Re: Drehbuchautoren für BOND26+

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Da hab ich mich vllt etwas falsch ausgedrückt. Darüber, dass Bond sich oft ziemlich schlecht oder schlichtweg schäbig gegenüber manchen Damen verhalten hat, ist absolut zutreffend und da stimme ich dir auch absolut zu.
Mir fällt auch gerade wieder der wirkliche zensiert-BOND aus TMWTGG ein.
Erst verdrischt er Maud Adams, lässt sich dann von ihr vernaschen/bzw er verarscht sie/ bzw sie sich gegenseitig, während er die Ekland in den SCHLAFZIMMERSCHRANK!!! sperrt.
Wenn ich das gerade so schreibe und es dabei überfliege, komm ich allerdings tatsächlich nicht drumherum irgendwie schmunzeln zu müssen.
Einfach, weil es absolut drüber ist.
Definitiv, kann man so etwas heute nicht mehr so bringen und ehrlich gesagt, vermisse ich das auch nicht.
Mir persönlich waren die intelligenteren, bzw selbstbewussteren Damen insgesamt eh immer lieber.
Auch die Sache mit Molly in TB ist insgesamt gesehen natürlich verwerflich.
Dennoch seh ich es eben so, dass es keine VERGEWALTIGUNG ist. Es wird ja auch so inszeniert, dass man davon ausgehen darf, dass es letztendlich doch wirklich einvernehmlich geschieht.
Generell war es ja früher noch so inszeniert, dass wirklich JEDE Frau Bond haben will. Er bekam sie also eigentlich immer serviert, ohne dass er nachfragen musste.
Natürlich war die Darstellung unrealistisch und alles andere als ein positives Frauenbild.
Nur eine Vergewaltigung hat hier eben nie stattgefunden. Respektvoll und gut zu Frauen: Nicht wirklich!!!
Vergewaltiger: Meiner Meinung nach, aufgrund der Darstellungen, eben auch nicht.

Re: Drehbuchautoren für BOND26+

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danielcc hat geschrieben: 11. Oktober 2022 18:06 Ich habe gerade wieder TB geschaut und was er da mit Molly macht ist in vielerleit Sicht absolut verwerflich.

Ich liebe solche Szenen und ich wünschte mir, man könne das heute noch machen, aber nach heutiger Lesart und Definition ist das absoluter Missbrauch. Punkt!
Nö, nix Punkt. Er drängt ihr einen Kuss auf, klar, das macht man(n) in der Realität nicht. Aber was soll danach denn "absoluter Missbrauch" sein? Meinst du die Szene, in der sie ihn breit grinsend hinter sich herziehend ins Dampfbad lotst, um dort mit ihm zu schlafen? Ehrlich jetzt? :) Die alten Bonds lassen doch überhaupt keinen Zweifel daran, dass Bond der totale Über-Mann ist, dem keine Frau je auch nur in Ansätzen widerstehen könnte (ok, Rosa Klebb mag eine Ausnahme sein …), von daher finde ich dieses Missbrauchs-Argument oder noch schlimmer den Vergewaltigerspruch von Fukunaga schon extrem dumm. Da gebe ich 3390 recht, da disqualifiziert sich Fukunaga selbst mit, weil er zeigt, dass er a) Probleme mit einer historischen Einordnung dieser FIlme hat und b) auch mit dem Begriff "Vergewaltigung" und was das eigentlich ist.
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Re: Drehbuchautoren für BOND26+

