Re: Der Alien & Predator Thread

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Was soll an dem Briefing dämlich sein? Und warum ist die Begeisterung eines Biologen (!) für außerirdisches Leben (!!) unglaubwürdig? Das ist doch normal, dass der beim ersten Kontakt der Menschheit mit außerirdischen Organismen hochgradig fasziniert ist. Mit dem Maßstab könnte ich im ersten Alien auch fragen, warum unbedingt die Katze gerettet werden muss.
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Re: Der Alien & Predator Thread

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Casino Hille hat geschrieben:Was soll an dem Briefing dämlich sein?
Ganz einfach: sie werden bei der Ankunft gebrieft. Du und Scott wollt mir also erzählen dass die Besatzung zwei Jahre im Kälteschlaf ans Ende des Alls geflogen sind ohne vorher zu wissen wie ihr Auftrag lautet, für wen sie arbeiten (Benjamin Button stellt sich erst vor) oder die anderen Teammitglieder zu kennen? Wie ist das abgelaufen? Haben sie blindlings einen Weltraumjob angenommen und sind dann zu Hause in den Kälteschlaf gegangen und später an Bord verfrachtet worden? Klar, so kann Scott mit seiner Montage des sich die Zeit vertreibenden David eröffnen und später alle relevanten Informationen vermitteln, und normalerweise bin ich auch keiner der Schlaumeier die ständig die Logik in Filmen nach den Massstäben des echten Lebens hinterfragen, aber hier war es echt eklatant.
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Re: Der Alien & Predator Thread

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Casino Hille hat geschrieben:Ähm. In Aliens erfahren die Marines auch erst im All, was eigentlich ihr Auftrag ist.
.
Da sehe ich jetzt aber schon einen Unterschied. Das sind Soldaten, mit denen kann man so was machen.

Allerdings sehe ich da in Prometheus auch kein wirkliches Problem. Ist zwar sicher super-unwahrscheinlich, aber dramaturgisch ist es nicht unvernünftig.

Schlimmer war aber wenn z.b. in Interstellar den Astronauten das All erklärt wird, während sie bereits im All sind, obwohl sie sich ja monatelang darauf vorbereitet hatten. Weil es hier wieder darum geht dem Zuschauer die Handlung per Dialog zu erklären.

Re: Der Alien & Predator Thread

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Ja, in Interstellar gibt es da mehrere Szenen, die total bescheuert sind, die den Film an der Stelle beschädigen. In Prometheus finde ich es gar nicht so extrem unlogisch. Worum es ganz genau geht, das wissen sie zwar nicht, aber das es um eine Expansionsmission geht, das ist ihnen bekannt. Vermutlich hat man es ihnen auch deshalb nicht gesagt, weil Weyland eben so schnell wie möglich da hoch will und Angst hatte, keine vernünftigen Leute zu finden, wenn er von vornherein die Details offenbart. Im All kannst du ja erstmal nicht plötzlich dann doch noch abspringen. Und wenn schnell Crewmitglieder gesucht werden, ist es gar nicht so unwahrscheinlich, dass die sich außer vielleicht kurz vom Sehen noch nicht wirklich begegnet sind. Es ist jedenfalls nicht zu weit hergeholt für so einen Film. Man muss ja bedenken, dass die Mission für Weyland die höchste Dringlichkeit hat. Und das beim Start auf der Erde alles sehr schnell gegangen sein muss. Klar, in unserer Realität ist das Quark, in einem Film ist das alles noch völlig im Lot. Und die Szene mit der Alien-Kobra, die ja häufig angeprangert wird, ist eben auch gar nicht so lächerlich, weil wir hier immerhin einen Biologen haben, der in einer eh schon angespannten Situation zum ersten Mal einen lebendigen außerirdischen Organismus zu Gesicht bekommt (es ist ja sogar die erste Begegnung zwischen Mensch und Außerirdischem überhaupt). Dass er da extrem reagiert, ist psychologisch sogar wesentlich glaubhafter als nüchterne, angebrachte Skepsis. Außerdem dürfen wir nicht vergessen: Der Gute weiß nicht, dass er in einem Horrorfilm ist. Uns ist natürlich klar, dass das Vieh ihn töten wird, unsere Erwartungshaltung ist von Vornherein eine gänzlich andere.

