Re: Regie für BOND26+

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GoldenProjectile hat geschrieben: 19. April 2023 18:43 Natürlich hätte man zwei Jahre nach NTTD einen weitgehend chronologie- und reboot-befreiten Bond im "alten Serienformat" machen können und zwar sogar ohne auf Eigenständigkeit oder neue Ideen verzichten zu müssen, aber so denkt wohl eben keiner.
Mein Post beflügelt mich gerade. Es gäbe so vieles, was die jetzt gerade mit Bond machen könnten und was frisch wäre, ohne die Grundpfeiler ad absurdum zu führen oder auf blöde Ideen zu kommen. Das fängt schon bei der MI6-Crew an, ganz ohne Starbesetzungsideen.

- Man darf Bond gerne mehr als Privatmann zeigen, dann aber nicht als grantigen Einsiedler der seine Traumata verarbeitet, sondern wieder mit mehr Blick auf Bond als Kenner und Geniesser. Dass vor allem der Geheimdienstjob Bonds verschwenderischen Lebensstil ermöglicht (er in seiner Freizeit aber trotzdem nicht auf spartanisch eingerichteten Vagabund umstellen muss) wäre eine Facette.
- Admiral M könnte bereits zu Navy-Zeiten Commander Bonds Vorgesetzter gewesen sein, das könnte das väterliche Verhältnis und das fundamentale Vertrauen einer Lee-Auslegung mal etwas anders beleuchten. Und wenn ihr schon ständig zurück zu Fleming wollt: Schickt die beiden endlich mal zusammen in einen Club.
- Moneypenny kann in hohem Bogen weg und durch Loelia Ponsonby ersetzt werden. Warum sollte Bond mitten in der Nacht die Tippse der Chefetage für Infos auf dem privaten Handy anrufen? Diese Rolle des verschwörerischen Büro-Sidekicks und Informationszentrale für Bond könnte man konsequenter und neuartiger aufziehen, wenn man ihm eine eigene Sekretärin/Assistentin gibt.
- Q als verschrobener, verrückter Wissenschaftler à la Algy, dessen Abteilung eher als experimentell gilt denn als Standardausrüstung, dessen Erfindungen immer mal wieder nichts nützen oder nicht funktionieren, oft dann aber doch aus der Patsche helfen. Bringt die Hassliebe zwischen Q und 00 auf ein neues Level.

Auch darüber hinaus könnte man so einiges anstellen.

- Stellt die Mission in den Mittelpunkt. TLD und LTK zum Beispiel haben so gut strukturierte und aufgebaute Handlungen: Eine Szene führt zur nächsten und alles ergibt weitgehend Sinn, Locationwechsel sind recht stimmig in die Geschichte eingebettet, es wird sogar hier und da auf simple aber wirkungsvolle Weise mit dem unterschiedlichen Wissen der Charaktere gearbeitet. Warum nicht mal eine richtig grosse Undercover-Mission, näher an LTK und Roman-TMWTGG als am schnell aufgeflogenen Bond aus GF und MR? Bond muss sich dem Bösewicht beweisen, um in seinen inneren Kreis vorzustossen, und sich dabei gegen schurkische Nebenbuhler durchsetzen die den Job auch wollen. Oder ein Bond, der mit Wissen des MI6, aber völlig geheim gegenüber Ministerium/Regierung agieren muss, weil da andere Interessen schlummern, und zwar nicht so SP/Denbigh mässig sondern richtig ausgearbeitet.
- In den 60ern hatten wir zwei archetypische Karibik-Bonds, einen Japan-Bond und einen Alpen-Bond. Und wärend wir hier noch klagen, dass heute alles so globalisiert und längst nicht mehr exotisch ist, hätte man schon längst einen Film drehen können der zu zwei Dritteln im hohen Norden von Kanada oder Finnland (Icebreaker anyone?) oder zu grossen Teilen in Griechenland spielt. Auch ein präsenter Lokalmatador à la Kerim oder Tiger könnte viel helfen. Klar kann man sagen, dass es heute nicht mehr dieses super-exotische "Welcome to Japan"-Feeling hätte, aber gut und stimmig umsetzen könnte man so etwas trotzdem.
- Es gibt auch andere Arten von Archetypen, die einem Bondfilm viel Identität verleihen und ein Paket aus Bösewicht, Setting, Handlung und Actionszenen diktieren können. AVTAK zum Beispiel kann man mit den zwei Begriffen Pferderennen und Minenbau schon fast komplett zusammenfassen. LALD mit Voodoo und Harlem. Autorennen oder archäologische Ausgrabungen oder Ölbohrung oder Besiedlung der Wüste oder was weiss ich, denkt euch was aus.
- Oder schickt den Jimbo für eine Mission zurück in die Navy à la Win, Lose or Die.
- Oder gebt ihm beim MI6 ein Protegé.

