Re: Regie für BOND26+

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Casino Hille hat geschrieben: 8. April 2023 14:17Wie kommst du denn darauf? Nolans "Batman"-Trilogie ist so entstanden wie Craigs Bond-Ära - von Film zu Film gedacht.
Einen Plan gab es wohl schon. David S. Goyer hatte mit Nolan doch eine Trilogie entworfen. Den Plan hat Nolan aber mit dem zweiten Teil torpediert, indem er die Story von Teil II und III bereits in einem Film abgehandelt hat. Nur Teil III wurde am Reißbrett neu geplant. Trotzdem muss man Nolan Respekt zollen, wie er stilsicher zwischen 2005 und 2014 in einer 1,5 bis 2-Jahresabfolge von Auftrags-Blockbuster zu eigenen Projekten hin- und her gesprungen ist. Daran könnten sich die Broccolis schon ein Beispiel nehmen. Aber die wollen eine solche Frequenz ja auch nicht mehr.

Nolan wäre schon nicht verkehrt. Nur glaube ich, dass da keine nennenswerten Impulse mehr kommen würden. Eigentlich hätte man Nolan 2002 "Stirb an einem anderen Tag" anvertrauen sollen. Da war er noch so jung und unverbraucht, dass da etwas Spannendes bei herausgekommen wäre. Aber jetzt ist er bereits ein eingefahrener, alter Klassiker. Und seine bleierne Schwere passt nicht wirklich zu Bond. Eigentlich bräuchte 007 jetzt mehr Glamour, Leichtigkeit und Eskapismus.

Re: Regie für BOND26+

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Batman Begins und The Dark Knight haben aber eine ähnliche Diskrepanz im "Look & Feel" ihrer kompletten jeweiligen Handlungswelten wie CR/QoS und SF/SP. Vielleicht nicht ganz so abrupt und widersprüchlich, aber es ist ein deutlicher Sprung hin zu einer noch viel realeren Handlungswelt, die nur noch beiläufig einige Namen des Batman-Kosmos zu tragen scheint. Setdesign und Locations tragen natürlich Einiges dazu bei.
vodkamartini hat geschrieben: 8. April 2023 12:36 Jetzt ist der 1. April aber vorbei. ;) Roth finde ich furchtbar, wie auch die meisten seiner Filme. Horror-Gewaltpornos, so ist er zumindest bei mir abgestempelt. :) Anderson mag ich auch nicht sonderlich.
Das war kein Aprilscherz und auch kein Wunsch, nur eine bewusst etwas bissige Anmerkung. Aber Andersons skurriler Puppenhaus-Stil ist jetzt auch nicht weiter weg von Bond als Nolans figurenloser Doktorarbeit-Stil und hätte zumindest etwas mehr Charme und Lebendigkeit. Mir geht es vor allem mal wieder um mein völliges Unverständnis bezüglich Nolan for Bond. Wirklich, ich habe keine Ahnung.
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Re: Regie für BOND26+

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GoldenProjectile hat geschrieben: 9. April 2023 11:01Nolans figurenloser Doktorarbeit-Stil und hätte zumindest etwas mehr Charme und Lebendigkeit.
Chapeau. Einer der diversen Gründe, warum ich Nolan nicht haben wollen würde. Interessant wäre es vielleicht, wenn er einen Bondfilm schreiben würde, der aber dann von jemand anderem inszeniert wird. Gute Ideen hätte Nolan sicherlich, aber ich scheue mich in Sachen 007 vor der praktischen Umsetzung.