Von daher, dieses große Problem der offensichtlichen Doofheit habe ich in Prometheus kaum gesehen (außer, wenn die beiden Ladies am Ende vor einem Raumschiff gerade aus weglaufen, statt drei Schritte zur Seite zu gehen, das ist in der Tat unnötig dämlich), in Covenant hingegen dann schon deutlich öfter, wie überhaupt dort die Charaktere alle relativ austauschbar bleiben.
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Re: Der Alien & Predator Thread

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Finde ich wie gesagt eher nicht. Idris Elba, Charlize Theron und Noomi Rapace sind in Prometheus schon mal alle drei sympathische und charismatische Figuren für mich, die auch genügend Raumen innerhalb des Films kriegen und auch der Bio- und Geologe und Dr. Holloway haben entsprechenden Raum. Selbst beispielsweise der Kurzauftritt von Benedict Wong ist mir im Gedächtnis geblieben. Ganz anders verhält sich das bei Covenant. Bis auf Crupdup weiß mich da eigentlich kein Charakter zu interessieren, am ehesten vielleicht noch der Charakter von Demian Bichir, der Rest ist derart farblos besetzt und charakterisiert, dass sie mich keinesfalls interessieren. Das liegt auch an den unterschiedlichen Herangehensweisen an die Filme. In "Prometheus" ist Scott sichtlich an einer philosophischen Schöpfungshinterfragung in den Tiefen des Alls interessiert, aus der dann Stückchenweise der Horrer resultiert und sogar essentiell für die Ideen der Geschichte ist. In Covenant ist die Regie imo nur an der Gegenüberstellung der beiden Fassbender-Figuren interessiert, da steht der Film in Flammen, da erkennt man, wo die Intention lag. Covenant ist deshalb auch so seltsam unausgeglichen: Einerseits eine spannende Fortsetzung der Prometheus Geschichte, andererseits muss eben unbedingt ein Xenomorph eingebaut werden, damit die Fans nicht wie beim Vorgänger im Internet rumheulen. :D

Covenant ist nach dem mutigen Prometheus, der im Alien-Kontext ganz neue Wege gegangen ist, ein Rückschritt, ein fauler Kompromiss, der aus den enttäuschsten Reaktionen auf Prometheus resultiert. Ein Film, dem nachträglich die deutliche Zugehörigkeit zur Alien-Reihe angedichtet werden musste, der, wäre Prometheus positiver gesehen worden, vielleicht gar nicht da gewesen wäre.
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Re: Der Alien & Predator Thread

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Casino Hille hat geschrieben: Covenant ist nach dem mutigen Prometheus, der im Alien-Kontext ganz neue Wege gegangen ist, ein Rückschritt, ein fauler Kompromiss, der aus den enttäuschsten Reaktionen auf Prometheus resultiert. Ein Film, dem nachträglich die deutliche Zugehörigkeit zur Alien-Reihe angedichtet werden musste, der, wäre Prometheus positiver gesehen worden, vielleicht gar nicht da gewesen wäre.
Das kann man so sehen, wenn man von "Prometheus" begeistert war. Ich war eher moderat enttäuscht unnd begrüße daher die konkretere Anbindung an Alien. Natürlich tun sich dabei die üblichen Repetitions-Schwächen auf.
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Re: Der Alien & Predator Thread

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Ja, aber auch unabhängig von einer qualitativen Einschätzung, ist Covenant (nüchtern betrachtet, wertfrei) eine Umstrukturierung eines gewagteren Ansatzes in vertraute Gefilde. Das ist imo absolut eindeutig.
Und auch ohne Prometheus ist es für mich einfach enttäuschend, wie zweigepolt der Film ist und wie sichtlich egal Scott die Crew und der Xenomorph sind, man merkt es der Regie einfach so überdeutlich an.
Der Film schreit gerade zu danach, dass er gänzlich anders (ohne Alien, vielleicht sogar ohne neue Crew!) geplant war. Gerade das letzte Drittel ist schlicht eine Frechheit, aus narrativer und dramaturgischer Sicht.
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Re: Der Alien & Predator Thread

