Re: Der Park Chan-wook Thread

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Ja, natürlich. Auch beim 3. mal. Aber diese Wucht vom Aufprall die man am Ende hat, nachdem der fiese Twist offenbart wird, das ist einfach was besonderes. Diesen Film zum ersten mal zu erleben und das ohne jegliche Vorkenntnisse ist ein Filmgenuss, den ich nicht oft hatte. Ich mag zwar auch seine anderen Filme wie Stoker oder die anderen beiden der Vengeance Trilogie, aber nichts kommt an Oldboy ran.

Ich würde sogar so weit gehen das es vielleicht einer der 3 besten asiatischen Filme aller Zeiten ist.

Re: Der Park Chan-wook Thread

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Ich mache demnächst einen Thread zu einem meiner Lieblingsregisseure auf. (Kim Jee Woon) Und einen Chan Thread haben wir genauso wie Woo und Yimou. Die Frage ist, brauchen wir einen Thread für Asia-only?

Sonst postet man im Lieblingsfilme-Thread einfach eine Liste mit Asia-Favoriten. :)

Re: Der Park Chan-wook Thread

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Jo, können wir auch so machen. Würde mich halt einfach interessieren, was da eure Favoriten allgemein sind und der asiatische Film könnte meiner Meinung nach ruhig noch ein wenig ausführlicher besprochen werden - vielleicht kann man sich so dann untereinander auch noch ein paar Geheimtipps empfehlen. :)

Re: Der Park Chan-wook Thread

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Hier bei Chan-Wook wirst du ja wohl nicht mehr anklang finden, denke ich. ;) Bei Chan & Woo hab ich das ein oder andere geschrieben. Leider bei ersterem fast auch als einziger. Mal sehen. Würde mich freuen wenn mehr Leute sich an die Asia-Threads wagen würden. :) Sowohl was Martial Arts als auch Dramen & Thriller angeht gibt es dort unmengen an großartigen Filmen! Aber das ist ein anderes Thema. Hier vielleicht back to Topic ;)

Re: Der Park Chan-wook Thread

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Mal was grundsätzliches, was immer wieder zu Verwirrung führt.
Im fernen Osten ist es üblich den Nachnamen zuerst zu nennen. In diesem Fall hier ist die Schreibweise nicht die europäische, wie z.B. bei Akira Kurosawa, sondern die asiatische. Soll heißen Park ist der Nachname, und das gilt auch für Kim Ji-woon.

Es hat sich also mittlerweile bei modernen Regisseuren eingebürgert z.B. Park nicht Chan-wook Park zu nennen, während Kurosawa und andere klassische japanische Regisseure weiterhin meist mit dem Vornamen zuerst genannt werden.

Re: Der Park Chan-wook Thread

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Durst - Thirst

'Durst' ist die mittlerweile 4. Zusammenarbeit von Schauspieler Song Kang-Ho und Regisseur Park Chan-Wook , der sich durch seine Rache-Trilogie einen Namen machte und zu einem der größten Koreanischen Regisseure wurde. Auch Schauspieler Song Kang-Ho wurde durch das Mitwirken in Parks Filmen der breiten Masse bekannt und ist seitdem groß im Geschäft.

In Durst geht es um einen Priester, der in einem kleinen Dorf tätig ist und sich nach ehrenamtilicher Arbeit in einem Krankenhaus dazu entschließt, an Experimenten teilzunehmen um eine Behandlungsmöglichkeit für den tödlichen Emmanuel-Virus zu finden. Als er eine Bluttransfusion bekommt, verändert dieses ihn und er wird mit einem Vampirartigen Virus infiziert. Seitdem braucht er Blut um dem Emmanuel-Virus zu unterdrücken, denn nur so kommen die regenrativen Fähigkeiten zum vorschein. Als er Tae-joo kennenlernt, droht alles zu kippen und seine Welt steht Kopf.

Der Kampf des Priesters mit sinnlichen Begierden, der Auseinandersetzung mit dem Drang Blut zu trinken und die Tatsache das er moralisch versucht das richtige zu tun, ist hier sehr stark umgesetzt. Park Chan-wook schafft es diese Dinge gut umzusetzen und stellt den Kampf der Triebe des Priesters sehr gut dar. Song Kang-ho spielt seine Rolle intensiv und stark. Jede Facette seines Spiels ist glaubwürdig und interessant zu beobachten. Auch Kim Ok-bin spielt die weibliche 'Hauptrolle' bravourös.