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Als jemand, der sensibel auf Genderfragen reagiert, sehe ich bei Bond eigentlich nirgends Probleme, nicht einmal in GF, TB oder TMWTGG, um die angebrachten Beispiele wieder aufzugreifen. TB ist sogar geradezu exemplarisch, wenn es darum geht, eine starke, unabhängige Frau zu inszenieren, die mit der Männerwelt problemlos mithalten kann, ohne dabei ihre Weiblichkeit zu opfern. Ich spreche hier von Fiona, nicht von Domino.
Bei Bond ging es schon immer auch um einen spielerischen, teils humoristisch ausgetragenen Kampf zwischen den Geschlechtern. Was in den Filmen verhandelt wird, ist derart überspitzt und von jeglicher Lebensrealität gelöst, dass ich für meinen Teil bestens abstrahieren kann - schade, dass es Fukunaga, hier in der Rolle des Esprit-armen Moralisators nicht so gut kann, was möglicherweise an der Vertuschung des eigenen (Fehl-)Verhaltens liegt...? Aber das sind Mutmaßungen auf Küchentisch-psychologischem Niveau, die auf Äußerungen fußen, deren Wahrheitsgehalt zu prüfen, keiner von uns in der Lage ist. Es wird schon irgendwo etwas dran sein, denke ich, sonst hätten sich nicht so viele Frauen zu dem Thema geäußert, und Fuku dürfte vorerst gegrillt sein.
Problematisch wäre das Frauenbild, das aber auch nur in einzelnen Ablegern des Franchises durchschimmert, und auch nur, wenn man wirklich danach sucht, wenn sich die Filme dabei Ernst nehmen würden. Wenn Bond Andrea in TMWTGG ohrfeigt, passiert das in einem ohnehin in einem Film, der vor allem auf Gags und Albernheiten abzielt. Im übrigen wird er von der Dame zuvor mit einer Pistole bedroht, selbiges auch in OHMSS. Ich hätte zwar ohne die Hotelszene mit Andrea auch gekonnt, finde sie aber immer wieder amüsant, allen voran Bonds Reaktion als Andrea ihm von Scaramangas drittem Nippel als Wiedererkennungsmerkmal erzählt. Ich würde das alles nicht so eng sehen.

Der eigentliche Witz ist, dass sich niemand außer EON selbst, und das auch nur seitdem es en Vogue ist, alles auf Diversität und politische Korrektheit zu prüfen, jemals abfällig zu diesem Thema geäußert hat, da sowieso allen klar ist, dass Bond letztlich Bond und somit ein herrlicher Haufen Schwachsinn bleibt. Ich denke auch nicht, dass der Mainstream Bond seit NTTD plötzlich anders sieht, und mit Fuku auf dem Regiestuhl haben sie sich leider ohnehin disqualifiziert - wenn auch unwissentlich.. Bezogen auf NTTD werden sie in Sachen „Bonds Verhalten gegenüber Frauen“ nie wieder die Klappe aufreißen, das dürfte klar sein. Denn das Internet vergisst nie.

Re: Drehbuchautoren für BOND26+

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Also da muss ich mich jetzt auch mal einklinken. Obwohl, weniger "müssen", als vielmehr "wollen". Diese PC-Hysterie stimmt mich langsam aber sicher äußerst nachdenklich. Ich will jetzt nicht zu politisch werden, aber die zunehmend aggressive Ideologisierung von links rüttelt am demokratischen Zaun. Die Deutschen neigen leider zu Extremen und Sonderwegen, dachte das wäre überwunden, bin da aber nicht mehr so sicher.

Aber nun konkret on Topic. Missbrauch in TB, nicht mal mit dem Elektronenmikrsoskop, selbst mit Hilfe der meterdicken Zeitgeistbrille von heute nicht. Er will es, sie will es und ihn nur ein wenig zappeln lassen. Das ist ein Spiel, klar sehr 60s, würde man heute anders machen, aber dennoch völlig im Rahmen. Wenn überhaupt ist es verwerflich, das verwerflich zu finden. :twisted: Abgesehen davon hat solche eine Über-Phantasie-Gestalt wie Bond noch nie als Blaupause für echte, lebensnahe Beziehungen getaugt. (Deshalb funktioniert es ja auch in SP und NTTD so überhaupt nicht, aber das nur am Rande :D )
http://www.vodkasreviews.de

https://ssl.ofdb.de/view.php?page=poste ... Kat=Review

Re: Drehbuchautoren für BOND26+

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Ich würde mir für Bond 26 wieder mehr Leichtigkeit, Erotik und Esprit wünschen.