311
Alien Covenant, 2017 v. Ridley Scott

Im Jahr 2012 spaltete Scott die Fangemeinde mit seinem Prequel Prometheus, das innerhalb des Alien-Franchise angesiedelt ist. Falsche Erwartungen und Versprechen warne mitunter die Hauptgründe dafür. Es gibt aber nicht nur die Leute die diesen Film mies fanden sondern eben auch jene die ihm etwas abgewinnen konnten. Der Film wurde trotz der gemischten Welle ein Erfolg und sollte nun mit Alien: Covenant seine Fortsetzung bekommen. Der ca. 10 Jahre später angesiedelte Film handelt von dem Kolonisations-Schiff Covenant, das auf dem Weg zu einem Planeten ist um dort eine Kolonie zu errichten und einen Neubeginn zu ermöglich. Durch gewisse Ereignisse springt der Crew ein anderer Planet der sogar noch besser geeignet wäre auf den Schirm und sie geben dem Ganzen eine Chance, was sich als ihr größter Fehler herausstellen sollte.

Scott bringt eigentlich alles mit was die Alien Filme all die Jahre erfolgreich gemacht hat. Es gibt gruselige Momente, einiges an Action, Dramatik und vieles das interessant umgesetzt wird. Der wissenschaftliche Aspekt ist hier auch ein kleiner Pluspunkt für mich, auch wenn dieser nicht groß thematisiert wird aber ähnlich wie die Planung zur Errichtung einer Kolonie finde ich sowas ungemein spannend und interessant. Schade das man sich nicht noch mehr mit diesen Dingen beschäftigen konnte aber dafür wäre dies wohl ohnehin der falsche Film gewesen.

Es wird ein wenig thematisiert was zwischen dem Vorgängerfilm Prometheus und diesem hier passierte, es wird mir persönlich aber zu viel erklärt und gezeigt. Die Evolution der Xenomorphs und alles was mit dem wissenschaftlichen Teil im Film zu tun hat in Bezug auf diese gefiel mir gar nicht. Persönlich muss ich sagen das da zu viel erklärt und mir persönlich dem Ganzen auch der Mythos genommen wurde. Da wäre weniger deutlich mehr gewesen zumal sich das sogar ein wenig mit dem 10 Jahre später spielenden Alien beißt. Auch der Umgang mit den 'Konstrukteuren' bzw. der Thematik die in Prometheus stark einleitet wurde gefiel mir hier gar nicht. Der Film wird ein wenig unausgegoren, wobei ich gestehen muss das er einen hohen Unterhaltungswert hat. Es ist der bisher brutalste Film der Reihe und vielleicht auch der lauteste. Hier passiert viel und vor allem meist sehr heftiges sodass selten eine Pause zum verschnaufen bleibt. Da macht Scott alles richtig. Der Film ist bis zum Ende spannend erzählt aber inhaltlich unausgegoren. Der Fokus wechselt öfter, mir wurde zu viel erklärt und gelinde gesagt mag ich die aktuell eingeschlagene Richtung nicht so ganz.

Visuell ist der Film einer der vielleicht schönsten Sci-Fi Filme der letzten Jahre. Wo Prometheus schon absolut überragend war macht Covenant weiter. Der authentische Look, das geerdete Raumschiff das zwar futuristisch wirkt aber nie so sehr das es nicht eine gewisse Art von Realismus erzeugt war klasse. Alles wirkt so 'möglich' und echt, weswegen ich mich da eher reinfinden konnte als beispielsweise in Avatar oder so, wo das Ganze noch weitaus Fantasymäßiger angehaucht ist. Aber da war die Alien-Reihe schon immer gut mit dabei. Es wirkte realistisch und möglich, was da an Technik und Optik gezeigt wurde.

Ridley Scott verpasst es hier einen Meilenstein wie Alien zu schaffen, denn das Potenzial wäre durchaus da gewesen. Die Story ist eine der Schwächen des Films da man zu viel erklären will, den Fokus nicht richtig setzt und der Film nicht ausbalanciert wirkt. Er ist zwar spannend und hat durchaus viele interessante passagen, eine passende Portion Gewalt die gut passt und ebenfalls einige nette Grusel/Schock-Momente aber so richtig zusammenkommen tut das Ganze nicht. Kein schlechter Film und visuell absolut überragend aber das hätte mehr sein können. Die Darsteller um Fassbender rum machen alle einen guten Job und holen das Maximum aus ihren meist eindimensionalen Figuren heraus, was aber keine Kritik ist, denn die anderen Alien Filme hatten auch keine komplexen Figuren, trotzdem waren da einige interessante oder sympathische dabei. Für einen spaßigen Abend, einer netten Extraportion-Alien ist der Film durchaus geeignet. Man sollte halt nur nicht zu hohe Erwartungen haben.

