Seite 1 von 1
Romanbesprechung: Der Spion, der mich liebte - TSWLM (Fleming)
Verfasst: 29. September 2015 00:09
von Franky007
Tja, wie bewertet man dieses Roman. Der Film hat ja lediglich den selben Titel wie das Buch. Inhaltlich gibt es nicht einmal eine winzige Gemeinsamkeit.
In dem Buch kommt James Bond nur in Form eines Gastauftrittes vor, und das auch erst nach der 2. Hälfte des Buches.
Abgesehen davon wird der Roman aber auch sehr gelobt, weil gesagt wird, das James Bond sich nahezu perfekt in die Gefühlswelt einer Frau hineingeschrieben hat. Aber wie sieht ihr das? Würde ihr dem zustimmen? Ich selber bin mir etwas unsicher wie ich den Roman bewerten soll. Als James Bond Roman fand ich ihn eher schlecht, aber neutral betrachtet fand ich ihn eher wieder ganz Ok.
Re: Romanbesprechung: Der Spion, der mich liebte
Verfasst: 2. Dezember 2015 11:26
von ErnstStavroBlofeld
Fleming war meines Wissens selbst nicht so ganz glücklich mit diesem Roman, weshalb er verfügt hat, dass lediglich der Titel, nicht aber die Story für einen Film herangezogen werden darf. Woher ich das weiß? Keine Ahnung mehr, habe das irgendwo gelesen oder gehört. Natürlich würde ich dafür auch nicht meine Hand ins Feuer legen, aber da im Film überhaupt keine einzige Szene aus dem Buch vorkommt, ist das schon ziemlich wahrscheinlich.
Das Buch ist auf alle Fälle gewöhnungsbedürftig und so komplett anders. Es ist schon ein spannendes Experiment von Fleming, aus der Perspektive einer Frau zu schreiben. Das ist gar nicht so einfach und Fleming hat das ganz passabel hinbekommen. Allerdings ist das nicht ein wirklicher Bondroman, sondern eher der Roman einer Frau, die plötzlich bösartigen Männern ausgeliefert ist und irgendwann durch das Eintreffen von James Bond gerettet wird.
Re: Romanbesprechung: Der Spion, der mich liebte (Fleming)
Verfasst: 2. Dezember 2015 13:38
von Dalton007
Bin gerade an TSWLM und komme nicht vom Fleck... sehr harzig momentan

Re: Romanbesprechung: Der Spion, der mich liebte (Fleming)
Verfasst: 18. Januar 2016 01:49
von Dalton007
Hab ihn jetzt fertig. Der Anfang war recht mühsam aber nach der Hälfte ist er doch recht unterhaltsam.
Sicherlich interessant unseren guten James aus der Sicht einer Dame zu sehen. Ich würde 6-7/10 vergeben.
Re: Romanbesprechung: Der Spion, der mich liebte (Fleming)
Verfasst: 18. Januar 2016 13:54
von danielcc
Ich finde ja immer noch: Das Finale weist Ähnlichkeiten mit dem Showdown von SF auf - und nicht zufällig steht ja bei SF auch eine Dame im Fokus - man könnte fast sagen, dass der Film aus ihrer Sicht erzählt wird.
Ich muss aber gestehen, habe den Roman nur ein mal vor vielen Jahren gelesen.
Aber ich meine, dass sei sogar recht spannend gewesen, wie sie sich in einem Haus verbarrikadieren und dann angegriffen werden...
Re: Romanbesprechung: Der Spion, der mich liebte (Fleming)
Verfasst: 18. Januar 2016 15:11
von Franky007
Sie war erst mal alleine mit den Gangstern im Haus, bis dann rein Zufällig auf ein mal James Bond vorbei schaute, und als er merkte was los war hat er sie gerettet, in typischer James Bond Manier. Das Haus war übrigens ein Motel.
Re: Romanbesprechung: Der Spion, der mich liebte (Fleming)
Verfasst: 18. Januar 2016 15:21
von Maibaum
danielcc hat geschrieben:Ich finde ja immer noch: Das Finale weist Ähnlichkeiten mit dem Showdown von SF auf -
Eigentlich nicht. Da sehe ich nur sehr wenig Ähnlichkeiten.
