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Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan

Verfasst: 4. Februar 2012 20:06
von MX87
Hier beschäftigen wir uns mit den Filmen von Christopher Nolan.

Hier seine Filmographie als Regisseur:

- Following (1998)
- Memento (2000)
- Insomnia (2002)
- Batman Begins (2005)
- Prestige (2006)
- The Dark Knight (2008)
- Inception (2010)
- The Dark Knight Rises (2012)



Auch hier wieder Kurzkritiken meinerseits als Stein des Anstoßes:

Insomnia
Guter Thriller in außergewöhnlicher Umgebung, allerdings auch nicht vollends frei von Mängeln. Stellenweise hinkt die Dramaturgie. Ansonsten erfrischend stilvoll und anders als übliche Thriller.

7 /10

Batman Begins
Nolan holt den dunklen Ritter in die Realität und erzählt die Anfänge. Endprodukt ist eine epische Anfangsgeschichte die nahezu über jeden Zweifel erhoben ist. Das oft aufkommende Problem bei Anfangsgeshcichten, nämlich, dass für die Charaktervorstellung und Einfürung zu viel Zeit verwendet werden muss und daher die Dramaturgie leidet, ist hier kaum präsent. Eine super Origin-Story, die Nolans Können erstmals in vollem Umfang offen legt. Seine Inszenierung kommt mit wenig künstlichem Studiolicht aus, ohne, dass die Szenerie jedoch zu Dunkel wirkt. Charakterszenen und Action sind beidermaßen mit viel Sinn fürs Detail und großer Sorgfalt inszeniert. Beides ergänzt sich. Es gibt keine Action nur der Action willen. Man merkt: Der Regisseur ist bei weitem kein reiner Handwerker.
Besonders schön: Der subtile Humor der den Film stellenweise sehr schön auflockert.

8,5/10


Prestige
Umstritten, aber wohl neben Inception mein Lieblingsfilm von Nolan. Die Story um zwei Kokurrierende Magier verschmischt mit Mysteryelementen ist einfach grandios. Ein Geniestreich auch die Besetzung von David Bowie als Nikola Tesla. Der Film ist meiner Meinung nach nahezu perfekt. Die Storytwists sind wahrlich das Salz in der Suppe. Nolan legt hier bei der Inszenierung wieder viel Sinn fürs Detail an den Tag. Räume und Szenerien sind eher Dunkel aber nie zu Dunkel. Auch wirkt die betont natürlich gehaltene Beleuchtung nie zu dunkel oder gar billig.

9/10


The Dark Knight
Nach BB war es schwer einen "üblichen" Batman-Film zu drehen, der eben nicht die übliche 08/15-Superheldenroutine (Held kämpft gegen Bösewicht des jeweiligen Films) zeigt. TDK würzte man mit sozialkritischen Momenten und persönlichen Momenten von Dilemma und Tragik. So geht ganz großes Kino und das ist TDK auch. Genau in diesen Dingen hebt sich der Film über 98% der anderen Comicverfilmungen ab. Die Wahl von quasi zwei Bösewichten in einem Film führt auch hier nicht zu den üblichen Problemen einer solchen Konstellation (man Vergleiche Batman Returns). Ebeneso wie BB ist auch TDK als epische Geschichte angelegt und kann dieses Gefühl wirklich die ganze Zeit über aufrecht erhalten. Die Kritiker hatten daher insofern recht, dass der Film in vieler Hinsicht auf die Pate-Reihe erinnert. Schildern sie doch die Entwicklung der Hauptcharaktere angesichts extremer Ereignisse. All dies schafft TDK ohne, dass etwas daran ausgesetzt werden könnte. Inszenatorisch bewegt sich der Film auf dem Level der beiden vorherigen Filme.
Wie schon bei BB ist auch hier der subtile aber wunderbar passende subtile Humor erwähnt.

