Re: Regie für BOND26+

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Fukunaga hat noch nie eine Komödie gedreht. Seine Filme zeichen sich primär durch ernste Szenerien und Tiefgang aus. Dass nun ausgerechnet er Bond in eine neue Richtung bringen soll, scheint mir unglaubwürdig.
Aber die Produzenten wollen ja wahrscheinlich auch keine neue Richtung, von daher nur eine Frage der Zeit bis er wieder angefragt wird.

Re: Regie für BOND26+

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Martin007 hat geschrieben: 9. Dezember 2021 22:03 Fukunaga hat noch nie eine Komödie gedreht. Seine Filme zeichen sich primär durch ernste Szenerien und Tiefgang aus. Dass nun ausgerechnet er Bond in eine neue Richtung bringen soll, scheint mir unglaubwürdig.
Aber die Produzenten wollen ja wahrscheinlich auch keine neue Richtung, von daher nur eine Frage der Zeit bis er wieder angefragt wird.
Naja, bislang zeichnete sich EON dadurch aus, dass sie fast immer den Regisseur vom vorigen Film wiederhaben wollten.
Campbell wurde nach CR gefragt, wollte aber nicht. Forster wurde nach QOS gefragt, wollte aber nicht. Nur Mendes hat erneut zugesagt. Dass Barbara jetzt Fukunaga lobt etc, liegt natürlich auch daran, dass NTTD immer noch in der Auswertung ist. Grad diese Woche saß sie mit ihm, Craig und Malek in New York bei ner Vorstellung auf der Bühne für ein Q&A. Wenn erstmal ein Jahr Ruhe war, wird er nicht unbedingt der einzige Name sein, der ihr einfällt.

Re: Regie für BOND26+

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Martin007 hat geschrieben: 9. Dezember 2021 00:38 Hoffentlich nicht wieder Fukunaga. Dann weiss man gleich, dass man stilistisch und inhaltlich nicht wirklich in eine andere Richtung gehen wird. Aber genau so wird es kommen. Auch wenn es schwerfällt, muss ich mich langsam daran gewöhnen, dass mir Bond wohl nie mehr so viel Spass wie früher machen wird.
Vollständige Zustimmung.
Man kann nur hoffen dass es vielleicht doch nicht so kommt.
"Warum hast du ihn geheiratet? - "Er hat mir gesagt er liebt mich." - "Das klingt immer gut."

Tomorrow never dies (1997)

Re: Regie für BOND26+

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Oh man, glaubt ihr echt allen Ernstes, Fukunaga wäre so blöd, sich trotz neuer Ausrichtung - denn anders lässt sich B26 im gegenwärtigen Kontext nicht angehen, das sollte doch gerade nach einem in seiner Funktionsweise sehr finalen Ableger wie NTTD glasklar sein - neuem Hauptdarsteller und neuen Autor*innen zu wiederholen?
Bei Mendes waren die Karten ganz anders gemischt, der durfte mit SP auch nicht den Film machen, den er ursprünglich geplant hatte.

Re: Regie für BOND26+

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Fukunaga hat von allen Bond-Regisseuren der Craig-Ära am wenigsten eine eigene Handschrift entwickelt. Er inszeniert durchgehend im neumodernen Actionfilm-Schick ohne einen einzigen eigenen Akzent zu setzen. Man konnte Campbell, Forster und Mendes vieles nachsagen, aber sie alle waren hinter der Kamera einigermaßen inspiriert unterwegs. Ich möchte ihn nicht wieder bei Bond an Bord sehen.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Regie für BOND26+

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Nicht dass ich ihn wiedersehen möchte, aber du findest doch True Detective grossartig und hast das soweit ich mich erinnere in erster Linie auf Fuku zurückverfolgt. Ist das nicht mehr aktuell, und wenn doch, wieso nimmst du seine nach dir gelungene Leistung in True Detective nicht als Referenz statt der nach dir nicht gelungenen aus NTTD?
We'll always have Marburg

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Re: Regie für BOND26+

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Casino Hille hat geschrieben: 10. Dezember 2021 18:18 Fukunaga hat von allen Bond-Regisseuren der Craig-Ära am wenigsten eine eigene Handschrift entwickelt. Er inszeniert durchgehend im neumodernen Actionfilm-Schick ohne einen einzigen eigenen Akzent zu setzen. Man konnte Campbell, Forster und Mendes vieles nachsagen, aber sie alle waren hinter der Kamera einigermaßen inspiriert unterwegs. Ich möchte ihn nicht wieder bei Bond an Bord sehen.
Mir tut es immer leid, wenn jemandem eine eigenen Handschrift abgesprochen wird, nur weil er scheinbar keine offensichtlichen GImmicks verwendet. Es wäre doch bitter, wenn nur solch oberflächlichen Spielereien eine eigene Handschrift prägen würden. Abgesehen davon, sollte ein Regisseur wenn dann überhaupt eine eigenen Handschrift über sein Werk hinweg entwickeln und nicht nur für einen Film.

