Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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Bei Der Mann, der niemals aufgibt kann ich Vodka nur zustimmen, das ist allerklassischster Clint in seinen besten Jahren. Bezüglich den Harrys sei auch noch Rookie erwähnt, welcher so etwas wie der inoffizielle 6. Teil der Dirty Harry-Reihe ist. Ok, der Rollenname ist zwar nicht Callahan und Clints Cop arbeitet auch nicht in der Mordkommission (aber auch nicht in der Personalabteilung :lol: ), aber eigentlich bekommt man hier 2 Stunden Harry wie man ihn kennt und liebt.
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Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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Niehaus Stil ist geprägt davon, dass seine Soundtracks oft eher ruhig und zurückgenommen sind. Der zumeist leicht melancholische Grundton passt eigentlich sehr gut zu den Eastwood-Filmen, auch weil die zumeist ja auch eher zurückgenommen und ruhig sind. Manchmal wird es bei Niehaus zwar auch etwas lebendiger, Rookie wäre da ein gutes Beispiel, aber auch hier ist es eher eine reduzierte Orchestrierung und jazzig angehauchte Grundausrichtung. Das ist dann natürlich schon ganz was anderes als die klassischen Orchesterscores der Marke Williams oder Goldsmith (obwohl die natürlich auch ganz anders konnten). Aber wenn dir natürlich schon der vergleichsweise lebendige Rookie-Soundtrack zu unauffällig ist könnte Niehaus Stil dir vielleicht generell nicht taugen. Wobei ich persönlich seine ruhigeren Arbeiten wie zu Die Brücken am Fluss oder Erbarmungslos aber auch höher einschätzen würde.
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Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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Die lakonischen, jazzigen Scores passen sehr gut zu Eatswoods lakonischem Stil. Ich kann aber verstehen wenn man damit etwas fremdelt, zumal im Actiongenre. Aber wenn man sich die (Action-)Thriller Highlights der späten 1960er und 1970er ansieht wie zum Beispiel Bullitt (erst kürzlich wieder gesehen) oder eben Dirty Harry, dann ist der reduzierte, unaufgeregte Score so etwas wie ein Trademark und Lalo Schifrin der Vollstrecker.
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Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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Ich konnte heute Cry Macho nachholen und was soll man sagen: der alte Clint ist einfach eine Klasse für sich! Das melancholische Road Movie ist sicherlich weit davon weg in irgendeiner Form spektakulär zu sein, aber der ruhige Fluss und das grossartige Spiel der Darsteller machen einfach Spass. Eastwood liefert als alter Cowboy-Haudegen mit Herz wie ich finde eine seiner schönsten Darstellungen ab, dazu die stimmungsvoll eingefangene mexikanische Atmosphäre und eine überzeugend erzählte und konsequent zu Ende gebrachte Geschichte.
7,5 / 10
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Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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Da mir schon länger sehr missfällt, wie peinlich wenig ich eigentlich aus Meister Clints Regiefilmographie kenne, habe ich kürzlich mit der Schließung dieser Lücken begonnen und etwas wahllos ein paar seiner jüngeren Filme herausgesucht, die mir gerade so zur Verfügung standen und die ich noch nicht kannte. Herausgekommen ist dabei folgendes, eigentlich gar keine schlechte Ausbeute:

Million Dollar Baby (2004)

Ich hatte aufgrund der Filmbeschreibung eigentlich eine Art weibliche Rocky-Version erwartet, und die erste Filmhälfte kommt diesem Eindruck durchaus nahe. Die wohlige Underdog-Erfolgsstory kippt aber zur Mitte des Films dann sehr böse und entwickelt sich zum genauen Gegenteil, weswegen der Film dann doch eher als eine Art Anti-Rocky bezeichnet werden kann. Ein überaus deprimierender Film, aber auch ein sehr schönes Charakterdrama, welche das Innenleben seiner Figuren, die alle auf ihre eigene Art und Weise kaputt sind, wunderbar ausleuchtet. Darstellerisch ist das zudem alles auf höchstem Niveau, neben dem gefühlvollen Spiel von Clint Eastwood selbst brilliert Morgan Freeman in seiner möglicherweise besten Rolle. Und mit der jede Szene für sich einnehmenden Hilary Swank kann es hier darstellerisch sowieso keiner aufnehmen.

