Er ist Italiens wohl berühmteste Filmemacher, große Regie-Meister wie Martin Scorsese, David Lynch, Quentin Tarantino und Terry Gilliam schwören auf ihn: Federico Fellini prägte mit seinem Stil das Kino nachhaltig, zählt zu den größten Autorenfilmern des Mediums. Seine Werke gingen um die Welt – nur er selbst wollte seine Heimat einfach nicht verlassen. Den Weg in die USA ging er nie, seine Kunst schuf er in Rom und Umgebung. Eine seiner ersten Drehbucharbeiten brachte ihm 1945/1946 gleich eine Oscar-Nominierung ein: Er schreib an "Rom, offene Stadt" mit, einem Klassiker des italienischen Neorealismus von Roberto Rossellini. Von dort an war er euphorisiert, gab seinen Beruf als Journalist und Radiodramaturg auf. Er hatte im Medium Film die große Liebe gefunden. Schon 1950 sitzt er erstmals auf dem Regiestuhl: Gemeinsam mit Alberto Lattuada dreht er "Lichter des Varieté", in ihm ziehen Schauspieler von Kleinstadt zu Kleinstadt. Das Varieté und der Zirkus spielten seit seiner Kindheit eine große Rolle für Fellini, erste Begegnungen hatten ihn nachhaltig beeindruckt.
Aufgewachsen war Fellini im kleinen Küstenort Rimini, ging dort in eine katholische Schule. Filmkritiker Tullio Kezich schrieb später über die Herkunft des Meisters: "Er war ein x-beliebiges Kind, das hübsch zeichnen konnte, in einer x-beliebigen Kleinstadt in einem bodenständigen Italien, das zwischen Faschismus und Katholizismus eingezwängt war." Als Fellini 1952 mit "Die bittere Liebe" seinen ersten Film in alleiniger Regie abliefert, ist dieser ein Kind seiner Zeit. Die bittere Komödie ist ein Musterexemplar für das neorealistische Kino, welches damals in Italien dominierte. Charaktere aus der Arbeiterklasse und ihre Träume, Hoffnungen und Wünsche stehen im Vordergrund einer Ästhetik, die hart, realistisch und direkt zu verstehen ist. Doch anders als die meisten anderen Regisseure dieser Epoche entwickelt Fellini sich weiter: Schon sein "La Strada" beginnt, den neorealistischen Stil ins Abstrakte und Phantastische zu überhöhen. Für ihn gewinnt er den ersten von vier Oscars in der Kategorie "Bester fremdsprachiger Film". Weitere Meisterwerke folgen: Mit "Die Nächte der Cabiria" und "La dolce vita" zementiert er seinen Status als bester Regisseur der ausklingenden 1950er.
Eine Schaffenskrise hält ihn 1962 von der Verwirklichung eines weiteren Films ab. Spontan macht er diese Krise selbst zum Inhalt seines nächsten Projekts: "8½" ist sein Magnus Opum, ein teils autobiografischer, teils surrealistischer Experimentalfilm über einen Regisseur in der kreativen Zwickmühle. Ohne Konventionen einzuhalten sprengt "8½" alle Regeln und Gesetze des Mediums, mischt ohne jede Erklärung Realität, Traumebenen, Rückblenden und Fantasien, und wird nicht zuletzt deshalb noch heute als einer der besten Filme aller Zeiten eingeschätzt. Für den Film so prägend wie für Fellinis restliches Lebenswerk: Komponist Nino Rota, der bis zu seinem Tod 1979 alle Filme von Fellini mit vielfach bejubelten Melodien ausstattete. Später begab sich Fellini noch auf die Spuren von "Casanova" oder setzte in "Amarcord" seiner Heimatstadt Remini ein filmisches Denkmal. Als er 1993 stirbt, trauert eine ganze Nation um ihren größten Künstler, im Wissen, dass er nun nie wieder im Cinecittà, dem legendären römischen Filmstudio, zaubern wird. Während er selbst als "Genie", "Visionär" oder "Il Maestro" bezeichnet wurde, sah er sich als etwas anderes, zitiert wird er wie folgt: "Ich bin ein Lügner, aber ein ehrlicher."
Die Filmografie des Federico Fellini:
1950: Lichter des Varieté (Luci del varietà)
1952: Die bittere Liebe, auch: Der weiße Scheich (Lo sceicco bianco)
1953: Die Müßiggänger (I vitelloni)
1954: La Strada – Das Lied der Straße (La strada)
1955: Die Schwindler (Il bidone)
1957: Die Nächte der Cabiria (Le notti di Cabiria)
1960: Das süße Leben (La dolce vita)
1963: Achteinhalb (8½)
1965: Julia und die Geister (Giulietta degli spiriti)
1969: Block-notes di un regista
1969: Fellinis Satyricon
1970: Die Clowns (I clowns)
1972: Fellinis Roma (Roma)
1973: Amarcord
1976: Fellinis Casanova (Il casanova di Federico Fellini)
1979: Orchesterprobe (Prova d’orchestra)
1980: Fellinis Stadt der Frauen (La città delle donne)
1983: Fellinis Schiff der Träume (E la nave va)
1986: Ginger und Fred (Ginger e Fred)
1987: Fellinis Intervista (Intervista)
1990: Die Stimme des Mondes (La voce della luna)
Federico Fellini – "Il Maestro" aus dem Reich der Träume
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Let the sheep out, kid.
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