Re: Der Alien & Predator Thread

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Covenant besser als Prometheus? Da habe ich leider eine eigene Meinung, gerade auch, weil die im Vorgänger sehr spannenden philosophischen Themen hier zu grob behandelt werden, weil Fassbenders faszinierende Rolle jetzt zur Masche wird. Was im ersten (Prequel-)Teil noch wunderbar subtil etabliert wurde (man denke an die Lawrence of Arabia Parallelen), wird nun für das gemeine Publikum grobschlächtiger und offensichtlicher angepackt.
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Re: Der Alien & Predator Thread

273
Revoked hat geschrieben:Traue mich nicht das Review von HCN zu lesen, um Spoilern zu entgehen.
Wie hat er Dir gefallen?
Ich glaube wir beide sind ja die einzigen Prometheus Fans hier....
Die Review ist weitgehend spoilerfrei - Keine Angst.

Ich bin auch jemand, der viel mit Prometheus anfangen kann, weil er m.E. besser als Finchers und Jeunets Film ist und für mich mit Prometheus auf einer Stufe steht. Doch mit den ersten beiden von Scott und Cameron kann weder Prometheus noch Covenant mithalten.

Schöne Review, vodkamartini.

Heute habe ich mal ein wenig im Detail mit einem Kollegen über den Film unterhalten und festgestellt, dass es bei der Sichtung des Films 3 Extreme von Leuten geben kann.

Das 1. Extrem sind die Fans und Puristen, denen die Entmystifizierung sehr sauer aufstoßen wird.
Spoiler
Dass der Android das Alien durch Experimente gefunden hat.
Das 2. Extrem sind die Leute, die mit dem dummen und unlogischen Elementen des Films nicht viel anfangen können.
Spoiler
-Einer infiziert sich, weil er gerade eine rauchen will und zufälligerweise die Sporen aktiviert
-Eine will sich "mal kurz frisch machen" und separiert sich von der Gruppe - Keine Gute Idee
-Im Kampf gegen die ersten kleinen Xenos wird in genau die Richtung geschossen, wo es explosives Material gibt.
-Billy Crudup agiert auf Michael Fassbenders Anweisung wie eine Marionette und schaut einfach in das sich öffnende Facehugger-Ei
-Die beiden Co-Piloten des Schiffs sind gerade in der Dusche "zugange", obwohl die Bedrohung noch existent ist.
-Die Konstrukteure sind nicht immun gegen das Virus, dass sie selbst erschaffen haben.
-Allgemein: Warum ist Danny McBride nicht einfach auf den korrekten Weg nach Obrigae 6 geflogen ? Es hätte ja immer noch knapp 2000 Kolonisten gegeben, wo die wenigen auf dem Planeten mit der "einfachen Lösung" ein verschmerzbarer Kollateralschaden sind
Das 3. Extrem sind die Leute, denen die Entmystifizierung egal ist und die entsprechende Logiklücken und dumme Handlungen einfach als gegeben ansehen, weil diese eben so ins Drehbuch geschrieben worden sind und für Filme solcher Art typisch sind.

Auch kann man Ridley Scott auf seine alten Tage vorwerfen, sich ein wenig zu stark mit den philosophischen Themen zum Sinn des Lebens auseinandersetzt und der Film vor allem in Bezug auf klassische Alien-Elemente zuviel auf einmal wollte. Man hätte dem Film dann doch etwas mehr Zeit als die 2 Stunden geben und die handlungs- und charaktertechnischen essentiell wichtigen Elemente aus den Werbevideos für Youtube in den Film integrieren können.

Ich gehöre hier definitiv zum 3. Extrem.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Der Alien & Predator Thread

274
HCN007 hat geschrieben:Auch kann man Ridley Scott auf seine alten Tage vorwerfen, sich ein wenig zu stark mit den philosophischen Themen zum Sinn des Lebens auseinandersetzt
Ähm... nein? Alien 1, 2 und Prometheus bieten da viel mehr und viel gehaltvolleres. Man sollte Covenant eher vorwerfen, auf diese Themen zu wenig einzugehen zugunsten des 08/15 Horrors.
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Re: Der Alien & Predator Thread

276
Nein, tun beide nicht, da ist was missverstanden worden. Am ehesten sind "Prometheus" und mit geringerem Anteil "Covenant" dabei, dieses Thema mitunter mitzubehandeln.

Findet ihr nicht, dass in dem Horror und der Spannung des 79er-Aliens ein gewisser supenseartiger Spannungsaufbau vorliegt und Hitchcock indirekt auch "Alien" beeinflusst hat ?

Aber durch Musik, Spannungsaufbau usw. wird ja im 79er-Alien sehr sparsam mit dem Zeigen des Xenomorphs umgegangen, bis er vollständig am Ende zu sehen ist, das ist für mich mit Steven Spielbergs "Jaws" vergleichbar.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Der Alien & Predator Thread

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HCN007 hat geschrieben:
Findet ihr nicht, dass in dem Horror und der Spannung des 79er-Aliens ein gewisser supenseartiger Spannungsaufbau vorliegt und Hitchcock indirekt auch "Alien" beeinflusst hat ?