Punkte: (10/10)

Sully (2016)

An "Sully" ist allein schon erfreulich, dass Eastwood hier nicht in das im amerikanischen Kino so verbreitete Muster der übertrieben pathetischen Heldenverehrung verfällt, sondern bei der Schilderung der beeindruckenden Leistung des Hauptcharakters bewusst auf große Gesten verzichtet. Natürlich ist klar, dass der von Tom Hanks angenehm subtil und menschlich gespielte Sully am Ende trotz der gegen ihn erhobenen Vorwürfen rehabilitiert wird, aber dies wird alles so unaufgeregt und effektiv erzählt, dass es sehr gut funktioniert. Dazu gehört die gelungene Verteilung der Szenen der eigentlichen Flugzeuglandung über den ganzen Film, sodass sich das gesamte Bild erst spät ergibt. Dazu ist die Verknüpfung dessen mit Sullys eigenen Selbstzweifeln und Ängsten, die in ihrer Bildsprache teils auf erschreckende Weise an das große amerikanische Trauma des 21. Jahrhunderts erinnern, erstaunlich gut gelungen hebt den Film in Sachen Charakterstudie auf eine höhere Ebene. Der Film erzählt über den Menschen im Cockpit und vergisst dessen Menschsein dabei nie, anders als das antagonistische Gremium, gegen welches sich Sully behaupten muss. Der ganz große Wurf ist "Sully" vielleicht nicht, aber auf jeden Fall eine der besten amerikanischen Heldengeschichten der letzten Jahre, die zeigt: Es geht auch ohne großen Pathos.

Punkte: (8/10)

The Mule (2018)

Ich weiß schon, dass Eastwood noch mehr Filme nach diesem hier gedreht hat, aber eigentlich wirkt dieser Film wie eine gelungene Abschiedsvorstellung des guten Clint. Diese entschleunigte und sympathische Mischung aus Altersdrama und Kriminalfilm ist in keiner Hinsicht herausragend, aber bietet eine charmante Autotour durch die Vereinigten Staaten, die sowohl Charakterstudie als auch Mafiafilm ist, und dabei einige gelungene Spannungsmomente aufweisen kann. Das Ende mag ein wenig zu rührselig für meinen Geschmack sein, kann sich aber vor den ganz großen Kitschvorwürfen retten. Insgesamt ein schön ruhiges Alterswerk, das auf jeden Fall mal eine Sichtung lohnt.

Punkte: (7/10)
"East, West, just points of the compass, each as stupid as the other."
(Joseph Wiseman in Dr. No)

Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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Gut ironisiert. Habe auch alle bei Sichtung toll gefunden und nie Lust sie wiederholt zu sehen (am ehesten noch Erbarmungslos). Aber dafür gibts ja Dirty Harry, Callahan, die Dollar-Trilogie und In the line of fire ;). Sie sind einfach zu niederschmetternd. Ich gehe lieber mit einem positiven Gefühl aus dem Kino und das ist hier nur schwer möglich. Dennoch empfehlenswert.
Zuletzt geändert von vodkamartini am 19. Juli 2022 16:35, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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Casino Hille hat geschrieben: 19. Juli 2022 16:31 "Million Dollar Baby" ist furchtbar. Unerträglich. Genau wie "Mystic River" und "Erbarmungslos". Niemand kann einem so das Herz zerfetzen wie Herr Ostwald. Das sind großartige, fantastische Filme, aber eigentlich möchte ich sie alle nie wieder sehen.
Ich schon. Unforgiven hat bei der Zweitsichtung enorm beeindruckt. M$B und Mystic River sind längst mal wieder fällig. The Bridges of Madison County setzt da aber nochmal einen drauf, man spürt förmlich wie Clint einem das Herz zerhackt wenn man nur an den Film denkt, also so geht's mir zumindest.
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Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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Grundsätzlich teile ich Hilles Empfindung bezüglich des Replay-Faktors von Eastwoods "Feel Bad"-Dramen. The Changeling und Richard Jewell kann man da auch noch mit reinpacken. Bei den Brücken sehe ich es aber etwas anders (gleichwohl ich ihn tatsächlich angesichts der filmischen Klasse nur recht selten angeschaut habe), denn auch wenn die Beziehung der beiden Hauptakteure nicht glücklich ausgeht, so endet der Film selber wie ich finde dennoch auf einer positiven Note und ist damit im Gleichklang mit dem, was wir 2 Stunden lang erleben dürfen, nämlich die Erinnerungen an ein zwar kurzes, aber dafür auch umso intensiveres Stück Lebensglück. Das ist dann auch das, was ich aus dem Film mitnehme wie auch die Aussage, dass man sich nicht mit dem Hadern über vertane Chancen aufhalten, sondern stattdessen glücklich über das sein sollte, was man im Leben erleben durfte.
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Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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Casino Hille hat geschrieben: 20. Juli 2022 13:51 Bring trotzdem mit, dann können wir die Steine freibuddeln, die Eric noch an den Kopp kriegen wollte …
Lästert ihr nur. Aber bedenket, dass ich die Hoheit über die Rumbuddel besitze. Blackwell Fine Jamaican. Aromen von Karamell und Vanille gehen einher mit würzigen Kaffee- und Nelken-Aromen. Sein Abgang wird durch eine subtile Kokos-Note begleitet (Quelle). 007 Limited Edition Flasche zu NTTD. Besser als der Film.
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