Re: Regie für BOND26+

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Nummer4Fonda hat geschrieben: 9. April 2023 10:41 Einen Plan gab es wohl schon. David S. Goyer hatte mit Nolan doch eine Trilogie entworfen. Den Plan hat Nolan aber mit dem zweiten Teil torpediert, indem er die Story von Teil II und III bereits in einem Film abgehandelt hat.
Ich kann alles planen, aber "The Dark Knight" ist tonal nur bedingt eine logische Fortsetzung von "Batman Begins". Und "The Dark Knight Rises" macht sich vieler Dinge schuldig, die SP und NTTD gerne vorgeworfen werden, nämlich das nachträgliche Rekontextualisieren von Plot-Bausteinen zugunsten einer seriellen Erzählweise.
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Re: Regie für BOND26+

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Ich glaube, dass es Nolan durchaus in dem Kram passte, keine tonal lineare Trilogie machen zu müssen. Das suggerieren die Zeitsprünge, der abweichende Look und die Art, wie sich Wayne jeweils einem veränderten Umfeld anpassen muss. So steht jeder Film auch ein wenig für sich. Ich finde es jedenfalls nicht plakativ, wenn man in Batman III Ghuls Familiengeschichte, Gordons Konflikt und Dents Verbrechen wieder aufgreift. Und ist Bruces Exil im Erdloch-Verlies nicht ein schöner Rückbezug auf seinen Kindheitssurz in den Brunnen? Das ist ein kohärenter erzählerischer Kreis.

Immerhin lag es mit Nolan storytechnisch immer in einer Hand. Er wusste, was er wollte und wo er erzählerisch hinwollte. Das Problem bei Bond ist für einige (für mich weniger), dass Campbell und Forster eine düstere Orgainsation aufbauen, Mendes erst einen irren Alleintäter, dann mit großem Tamtam Blofeld & Spectre einführt, obwohl die in den vorherigen Filmen nicht mal mit einem Octopus-Ring geblinkt haben und Fukunaga beide wieder schrottet, um den nächsten irren Alleintäter aus der Vergangenheit aufzufahren. Zumindest war Nolan da geradliniger. Aber ich sehe eine Verpflichtung auch eher kritisch.

Übrigens werden für ein Bonddebüt ja gerne erprobte Kräfte genommen. Räumt jemand Campbell, Forster, Mendes oder Fukunaga Chancen ein?

Re: Regie für BOND26+

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GoldenProjectile hat geschrieben: 9. April 2023 11:01 Batman Begins und The Dark Knight haben aber eine ähnliche Diskrepanz im "Look & Feel" ihrer kompletten jeweiligen Handlungswelten wie CR/QoS und SF/SP. Vielleicht nicht ganz so abrupt und widersprüchlich, aber es ist ein deutlicher Sprung hin zu einer noch viel realeren Handlungswelt, die nur noch beiläufig einige Namen des Batman-Kosmos zu tragen scheint. Setdesign und Locations tragen natürlich Einiges dazu bei.
vodkamartini hat geschrieben: 8. April 2023 12:36 Jetzt ist der 1. April aber vorbei. ;) Roth finde ich furchtbar, wie auch die meisten seiner Filme. Horror-Gewaltpornos, so ist er zumindest bei mir abgestempelt. :) Anderson mag ich auch nicht sonderlich.
Das war kein Aprilscherz und auch kein Wunsch, nur eine bewusst etwas bissige Anmerkung. Aber Andersons skurriler Puppenhaus-Stil ist jetzt auch nicht weiter weg von Bond als Nolans figurenloser Doktorarbeit-Stil und hätte zumindest etwas mehr Charme und Lebendigkeit. Mir geht es vor allem mal wieder um mein völliges Unverständnis bezüglich Nolan for Bond. Wirklich, ich habe keine Ahnung.
Ich weiß schon, dass das bissig gemeint war. ;) Ich verstehe die Vorwürfe gegenüber Nolan und mich stört es selbst bei einigen seiner Filme. Aber Anderson fände ich bei Bond wesentlich unpassender bzw. das passt nicht mal in Nuancen. Und das sage ich nicht, wie ich seinen Stil nicht mag (was zutrifft :)), sondern einfach aus Sicht der Bondfilme.
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Re: Regie für BOND26+

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vodkamartini hat geschrieben: 9. April 2023 23:07 Aber Anderson fände ich bei Bond wesentlich unpassender bzw. das passt nicht mal in Nuancen. [...] einfach aus Sicht der Bondfilme.
Aber fehlen bei Nolan diese Nuancen nicht genauso? Vielleicht nerve ich, aber gefühlt habe ich das schon 50 mal angesprochen ohne dass ein User jemals genau darauf eingegangen wäre. Stattdessen wird immer wieder munter die Selbstverständlichkeit von Nolan als Bondregisseur gepflegt (oder zumindest nicht so quasi-pauschal ausgeschlossen, wie es aus meiner Sicht eigentlich recht verbreitet sein müsste), was wiederum mich irritiert.