Es gibt doch so viele Möglichkeiten um gute, frische und wahrscheinlich auch schneller und günstiger als letztens produzierte Bondfilme zu drehen. Aber nachdem man eben wie erwähnt aus "Bond" schon "James" gemacht und diesen ganzen Pfad beschritten hat kann man sich das, befürchte ich, von Produzentenseite gar nicht mehr vorstellen. Ich wäre sofort für kleinere, aber knusprig frische Brötchen zu haben, glaube aber nicht, dass sich EON das nach Craig so vorstellen kann.
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Re: Regie für BOND26+

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(fast) alles gute Ideen wie ich finde, doch dass du ausgerechnet konsequent Filme aus der Reihe zitierst die beim Publikum nicht gut angekommen sind... hmmm

Was mich wie so oft stört ist diese Behauptung, dass Eon irgendwie alles falsch macht, während aber der Erfolg ihnen Recht gibt. Es ist sehr sehr schwierig für Produzenten die Richtung völlig zu verändern, wenn sie selbst davon überzeugt sind und der Erfolg das unterstützt. Daher ist es auch gut, dass sie sich viele Zeit nehmen,


Dennoch:
- Das Austauschen oder wieder komplette Weglassen der MI6 Crew wäre gut (allerdings war das ja genau die Idee der Craig Ära).
- Mal nicht Moneypenny sondern seine eigene Assistentin wäre gut
- Bitte unbedingt Tanner weglassen
- Ich will Bond unbedingt wieder als Bonvivant und Connaisseur. Gerne direkt mit Haushälterin
- Ich träume schon immer von einer Szene in tollen Bars wo Bond völlig privat mit einer Frau flirtet. So hat man damals Connery eingeführt (und im Grunde auch Lazenby). So eine Szene könnte uns viel mehr über Bond verraten als 90 Minuten Action
- Gerne eine große Undercover Mission
- Endich wieder mehr Screentime für den Bösewicht - allein - aber auch mal wieder in lange Szenen mit Bond (GF, LTK,...)
- Unbedingt wieder mehr Flair einer prägenden Location. Griechenland gerne, Südafrika/Namibia wäre auch was, oder etwas Neues in der Karibik
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Re: Regie für BOND26+

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GoldenProjectile hat geschrieben: 19. April 2023 21:42 - In den 60ern hatten wir zwei archetypische Karibik-Bonds, einen Japan-Bond und einen Alpen-Bond. Und wärend wir hier noch klagen, dass heute alles so globalisiert und längst nicht mehr exotisch ist, hätte man schon längst einen Film drehen können der zu zwei Dritteln im hohen Norden von Kanada oder Finnland (Icebreaker anyone?) oder zu grossen Teilen in Griechenland spielt. Auch ein präsenter Lokalmatador à la Kerim oder Tiger könnte viel helfen. Klar kann man sagen, dass es heute nicht mehr dieses super-exotische "Welcome to Japan"-Feeling hätte, aber gut und stimmig umsetzen könnte man so etwas trotzdem.
Dem kann ich nur zustimmen, mit der Anzahl an Locations hat man es in den letzten Filmen echt übertrieben, worurch die Locations an sich nahezu vollstänig ihren Wert verloren haben. Und was die Kritik angeht, dass man heute nicht mehr dieses "Welcome to Japan"-Feeling hätte, in den letzten Filmen mit ihren tausend Locations hatten wir davon doch noch viel weniger, oder? :wink:

Re: Regie für BOND26+

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Dieses "Welcome to Buxtehude"-Feeling könnte man auch heute noch gut erzeugen. Dafür braucht man eigentlich nur einen guten Kontaktmann wie Mathis in CR.

Im Übrigen stimme ich natürlich zu, dass in Sachen Locations weniger oft mehr ist und ich mir auch wieder einen Bond mit einer richtigen Hauptlocation wünsche, die in etwa die Hälfte der Screentime einnimmt.
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"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."