Chan-Wook erzählt hier die etwas andere Vampirgeschichte auf eine sehr intensive, brutale Art und Weise. Der Film packt zu, fesselt und lässt bis zum bitteren Ende nicht mehr los. Die Park-typische Brutalität ist auch hier zu finden und wirkt steht's realistisch, fühlbar und erdrückend. Und doch hat der Film ein paar Schwächen. Einige Male ist mir aufgefallen das es nicht selten keine nahtlosen Übergänge gibt und der Film stellenweise Episodenhaft wirkt. Die Sprünge verringern etwas den Erzählfluss und dämpfen das Geschehen auch mal. Nichtsdestotrotz ist dies wieder einmal eine gelungene Regiearbeit mit fantastischen Darstellern, einer düsteren Atmosphäre und interessanten Charakteren. Der Grundton stimmt und auch die Geschichte ist spannend und eindrucksvoll. Ein dramatischer Film voller visueller und schauspielerischer Höhepunkte.

8/10



Großartig.

Re: Der Park Chan-wook Thread

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Sympathy for Mr. Vengeance (2002, Park Chan-Wook)

Eine Nierentransplantation, ein entführtes Mädchen, zehn verlorene Millionen und ein blutrünstiger Rachefeldzug. In diesem frühen Film des koreanischen Regisseurs Park Chan-Wook wird ein Stein ungewollt ins Rollen gebracht, und reisst auf seinem Weg abwärts zwei einander vorher fremde Männer gnadenlos mit in den Abgrund. Sympathy for Mr. Vengeance ist ein knallhartes Independent-Drama, das seine Geschichte aus unglücklichen Zufällen und einem grossen Haufen Pech zusammenstrickt und in ein gleichermassen aussichtsloses wie konsequent endgültiges Finale münden lässt.

Ein bemerkenswertes Element des Films ist Chan-Wooks eindringliche und sorgfältig komponierte Bildsprache, die mit allerhand rhythmisch an- und ineinander geschnittenen und raffiniert aufbereiteten Bildausschnitten aufwartet. Es ist kein Film der grossen Worte, was sich auch wunderbar im taubstummen Protagonisten widerspiegelt. Die Idee, seine Dialoge in Montagen aus Zeichensprache und Zwischentiteln zu erzählen ist überaus gelungen und unterstreicht die Stille und die bedrohliche Ruhe des Films. Die Geschichte wird bei aller Brutalität sehr sachlich, langsam und fokussiert erzählt, was wiederum dem Ende mehr Gewicht verleiht.

So spannend vor allem die zweite Hälfte des Films aber auch ist, grosse Teile der ersten Hälfte entwickeln sich häufig etwas arg behäbig und ausschweifend, hier hätte dem Film mehr Straffheit eindeutig gut getan und an Chan-Wooks Stelle hätte ich die Charaktere von Sympathy for Mr. Vengeance vermutlich mehr durch gebündeltes und zielgerichtetes Storytelling und weniger durch vergleichsweise nebensächliche Szenen eingeführt und aufgerollt. Aber während der Film am Anfang nicht immer wirklich klar auf den Punkt kommt und sich oft etwas überdeutlich in seiner Behäbigkeit sonnt, wird das visuelle und erzählerische Element im weiteren Verlauf immer besser und in der letzten Stunde auch klipp und klar packender.

Ich freue mich auf die beiden Fortsetzungen, die ja gar keine sind.

Wertung: 7,5 / 10
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Der Park Chan-wook Thread

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Wenn du Oldboy keine 10 gibst - Ketzer! :lol:

Ich verstehe deine Kritik an Mr Vengeance schon, sehe das aber gar nicht so wie du, was man meinem review auf der Vorseite sicherlich entnehmen kann. Freut mich aber das dir der visuelle Aspekt des Films gefällt, da steigert sich Chan-Wook bei den Fortsetzungen noch mehr, ebenso was die Erzählweise angeht. Ich bin unendlich gespannt auf deine Meinung zum Mittelteil, der einer der großartigsten und besten Filme aller Zeiten ist.