Kannst du dir nur schon vorstellen wie Bond in M's Büro über einen Auftrag spricht, inszeniert von Nolan? Auf diese kalt-grau entrückte Art, die selbst SP wie einen farbigen und peppigen 60er-Bond wirken lassen würde? Oder Bonds Eintreffen an einer exotischen Location? Eine Flirtszene? Was ist mit diesen immergleichen Nolan-Abspännen (ohne Vorspann) mit dem Filmtitel in serifenloser Schrift, der zu dröhnendem Bass-Teppich einsetzt? Würden wir das in einem Bondfilm erleben oder würde Nolan die mindestens seit Batman Begins gepflegte Markenerscheinung seiner Filme komplett auslassen? Kann ich mir irgendwie beides überhaupt nicht vorstellen. Ich kann mir nicht helfen, ich finde die Vorstellung vom Ablauf der Produktion bis hin zum "Look & Feel" komplett absurd.
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Re: Regie für BOND26+

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Nein, das siehst du zu negativ. Das kann ich mir schon vorstellen. Ich finde z.B. auch, dass Nolan Humor nicht so gut kann, aber viele der Craig-Filme waren ebenfalls bierernst, von einer angestrengten Schwere und ließen Lockerheit weitestgehend vermissen. Andererseits gibt es Tenet sowie auch in The Dark Knight zumindest bissige/sarkastische Szenen, die gut zu Bond passen (würden). Ich denke durchaus, dass Nolan auch einen etwas lockereren Tonfall könnte. Auch das kalt-graue sehe ich nicht so dominant, abgesehen davon, dass man auch hier auflockern könnte. Exotische Locations bzw. ein wenig Bondflair hat er in Tenet zumindest eingestreut, das ließe sich auch ausbauen.

Und im Ernst, denkst du wirklich, Nolan fegt den üblichen Bond-Vorspann (immerhin ein Markenzeichen der Filme) einfach so weg, um seinen Stil zu frönen? Beim Abspann kann er übrigens gerne sein Ding durchziehen, würde mich nicht stören. Natürlich würde er einige seiner Trademarks einfließen lassen, aber das muss kein Störfaktor sein, im Gegenteil, ich fände es durchaus interessant zu sehen wie weit er da geht bzw. wie sehr er sich an die Bond-DNA anpasst bzw. diese interpretiert.

Und, ich meine das jetzt gar nicht als bissigen Seitenhieb, aber bondiger als QOS (den du ja wie ich weiß sehr schätzt) zu inszenieren traue ich ihm definitiv zu. Oder anders ausgedrückt, weiter weg vom typischen Bond-Look/Flair als QOS zu inszenieren erwarte ich auch bei Nolan nicht. Jedenfalls würde mir der Begriff "absurd" im Zusammenhang mit Nolan als Bondregisseur nicht einfallen.
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Re: Regie für BOND26+

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Campbell, Forster und Mendes sind ja auch damit durchgekommen, die Gunbarrel am Anfang wegzulassen. Schwarzweiß-Sequenzen, Rückblenden, Stakkato-Schnitt usw. waren vor 2006 noch nicht gängig. Auch so ikonische Figuren wie Q und Moneypenny konnte man längere Zeit pausieren lassen, ohne dass es der Serie geschadet hätte. Leiter, Blofeld, M kann man mittlerweile durchgängig sterben lassen. Und nicht nur sie... Der Rahmen, in dem sich Nolan austoben könnte, ist folglich mittlerweile in Bezug auf Inhalt und Form weit gefasst. Absurd wäre er an sich nicht. Aber es hätte 2002 oder innerhalb der Craig-Dekade besser gepasst.