Re: Regie für BOND26+

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danielcc hat geschrieben: 19. April 2023 23:06Was mich wie so oft stört ist diese Behauptung, dass Eon irgendwie alles falsch macht, während aber der Erfolg ihnen Recht gibt. Es ist sehr sehr schwierig für Produzenten die Richtung völlig zu verändern, wenn sie selbst davon überzeugt sind und der Erfolg das unterstützt. Daher ist es auch gut, dass sie sich viele Zeit nehmen.
Da stimme ich zu. Ich glaube auch nicht, dass Fans denken, dass Eon alles falsch macht, trotzdem finde ich es okay, Dinge zu kritisieren und zu hinterfragen. Es mag sein, dass der Erfolg ihnen Recht gibt, trotzdem darf man als Fans andere Erwartungen haben, weil der Fokus eben ein anderer ist. Für Eon geht es primär ums Geld, für den Fan nur um die Sache. Diese beiden Ebenen sollte man nicht vermischen. Ich denke auch, dass sie sich viel Zeit lassen. Vor 2027 als Veröffentlichungsjahr rechne ich mit keinem neuen Bondfilm.

Re: Regie für BOND26+

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Gut unterhalten wird man ehrlich gesagt von jedem Bondfilm. Aber gleichzeitig kann man auch bei jedem Bondfilm Kritik anbringen, weil wir uns eben so intensiv damit beschäftigen.
Zuletzt geändert von Samedi am 21. April 2023 18:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Regie für BOND26+

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Henrik hat geschrieben: 21. April 2023 12:36 Das sehe ich genauso: Was bringt mir ein erfolgreicher Film, der mich nicht gut unterhält? Und das sage ich, der eigentlich Modernisierungen und Anpassungen an der Zeitgeist befürwortet.
Völlig richtig. Aber ich (und eon) werden sagen: was schert es mich wenn sich Henrik nicht gut unterhalten fühlt, aber der Rest des Kinopublikums sehr wohl. Warum sollten die was ändern? Das erfordert sehr viel Mut, Risiko, und Weitsicht.
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Re: Regie für BOND26+

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Die neusten Filme von Guy Ritchie mochte ich zu meiner eigenen Überraschung recht gerne. Kommt es mir nur so vor, oder hat sich sein Stil in letzter Zeit etwas geändert? Ich finde zumindest besser Zugang zu seinen neueren Filmen, und auch sein neustes Werk, "The Covenant", scheint offenbar ziemlich gelungen zu sein.
In "Operation Fortune" fand ich ausserdem die Action überraschend gut und ohne CGI-Mätzchen inszeniert (obwohl der Showdown etwas enttäuschend war).
Wenn er diesem Stil treu bleibt, wäre ein Bondfilm in seinem Repertoire ja doch nicht mehr ganz so unpassend? Bis vor kurzem wäre das für mich noch völlig undenkbar gewesen.

Re: Regie für BOND26+

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Martin007 hat geschrieben: 14. Mai 2023 13:15 Die neusten Filme von Guy Ritchie mochte ich zu meiner eigenen Überraschung recht gerne. Kommt es mir nur so vor, oder hat sich sein Stil in letzter Zeit etwas geändert? Ich finde zumindest besser Zugang zu seinen neueren Filmen, und auch sein neustes Werk, "The Covenant", scheint offenbar ziemlich gelungen zu sein.
In "Operation Fortune" fand ich ausserdem die Action überraschend gut und ohne CGI-Mätzchen inszeniert (obwohl der Showdown etwas enttäuschend war).
Wenn er diesem Stil treu bleibt, wäre ein Bondfilm in seinem Repertoire ja doch nicht mehr ganz so unpassend? Bis vor kurzem wäre das für mich noch völlig undenkbar gewesen.
In Operation Fortune war zumindest die grosse Actionszene auf und um diesen Berg in der Türkei sehr gelungen. Aber das war nicht der Showdown, oder? Das war eher in der Mitte.

Bei den Türen und Toren, die die letzten Filme geöffnet und eingerissen haben wüsste ich auch nicht warum es undenkbar sein sollte. Er wäre zumindest die bessere Wahl als Nolan.
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Re: Regie für BOND26+

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Gibts hier jemanden, der sich Rian Johnson als Bondregisseur vorstellen könnte?
Seit seinem "Star Wars" -Film scheint er ja etwas umstritten zu sein. Ich mag seine Werke aber grundsätzlich (und habe zurzeit auch sehr viel Spass an seiner neuen Serie "Poker Face").