Re: Der Park Chan-wook Thread

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Sympathy for Mr. Vengeance

Kaum ein anderer Regisseur gilt als so prägend für die ersten Jahre des 21. Jahrhunderts wie der südkoreanische Filmemacher Park Chan-wook durch seine Rachetrilogie. Den Anfang dieser machte er 2002 mit seinem düsteren gesellschaftskritischem Drama "Sympathy for Mr. Vengeance", welches die Geschichte des taubstummen Ryus erzählt, dessen Schwester eine Niere benötigt. Um sie zu bekommen, lässt er sich auf die Organmafia und später auch auf eine Kindesentführung ein, die ihn und alle, die mit ihm und dem kleinen unschuldigen Mädchen zu tun haben in eine menschliche Katastrophe stürzen wird. Den Zuschauer dabei an die Hand zu nehmen und ihn in diese eintauchen zu lassen, scheint gar nicht Parks Ziel zu sein, viel eher lässt er jegliche Emotionen beiseite und berührt den Zuschauer auf rein intellektueller Ebene. Ein Ansatz, der überrascht und hervorragend gelingt.

"Sympathy for Mr. Vengeance" ist inszenatorisch auf den ersten Blick eine starke Einseitigkeit: Es herrscht vor die Totale! Nahaufnahmen, Zooms, Kamerafahrten, dass alles gibt es nur vereinzelt, die Schnitte sind gefühlt an einer Hand abzuzählen. So entsteht ein sehr langsames, ruhiges, irgendwann auch beängstigend starres Gefühl, Park denkt selbst bei steigendem Tempo der Erzählung nicht daran, seinen Film zu beschleunigen. Wobei das Wort "Erzählung" fehl am Platz scheint, denn eine wirkliche Geschichte gibt es gar nicht. "Sympathy for Mr. Vengeance" ist einem Gemälde ähnlich, zeigt nur, ohne je zu vertiefen, weil Vertiefung gar nicht notwendig erscheint, wenn Park Fragen aufwirft, die so alt wie die Menschheit selbst sind und deren Beantwortung unmöglich erscheint. Das Rachethema, welches er lange einführt und nach etwa einer Stunde konsequent durchzieht, wird nie als Mittel zum Zweck "Gerechtigkeit" verwendet, weil Gerechtigkeit in der Welt dieses Filmes nicht existiert. Park zeigt eine graue, kaputte und in Trümmern liegende Welt, in der jeder Akteur nur eine krankhafte Gestalt ist, in der Menschen sich nicht durch ihre Motive oder Schicksale, sondern durch ihre Taten definieren, die am Ende aber auch keinen wirklichen Wert mehr haben. Einen Pro- oder Antagonisten hat der 121 minütige Film folglich gar nicht, sondern springt zwischen wenigen Figuren hin und her, die allesamt irgendwo eine gewisse Nachvollziehbarkeit bergen, gleichzeitig aber auch abstoßende niederträchtige Kreaturen sind.

Dennoch würde man "Sympathy for Mr. Vengeance" verkennen, würde man ihn als Episodenfilm bezeichnen. Besser ist tatsächlich, der filmischen Gestaltung dieser tragischen Zusammenhänge (denn als nichts weiteres zeigt Park den gesamten Verlauf) kein Etiquette aufzudrücken, da man damit zwangsläufig den Film einer Abteilung unterordnet, in die dieser nie ganz passen wird. An Konventionen hält Park sich nie und scheint keinen Sinn darin zu sehen, es dem Zuschauer einfach zu machen, weil die Welt, in der seine Charaktere sich bewegen nicht konventionell ist und keiner übergeordneten Sinnhaftigkeit zu Grunde liegt. Alles, was in den zwei Stunden passiert, ist Ergebnis einer Kausalkette, Aktion und Reaktion befinden sich in einem stetigen Wechselspiel. Teilweise lässt Park sogar elementare Ereignisse einfach ausfallen, zeigt gerade nicht das, was der Zuschauer sehen müsste, gibt sich narrativ verschachtelt, nur um eigentlich damit gar kein wirkliches Ziel zu verfolgen. Ähnlich den handelnden Personen scheint auch der Zuschauer nur zufällig an manchen Geschehnissen teilzunehmen und an anderen wiederrum nicht. Durch das gleichzeitig fast vollständige Fehlen einer Filmmusik, den dialogarmen Charakter-Konstellationen und einigen wenigen stilbrechenden Momenten, in denen es entweder surrealistisch zugeht oder plötzlich drastische und extreme Gewaltdarstellungen auf der Leinwand zu sehen sind, weiß der Betrachter so nie, was als nächstes geschehen wird und sieht sich damit mit demselben Gefühl von Verlorenheit konfrontiert wie es die tragischen menschlichen Spielbälle der Erzählung durchleben.