Jetzt ist die Frage, wohin man tonal mit der Serie will. Darf Nolan dies bestimmen, setzt er die Nuancen selbst, was mir persönlich nicht schmecken würde. Wegen der genannten Defizite in bestimmten Bereichen. Aber sein Stil ist schon kompatibler als der eines Tarantino, Anderson etc. Letztlich wird er sich dem Sujet auch etwas anpassen. Ein entrückter "Tenet" passt nicht zu 007, aber Nolan hat ja schon gezeigt, dass er es zumindest partiell anders kann.

Wenn es Nolan sein sollte, fände ich das nur interessant, wenn er auf seine regulären Team-Mitglieder vor und hinter der Kamera verzichten würde. Dann wäre auch die Chance da, dass sich ein Nolan-Bond nicht zu sehr nolan-esque anfühlen würde und es wäre auch eine abwechslungsreiche Variante für sein eigenes Gesamtwerk. Aber es gibt viele Filmschaffende, die mir lieber wären. Eigentlich ist die Serie immer sehr gut damit gefahren, auf die großen Namen auf dem Regiestuhl zu verzichten.

Re: Regie für BOND26+

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Wir kommen immer wieder da an wo wir angefangen haben: ohne gutes Drehbuch ist es sehr aufwändig einen guten Bondfilm zu machen.

Entweder man (Wilson/Broccoli) erkennt das und gibt das in andere Hände (ob es nun nur ein guter Writer ist oder ein Regisseur der selber schreibt oder an ein bestehendes Regisseur / Writer Gespann).
Oder man macht weiter in diesem Frankenstein-Story Stil: mit viel Pomp, Stunts, Spin Doctors, Oscarstars und 100.000 Setdesignern die Drehbuchlücken zu füllen.
Bisher goutiert das Publikum/ der Erfolg ja weiterhin zweiteres.
❤️☮️🧘🏻‍♂️

Re: Regie für BOND26+

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Nummer4Fonda hat geschrieben: 10. April 2023 10:39 Campbell, Forster und Mendes sind ja auch damit durchgekommen, die Gunbarrel am Anfang wegzulassen. Schwarzweiß-Sequenzen, Rückblenden, Stakkato-Schnitt usw. waren vor 2006 noch nicht gängig.
Für mich stellt sich hier gar nicht nur die Frage nach solchen Stilmitteln, sondern auch nach der Besetzung von Nolan und vergleichbaren Regisseuren. Es ist etwas ganz anderes ob ein Tamahori oder Forster im Bond-Rahmen neue Akzente setzen darf, oder ob man einfach den bekanntesten Eigenmarken-Regisseur einkauft. Die Absurdität liegt für mich in der Superstar-Besetzung, im Namen der für sich gesehen schon gleich gross oder grösser ist als die Marke Bond. Das meiste andere wären dann die Symptome davon. Bei Tarantino oder Spielberg wäre es exakt dasselbe, auch bei Hitchcock in den 60ern. Bond ist in Bezug auf seine Rezeptur, sein Feeling und sein Selbstverständnis eine eigenständige Reihe (oder sollte es zumindest sein), die man nicht mit Regisseuren überschatten oder an andere Marken "outsourcen" sollte.

Und ich fände Nolan nicht wirklich kompatibler als Tarantino oder Anderson. Nur zu sagen man sei Bondfan und ab und an ein paar Spionage-Elemente einzubauen reicht nicht, es sollte sich auch anfühlen wie ein Bond, und da war Tenet von der Rezeptur her ein Musterbeispiel, dass es das eben nicht tut. Denn auch da waren die Charaktere weitgehend namenlose Schachfiguren, die über menschliche Eigenschaften reden statt sie zu verkörpern, und auch da diktierte dieser kalte, irgendwie abstrakte Stil die Form.
vodkamartini hat geschrieben: 10. April 2023 07:11 Und, ich meine das jetzt gar nicht als bissigen Seitenhieb, aber bondiger als QOS (den du ja wie ich weiß sehr schätzt) zu inszenieren traue ich ihm definitiv zu. Oder anders ausgedrückt, weiter weg vom typischen Bond-Look/Flair als QOS zu inszenieren erwarte ich auch bei Nolan nicht.
Vor allem in Haiti und Bolivien hat Forster alleine schon in der Fotografie dieses schwer zu definierende Flair an Exotik und Lebendigkeit gemeistert, dass ansonsten in der jüngeren Bondgeschichte nur wenige Filme hatten. Das könnte ich mir bei Nolan kaum vorstellen, bei ihm würden wohl auch die exotischsten Locations ähnlich trist und entvölkert wirken wie schon bei Mendes.