9/10


Inception
Ich sags gleich vorweg: Einer meiner absoluten Lieblingsfilme. Nolan liefert hier einen Film ab, der auf allen Levels Perfektion in Reinkultur bietet: Drehbuch, Besetzung, Inszenierung, Schnitt und Soundtrack (Hans Zimmers bester Score finde ich übrigens). Das Drehbuch ist so sehr ausgetüftelt, wie es sehr selten in Hollywood vorkommt und dazu auch wunderbar unkonventionell. Gleichzeitig werden Kniffe verwendet die jeder aus eigenen Träumen kennt wie z.B. das Fallen und Aufwachen vor / bei dem Aufprall. Die Darsteller überzeugen wirklich alle bis ins kleinste Detail in ihren Rollen. Bei der Inszenerung steigert sich Nolan von der Makellosigkeit der vorherigen Filme in pure Genialität. Verbunden mit seinem üblichen Stil greift hier die aufwendige Effektgestaltung mit geradezu klassischen Methoden. Ganze Korridore wurden in ein großes Hamsterrad gebaut (Methode schon bei Kubricks 2001 verwendet) genauso wie einfach die Möglichkeiten der Kamera (optische / perspektivische Tricks) ausgereizt werden. In die Inszenierung fließt hier dadurch nicht nur sein eigener Stil ein, nein er nutzt die Möglichkeiten aus 100 Jahren Filmgeschichte zur Inszenierung des Werks. Durch die dadruch sehr real wirkenden Szenen und die brilliante Inszenierung (unter anderem auf dem 70mm Format) zieht der Film den Zuschauer mehr in sich hinein als jeder 3D-Film. Das Endprodukt kann man daher nur eines nennen: Ein Meisterwerk.

10/10


Fazit so far:
Nolan ist meiner Meinung nach ein Visionär. Er schafft es Filme für die Massen zu machen, die allerdings auch anspruchsvoll sind und sehr gut unterhalten. Er schafft daher nehazu immer die Quadratur des Kreises. Seine Werke wurden für meinen Geschmack von Film zu Film besser. Ich frage mich ob es wirklich immer so weitergeht...

Re: Die Filme des Christopher Nolan

Verfasst: 4. Februar 2012 21:11
von danielcc
Wahrscheinlich der derzeit groesste Regisseur der letzten 10 jahre...

Besonders beeindruckt mich, wie er tolle Stories, perfektes Handwerk und raffinierte Erzaehlweise miteinander verknuepft.

Aus diesem grund kann ich auch seinen Memento dringend empfehlen. Schon in diesem Fil gelingt ihm die Kombination grandios!..

Dass er Bondfan ist und dies am Ende von Inception auch richtig auslebt, wirft natuerlich die Frage auf, ob er fuer eine Bond-Regie in Frage kommt

Re: Die Filme des Christopher Nolan

Verfasst: 4. Februar 2012 21:20
von GoldenProjectile
Batman Begins
Ein perfekter Film. Die Actionszenen sind grossartig, die Darsteller exzellent, Locations und Sets stimmen, der Score reisst Mammutbäume aus, die Dialoge sitzen, Humor, wo welcher sein muss, Gewalt, wo es nötig ist - und vor allem stimmen Dramaturgie und Storyaufbau perfekt. Ich kann mir BB immer wieder ansehen und finde, dass eine Comicverfilmung genau so sein muss. Zumindest bei einem Helden wie Batman, bei dem alles eigentlich im Bereich des Möglichen bleiben sollte. Mein heimlicher Favorit von Nolan und zusammen mit Inception der "Konsum-kompatibleste", d.h. man kann ihn immer wieder angucken :D

Prestige
Ein kleines Kunstwerk - genial, wie die zeitlichen Ebenen ineinander verschachtelt sind. Komplex, aber nicht verworren. Ausserdem liebe ich diese Darstellung des alten Londons in solchen Filmen. Der Film hat eine dichte und geheimnisvolle Atmosphäre und durchgehende Spannung, das Duell der beiden Hauptfiguren ist ausgewogen, es gibt keinen klaren "Guten & Bösen" und lange Zeit bleibt der Konflikt in Balance, bis schliesslich klar ist wer gesiegt hat. Das Ende ist unerwartet, der ganze Film wie ein Zabertrick aufgebaut. Einfach Super.

The Dark Knight
Ein episches Werk, die ideale Verbindung von Action-Thriller und Charakterdrama, grossartige Charaktere und Darsteller... Viel mehr braucht man wohl nicht zu sagen. TDK wird bzw. ist schon ein Klassiker des anspruchsvollen Thrillers. Endlich ein Film, der die unzähligen Millionen zurecht verschlingt - alles scheint perfekt daran, ist es wahrscheinlich auch.