Die melodramatische Grundstimmung nie wirklich verlierend stellt sich "Sympathy for Mr. Vengeance" im späteren Verlauf dem puren Nihilismus in seiner reinsten Form und scheint Gerechtigkeit nur noch dahingehend zu interpretieren, dass diese erst existiert, wenn keiner mehr da ist, der sie brechen kann. So lösen die Figuren ihre Konflikte auch nie durch ihre Gewalttätigkeiten und können durch ihre Rache keine Schmerzlinderung erfahren, sondern sind in einer Spirale gefangen, in der eben das Maß an Leid, dass sie anderen antun auch auf sie selbst zurückfällt. Das Publikum, welches dem ganzen ohne Empathie für die unnahbaren Beteiligten zusehen muss, wird sich daher das ein oder andere Mal angewidert von ihnen abwenden, doch es scheint nie das Ziel Parks zu sein, eine wirkliche Aussage oder Botschaft zu verbreiten. Der Zuschauer findet keine Erlösung darin, dass es irgendwann den vermeintlich bösen oder guten erwischt, da solche schlicht und ergreifend nicht vorzufinden sind. "Was hat das alles nun gebracht?", wird sich der ein oder andere beim Einsetzen des Abspannes daher fragen, eine Frage, die treffender an den Schlusspunkt der Erzählung nicht hätte platziert werden können.

Fazit: Was man fühlen oder denken soll, wird einem von Park im Verlauf seines Racheepos nie vorgeschrieben, erst ganz am Schluss gibt es ein erlösendes Momentum, dass allerdings eher einem Stich ins Herz ähnelt. Dem Echo der Gewalt, welches dem Film nachhallt, kann man sich nur schwer verweigern, denn es ist genau das, was "Sympathy for Mr. Vengeance" seine erschreckende Note verleiht: Die Tatsache, dass die düstere und grausame Welt der Erzählung nicht einer Fantasie, sondern der kalten Realität da draußen entspricht. Insgesamt ist er aufgrund seiner arg verstörenden und auf Unkonventionalitäten gebrüsteten Ader ein unangenehmer, fast schon schmerzender Film, den niemand so richtig mit wohligem Gefühl mögen wird, der aber gerade daraus seine gewünschte Wirkung erzielt und den man vermutlich zweimal ansehen muss, um ihn ganz zu erfassen. Sicherlich ist gerade der eigenwillige Stil Parks nicht immer vollständig ausgereift und die ein oder andere Nebensächlichkeit wird (wissentlich?) zu versteift ausgebeutet, so wie allgemein die Langatmigkeit Fluch und Segen zugleich darstellt, doch wer damit umgehen kann und will, sollte sich der cineastischen eigentümlichen Erfahrung keinesfalls berauben. Und wenn es nur dazu dient, festzustellen, dass man mit dem allen nichts und rein gar nichts anzufangen weiß.

8/10
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Der Park Chan-wook Thread

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Sehr, sehr schönes Review. In Sachen Wortwahl und Ausdruck hast du sich selber übertroffen und oft die absolut passenden Worte für dieses spannende und besondere Werk gefunden. Bauchschmerzen, ja. Das trifft es genau, was das Gefühl beim Sichten des Films angeht. Nihilismus, ebenfalls passend. Chan Wooks Film mag definitiv nicht einfach sein, das will er auch gar nicht. Es gibt kein schwarz, kein weiß und irgendwie ist es manchmal einfach gewisse Aktionen nachzuempfinden und die jeweilige Figur dann für andere irgendwie extrem distanziert zu betrachten. Ein Gemälde nanntest du den Film, was das Ganze gut trifft. Sympathy ist Kunst, große Kunst und es ist fantastisch das du diese zu würdigen weißt.

Ist es ein Film den man gut finden kann? Den man gut finden kann in Form von: den habe ich gerne geguckt? Den würde ich gerne noch einmal sehen? Ich weiß nicht. Auf filmischer Ebene, was Machart, Darsteller und alles angeht sicherlich. Inhaltlich jedoch etwas das schwer zu verdauen ist und nicht oft gesichtet werden kann.

Ich bin extrem gespannt was du von seinen anderen beiden Werken hälst, die ebenfalls sehr stark sind. Oldboy halte ich sogar für ein absolutes Meisterwerk, einen der besten Filme aller Zeiten. Bittersüß, großartig gespielt und ebenso unangenehm wie beeindruckend. Einer meiner 'Lieblingsfilme'. Bin gespannt.