Es gibt viel was an NTTD inszenatorisch wohl durchdacht ist, bzw. natürlich alles, und innerhalb dieser Gesamtheit, gibt es sicherlich einige Dinge die herausstechen
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Regie für BOND26+

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Fukunaga hat mit NTTD einen guten Job gemacht, handwerklich. Aber ich gebe Hille recht, dass er keine eigene Handschrift erkennen lässt. Ähnlichkeiten zu True Detektive erkenne ich keine. Und auch, dass das bei den genannten (vielleicht Campbell noch am wenigsten) anders war. Gimmicks ist da dann doch nicht der richtige Ausdruck und wird den Regisseuren, die einen eigenen Stil pflegen nicht gerecht.
http://www.vodkasreviews.de

https://ssl.ofdb.de/view.php?page=poste ... Kat=Review

Re: Regie für BOND26+

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vodkamartini hat geschrieben: 10. Dezember 2021 18:27 Fukunaga hat mit NTTD einen guten Job gemacht, handwerklich. Aber ich gebe Hille recht, dass er keine eigene Handschrift erkennen lässt. Ähnlichkeiten zu True Detektive erkenne ich keine. Und auch, dass das bei den genannten (vielleicht Campbell noch am wenigsten) anders war. Gimmicks ist da dann doch nicht der richtige Ausdruck und wird den Regisseuren, die einen eigenen Stil pflegen nicht gerecht.

Findest du denn, dass das was Forster in QOS gezeigt hat, sein eigener Stil ist? Ich denke, er hat Teile des Teams von Bourne geholt, und hat aufgrund der fehlenden Actionerfahrung auf deren Stil gesetzt.
Ich weiß gar ob irgendwer hier eine eigene Handschrift erkennen kann (ich schließe mich natürlich ein). Jede Szene in einem Film ist genau durchdacht, jeder Kamerawinkel wird ausgetüftelt, die Beleuchtung wird vom DOP gesetzt, für jede Szene wird ein Objektiv ausgesucht, dann der Schnitt bei dem es unendlich viele Möglichkeiten gibt... am Ende kommt dann der Film so, wie ihn sich der Regisseur vorgestellt hat.

NTTD hätte mit Sicherheit völlig anders ausgesehen, wenn er von Forster, Mendes oder Campbell inszeniert worden wäre. Also ist doch da ein eigener Stil oder nicht?

Ich kann aber mal ein paar Beispiele nennen in NTTD:

- der ganze Film hat einen völlig anderen Look / eine völlig andere Farbpalette als Mendes. Während bei Mendes grau/grün/trübes Gelb dominiert, ist Fukunagas Film viel farbenfroher, aber auch ziemlich "glossy". Tatsächlichen wirken einzelne Szenen wie aus einem Traum oder einem Märchen
- Fukunage bleibt in einigen Actionszenen extrem nah an der Hauptfigur, und zeigt auch länger Action am Stück ohne sie zu zerschneiden (Damit meine ich nicht die Treppenszene, die aber auch). Dafür arbeitet er auch mit interessanten Tricks um ohne Schnitt zwischen Craig und Stuntman zu wechseln
- Fukunaga erlaubt sich mindestens an zwei Stellen eigentlich unmögliche Übergänge (Bond enttarnt den V8, Bond/Madeleine fährt in Matera ein)
- auch was die Erzählung angeht geht er neue Wege; er inszeniert alles rund um das eigentlich bei Bond "unmögliche" Familienthema extrem geschickt; immer wenn es zu kitschig wird, unterbricht er mit Humor
...
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Regie für BOND26+

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Foster hat nicht einfach nur die 2nd Unit von Bourne engagiert, die sind auch nur für die Stuntarbeit zuständig, nicht für die visuelle Umsetzung. Er hat die verschiedenen Kapitel auch farblich ganz unterschiedlich gestaltet und eine Symbiose zwischen Handlung, Optik und Gemütszustand Bonds versucht. Die wütende Hektik Bonds sieht ihr Äquivalent in der Inszenierung. Das ist schon originell, ob man es mag oder nicht.

Mendes hat seinen beiden Filmen einen barocken Stil verpasst, rhythmisch wie visuell. Auch hier entspricht das Bonds Gemütszustand (er ist ein ausrangiertes Wrack in SF und wird langsam wieder der Alte, wobei er auch für "veraltet" steht, in SP). Das Auslaufmodell-Thema zieht sich wie ein roter Faden durch beide Filme, dazu passt auch die schwermütige Inszenierung.

Ich finde durchaus, dass man auch als einigermaßen kundiger Filmliebhaber bei Regisseuren "Stile" erkenne und ausmachen kann. Dazu muss man kein studierter Filmwissenschaftler sein. Regisseure wie Verhoeven, die Scott-Brüder, Nolan, Villeneuve, Ritchie, Tarantino haben einen sehr eigenen Stil, den man auch erkennt und wiedererkennt. Früher gab es das ebenfalls. So spontan fallen mir dazu Hitchcock, Peckinpah, John Ford ein.