Inception
Ein Mainstream-Film der Extraklasse - anspruchsvoll und teifgründig. Erforscht auf epische Art und Weise das Thema des Klarträumens sowie des Inneren Wahns und folgt seinem komplexen System bis in die Abgründe seiner Protagonisten. Der sorgsam zusammengestellte Cast und die herrliche Filmmusik tragen natürlich wieder viel zum Gesamtbild bei. Inception ist somit ohne Zweifel einer der aussergewöhnlichsten, bedeutendsten und auch besten Filme des vergangenen Jahrzehnts.

Im Endeffekt ist es für mich schwierig, einen klaren Gewinner festzulegen. Auch habe ich keine Bewertungen erstellt, weil jeder der vier Filme für mich die Wertung 10/10 haben würde. TDK ist bestimmt ein episches Stück Filmgeschichte, wahrscheinlich das Beste was ich je gesehen habe. Andererseits ist BB mein kleiner Favorit unter den Nolan-Filmen, weil er noch nicht ganz so "abgenutzt" (oder "abgesehen") ist wie TDK. Inception ist natürlich auch Klasse, hat ebenfalls das Zeug zum Epos, zum Klassiker. Ich habe aber dennoch für Prestige - Die Meister der Magie gestimmt, den ich als letztes gesehen habe und für mich daher im Moment die erfrischendste und mitreissendse Wirkung hat.

Memento und Insomnia muss ich unbedingt demnächst noch sehen. Allerdings bin ich auf einem guten Weg, das Jahr 2012 scheint dasjenige zu werden in dem ich mir endlich Zeit nehme, die Filmwelt besser zu erforschen. Allein im Januar habe ich mehr als fünf Filme zum ersten Mal gesehen (nicht im Kino). weiss eigentlich jemand, ob man Following (noch) irgendwo bekommen kann?

Re: Die Filme des Christopher Nolan

Verfasst: 4. Februar 2012 21:44
von Maibaum
danielcc hat geschrieben:Wahrscheinlich der derzeit groesste Regisseur der letzten 10 jahre...
Nie im Leben ...

Nolan in Zahlen:

Following 8/10

Memento 9

Insomnia 5

Batman Begins 6

Prestige 6

The Dark Knight 7

Inception 7

Re: Die Filme des Christopher Nolan

Verfasst: 4. Februar 2012 22:01
von MX87
Maibaum hat geschrieben:
danielcc hat geschrieben:Wahrscheinlich der derzeit groesste Regisseur der letzten 10 jahre...
Nie im Leben ...
Wieso? :wink:

Ob er der größte ist, darüber bin ich mir auch nicht 100%ig sicher. Aber er gehört zu den Top3 finde ich.

Ähnlich große und lukrative Filme in Folge hat in der Vergangenheit vor allem Steven Spielberg geliefert. Mir persönlich gefallen so manche der Spielberg-Filme bedeutend weniger. Ich finde seine Streifen werden zu oft Opfer seines Pathos und seiner eindeutigen Parteiergreifung für bestimmte Charaktere. So gesehen sind seine Filme erstaunlich einfach gestrickt. Nolan im Vergleich schafft mehr einen Raum in dem sich die Charaktere bewegen können und der Zuschauer selbst entscheidet für wen er selbst Partei ergreift.
Spielberg setzt den Filmen einfach für meinen Geschmack zu stark seine Rosa-Rote Brille auf. Den Gipfel diesbezüglich brachte er mit dem Ende von "Krieg der Welten" (ganze Family hat überlebt) auf die Leinwand. Er ordnet sich auf Gedeih und Verderb dem Happy End und anderen Mainstreamkonventionen unter, notfalls auch höchst erzwungen.

Verglichen mit den Regiefossilien wie Hitchcock (nicht böse gemeint, mag Hitch auch sehr) geht Nolan viel mehr in eine ausgeglichene Richtung. Er bietet Spannung und Handlung, aber darüber hinaus eben auch noch etwas für das Auge. Gleichzeitig und das ist wohl das Prägnanteste hat sich bei Nolan nie die Handlung oder Dramaturgie der Action untergeordnet.

Re: Die Filme des Christopher Nolan

Verfasst: 4. Februar 2012 22:11
von danielcc
Maibaum hat geschrieben:
danielcc hat geschrieben:Wahrscheinlich der derzeit groesste Regisseur der letzten 10 jahre...
Sondern?
Ich kenne niemanden, der was Qualität und Erfolg auch nur ansatzweise mithalten könnte, von den Regisseuren die in den letzten 10 Jahren populär geworden sind

Re: Die Filme des Christopher Nolan

Verfasst: 4. Februar 2012 22:17
von Maibaum
MX87 hat geschrieben:
Ob er der größte ist, darüber bin ich mir auch nicht 100%ig sicher. Aber er gehört zu den Top3 finde ich.
Na ja, wenn du meine Bewertungen seiner Filme siehst, dann wäre ich persönlich schon sehr enttäuscht wenn das jetzt schon einer der 3 besten, oder sagen wir lieber einer der 3 interessantesten Regisseure der letzten 10 Jahre wäre.