7/10

Re: Der Alien & Predator Thread

312
Ich sehe das anders. Alles, was die Handlung rund um David, Walter und die Konstrukteure sowie Xenomorphen-Entstehung betrifft, ist großartig und thematisch eine sehr intelligente Fortführung von Prometheus. Außerdem beweist es für mich die Stärke des Alien-Mythos. Der Horror wird eben auch dann nicht geringer, wenn man ihn erklären kann, wenn man seinen Ursprung kennt. Leider reicht Scott das nicht, sondern er muss unbedingt auch einen Xenomorphen einführen und dann mit der restlichen Besatzung abseits der Androiden und des Captains eine belanglose Remake-Version der ersten beiden Filme abkurbeln, die sich dann sogar wiederholt (das letzte Drittel ist total albern, weil eigentlich komplett unnötig). Man merkt Covenant an, dass Scott sich die Kritik an Prometheus zu sehr zu Herzen genommen hat und etwas zu laut auf die Fans gehört hat, denen in Prometheus zu wenig Alien war. Schade, dass Prometheus eben nie als Alien Film geplant war und Scott jetzt auf äußerst konstruierte Weise zu früh zusammenführt, was nicht zusammen gehört (in Wahrheit war natürlich schon die zu explizite Schlussszene in Prometheus ein Fehler!). Gleichzeitig ist aber auch offensichtlich, dass Scott selbst diese Alien-Schnetzel-Runde nur den Fans wegen integriert: so wenig Profil wie hier hatte eine Besatzung in diesem Franchise noch nie und bis auf den frisch ernannten Captain und den Ripley-Verschnitt gehen die einem alle konzeptionell am zensiert vorbei.

Ich hätte ein Prometheus-Sequel anders aufgezogen. Entweder mit Shaw und David, die auf dem Planeten der Schöpfer nach Antworten suchen oder mit einer neuen Crew, die auf LV-223 (also dem Planeten von Prometheus) auf der Suche nach den beiden landet und von dort aus deren Spuren zurückverfolgt und dabei die frisch geborene Alien-Rasse im Universum verbreitet. Der Weg, den Scott jetzt gegangen ist, der ist ein fauler Kompromiss, ein Zugeständnis an die heulenden Fans, die nach Prometheus nicht die Geduld hatten, einfach mal abzuwarten, wohin Scott mit seinem Film eigentlich will. Dass er jetzt viele Ansätze des Erstlings, die ursprünglich für die weiteren Teile angedacht waren (Sprichwort: Jesus!), fallen lässt und zugunsten einer neuen Runde "Zehn kleine Negerlein" ausspart, ist einfach nur enttäuschend. Völlig unabhängig davon, ob man Prometheus mochte oder nicht, so hatte dieser immerhin die Eigenständigkeit und den Mut, sich von gewohnten Rastern zu emanzipieren, was Covenant in 2 Stunden zunichte macht.
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Re: Der Alien & Predator Thread

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Ich glaube auch, dass Scott sich von der Kritik an Prometheus hat beeinflussen lassen. Allerdings war der bei genauerer Betrachtung recht erfolgreich, zumindest im Vergelich zu den anderen Alien-Filmen (Teil 1 mal ausgenommen, der B-Film und ein Überraschungshit war). Scott selbst hat unlängst in einem Interview Alien mit Star Wars verglichen und da kommt man dem Problem schon näher. Er traut der Franchsie finanziell zu viel zu und verwechselt Kultcharakter mit Zuschauermassen. Alien mit all seiner Finsternis, seinem Ekel, seiner Butalität ist nichts für die Masse.

http://variety.com/2017/film/news/alien ... 202439346/
http://www.vodkasreviews.de

https://ssl.ofdb.de/view.php?page=poste ... Kat=Review