Bei Fukunaga sehe ich keinen eigen(willig)en Stil. Gut, er setzt ein paar visuelle Akzente (Matera und Norwegen sehen farblich sehr unterschiedlich aus, aber das tun sie auch in der Realität), mehr aber auch nicht. Aber ich sehe weder bei Schnitt, noch bei Kamera, noch bei Schauspielführung, noch bei spezifisch heraus gestellten Topoi irgendetwas Originelles oder Auffälliges.
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Re: Regie für BOND26+

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vodkamartini hat geschrieben: 10. Dezember 2021 18:57 Foster hat nicht einfach nur die 2nd Unit von Bourne engagiert, die sind auch nur für die Stuntarbeit zuständig, ich für die visuelle Umsetzung. Er hat die verschiedenen Kapitel auch farblich ganz unterschiedlich gestaltet und eine Symbiose zwischen Handlung, Optik und Gemütszustand Bonds versucht.

Mendes hat seinen beiden Filmen einen barocken Stil verpasst, rhythmisch wie visuell. Auch hier entspricht das Bonds Gemütszustand (er ist eine Wrack in Sf und wird langsam wieder der Alte, wobei er auch für "veraltet" steht, in SP).

Ich finde durchaus, dass man auch als einigermaßen kundiger Filmliebhaber bei Regisseuren "Stile" erkenne und ausmachen kann. Dazu muss man kein Studierter Filmwissenschaftler sein. Regisseure wie Verhoeven, die Scott-Brüder, Nolan, Villeneuve, Ritchie, Tarantino haben einen sehr eigenen Stil, den man auch erkennt und wiedererkannt. Früher gab es das ebenfalls. So spontan fallen mir Hitchcock, Peckinpah, John Ford ein.
Ja aber du vermischt hier zwei Dinge:
1. Stil eines Regisseurs: Kann man nur über ein Werk hinweg entwickelt und erkennt man dann nur, wenn man den Stil kennt und den Einzelfilm dann danach untersucht
2. Spezielle Inszenierung eines Einzelfilms

Du kannst ja nicht sagen, dass der Barocke Stil von SF generell Mendes Markenzeichen, oder die farbliche Gestaltung von QOS ein typisches Mittel von Forster ist.
Ich kann dir aber auch ähnliches über die Farbpaletten von NTTD sagen: London ist grau/technokratisch. Cuba ist blau, Matera ist Orange, die Insel ist grün. Haben wir jetzt einen eigenen Stil? :-)

Auch wenn ich selbst riesiger Hitchcock Fan bin, sind mir solche Dinge wie eigene Handschrift ziemlich egal. Ich will einen unterhaltsamen Film, und das ist bei mir 60% Story/Drehbuch/Dialoge, 20% Darsteller, und dann 20% alles was die Inszenierung prägt (Musik, Sound FX, Production Design, Regie, Spezialeffekte, Kamera, Schnitt,...) - wobei der Regisseur wiederum Einfluss auf Story und Darsteller nehmen kann und sollte.
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Re: Regie für BOND26+

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Ja, Fukunaga & Sandgren sagen ja ebenso, dass sie mit der Farbgestaltung die Gefühle zeigen wollen. Ich finde auch, dass ihnen das gut gelungen ist, also die Inszenierung gefällt mir eigentlich sehr gut, mit ein paar interessanten Einfällen und schönen Aufnahmen. Der plötzliche Wechsel Bonds bei der Garagenszene gehört für mich aber nicht dazu ;)

Von dem her hätte ich grundsätzlich nichts gegen einen weiteren Fukunaga (glaub aber nicht, dass er jetzt will. Aber wer weiß schon was in 1+2 Jahren ist). Bin aber genauso für andere, neue Ideen anderer Regisseure oder Regieseurinnen offen.

Viel wichtiger finde ich aber sowieso ein gutes Skript.
Bond... JamesBond.de

Re: Regie für BOND26+

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Also ich erkenne bei Fukunaga schon so etwas wie eine Handschrift, allen voran in seiner Lust an der Psychologisierung der Figuren u. Handlung. Die Betonung liegt bei ihm sehr viel mehr auf das Zwischenmenschliche als bei den Craig-Regisseuren zuvor. Der Plot scheint wie oft bei ihm nicht in erster Linie durch handlungstragende Elemente gesteuert, das natürlich auch, aber eher von emotionalen Verkettungen, falls ihr mir noch folgen könnt - das, was ich meine ist nicht leicht zu beschreiben. Die Action in NTTD findet sehr häufig in langen Takes und Plansequenzen statt, angefangen bei dem ersten Fight zwischen Bond und Primo in Matera (als Bond ihm das bionische Auge aus der Augenhöhle schlägt :D).
Ein paar Settings aus Maniac haben es ebenfalls in NTTD geschafft, wobei das eher Zufall sein dürfte. Ich finde Fukunaga setzt Suspense ganz anders ein als z.B. Mendes oder Campbell. Auch die Art wie die Szenen miteinander verkettet sind, ist bei Bond recht frisch, dass nicht immer zuerst eine Exposition stattfindet, sondern sich vieles auch erst im Nachhinein erschließt oder aus nebensächlich erscheinenden Dialogen und Blicken ergibt... All das würde ich schon Fukunaga zuschreiben, und das sind Elemente, die ihn schon seit Sin Nombre und True Detective begleiten.