All das fehlt in NTTD leider sehr, selbst die süße de Armas-Szene in der Bar wurde so geschrieben, dass sie Bonds Selbstverständlichkeit im Umgang mit Frauen zur Sprache bringt, als ob es an dieser Stelle des Filmes auch nur die geringste Bedeutung für die Handlung hätte. Es ist einfach nur plump und ruiniert mir die Stelle - eine einfacher Blick hätte genügt. Nur die SPECTRE-Scherg*innen dürfen auf der Party Spaß haben, wie es aussieht. Sehr viel feministischer wäre es gewesen, wenn Paloma einfach aus Spaß an der Freude mit Bond schläft, sich nimmt und genießt, bevor oder nachdem die beiden auf die Party gehen.

Re: Drehbuchautoren für BOND26+

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Wie gesagt: ich liebe solche Szenen, sie waren damals kein Problem.
Leider ist es aber ein Fakt, dass exakt dieses von Männern dominierte Verständnis,, was OK ist und was nicht, zu Missbrauch führt. Genau dieses Weltbild ist das Problem und deshalb wird es jetzt heute so (teils übertrieben) bekämft.

- die GF Szene: Hier kann kaum die Rede davon sein dass "sie ja auch wolle". nein, sie wiedersetzt sich so gut es geht aber ist nicht stark genug. Bond vergewaltigt sie. Das ist glasklar. Dass sie sich dem dann hingibt, und es ist dann auch gefällt, ist zudem noch ein sehr naives Weltbild der damaligen Zeit. Sie ist ja offensichtlich lesbisch, doch der Übermann bekehrt sie mal eben und dazu brauch es nur etwas Gewalt.

- TB: Es geht hier nicht um "den Arm um sie legen" obwohl sie es nicht will, sondern vor allem die Tatsache dass Bond sie erpresst. Er zwingt sie zur Liebe, indem er seine dominate Position (er ist Patient und kann sie an ihren Chef berichten) ausnutz. Glasklarer Missbrauch.

Noch mal:
Damals hat man das anders gesehen. Aber wenn jemand von euch das auch HEUTE für OK halten würde, dann habt ihr nichts von der Entwicklung der letzten Jahrzehnte verstanden, dann seid ihr tatsächlich Teil des Problems welches viele Frauen heute immer noch täglich erfahren


Vodka, wie kannst du definieren was in NTTD funkioniert hat oder nicht? Für viele hat es ja offensichtlich gut funktioniert. Als: Für DICH hat es nicht funktioniert.
Aber sogesehen macht der NTTD Bond ja nur das war im heutigen Zeitgeist rihtig ist, während der TB Bond das tut, was im damaligen Zeitgeist richtig war. Damals haben die Frauen Connery angehimmelt dafür, heute tun sie es genau so mit Craig. Craig ist der Bond der heutigen Zeit. Alles richtig gemacht


p.s.: Ich liebe diese Szenen. Ich wünchte mir, Bond wäre heute noch so sexistisch und frech. Ich arbeite leite in einer US Firma wo man besonders sensibel ist. Ich sage es hier nur so wie es nun mal heute ist
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Drehbuchautoren für BOND26+

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danielcc hat geschrieben: 12. Oktober 2022 17:04 Es geht hier nicht um "den Arm um sie legen" obwohl sie es nicht will, sondern vor allem die Tatsache dass Bond sie erpresst. Er zwingt sie zur Liebe, indem er seine dominate Position (er ist Patient und kann sie an ihren Chef berichten) ausnutz. Glasklarer Missbrauch.
Tut er halt nur nicht. Er macht einen Witz, sie grinst wie ein Honigkuchenpferd und zieht ihn fröhlich hinter sich her, um dann im Dampfbad sofort alle Klamotten abzuwerfen. Die Szene lässt absolut gar keinen Zweifel daran, dass sie das will. Man kann das, am Maßstab der vermeintlichen Realität, verwerflich finden, aber in dem Film ist es so, wie es dargestellt wird, kein Missbrauch, denn sie will das, sie spielt es fröhlich mit und da die Filme eh alle unter der unausgesprochenen Regel funktionieren, dass JEDE Frau Sex mit Bond will, kann diese Szene auch gar kein Missbrauch sein und auch nicht wirklich irgendeine der anderen, die da immer mal wieder hervorgekramt werden. Würde ich so einen Witz wie Bond in TB gegenüber einer fremden Frau machen? Ganz bestimmt nicht. Aber ich bin auch nicht James Bond.