Ich habe jedenfalls in den letzten 10 Jahren viele faszinierende Filme im Kino gesehen die inhaltlich wie inszenatorisch für mich weit über Nolan hinausgehen.

Z.B. Almodowar, Wook, Tarantino, von Trier, Graf, Medem, Noe ...
Es gibt noch mehr.

Die haben Filme gemacht die ich liebe, bei denen es mir kalt den Rücken herunterläuft, denen ich auch gerne die 10/10 zugestehe.

Re: Die Filme des Christopher Nolan

Verfasst: 4. Februar 2012 22:22
von Maibaum
danielcc hat geschrieben:
Maibaum hat geschrieben:
danielcc hat geschrieben:Wahrscheinlich der derzeit groesste Regisseur der letzten 10 jahre...
Sondern?
Ich kenne niemanden, der was Qualität und Erfolg auch nur ansatzweise mithalten könnte, von den Regisseuren die in den letzten 10 Jahren populär geworden sind
Erfolg ist schon mal ein Kriterium das für mich keine Bedeutung hat, und für die Qualitätsbeurteilung auch keine haben kann.
Aber Tarantino spielt für mich da schon in einer anderen Liga. Spielberg ist rein handwerklich ein viel besserer Regisseur, aber ich mag seine Filme auch meist nur teilweise. Er kommt nie auf die Ebene wo es faszinierend wird.

Jackson halte ich dagegen für einen miesen Regisseur.

Re: Die Filme des Christopher Nolan

Verfasst: 4. Februar 2012 22:39
von danielcc
Es ging um Regisseure der letzten 10 Jahre und ich hatte absichtlich vom "Größten" gesprochen. Dazu gehört für mich auch der Erfolg der Filme. Nischen-Kunst kann jeder machen :-)

Ich weiß immer noch nicht, was an Tarantino so toll sein soll...

Es geht aber auch nicht darum, ob jemand 1-2 tolle Filme gemacht hat. Sondern wie Nolan in Serie 5-6 Hochkaräter abgeliefert hat.

Ich finde, Inception geht auf so vielen Ebenen so weit über das Hinaus, was Tarantino macht, dass mich schon der Vergleich amüsiert. Aber nun ja...

ach ja, wie immer der Hinweis: Qualität ist das Maß eines Produktes die in es gestellten Anforderungen zu erfüllen. Ergo, ist erfolg sehr wohl ein Qualitätsmaß für einen Unterhaltungsfilm, geht man mal davon aus, dass der Film den vielen Zuschauern auch gefallen hat (siehe imdb bewertung von Nolans Filmen)

Re: Die Filme des Christopher Nolan

Verfasst: 4. Februar 2012 23:05
von MX87
Ich finde, Inception geht auf so vielen Ebenen so weit über das Hinaus, was Tarantino macht, dass mich schon der Vergleich amüsiert. Aber nun ja...
Ich bin großer Tarantino-Fan aber man kann beides eigentlich nicht vergleichen.

Tarantinos Filme sind daher schon nicht vergleichbar weil sie eigentlich immer Popkulturelle Mixe sind. Damit hat Tarantino quasi sein eigenes Genre erfunden. Inglourous Basterds oder auch Pulp Fiction sind nichts anderes als Reflexionen des Popkultur. IB reflektiert quasi vor allem die WKII Filme seit den 60ern in Verbindung mit dem allgemeinen Umgang mit der Zeit. Vor allem die Zweite Hälfte streckt so ziemlich jeden "so nah am echten wie möglich Kriegsfilm" ganz frech die Zunge raus und zeigt was Kino ist und in vieler Hinsicht sein soll: Kein Spiegel der Realität!
Gleiches gilt für PF der das Film-Noir-Genre und Groschenromane reflektiert.

Diese Reflexionen mixt Tarantino mit absurd-genialen Dialogen, meist unchronologischer Erzählweise und bereits vorhandener Musik. Am Ende kommen so Filme heraus, welche herrlich amüsante Popkulturelle Collagen darstellen. Im Falle von IB ist es sogar eine einzige große Hommage an das Medium Film bzw das Kino an sich.

