Re: Er fürchtet weder Tod noch Teufel – Die Filme des Tom Cruise

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Allzu oft schaffe ich es aktuell nicht mit neuen Reviews, jetzt hat es mal wieder geklappt.

Highway to the danger zone

Selbst im Zeitalter der Retroekstase, des Rebootwahns und der ehrfürchtigen 80s-Kniefälle schien das Wiederbetanken der F14A Tomcat ein wahnwitziges Himmelfahrtskommando. Wie sein Fluggerät war der Pilot längst aussortiert, zumindest was seinen strahlend weißen Superstaranzug betraf. Gewiss, er war älter geworden, aber die Gene oder die Doktoren hatte es extrem gut mit ihm gemeint. Einen besser aussehenden - was in Hollywood bedeutet, einen jünger aussehenden - Endfünfziger dürfte ohne Photoshop jedenfalls kaum zu finden sein. Nein, dieser Strahlemann war über seine seltsamen Liebesschwüre auf einer TV-Couch und sein offensives Werben für die Scientology-Kirche gestolpert. Und die Abstrafung an den Kinokassen hatte wahrhaft biblische Ausmaße. Da musste der gefallene Engel dann zum ersten Mal den Titel seiner Blockbuserfranchise „Mission Impossible“ wörtlich nehmen, was nicht einer gewissen Ironie entbehrte.
Thomas Cruise, ihr habt es längst erraten, musste also erstmals den Rückwärtsgang einlegen, für einen, der bis dato nur auf dem Erfolgshighway entlang gerettet war, sicherlich so etwas wie der ultimative Albtraum. Zugegeben, seit dieser knapp 20 Jahre zurück liegenden Bruchlandung hat er sich wieder nach oben gekämpft, aber in den Everybody´s Darling-Olymp haben sie/wir ihn dennoch nicht mehr reingelassen. Da wirkte der späte Nachklapp eines der ultimativen Zeitgeistphänomene der 1980er fast schon wie eine Verzweiflungstat. Zurück ins Cockpit, zurück nach Miramar, zurück zu Top Gun. Die vermutlich unzähligen bereits vorbereiteten Verrisse - mal gehässig, mal mitleidig, je nach eigenem Cruisometer - harrten lediglich noch auf ein zwei Infos zum Plot. Soweit die Theorie ...

https://www.ofdb.de/review/352543,87796 ... n-Maverick
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Re: Er fürchtet weder Tod noch Teufel – Die Filme des Tom Cruise

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vodkamartini hat geschrieben: 12. Juni 2022 13:40 Die Diskussion um den besonderen Stellenwert des Kinos ist wieder aufgeflammt, sofern man denn die Vorzüge des Mediums perfekt auszuspielen weiß. Das ist die deutiich interessantere Botschaft.
Bei allem was Recht ist, aber jetzt wollen wir doch mal die Kirche im Dorf lassen. Es gibt allein aus den letzten fünf Jahren 20 Filme die mehr als eine Milliarde weltweites Box Office hatten, also wohl (größtenteils deutlich) mehr als TGM machen wird, und das Verhältnis ist noch mal krasser wenn man das bei TGM dominate US Ergebnis rauslässt.

Das war ein wirklich toller FIlm mit netten 80/90er vibes und technisch brillanter Umsetzung. Aber nicht mehr. Die Tatsache allerdings, dass der Film genau dafür so gefeiert wird, ist bezeichnend für die Lage der Filmindustrie

P.S. Habe deine Kritik gelesen. Wie immer wunderbar geschrieben und offensichtlich hat der Film bei dir voll ins Schwarze getroffen.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Er fürchtet weder Tod noch Teufel – Die Filme des Tom Cruise

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Danke ;), ja das hat er. :)

Es ging mir bei dem Statement - das im übrigen auch ein wenig den Scientology-Käse relativieren sollte - nicht so sehr um das Rekordeinspiel, sondern die Tatsache, dass man auch ohne Marvel bzw. Comic-Etikett und weitestgehend ohne den sterilen CGI-Anstrich noch enorme Erfolge verbuchen kann. Für mich ist das eine sehr beruhigende und befriedigende Erkenntnis, denn ich bin der ganzen Konsolenhopserei im Mainstreamkino langsam aber sicher überdrüssig. Das ist alles nett anzusehen und von kompetenten Leuten gemacht, aber es springt kein Funke über, man fiebert nicht mit, es ist letztlich Hochglanz-Berieselung. Und da hat Top Gun 2 gezeigt, dass es auch immer noch anders geht. Dafür die Lobeshymnen.
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Re: Er fürchtet weder Tod noch Teufel – Die Filme des Tom Cruise

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Nun da waren doch einige bei über der Milliarde (die TGM erst mal schaffen muss...) (zumindest wenn man SF und TDK / TDKR mit reinnimmt)

Ich bin aber gespannt, ob da jetzt wirklich ein Trend entsteht, Habe da gerade einen sehr schönen Tweet gesehen der das gut auf den Punkt bringt, was ich mit Freunden auch zuletzt vermehrt besprochen habe:
"People seem shocked #TopGun is still sweeping the box office but it’s simple: We want feelgood films. Big blockbuster events that rocket launch us out of our seats and swaddle us in sentiment. WE WILL LITERALLY PAY YOU TO MAKE US FEEL GOOD. ENOUGH DARK SHIT. MAKE OUR HEARTS SOAR."
Wenn dann so ein Trend in diese Richtung entsteht, dann ist sowas genau der Grund, warum EON keine langfristige Pläne macht. Sie wollen immer einen Film erst ins Kino bringen, die Reaktionen abwarten, schauen wie sich das Kinoumfed entwickelt, bevor sie in die Vorproduktion des nächsten gehen - ganz besonders wenn es um einen neuen Bonddarsteller geht.
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Re: Er fürchtet weder Tod noch Teufel – Die Filme des Tom Cruise

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Ich wünschte EON hätte wirklich ein Näschen, allein mir fehlt der Glaube. :wink:

Trotz seiner Simplizität und der Tatsache, dass mir der Bond-Kosmos viel näher steht als "Flieger-Action", hat mich Top Gun: Maverick mehr mit gerissen und zufriedener aus dem Kino entlassen als sämtliche Brosnan- und Craig-Bonds. Das gibt zu denken.
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Re: Er fürchtet weder Tod noch Teufel – Die Filme des Tom Cruise

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Das würde es sicher, wenn die große Mehrheit der Kinozuschauer das auch so sehen würde.
Aber mit SF und SP hat EON in jüngerer Vergangenheit zwei größere Hits in den Büchern die beide deutlich anders angelegt sind.

Also, EON hatte ein Näschen für das was die Allgemeinheit (jenseits von Comicverfilmungen) in den letzten 20 Jahren sehen wollte.
Die große Frage ist jetzt, ob sich der Wind gerade so fundamental dreht, dass Bond sich auch anpassen muss.

Ich wünschte mir das, weil ich auch langsam genug von der Schwere und Dunkelheit habe, die wohl vor allem als Folge von 9/11 ins Kino Einzug gehalten hat.

Doch: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer :-)

Wobei, auch die Reaktionen auf die Paloma Szene in NTTD haben da ja schon einen Bedarf aufgezeigt. A propos, würde man Ana de Armas zurückholen bei einem neuen Bonddarsteller? Das wäre mal neu
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