Vielleicht ist TB ja doch das Mass aller Bondfilme, an den muss ich jedenfalls immer denken und könnte mir eine vergleichbar lebendige Atmosphäre nicht vorstellen. Und wenn man sich wie ich doch noch ein paar kecke Flirts wünscht, dann gute Nacht.
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Re: Regie für BOND26+

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GoldenProjectile hat geschrieben: 10. April 2023 11:17 Nur zu sagen man sei Bondfan und ab und an ein paar Spionage-Elemente einzubauen reicht nicht, es sollte sich auch anfühlen wie ein Bond, und da war Tenet von der Rezeptur her ein Musterbeispiel, dass es das eben nicht tut. Denn auch da waren die Charaktere weitgehend namenlose Schachfiguren, die über menschliche Eigenschaften reden statt sie zu verkörpern, und auch da diktierte dieser kalte, irgendwie abstrakte Stil die Form.
Aber sind in den letzten paar Bondfilmen die Figuren nicht auch weitgehend leblose Hüllen, die nur durch bedeutungsschwangere Dialoge den Anschein von Lebewesen machen? Zumindest in der Disziplin sehe ich keinen großen Unterschied zu "Tenet". Dennoch wäre ich auch definitiv gegen Nolan. Sein Name ist zu groß und der neue Bond wäre dann eben auch der neue Nolan, nicht mehr nur der neue Bond. Deshalb hätten auch Spielberg oder Tarantino oder andere Namen nie wirklich gepasst. Sam Mendes ist das Höchstmaß der Gefühle gewesen. Regie-Stars haben bei Bond nichts verloren - das ist meine Perspektive. Ausgerechnet die Marvel-Konkurrenz macht es besser und gibt größtenteils unverbrauchten Namen die Möglichkeit, durch ihre Franchise-Beteiligung groß zu werden (siehe die Russo-Brüder).
Revoked hat geschrieben: 10. April 2023 10:55 Wir kommen immer wieder da an wo wir angefangen haben: ohne gutes Drehbuch ist es sehr aufwändig einen guten Bondfilm zu machen.
Das sehe ich allerdings auch anders, denn richtig gute Drehbücher hatten viele der alten Bonds, die wir so mögen, eigentlich nicht. Wenn ich an gute Bonds denke, dann sicher nicht in erster Linie an ihre von vorne bis hinten gelungenen Skripte. Die Drehbücher sind auch in der Craig-Ära nicht signifikant schlechter geworden (ok, NTTD hat einige harte Dummheiten, die man aktiv ignorieren wollen muss - aber die findest du teilweise auch in anderen Bonds). Der Unterschied ist nur, dass die Filme der jüngeren Vergangenheit mehr wollen, sich also mehr Anspruch aufbürden und eindeutige dramaturgische wie inhaltliche Mängel dadurch stärker ins Gewicht fallen.

Entscheidend für die Zukunft wird sein, wo man mit der Reihe hinwill. Welche Tonalität soll es werden, wie versteht man Bonds Platz als Franchise und als Charakter, was soll darüberhinaus geleistet werden? Davon wird alles abhängen. Die Antworten auf diese Fragen wird entscheiden, welche Schwerpunkte es bei der Umsetzung geben muss.
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Re: Regie für BOND26+