Im Grunde sind Filme von Tarantino wie so manche von Jean Luc Godard... nur eben auf LSD, Ecstasy usw :wink:

Es sind spezielle Filme, da stimme ich zu. Ich liebe sie und andere auch, aber mindestens ebenso viele hassen sie. Es ist halt so ähnlich wie Monty Python :wink:


Ein Tarantino-Thread kommt übrigens demnächst auch noch :wink:


EDIT: Kann nicht zustimmen, dass Spielberg so viel besser als Nolan sein soll. Erkenne in Spielbergs schaffen wesentlich mehr "den Handwerker" als bei Nolan...

Bei Jackson allerdings stimme ich teilweise zu. Halte ihn ebenfalls für maßlos überschätzt. King Kong halte ich für einen tollen Film, aber mit seinem restlichen Werk kann ich persönlich nichts anfangen...
Wobei ich Fan seiner WETA-Firmen (Visual Effects, Production Design) bin.

Re: Die Filme des Christopher Nolan

Verfasst: 5. Februar 2012 01:13
von GoldenProjectile
Da wollte ich doch gerade darauf hinweisen, dass ein Tarantino-Thread hermuss bevor wir hier vollkommen Off-Topic reden :D Ich freue mich bereits darauf, meine gespaltene und völlig hin- und hergerissene Meinung zu diesem Manne zu präsentieren. :P

Ansonsten stimme ich MX87 nur zu - a) man kann sie nicht vergleichen, und b) Nolan hat in den vergangenen Jahren weitaus mehr in der Filmwelt geschaffen als Tarantino. :wink:

Re: Die Filme des Christopher Nolan

Verfasst: 5. Februar 2012 09:41
von AnatolGogol
Ich bin in Bezug auf Nolan da auch weitestgehend bei Maibaum. Keiner seiner Filme hat mich ehrlich gesagt vom Hocker gerissen. Die meisten hatten wirklich interessante Ausgangsideen, diese verloren sich aber irgendwo in der zumeist betont bombastischen Inszenierung und den pseudoanspruchsvollen Thematiken. In Summe ist sein Werk für mich wirklich anstrengend zum Schauen und die wenigsten laden mich daher zu einer Zweitsichtung ein. Die einzige Ausnahme war hier eigentlich Prestige, den ich ganz amüsant fand.

Re: Die Filme des Christopher Nolan

Verfasst: 5. Februar 2012 11:45
von Maibaum
danielcc hat geschrieben:Es ging um Regisseure der letzten 10 Jahre und ich hatte absichtlich vom "Größten" gesprochen. Dazu gehört für mich auch der Erfolg der Filme. Nischen-Kunst kann jeder machen :-)
Was ist denn das wieder für ein kompletter Blödsinn? Nischen-Kunst kann jeder machen? Das kann garantiert nicht jeder. Das können nur wenige weil es verdammt schwierig ist
Außerdem mache ich keinerlei Unterscheidung zwischen Nischen Filmen und ... ja, was denn, Unterhaltungsfilmen? Nicht Nischen Filmen?

Und bei den von mir genannten Regisseure habe ich mich auch nur auf deren Filme aus den Nuller Jahren bezogen. Sonst hätte ich auch noch Fincher genannt.
Und David Lynch muß unbedingt noch dazu.

Ich weiß immer noch nicht, was an Tarantino so toll sein soll...
Das macht nichts, man muß ja nicht alles mögen. Ich weiß es jedenfalls.
Es geht aber auch nicht darum, ob jemand 1-2 tolle Filme gemacht hat. Sondern wie Nolan in Serie 5-6 Hochkaräter abgeliefert hat.
Für mich ist da kein einziger Hochkaräter bei.
Vielleicht Memento, aber seitdem waren Nolans Filme nie so gut wie sie auf dem Papier aussahen.
Im Mainstream Bereiche waren die anspruchsloser konzipierten Batman Filme dann vielleicht besser als ähnliche Superhelden Filme, aber da finde ich Singers X-Men Filme besser.
Und im Comic Bereich gibt es die wirklich genialen Beispiele wie man mit Superhelden Stoffen erzähltechnische Meisterwerke schaffen kann. (Watchmen, The Killing Joke, Elektra: Assassin, Batman: Year One, Love and War)
Ich finde, Inception geht auf so vielen Ebenen so weit über das Hinaus, was Tarantino macht, dass mich schon der Vergleich amüsiert. Aber nun ja...
Sorry, aber was Tarantino macht ist meiner Meinung nach komplexer, gewagter und kompromissloser.
ach ja, wie immer der Hinweis: Qualität ist das Maß eines Produktes die in es gestellten Anforderungen zu erfüllen. Ergo, ist erfolg sehr wohl ein Qualitätsmaß für einen Unterhaltungsfilm, geht man mal davon aus, dass der Film den vielen Zuschauern auch gefallen hat (siehe imdb bewertung von Nolans Filmen)
Was ist denn das wieder für eine verdrehte Logik?

