Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

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vodkamartini hat geschrieben: 23. Juni 2022 21:06 Man kann das alles so sehen. Das liegt aber auch daran, dass Ridley häufig sperrigere, ernstere und inhaltlich komplexere Stoffe verfilmt hat. Tony Scott ist weit mehr als sein Bruder - dem man das ja auch gerne vorwirft - ein sehr visueller Regisseur, der mit seiner Bildsprache erzählt.
Sehe ich ähnlich. Bei Tony ist die visuelle Komponenten in seinen Filmen wesentlich dominanter als (zumeist) bei seinem älteren Bruder. Wobei das vermutlich auch daher rührt, dass Tony darüber hinaus einfach wenig anbietet, wodurch der visuelle Aspekt noch stärker betont wird. Aber klar, er arbeitete halt auch sehr bewusst stark visuell orientiert, von daher kann man die Abwesenheit von zB erzählerischem und figürlichem Gewicht entweder als festen und gewollten Bestandteil seiner Herangehensweise begreifen oder als qualitativen filmemacherischen Mangel. Ich persönlich finde Tonys Videoclip-Ästhetik nicht sonderlich aufregend oder originell, gerade auf Dauer. Du hast recht, wenn du ihm einen nicht unerheblichen Einfluss auf das moderne Actionkino zugestehst, allerdings spricht das finde ich eher gegen das moderne Actionkino als für den seligen Tony. :wink: Bei Tony Scott ist vieles auf oberflächlichen Glanz hin ausgerichtet und - gerade aufgrund des Mangels bzw. Interesses an dramaturgischer Qualität - ist das einfach zu wenig Substanz, um wirklich in Erinnerung zu bleiben. Und das sage ich als jemand, der etlichen seiner Filme durchaus einiges abgewinnen kann (gerade auch Top Gun). Aber das Meiste ist halt sehr oberflächliches, schön-bebildertes Nichts. Kein Ding, das macht (zumeist) Spass und erfüllt seinen Zweck, aber es bleibt wenig bis nix hängen und auch der Replay-Faktor (also der Wunsch, die Filme mal wieder zu schauen) ist auch daher sehr niedrig.


Maibaum hat geschrieben: 23. Juni 2022 20:53 Wenn wahrscheinlich True Romance der Beste von Tony ist, dann sagt das mehr über QT aus, als über ihn. Denn der ist erinnerungswürdig.
True Romance halt ich ebenfalls für Tonys besten und würde ihm da durchaus auch einen gewichtigen Anteil am gelungenen Endresultat zusprechen. Sicherlich profitiert der Film enorm von Tarantinos Vorlage, aber Tony macht auch etwas eigenes daraus und hier kommt zu seiner visuell einfallsreichen Inszenierung dann endlich auch mal (von Tarantino zu verantwortende) echte figürliche und inhaltliche Qualität dazu. Von daher sehe ich den Film als eine glückliche Kombination zweier sehr unterschiedlicher filmemacherischen Perspektiven an, von der letztlich beide (also Scott und Tarantino) profitieren. Ich will damit nicht sagen, dass Tarantino das nicht besser hinbekommen hätte. Aber in jedem Fall sicher deutlich anders und stärker in der Tradition seiner eigenen Filme. Von daher finde ich es gut, dass wir durch die Kollaboration von T.Scott/Tarantino auch eine andere Facette (oder wenn man so will Qualität) eines Tony Scott-Films zu sehen bekommen haben.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Er fürchtet weder Tod noch Teufel – Die Filme des Tom Cruise

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Ich bin ja nach wie vor der Meinung, dass dies ein ganz toller Unterhaltungsfilm ist, der vor allem im klassischen Sinne von einfachen Unterhaltungsfilmen der 80er/90er nichts falsch macht aber auch eben kaum mehr. Dass allein das ausreicht, zeichnet ein krasses Bild von der Situation Hollywoods und der Unterhaltungsindustrie. Sicherlich hängt viel damit zusammen, dass der Film irgendwie zur rechten Zeit kam (die Amis stehen wieder auf Patriotismus und Militär, zumal man ja indirekt im Krieg ist).

Die Frage die die ich mal stellen möchte:
Was glaubt ihr, werden jetzt die unweigerlichen Epigonen sein?