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Casino Hille hat geschrieben: 10. April 2023 11:54
Entscheidend für die Zukunft wird sein, wo man mit der Reihe hinwill. Welche Tonalität soll es werden, wie versteht man Bonds Platz als Franchise und als Charakter, was soll darüberhinaus geleistet werden? Davon wird alles abhängen. Die Antworten auf diese Fragen wird entscheiden, welche Schwerpunkte es bei der Umsetzung geben muss.
Die Antwort ist nicht das was wir hören wollen.
Sie lautet: der nächste Film soll so erfolgreich sein wie der letzte und dafür machen wir keinen Masterplan sondern entscheiden Schritt für Schritt wenn wir dazu bereit sind.
❤️☮️🧘🏻‍♂️

Re: Regie für BOND26+

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Casino Hille hat geschrieben: 10. April 2023 11:54
GoldenProjectile hat geschrieben: 10. April 2023 11:17 Nur zu sagen man sei Bondfan und ab und an ein paar Spionage-Elemente einzubauen reicht nicht, es sollte sich auch anfühlen wie ein Bond, und da war Tenet von der Rezeptur her ein Musterbeispiel, dass es das eben nicht tut. Denn auch da waren die Charaktere weitgehend namenlose Schachfiguren, die über menschliche Eigenschaften reden statt sie zu verkörpern, und auch da diktierte dieser kalte, irgendwie abstrakte Stil die Form.
Aber sind in den letzten paar Bondfilmen die Figuren nicht auch weitgehend leblose Hüllen, die nur durch bedeutungsschwangere Dialoge den Anschein von Lebewesen machen? Zumindest in der Disziplin sehe ich keinen großen Unterschied zu "Tenet". Dennoch wäre ich auch definitiv gegen Nolan. Sein Name ist zu groß und der neue Bond wäre dann eben auch der neue Nolan, nicht mehr nur der neue Bond. Deshalb hätten auch Spielberg oder Tarantino oder andere Namen nie wirklich gepasst. Sam Mendes ist das Höchstmaß der Gefühle gewesen. Regie-Stars haben bei Bond nichts verloren - das ist meine Perspektive. Ausgerechnet die Marvel-Konkurrenz macht es besser und gibt größtenteils unverbrauchten Namen die Möglichkeit, durch ihre Franchise-Beteiligung groß zu werden (siehe die Russo-Brüder).
Ich verstehe das Argument gegen einen Starregisseur. Andererseits warum nicht? Keine Serie, aber warum nicht mal einen Nolan-Bond. Bei MI hat man es auch eine Weile so gemacht (DePalma, Woo, Abrams etc.)

Mit Marvel hast du recht, aber die Schlussfolgerung würde ich anders, negativer ziehen. Sie geben den jungen Talenten keine Chance, sondern sie sparen 1. einen Haufen Geld und 2. ersparen sich das Risiko einer eigenen Handschrift. Denn sind wir mal ehrlich, ein Gros der Marvel-Filme hätte ein und derselbe Regisseur inszenieren können bzw. 10 andere als angeheuert und die Filme würden nicht viel anders aussehen.
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Re: Regie für BOND26+

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GoldenProjectile hat geschrieben: 10. April 2023 11:17
vodkamartini hat geschrieben: 10. April 2023 07:11 Und, ich meine das jetzt gar nicht als bissigen Seitenhieb, aber bondiger als QOS (den du ja wie ich weiß sehr schätzt) zu inszenieren traue ich ihm definitiv zu. Oder anders ausgedrückt, weiter weg vom typischen Bond-Look/Flair als QOS zu inszenieren erwarte ich auch bei Nolan nicht.
Vor allem in Haiti und Bolivien hat Forster alleine schon in der Fotografie dieses schwer zu definierende Flair an Exotik und Lebendigkeit gemeistert, dass ansonsten in der jüngeren Bondgeschichte nur wenige Filme hatten. Das könnte ich mir bei Nolan kaum vorstellen, bei ihm würden wohl auch die exotischsten Locations ähnlich trist und entvölkert wirken wie schon bei Mendes.
Das glaube ich nicht. Nolan ist ein großer Bondfan und kennt die Markenzeichen, die ihm ja offensichtlich gefallen, sonst wäre er kein Fan. Und ein paar Flirts kriegt er auch hin, wenn sie im Drehbuch stehen.
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