Na, dann wären ja die Rosamunde Pilcher Verfilmungen oder Die Schwarzwaldklinik oder Verbotene Liebe oder die Twilight Filme alles große, große Meisterwerke. Und Konsalik der bedeutendste Autor Deutschlands der unbedingt den Nobelpreis hätte bekommen müssen.
Wenn es also die Anforderung war einen möglichst doofen Erfolgsfilm zu drehen, und das Endprodukt diese Anforderungen erfüllt und auch den angestrebten Erfolg hat, dann ist das also ein Meisterwerk. Interessant ...

Erfolg belegt meist nur das Filme eben Erfolg hatten, was das zwingend mit Qualität zu tun haben müsste ist mir vollkommen unklar.

Für mich sind übrigens eigentlich alle Filme die gemacht werden in erster Linie Unterhaltungsfilme. Weil ich schaue die um Spaß zu haben.
Erfolg jedenfalls bedeutet meist doch nur das man viele verwässernde Kompromisse eingegangen ist.
Natürlich können auch anspruchsvolle Filme Erfolg haben, aber meist habe sie keinen. Manchmal haben sie nicht mal gute Kritiken.

Re: Die Filme des Christopher Nolan

Verfasst: 5. Februar 2012 13:23
von Casino Hille
Ich halte Nolan ebenfalls für einen der besten Regisseure zur Zeit, seine Filme sind alle konstant auf hohem Niveau, anspruchsvoll und sehr unterhaltend.

Batman Begins, The Dark Knight und Inception sind für mich wahre Meisterwerke, bei denen ich jederzeit die 10 Punktemarke ziehe, daher auch schwer zu sagen, welcher der drei Filme der beste sein soll!
Maibaum hat geschrieben:Nolan in Zahlen:
Following (leider nicht gesehen)

Memento 9/10 (ein echter Geheimtipp)

Insomnia 7/10 (viel besser als das Original, aber für mich zu wenig fokussiert)

Batman Begins 10/10 (mit das beste was man aus einem Comic machen kann)

Prestige 9,5/10 (sehr charmantes Abenteuer, welches ledeglich zum Ende hin leicht schwächelt)

The Dark Knight 10/10 (siehe Batman Begins)

Inception 10/10 (absolut geniales/anspruchsvolles Actionkino)

Re: Die Filme des Christopher Nolan

Verfasst: 5. Februar 2012 14:06
von danielcc
Maibaum hat geschrieben: Was ist denn das wieder für eine verdrehte Logik?
Das ist keine verdrehte Logik, sondern die Definition von Qualität (wie sie zu meiner Überraschung sogar bei wiki steht...)
Reden wir über "Anspruch" (was auch immer das ist...), Kunst (...) oder Qualität? Qualität ist das was ich beschrieben habe und wenn ein Film dann erfolgreich ein großes Publikum unterhält, hat er in qualitativer Hinsicht alles richtig gemacht.

Hoch künstlerische Filme zu drehen, ohne darauf zu achten, wen und ob das jemanden interessiert, halte ich eben für einfach, weil man sich unter dem Deckmantel der "Kunst" verstecken kann und sich nicht an konkreten Maßstäben messen lassen muss. Demgegenüber schaffen Nolans Filme eben den Spagat, handwerklich raffiniert, storytechnisch clever zu sein und dennoch ein großes Publikum vortrefflich zu unterhalten.

Da ich natürlich nicht alle Regisseure und deren Filme kenne, ist mein urteil sicher etwas leichtfertig in Bezug auf Nolan, aber ich finde es schon bemerkenswert, dass er in kurzer Zeit hintereinander so viele extrem erfolgreiche aber auch gelobte Filme abgeliefert hat.