In dieser ganzen haarsträubenden Diskussion wird immer wieder außer Acht gelassen, dass sich Szenen in fiktiven Konstellationen NICHT 1:1 auf die Wirklichkeit übertragen lassen. Und diese TB-Szene ist ein exzellentes Beispiel. Der Film behandelt es nicht als Missbrauch, sondern macht mehr als deutlich, dass die Gute dem Charme von 007 nicht widerstehen kann und sich ihm verliebt hingibt. Sein Spruch ist ja auch keineswegs ernst gemeint, sondern hyperoffensichtlich Teil der Verführung. Die Möglichkeit, dass sie "Nein" sagt und Bond dann tatsächlich das arme Ding bei ihrem Chef meldet, steht nicht mal im Raum. Das würde niemals passieren. Und das ignorieren die "Vergewaltigungs"-Rufer dann immer gerne ...
danielcc hat geschrieben: 12. Oktober 2022 17:04 die GF Szene: Hier kann kaum die Rede davon sein dass "sie ja auch wolle". nein, sie wiedersetzt sich so gut es geht aber ist nicht stark genug. Bond vergewaltigt sie. Das ist glasklar. Dass sie sich dem dann hingibt, und es ist dann auch gefällt, ist zudem noch ein sehr naives Weltbild der damaligen Zeit. Sie ist ja offensichtlich lesbisch, doch der Übermann bekehrt sie mal eben und dazu brauch es nur etwas Gewalt.
Im Roman ist sie lesbisch, ja. Aber warum soll sie im Film "offensichtlich lesbisch" sein? Weil sie sagt, sie wäre immun gegenüber Bonds Charme? In jeder Szene vor der Scheuen-Szene haben Bond und Pussy doch eine eindeutige sexuelle Spannung, nur das sie sich eben bewusst Mühe gibt, dem nicht nachzugeben, weil sie ein Profi ist und für Goldfinger arbeitet. Aber alleine ihr Dialog direkt vor der Scheune macht doch jedem klar, was da jetzt gleich passieren wird. Und so wie die Szene inszeniert ist (mit der Musik von Barry und allem drum herum) ist es auch eindeutig als eine Verführung gemeint. Sie will eigentlich schon, darf / kann aber nicht und er verführt sie. Klar, wenn sie da am Boden liegt, und den Kopf wegdreht, das würde man so heute nicht mehr machen. Absolut nicht. Die Assoziation zu einer Vergewaltigung ist da natürlich nicht weit weg. Aber man muss sich schon sehr anstrengen, um nicht zu erkennen, wie diese Szene zu verstehen ist.

Zumal Bond sie dann übrigens auch nicht vergewaltigt (da ist auch absolut nichts glasklar), sondern ihr bestenfalls einen Kuss aufzwingt (was aber natürlich in der Realität auch nicht okay wäre). Danach willigt sie dann ja sichtbar ein in das folgende Geschehen, der angedeutete Sex passiert also auch nach ihrem Willen. Ich gebe dir recht: Das ist alles wahnsinnig naiv, und das Frauenbild der alten Bonds ist auch sicherlich sehr einfach, wahnsinnig primitiv und für moderne Augen vielleicht peinlich, aber so einfach wie du es jetzt darstellst ist es schlicht nicht - zumindest wenn man sich die Mühe macht, die Szenen richtig anzugucken. Und nochmal, denn da bin ich bei dir: In der Realität wäre so ein Verhalten gänzlich inakzeptabel, aber die Bond-Filme spielen nicht in der Realität, sondern in einer Welt, in der jede Frau, so sehr sie sich auch innerlich dagegen wehrt, letztlich Bond begehrt, mit ihm ins Bett will etc. Und weil eben jede Frau in diesen Filmen will, kann das auch am Ende keine Vergewaltigung sein.

