???
- Höhepunkt ist, wenn Largo zu Bond meint: "Mr. Vargas haben Sie ja gester Nacht kennengelernt". Super, meint er damit Bonds Unterwasser-Beobachtung der Disco Volante? Wenn er dies eindeutig weiß, warum lässt er Bond am leben? Warum will er ihn immer nur dann töten, wenn es besonders kompliziert ist?
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"It's been a long time - and finally, here we are"