Lethal Weapon? (ist ja sowie in the making)
Indian Jones (kann der vielleicht profitieren?
Beverly Hills Cop?
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Er fürchtet weder Tod noch Teufel – Die Filme des Tom Cruise

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Da kommt sehr vieles zusammen.
Ich glaube, dass das Ukraine-Thema sicher hilft, aber gar nicht sonderlich entscheidend ist.

1. Top Gun ist einer der ultimativen Kultfilme der 80er Jahre, viele merken das offenbar jetzt erst. Ich kann mich noch sehr gut an den Hype erinnern. Damals stand so ziemlich jeder zwischen 13 und 20 auf Cruise als Maverick, Jungs und Mädels gleichermaßen. Dieses Publikum ist heute in den 40ern und 50ern, will und kann seinen Kindern zeigen, was sie damals so toll fanden. Gleichzeitig ist es ein ultimativer Nostalgie-Trip in die eigene Teenagerzeit (für die allermeisten ja mit die prägendsten Lebensjahre).

2. Dazu kommt ein seit mindesten einer Dekade anhaltender enormer Retro- und Nostalgiehype / -boom, was sich vor allem in der Popkultur zeigt. Alte Stars und Bands füllen die Stadien, neue wie The Weekend sind eindeutig Retro-inspieriert, Filme und Serien (Stranger Things, Cobra Kai etc.) zitieren Klassiker aus den 80ern und teilweise auch 90ern, Star Wars wird rebooted, Eddie Murphy (Cop 4 wird definitiv kommen, ist schon länger klar) ist wieder da usw., usw. Buch und Film "Ready Player One" haben all das schön auf den Punkt gebracht.

3. Dazu kommt eine doch langsam und schleichend, aber durchaus spürbare Müdigkeit an all den künstlichen CGI-Welten und den Legionen von unkaputtbaren Superhelden. Es gibt eine gewisse Sehnsucht nach Handfestem und Handgemachtem, nach noch halbwegs menschlichen Figuren bzw. Helden.

4. Vor allem in den USA ist das Kino ein besonderer Erlebnisort an dem man zusammen kommt, er ist dort weit mehr Kultur als bei uns. Nach Corona trauen sich immer mehr auch wieder die älteren Semester in die Kinos (in den USA geht man anders als in D auch noch jenseits der 30 - und auch gern jenseits der 30 Grad - mal ins Kino).

Man kann also sagen, die Gemengelage könnte für Top Gun: Maverick günstiger nicht sein. Es ist ein ganzes Ursachenbündel, das zu diesem zumindest in der Dimension sehr überraschender Erfolg führt. Am Ende wird er deutlich über 1 Milliarde liegen (wie gesagt ohne R und China). Für einen "altmodischen" Abenteuerfilm ist das phänomenal, aber erklärbar. Gründe siehe oben.
http://www.vodkasreviews.de

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Re: Er fürchtet weder Tod noch Teufel – Die Filme des Tom Cruise

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Gebe dir mit allem Recht.

Dabei hast du nicht mal erwähnt, dass der Film so gut ist ;-) Der Start war ja recht gut, aber hinzu kommt dann von da an eben eine sehr gute Mund-zu-Mund Propaganda.

Übrigens lief TG vor meiner aktiven Kinozeit so dass ich mir wirklich über den Erfolg und die Bedeutung des Originals so gar nicht im Klaren war.
Allerdings reicht das alleine auch nicht, denn man könnte ähnliches ja bei anderen Filmen sagen, deren späte Sequels dann gescheitert sind oder?

Wie gesagt: ich bin gespannt, wer jetzt auf den Zug aufspingen wird.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Er fürchtet weder Tod noch Teufel – Die Filme des Tom Cruise

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danielcc hat geschrieben: 28. Juni 2022 17:13 ich bin gespannt, wer jetzt auf den Zug aufspingen wird.
Ich glaube irgendwie nicht, dass es da wirklich einen Zug gibt, auf den man aufspringen könnte. Wenn überhaupt, dann werden die nächsten M:I-Filme vom Erfolg von TGM profitieren. Gebrauchen könnten sie es.
#London2024

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."