Re: Romanbesprechung: Der Spion, der mich liebte (Fleming)
Verfasst: 19. Januar 2016 14:53
von Dalton007
Maibaum hat geschrieben:danielcc hat geschrieben:Ich finde ja immer noch: Das Finale weist Ähnlichkeiten mit dem Showdown von SF auf -
Eigentlich nicht. Da sehe ich nur sehr wenig Ähnlichkeiten.
Ich ebenfalls. Denke du musst den Roman wieder einmal lesen

Re: Romanbesprechung: Der Spion, der mich liebte (Fleming)
Verfasst: 22. Februar 2017 22:29
von HCN007
Buchreview zu „James Bond 10: Der Spion, der mich liebte“
Im Original „The Spy Who Loved Me“ von Ian Fleming in der Neuübersetzung von Cross-Cult aus dem Jahr 2013 nach der Erstveröffentlichung im Jahre 1962
„James Bond 10: Der Spion, der mich liebte“ ist das 10. Bondbuch und der 9. Roman von Ian Fleming
Mein Ranking entwickelt sich von Buch zu Buch in der Nachbetrachtung. Nach folgendem Stand würde ich wie folgt ranken:
1. Moonraker , Casino Royale, Dr. No, Der Spion, der mich liebte
2. Liebesgrüße aus Moskau
3. Leben und Sterben Lassen, Feuerball
4. Goldfinger
5. Diamantenfieber
Worum geht es in „Der Spion, der mich liebte“ ?:
Es sollte eigentlich ein ganz ruhige Nacht im Dreamy Pines Court Motel für die junge Vivienne Michel werden. Alleine auf das Motel aufpassen, die Inventur begutachten und die letzten Schritte unternehmen, das Motel winterfest zu machen. Als sie dabei ihr vergangenes Leben Revue passieren lässt, stürmen 2 der übelsten Gestalten und kurze Zeit später ein geheimnisvoller Agent das Motel – und aus der ruhigen Nacht wird die Ereignisreichste im noch jungen Leben von Vivienne Michel
Kapitelverzeichnis der deutschen Version 2013:
TEIL 1: ICH
1. Angsthase
2. Liebe Tote Tage
3. Frühlingserwachen
4. „Liebe Viv“
5. Ein Vogel mit einem verletzten Flügel
6. Auf nach Westen, junge Frau
TEIL 2: SIE
7. Im Netz der Spinne
8. Dynamit aus dem Alptraumland
9. Dann begann ich zu schreien
TEIL 3: ER
10. Was war das ?
11. Gutenachtgeschichte
12. Schlafen – vielleicht auch sterben!
13. Schusswechsel
14. Mieze
15. Die Inschrift meines Herzens
Seitenanzahl: 217 / Kapitelanzahl: 15 = Kapitelfrequenz von ca. 14-15 Seiten.
Hauptschauplätze: Adirondack Mountains (US-Bundesstaat New York)
Wichtige Charaktere (neben Bond):
Vivienne Michel
Sol Horror
Sluggsy Morant
Derek Mallaby
Kurt Rainer
Was halte ich davon ?
Irgendwann im Jahre 2013, als sich mein deutsch übersetzter Bondbuch-Vorrat erschöpft hat, habe ich mir auch die schöne Vintage-Edition von den englischen Originalbüchern geholt und da hat es nicht lange gedauert, bis ich „The Spy Who Loved Me“ gelesen habe. Und ich habe selten erlebt, dass mich ein Buch so gefesselt hat, dass ich es an einem Tag ausgelesen habe. Ich liebe dieses Buch. Warum erkläre ich euch gerne.
Ian Fleming hat sich mit diesem Buch endlich mal komplett davon gelöst, die Geschichte oder große Teile davon durch die Perspektive Bonds zu erzählen und präsentiert uns eine der perfektesten Charakterstudien einer Frau in einem Bondbuch, die es gibt. Vivienne Michel wird uns hier als starke, aber verletzliche Frau mit ihrer Hintergrundgeschichte geliefert, die die extremste Nacht ihres Lebens durchmachen muss und hier entsprechend eine Achterbahn der Gefühle durchlebt. Die Hintergründe zu ihren großen Liebschaften wie Derek und Kurt sind absolut notwendig, um die Beziehung zu Bond später im Buch perfekt zu unterstützen. Die beiden sinistren Gangster Sol Horror und Sluggsy Morant werden ebenfalls als absolute, abgebrühte Killer präsentiert, die zu allem bereit sind. Die Story um den Versicherungsbetrug mit Großbrand und Kollateralschäden scheint im Vergleich zu den anderen Bondstorys weniger groß zu sein. Für den Rahmen in diesem Buch ist das jedoch perfekt. Und mit der Beteiligung von Bond, der ebenfalls noch eine kurze Nebenstory über seinen aktuellsten Einsatz zum Besten gibt, ist nicht nur Höchstspannung, sondern auch extrem viel Action garantiert, die extrem brutal dargestellt wird.
