Mein Post beflügelt mich gerade. Es gäbe so vieles, was die jetzt gerade mit Bond machen könnten und was frisch wäre, ohne die Grundpfeiler ad absurdum zu führen oder auf blöde Ideen zu kommen. Das fängt schon bei der MI6-Crew an, ganz ohne Starbesetzungsideen.GoldenProjectile hat geschrieben: 19. April 2023 18:43 Natürlich hätte man zwei Jahre nach NTTD einen weitgehend chronologie- und reboot-befreiten Bond im "alten Serienformat" machen können und zwar sogar ohne auf Eigenständigkeit oder neue Ideen verzichten zu müssen, aber so denkt wohl eben keiner.
- Man darf Bond gerne mehr als Privatmann zeigen, dann aber nicht als grantigen Einsiedler der seine Traumata verarbeitet, sondern wieder mit mehr Blick auf Bond als Kenner und Geniesser. Dass vor allem der Geheimdienstjob Bonds verschwenderischen Lebensstil ermöglicht (er in seiner Freizeit aber trotzdem nicht auf spartanisch eingerichteten Vagabund umstellen muss) wäre eine Facette.
- Admiral M könnte bereits zu Navy-Zeiten Commander Bonds Vorgesetzter gewesen sein, das könnte das väterliche Verhältnis und das fundamentale Vertrauen einer Lee-Auslegung mal etwas anders beleuchten. Und wenn ihr schon ständig zurück zu Fleming wollt: Schickt die beiden endlich mal zusammen in einen Club.
- Moneypenny kann in hohem Bogen weg und durch Loelia Ponsonby ersetzt werden. Warum sollte Bond mitten in der Nacht die Tippse der Chefetage für Infos auf dem privaten Handy anrufen? Diese Rolle des verschwörerischen Büro-Sidekicks und Informationszentrale für Bond könnte man konsequenter und neuartiger aufziehen, wenn man ihm eine eigene Sekretärin/Assistentin gibt.
- Q als verschrobener, verrückter Wissenschaftler à la Algy, dessen Abteilung eher als experimentell gilt denn als Standardausrüstung, dessen Erfindungen immer mal wieder nichts nützen oder nicht funktionieren, oft dann aber doch aus der Patsche helfen. Bringt die Hassliebe zwischen Q und 00 auf ein neues Level.
Auch darüber hinaus könnte man so einiges anstellen.
- Stellt die Mission in den Mittelpunkt. TLD und LTK zum Beispiel haben so gut strukturierte und aufgebaute Handlungen: Eine Szene führt zur nächsten und alles ergibt weitgehend Sinn, Locationwechsel sind recht stimmig in die Geschichte eingebettet, es wird sogar hier und da auf simple aber wirkungsvolle Weise mit dem unterschiedlichen Wissen der Charaktere gearbeitet. Warum nicht mal eine richtig grosse Undercover-Mission, näher an LTK und Roman-TMWTGG als am schnell aufgeflogenen Bond aus GF und MR? Bond muss sich dem Bösewicht beweisen, um in seinen inneren Kreis vorzustossen, und sich dabei gegen schurkische Nebenbuhler durchsetzen die den Job auch wollen. Oder ein Bond, der mit Wissen des MI6, aber völlig geheim gegenüber Ministerium/Regierung agieren muss, weil da andere Interessen schlummern, und zwar nicht so SP/Denbigh mässig sondern richtig ausgearbeitet.
- In den 60ern hatten wir zwei archetypische Karibik-Bonds, einen Japan-Bond und einen Alpen-Bond. Und wärend wir hier noch klagen, dass heute alles so globalisiert und längst nicht mehr exotisch ist, hätte man schon längst einen Film drehen können der zu zwei Dritteln im hohen Norden von Kanada oder Finnland (Icebreaker anyone?) oder zu grossen Teilen in Griechenland spielt. Auch ein präsenter Lokalmatador à la Kerim oder Tiger könnte viel helfen. Klar kann man sagen, dass es heute nicht mehr dieses super-exotische "Welcome to Japan"-Feeling hätte, aber gut und stimmig umsetzen könnte man so etwas trotzdem.
- Es gibt auch andere Arten von Archetypen, die einem Bondfilm viel Identität verleihen und ein Paket aus Bösewicht, Setting, Handlung und Actionszenen diktieren können. AVTAK zum Beispiel kann man mit den zwei Begriffen Pferderennen und Minenbau schon fast komplett zusammenfassen. LALD mit Voodoo und Harlem. Autorennen oder archäologische Ausgrabungen oder Ölbohrung oder Besiedlung der Wüste oder was weiss ich, denkt euch was aus.
- Oder schickt den Jimbo für eine Mission zurück in die Navy à la Win, Lose or Die.
- Oder gebt ihm beim MI6 ein Protegé.
Es gibt doch so viele Möglichkeiten um gute, frische und wahrscheinlich auch schneller und günstiger als letztens produzierte Bondfilme zu drehen. Aber nachdem man eben wie erwähnt aus "Bond" schon "James" gemacht und diesen ganzen Pfad beschritten hat kann man sich das, befürchte ich, von Produzentenseite gar nicht mehr vorstellen. Ich wäre sofort für kleinere, aber knusprig frische Brötchen zu haben, glaube aber nicht, dass sich EON das nach Craig so vorstellen kann.