PS: Wenn man diese leidliche Debatte übrigens schon durchkaut, warum dann nicht mal die wirklich bösen Beispiele rausholen? Pussy und Molly kommen ja letztlich beide mit Sex davon, den sie wollen und an dem sie Spaß haben. Aber was passiert denn mit Frauen wie der armen Corinne in MR? Mit der schläft Bond nur aus Zeitvertreib, weil er gerade Lust dazu hat, und sie bezahlt das mit ihrem Tod (was er wissentlich in Kauf nimmt). Und wie ist es mit Solitaire? Die hat übersinnliche Voodoo-Fähigkeiten und Bond nimmt ihr die durch den Sex mit ihr nicht nur weg (und bringt sie damit in Lebensgefahr), nein, er kriegt sie bloß durch einen hinterhältigen Trick in die Kiste - und das alles offensichtlich überhaupt nur, um ein paar Informationen aus ihr raus zu kriegen ... Das sind die wahren Opfer, denen Fukunaga seine Aufmerksamkeit widmen sollte. Sie verdienen es, endlich gesehen zu werden!
danielcc hat geschrieben: 12. Oktober 2022 17:04 ich liebe solche Szenen, sie waren damals kein Problem.
Leider ist es aber ein Fakt, dass exakt dieses von Männern dominierte Verständnis,, was OK ist und was nicht, zu Missbrauch führt. Genau dieses Weltbild ist das Problem und deshalb wird es jetzt heute so (teils übertrieben) bekämft.
Da sind wir uns einig: Natürlich führt exakt dieses Selbstverständnis vieler Herren der Schöpfung zu Missbräuchen gegenüber Frauen. Und die sehen dann im alten James Bond vielleicht eine Bestätigung ihres ehrlich gesagt merkwürdigen und problematischen Weltbildes (nach dem ein "Nein" eigentlich insgeheim ein "Ja" ist und man eine Frau nur dazu bringen muss, einen zu wollen). Alles nicht schön. Ich verstehe unter diesem Gesichtspunkt auch total die teils vorhandene Aggressivität, mit der man sich heute irgendwelche Beispiele aus alten Filmen hervorkramt, um sie an den Pranger zu stellen (und exemplarisch zu zeigen: "Kein Wunder, dass viele Männer heute (leider) so ticken, wenn sie mit solchen Vorbildern aufwachsen!"). Das ist ein Thema, das viel zu groß wäre für so ein Forum wie dieses. In der Sache sind wir uns einig. Ich finde aber: Man kann anerkennen, dass dieses Weltbild ein Problem in der realen Welt darstellt und viele Frauen unter selbsterklärten Chauvis und Frauenverstehern leiden und trotzdem versuchen, die Beurteilung fast sechzig Jahre alter Filme etwas differenzierter anzugehen. Und da gehört dann eben der (immer wieder für Augenrollen sorgende) historische Kontext genauso dazu wie die deutlich Aussageabsicht der Filmmacher und der exakte Inhalt (sowie seine Darstellung) der betroffenen Szenen.
danielcc hat geschrieben: 12. Oktober 2022 17:04 Ich liebe diese Szenen. Ich wünchte mir, Bond wäre heute noch so sexistisch und frech.
In harmloserer Form zwar, aber ein wenig blitzt das in den Craig-Filmen ja dann doch mal auf. Ich brauche Bond heute nicht unbedingt mehr genauso wie damals Connery, das war eine andere Zeit und wir haben eben die jetzige. Aber ich bin bei dir: Ich würde mir auch wieder mehr Erotik und vor allem gute Flirts bei Bond wünschen. Da empfand ich die Craig-Filme eigentlich durch die Bank als eher wenig überzeugend. Der "Briefpapier"-Spruch in QOS ist mehr die Parodie solcher Szenen als alles andere. Und die Dialoge in SP mit Lucia oder die Scharmützel mit Nomi und Paloma in NTTD erzeugen jetzt auch nicht unbedingt einen Funkenflug. Da darf es gerne wieder forscher werden, meinetwegen auch beidseitig, aber die letzten Filme wirkten doch etwas zu prüde auf mich. Bond muss ja nicht wieder liegend einer Frau einen Kuss "aufzwingen" oder spaßhaft den Chef der guten Dame verbal ins Spiel bringen, aber etwas mehr Neckerei sollte ja locker möglich sein.
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Re: Drehbuchautoren für BOND26+