Die perfekte Kombination aus Charakterstudie und Film Noir in der Bondbuch-Reihe !
Ich kann aber verstehen, wenn man nichts mit der Ich-Perspektive von Vivienne und einem zu geringen Bond-Anteil anfangen kann. Doch die Story selbst hat für mich genug von der klassischen Portion Bond. Ich liebe das Experiment, auf das sich Ian Fleming hier eingelassen hat – auch wenn er sich danach gegen dieses Werk gestellt hat.
„Der Spion, der mich liebte“ bekommt von mir auf der 007er-Skala 007/007 Punkte
Im 10er-System würde ich das ganze auf 10/10 bewerten.
Re: Romanbesprechung: Der Spion, der mich liebte (Fleming)
Verfasst: 30. Juli 2019 13:26
von GoldenProjectile
Ich lese gerade zumindest teilweise die Fleming-Romane neu und TSWLM habe ich tatsächlich zum ersten Mal gelesen.
Und ich bin absolut positiv überrascht und halte das Experiment für geglückt. Vor allem in der ersten Hälfte, die biographische Annäherung an das vermeintlich verkorkste (Liebes-)Leben einer jungen Frau Anfang der 1960er, kann Fleming seine Stärken der kleinen, fast schon banalen Lebensgeschichten mit einem Hauch von rührender Überhöhung schön ausspielen. Die Perspektive wird konsequent durchgehalten, höchstens durch die vielleicht etwas zu ausführlichen Geschichten Bonds über Blofeld, Thunderball und den Einsatz in Toronto wird sie etwas aufgebrochen, da ich als Leser dadurch Einblicke kriege, die mir vertrauter sind als der Erzählerin.
Zumindest etwas hat der Roman im weitesten Sinne mit dem gleichnamigen Film gemein, nämlich die unverblümte Heroisierung unseres Agenten, hier aus einem ganz neuen Blickwinkel. Natürlich kann man das als etwas zu dick aufgetragen sehen, die sexuellen Misserfolge und Enttäuschungen von der Männerwelt einer Frau minutiös geschildert zu kriegen, nur um dann Bond als Idealbild präsentiert zu bekommen, der alles verändert, ein ganzes Leben rettet und zwar nicht nur im äusserlichen Sinne. Aber ist das nicht gerade der Clou an unserem Helden? Nobody does it better anyway. Und Fleming hat das vor fast sechzig Jahren in einem gänzlich anderen Territorium schon bewiesen.
Ein Buch, das ich liebte.
Re: Romanbesprechung: Der Spion, der mich liebte - TSWLM (Fleming)
Verfasst: 15. März 2025 14:35
von Maibaum
Der seltsamste aller Bond Romane.
Das erste Drittel, des in der 1. Person aus der Sicht einer Frau erzählten Romans, ist eine lange Rückblende in der die Protagonistin von gescheiterten Liebschaften mit sie ausnutzenden Männern erzählt, und dabei zumindest beginnt ihren eigenen Weg zu gehen. Das ist alles überraschend subtil beschrieben, und das wäre heute ein netter Beitrag zur Me Too Debatte.
Danach aber wandelt TSWLM sich zu einem konventionellen, aber auch sehr schwachen Thriller, mit 2 sehr langweiligen Gangstern und einem farblosen Bond, der erst in der 2. Hälfte auftaucht, um die weiße Frau vor den schmierigen Schurken zu retten. Und dabei auch noch so einige Fehler macht, ohne die das kurze Buch halt noch kürzer geworden wäre.
Die Beziehung Viviennes zu Bond ist dabei so oberflächlich pilcherhaft beschrieben, daß ich mich frage ob das gelungene 1. Drittel wirklich von Fleming geschrieben wurde?
Da der 1. Teil des Romans eigentlich Null Bedeutung für den Rest hat, ist das ein ein sehr unzusammenhängendes Werk, das ohne das Bond Etikett wohl damals kaum einen Verleger gefunden hätte.
Das 1. Drittel wäre eine 7/10, aber als Ganzes dürfte das Flemings schwächster Roman sein. 4/10