Nummer4Fonda hat geschrieben: 15. April 2023 20:38
Ich habe nie gesagt, dass Drehbücher nichts bringen. Wieso auch? Aber heute gibt es diese Tendenz, die Scripts als Grundlage für einen guten Film überzubewerten. Im Kino ist das Script aber nur einer von vielen Faktoren für das Gelingen eines Films. Es gibt sogar exzellente filmische Werke, die ganze ohne Vorlage auskommen bzw. über weite Strecken improvisiert wurden. Bei Bond mit einem hohen Budget ist das natürlich nicht derart möglich, wegen der Sets, Locations usw., wie du erwähnt hast. Aber ich finde die Rufe nach einem besonders tollen Drehbuch bei einem Blockbuster-Film wie Bond immer besonders merkwürdig.
So ist es. Am Ende sind Drehbücher natürlich nicht egal, sonst würde man sie nicht schreiben (lassen). Aber die Fixierung der Fans auf "tolle Drehbücher" oder geschliffene, raffinierte Dialoge (oder was hier noch so fiel) befremdet mich eher. Dass nun gerade die Plots der letzten 2-3 Filme besonders lückenhaft waren, logisch. Aber einen Bond, der wirklich geschliffene, raffinierte Dialoge hat, den gibt es noch nicht, der muss wohl erst noch geschrieben werden.
Ich verstehe aber jetzt, dass wir da aneinander vorbeireden. Gernot meint einen "Bond-Standard", und ich eher einen allgemeinen, auf alle Filme bezogen.
Gernot hat geschrieben: 15. April 2023 19:30
Bitte die Bruderstory hätte von Marlon Brando als Franz gespielt und von Billy Wilder inszeniert werden können und es wäre der gleiche Schwachsinn geblieben. Auch Schnitt etc. hilft da nix (außer man schneidet es komplett).
Witzigerweise finde ich jetzt die Bruderstory in SP gar nicht so schlimm. Ich weiß, dass das hier im Forum ein großes Streitthema war, weil "Marvelisierung" und "Austin Powers" etc., aber um ehrlich zu sein ist mir das so egal. Es sind ein paar Dialogzeilen in einem 150 Minuten Film, und es bleibt so arg ohne jede Konsequenz für den Film und seinen Handlungsverlauf, dass es bei mir nicht wirklich ins Gewicht fällt. Es ist ein dummer Dialog, aber hätte man den Dialog einfach raus geschnitten, bliebe der Film drumherum exakt derselbe – und dadurch ist es dann eben nur ein einzelner dummer Dialog.
Mich stören in SP viel grundsätzlichere Sachen, vor allem die Inszenierung ohne jede Energie, die selbst spannende Actionszenen eher zum Wachkoma-Erlebnis macht, die wirklich low energy Darbietungen der meisten Darsteller (gerade Seydoux und Waltz langweilen sich lustlos durch ihre Auftritte, Andrew Scott ist zudem in einem anderen Film und weiß es nicht), das banale und wiederverwendete Soundtrack-Gedudel aus dem SF-Soundtrack, dieser blöde Pissgelb-Look und und und. Das ist mir alles viel wichtiger, weil es mich volle 150 Minuten betrifft und nicht nur die anderthalb Minuten, in denen Bruder Kuckuck seinen Stammbaum diskutiert.
Vielleicht erklärt das, warum ich das mit dem Drehbuch tatsächlich für nicht so wichtig halte. SP ist so schläfrig und lethargisch erzählt und gefilmt, da spielt es für mich dann wirklich kaum noch eine Rolle, was die da zwischendurch an Unsinn reden. Und ich kann mir tatsächlich gut vorstellen, dass mit einer viel besseren Inszenierung und engagierteren Darstellern ich am selben Drehbuch deutlich mehr Spaß hätte.