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Ich sehe das genau wie Hille. Etwas komplett ohne den dazugehörigen Zusammenhang darzustellen ist heutzutage leider eine allzu gebräuchliche Art und Weise, um die eigene Agenda durchzudrücken. Dabei ist der Zusammenhang einer Aussage/Darstellung elementar für ein grundsätzliches Verständnis. Die TB-Szene mit Pat ist hier wirklich absolut exemplarisch dafür: der spielerische Tonfall dieser Szene ist so offensichtlich, dass das komplette Ignorieren eben jenes Tonfalls (und damit einhergehend der Intention der Macher) eigentlich nur noch als böswillig bezeichnet werden kann. Die Szene ist ja sogar so aufgebaut, dass die "Erpressung" noch nicht mal von Bond initiiert wird, sondern durch ein Missverständnis von Pat, die Bonds Bemerkung in Richtung Lippe auf sich bezieht, ins Rollen kommt. Wenn sie dann schmunzelnd mit dem Finger Abwehrbewegungen macht, meint allen Ernstes jemand, dass hier kein Konsens zwischen den beiden Figuren vorliegt? Wie gesagt: der Zusammenhang und die Intention sind mindestens genau so wichtig wie das eigentlich dargestellte. Eine zusammenhanglose Betrachtung ist völlig willkürlich und sinnfrei.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Drehbuchautoren für BOND26+

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Um es brutal auszudrücken:

Das heutige PC-Gegängel lässt in seiner Impertinenz gerne außer acht, dass es zu der damaligen Zeit (auch) Millionen von Frauen als Zuschauerinnen gab, sowie Filmkritikerinnen wie die berühmte Pauline Kael, die diese Bond-Filme gesehen haben, die ja aus der heutigen, ach so besserwisserischen Sicht dann damals alle unter einer gestörten Wahrnehmung gelitten haben müssen und auch noch so dämlich gewesen sind, nicht erkannt und begriffen zu haben, dass da ein Mann eine Frau auf der Leinwand vergewaltigt hat.
Von denen ist keine schreiend wegen dieser "male fanatasy" aus dem Kino rausgerannt und hat diese "neubewerteten" Thesen dann überall verbreitet und dem eigenen Freund zu verstehen gegeben dass dieses Verhalten gar nicht geht.
Eher galt der amüsante Spruch für diese reinen Unterhaltungswerke, die nicht das wirkliche Leben reflektier(t)en: "Jeder Mann will wie Bond sein und jede Frau will von einem Kerl wie Bond geliebt werden."


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Re: Drehbuchautoren für BOND26+

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Ich verstehe den absurden Ansatz nicht, eine ohnehin völlig überzeichnete und auch unmissverständlich gekennzeichnete Figur, die von einer realitätsfernen Situation in die nächste rennt, als valide Projektionsfläche für Gender- und Diversitätsdiskurse herzunehmen. Niemand, der auch nur über eine Gehirnzelle verfügt, nimmt das, was in diesen Filmen verhandelt wird als Maßstab für das eigene Handeln. Klar, Idioten gibt's immer, aber die schaffen es auch ganz ohne Bond Frauen schlecht zu behandeln.