Aber durch Musik, Spannungsaufbau usw. wird ja im 79er-Alien sehr sparsam mit dem Zeigen des Xenomorphs umgegangen, bis er vollständig am Ende zu sehen ist, das ist für mich mit Steven Spielbergs "Jaws" vergleichbar.
Aber Hitchcock hat doch den "Suspense" nicht erfunden. Er hat ihn nur auf seine Weise verfeinert. Und dieser Spannungsaufbau in Alien ist jetzt nichts ungewöhnliches, so machte das doch fast jeder, oder jedenfalls sehr viele. Und erst mal wenig zu zeigen ist nichts, was ich als speziell für Hitchcock betrachten würde. Denn das weniger oft mehr ist wussten auch andere. Zumal bei Alien, ähnlich wie in vielen anderen Filmen, auch Budgetgründe die Häufigkeit des Gezeigten mitbestimmten.

Re: Der Alien & Predator Thread

279
Suspense im Sinne Hitchcocks setzt ja voraus, dass das Publikum mehr weiss als die Figuren selbst, woraus sich dann die entsprechende Spannung ergibt. So etwas finde ich gibt es bei Alien aber eigentlich nur sehr sporadisch, aus dem Stehgreif fällt mir eigentlich als einzige richtige Suspense-Szene das Ende von Harry Dean Stanton ein, wo man hinter ihm sieht, wie sich das Alien von der Decke entfaltet. Aber ansonsten spielt Scott doch eher mit der Angst des Zuschauers, die sich aus der nicht greifbaren (und sichtbaren) Gefahr ergibt. Das ist aber kein wirklicher Supsense, wie ihn Hitchcock selbst definierte (man denke an sein gegenüber Truffaut geäussertes Beispiel mit der Bombe). Um bei Hitchs eigener Definition zu bleiben setzt Alien stattdessen auf Surprise (zB das Auftauchen von Facehugger und Chestburster, die Entlarvung von Ash oder Dallas Ende).
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Alien & Predator Thread

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AnatolGogol hat geschrieben:Suspense im Sinne Hitchcocks setzt ja voraus, dass das Publikum mehr weiss als die Figuren selbst, woraus sich dann die entsprechende Spannung ergibt.
Das ist aber an sich auch noch nichts typisch hitchcockiges, ganz im Gegenteil, denn den Zuschauer mehr wissen zu lassen als den Helden um Spannung aufzubauen macht doch jedes B-Picture. Wenn das schon was Besonderes wäre dann wäre ja jeder Dutzendwestern, in dem die Helden in einen Hinterhalt reiten, von dem der Zuschauer schon weiß, und er wusste das meistens, ein kleiner Suspenseklassiker.

Re: Der Alien & Predator Thread

281
Ich habe ja auch nicht gesagt, dass Hitch den Suspense erfunden hat sondern wollte lediglich erwähnen wie er selbst diese Technik definiert hat, da der Zusammenhang zwischen Hitch, Suspense und Alien hier hergestellt wurde (den ich wie bereits erwähnt nur bedingt sehe).
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Alien & Predator Thread

283
HCN007 hat geschrieben:
Findet ihr nicht, dass in dem Horror und der Spannung des 79er-Aliens ein gewisser supenseartiger Spannungsaufbau vorliegt und Hitchcock indirekt auch "Alien" beeinflusst hat ?
Schön, aber was ist denn nun spezifisch Hitchcock in Alien?

Beantwortet hat mir die Frage noch keiner.

Und wahrscheinlich ergibt sich daraus auch die Frage, was ist überhaupt wirklich Hitchcock spezifisch? Die billige (und 100 % absehbare Schlußpointe) von Covenant ist es es jedenfalls nicht. Das wäre ein gutes Beispiel dafür wie man es nicht machen sollte.

Re: Der Alien & Predator Thread

285
vodkamartini hat geschrieben: und der Sinn des Lebens wird in Prometheus und dem neuen Alien imo deutlich stärker diskutiert wie in den ersten beiden Filmen.
Der Sinn eher nicht, aber es geht jetzt sehr viel um die Schöpfung und das Schöpfen, und es wird so eine Art Schere, Stein, Papier Spiel draus. Die Dings (Kreatoren?) erschaffen den Menschen, der Mensch erschafft den Androiden, der Android tötet die Kreatoren und schafft wieder anderes, neues Leben, wozu er den Mensch mit benutzt. Das Geschaffene erhebt sich über seine Schöpfer usw

So wie Alien sich als "die Angst des Mannes vor der Frau als Gebärende" interpretieren lässt, wird man hier sicher schnell fündig werden wenn man nach metaphysischen Bedeutungen sucht. Dafür bleibt Covenant aber zu mangelhaft in der Ausarbeitung seiner Charaktere, was schade ist, und hat auch ein viel zu konventionelles Schlußdrittel. Rein handlungsmäßig ist er ja eine Art Remake des Ersten, während sich die frühen Fortsetzungen doch immer durch eine gewisse handlungsmäßige Eigenständigkeit auszeichneten.

Scotts Filme sehen jetzt nicht mehr so gelackt aus wie früher (Alien war da früher immer die ganz große Ausnahme gewesen, ein Film der sich gar nicht nach Scott anfühlt), das ist alles gut gefilmt, aber wie fast immer bei Scott ist es nicht wirklich überzeugend. Ich sehe sie alle ganz gerne, aber es fehlt immer das Besondere, das Entscheidende.