Re: Er fürchtet weder Tod noch Teufel – Die Filme des Tom Cruise

202
Auf was für einen Zug soll da aufgesprungen werden? Tom Cruise wird im nächsten "Mission: Impossible"-Film wieder auf einen Zug aufspringen (und zwar er selbst, kein Stuntmensch), aber sonst …

Es gibt da ja keine Welle, die "Top Gun: Maverick" groß auslösen könnte. Legacy-Sequels, Retro-Filme etc. sind seit 10 Jahren der Trend schlechthin neben Comicfilmen, da ist "Top Gun: Maverick" bestenfalls Teil deines Zugs, aber keine Lokomotive.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Er fürchtet weder Tod noch Teufel – Die Filme des Tom Cruise

204
Hollywood springt immer auf jeden Zug auf der schnell in Richtung sicheren Bahnhof fährt. So viel ist sicher.
Ein Film macht nicht einfach völlig unerwartet mehr als 1 Milliarde und niemand in Hollywood nimmt davon Notiz

Es könnte Kriegsfilme geben, mehr "positiver Juhuu Patriotismus", oder direkt Ableger in denen es auch im Jets geht.
Es könnte aber auch Revivals von Filmen geben, die in den 80er/90ern ähnlich funkioniert haben (Beverly Hills Cop,...)
Oder aber einfach wieder Filme die zu keinem Franchise gehören, aber eine simple Welt in einfachen, Happy-End Stories zeigen.
Gerne auch ein Trend weg von CGI hin zu mehr echter Action.

Alles ist möglich.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Er fürchtet weder Tod noch Teufel – Die Filme des Tom Cruise

205
Also ich hab in Maverick irgendwie gar keinen Juhu Patriotismus entdeckt. Natürlich werden die Kampfflieger positiv porträtiert und sind Identifikationsfiguren, aber das hier ständig das Banner gehisst würde oder die amerikanische Großartigkeit in Elogen breit gewalzt würde, irgendwie nicht.

Beverly Hills Cop ist ein ganz anderer Film, wenn auch von Simpson und Bruckheimer. Wenn überhaupt, dann ist es der poppige Stil, die typische 80er-Atmosphäre, aber ansonsten sehe ich da wenig Gemeinsamkeiten.
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Re: Er fürchtet weder Tod noch Teufel – Die Filme des Tom Cruise

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Fürr "Beverly Hills Cop 4" sollen tatsächlich im August die Dreharbeiten starten. Würde ich eigentlich gerne im Kino sehen (und die Produzenten von Paramount nach dem Erfolg mit "Top Gun" vielleicht auch), kommt aber auf Netflix raus.

Grundsätzlich finde ich die aktuelle Nostalgie-Welle interessant, insbesondere dann wenn man ein paar liebgewonnene Charaktere wiedersieht. Aber die Ergebnisse überzeugen natürlich leider nicht immer. Man denke da nur schon an die ganzen Reboot-Serien im TV (MacGyver, Magnum P.I. etc.).

Re: Er fürchtet weder Tod noch Teufel – Die Filme des Tom Cruise

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vodkamartini hat geschrieben: 29. Juni 2022 20:44 Ja, Cop kommt auf Netflix, finde ich auch schade. Aber vielleicht überlegt man es sich noch einmal, weiß jetzt auch nicht genau, wie hoch das Budget ist.
Ich befürchte, die Verträge mit Netflix sind schon gemacht. Aber vielleicht kann man ihn noch parallel im Kino zeigen (das gab es doch glaube ich schon mal bei einer Netflix-Produktion?).

Wäre zumindest schön, wenn Judge Reinhold auch wieder dabei wäre. Im Idealfall natürlich auch John Ashton und Komponist Faltermeyer, aber da glaube ich nicht daran.

Re: Er fürchtet weder Tod noch Teufel – Die Filme des Tom Cruise

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vodkamartini hat geschrieben: 29. Juni 2022 20:17 Also ich hab in Maverick irgendwie gar keinen Juhu Patriotismus entdeckt. Natürlich werden die Kampfflieger positiv porträtiert und sind Identifikationsfiguren, aber das hier ständig das Banner gehisst würde oder die amerikanische Großartigkeit in Elogen breit gewalzt würde, irgendwie nicht.
Du weißt schon was ich meine.
Erstens transportiert der Film natürlich schon eine sehr lockere, heldenhafte und positive Sicht aufs Militär. Das ist ganz ganz offensichtlich. Im Grunde wird die Mission ja wie ein Videospiel trainiert und der Erfolg der Mission wird wie das Besiegen eines Endgegners in einem solchen zelebriert.

Zweitens ist ja immer davon auszugehen, dass dann Nachahmer es eben mehr übertreiben in die Patriotismus Richtung - die Maverick tatsächlich nicht so ausgeprägt zeigt.
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