Bezogen auf NTTD sehe ich vor allem eine ungemeine Gefälligkeit von Seiten EONs, denen aus Angst finanzielle Einbußen oder negative Presse zu machen, jedes Mittel Recht geworden ist, bis hin zur völligen Dekonstruktion aller Codes, die Bond definieren. Irgendwo bleibt also alles beim alten, es wird nur wieder eine Mode mitgemacht, bis auch dieser aufdringliche PC-Trend im Kino allen zum Halse heraushängt. Mit diesem Kurs nimmt EON den Filmen allerdings jenen frechen und durchaus auch subversiven Charme, manchmal auch Geist, der die Reihe auszeichnete und aus der großen diffusen Masse an Actionfilmen herausstechen ließ. Denn weder inszenatorisch, noch Action- oder Stunt-technisch spielt Bond mittlerweile in der Oberliga, das tun Nolans, McQuarries, die Leute hinter MCU... Wenn EON jetzt nicht aufpasst und einlenkt, kann es mit Bond auch sehr schnell bergab gehen. Denn ich wage die These aufzustellen, dass niemand einen "woken" Bond sehen will, nicht einmal die militantesten Postfeminist*innen, da der ganze Ansatz bereits so gegen alles geht, was die herkömmliche Freude an den Filmen ausmacht, dass es nur an den Haaren herberigezogen wirken kann, der Figur diesen Handschuh um nicht zu schreiben Hemmschuh überzuziehen.

Sehr viel interessanter stelle ich mir eine clever geschriebene Auseinandersetzung mit Bonds blindem Gehorsam, seinem Patriotismus und seiner Loyalität zum MI6 und zur britischen Regierung vor. Wenn es denn unbedingt zeitgeistig persönlich werden soll, so ließen sich zum Beispiel auch narzisstische Verhaltensweisen, als Motor für Bonds Auftreten und Verhalten beleuchten. Auch hier geht es dann um die Umsetzung, solche Eskapaden münden meist in jene Form süffisanter Küchentisch-Psychologie, wie wir sie innerhalb dre Craig-Ära oft genug erlebt haben.
Warum nicht einfach wieder einen stringenten, effektiven, eskapistischen Agententhriller mit sauber konstruiertem Plot, erinnerungswürdigen Figuren und erstklassiger Action herausbringen? Je mehr Projektionsfläche uns James Bond und die Nebenfiguren bieten, umso größer der Spaß und Reiz - so sehe ich das.

Re: Drehbuchautoren für BOND26+

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Interessant wäre doch, wenn Bond als Charakter selbst das Spiegelbild und Vorbild moderner, positiver Männlichkeit ist, dass sich durchaus selbst referenziell kritisch mit dem eigenen Verhalten früherer Darstellungen auseinandersetzt, aber grundsätzlich eine gefestigte moralische Instanz ist, die der Gesellschaft selbst den Spiegel vorhält, was aktuell an gesellschaftlichen Entwicklungen falsch ist.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Drehbuchautoren für BOND26+

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Die Frage ist nur, was "positive" Männlichkeit ist, das hängt ja wirklich stark vom gesellschaftlichen, sozialen und kulturellen Hintergrund ab. All das, was du aufzählst, tut Bond doch schon seit jeher, zumal die Filme zwar nicht inhaltlich aufeinander aufbauen, aber jeweils auf den Vorgänger reagieren, Dinge richtigstellen etc.. Es ist ja auch nicht so, dass Bond Frauen bewusst schlecht behandelt oder benachteiligt, bzw. solche Verhaltensweisen legitimiert. Er bewegt sich in einer Welt, in der er jederzeit Opfer eines Betrugs werden kann, und ja, er macht nunmal von seiner Wirkung auf Frauen Gebrauch, sowie die Frauen von ihrer Wirkung auf ihn. Im Grunde genommen fehlt manchen Filmen vielleicht eine Zwischenstufe in der Entwicklung des Verhältnisses zwischen Bond und den Frauen - ich denke da an Corinne oder Manuela in MR, die nun wirklich nicht sehr lang fackeln, aber vielleicht wollen sie in der Situation ja auch einfach nur Spaß, puren Sex, was auch völlig legitim ist.