Der Edgar Wallace Thread
Verfasst: 13. Dezember 2011 15:28
Kaum zu glauben: gibt es hier tatsächlich noch keinen Edgar Wallace-Thread? Aber dem kann ja Abhilfe geleistet werden
Ich liebe die alten Schinken schon seit Kindertagen, trotz ihres qualitativ höchst unterschiedlichen Outputs. Da ich mir alle Rialto-Verfilmungen der Jahre 1959-72 vor ein paar Jahren als Boxset spendiert habe, hatte ich schon länger mal die Irrsinnsidee mir alle Filme chronologisch anzuschauen. Und wann könnte man diese Filme atmosphärisch besser goutieren als in der kalten, dunklen Jahreszeit? Also: gesagt getan – seit anderthalb Wochen läuft mein Wallace-Marathon – jeden Tag ein Film. Hier ein kurzer Abriss was bisher geschah...
1959 – Der Frosch mit der Maske
Der Film, mit dem alles begann und gleichzeitig in vielen Dingen auch der Maßstab an dem sich die Folgeproduktionen (oftmals vergeblich) messen lassen mussten. Großartig besetzt mit Blacky Fuchsberger in seiner Paraderolle als Ermittler, der brillante Siegfried Lowitz als Scotland Yardler, Eddi Arent in einer verhältnismäßig zurückhaltenden Rolle und natürlich der unglaubliche Fritz Rasp, der allen die Schau stiehlt. Der Film ist erstaunlich gut gealtert, die tolle Atmosphäre packt einem auch heute noch, die körnig-schattige Schwarz Weiss Optik unterstützt dies famos. Reinl gelang ein nahezu durch die Bank spannender Reißer mit diversen Prisen schwarzem Humor und für damalige Zeit erstaunlichem Actiongehalt.
Wertung: 9 / 10
1960 – Der rote Kreis
Der Film kommt unter der Regie von Jürgen Roland deutlich nüchterner und weniger atmosphärisch daher wie Reinls Erstling. Die Darsteller sind gut besetzt, wenngleich gerade Wussow und Saebisch schon etwas hinter Fuchsberger und Lowitz bleiben. Die Auflösung ist gekonnt inszeniert, vor allem durch den Kniff das man den roten Kreis den ganzen Film über mit einer anderen Stimme synchronisiert hat und dadurch eine Identifikation über die Stimme nicht möglich war. Was den Film etwas abfallen lässt ist der im Gegensatz zum Frosch nicht konsequent durchgehaltene Spannungsbogen. Spätestens nach 50 Minuten hängt der Film da etwas und kommt erst gegen Ende wieder auf Touren. Dennoch ein gelungener Serienbeitrag.
Wertung: 7 / 10
1960 – Die Band des Schreckens
Reinls zweiter Streich beginnt fulminant und ist in der ersten Filmhälfte dem Frosch nahezu ebenbürtig. Auch hier wieder toll besetzt und erstmalig mit der klassischen weiblichen Wallace-Besetzung Karin Dor. Die Idee mit der Galgenhand und dem aus dem Reich der Toten zuschlagenden Rächer ist klasse und auch atmosphärisch toll umgesetzt. Leider verliert der Film in der zweiten Filmhälfte etwas das Tempo und kann die enorme Spannung der ersten Hälfte nicht mehr ganz halten. Der Schluß ist ok und die Auflösung durchaus gelungen, dennoch hätte der Film mit einer besseren zweiten Filmhälfte deutlich stärker ausfallen können.
Wertung 7,5 / 10
1961 – Der grüne Bogenschütze
Der Film zentriert sich ganz klar auf Gert Fröbe. Fröbe spielt furios und degradiert nahezu die gesamte restliche Besetzung zu Statisten. Einzig der toll aufgelegte Harry Wüstenhagen kann da noch einigermaßen Paroli bieten. Fröbes übertriebene Mimik und Gestik und sein permanentes Wechselspiel zwischen nuscheln und schreien machen einfach Spass und ich gehe soweit und sage in dieser Rolle war er noch besser als in GF. Leider ist der Rest des Films alles andere als berauschend. Die Story ist lahm, der bestrumpfte Bogenschütze selbst für Wallace-Verhältnisse grotesk und der viel zu dick aufgetragene Humor platt. Fröbe rettet den Film und reisst ihn aus der mittelmäßigen Bedeutungslosigkeit.
Wertung: 6 / 10
1961 – Die Toten Augen von London
Klassikerzeit! Wer diesen Film gesehen hat wird verstehen warum Tarantino Regisseur Alfred Vohrer in einem Atemzug mit Hitchcock genannt hat. An diesem Film stimmt praktisch alles – die Besetzung ist die vielleicht beste der ganzen Serie mit den herrlich sinistren Dieter Borsche und Wolfgang Lukschy, dem Unikum Ady Berber und den blendend aufgelegten „Kleinkriminellen“ Kinski und Wüstenhagen. Die Story ist top, die Spannung wird den ganzen Film über hoch gehalten, nie war London nebliger und unheimlicher als in Vohrers erstem Serienbeitrag. Toll auch die innovativen Kamerawinkel und witzigen Perspektiven. Der Showdown ist superb, ich frage mich immer noch ob die Szene mit dem Flammenwerfer getrickst oder echt war, in jedem Fall ist sie die vielleicht beeindruckendste der ganzen Serie. Das ist deutsches Thrillerkino auf allerhöchstem Niveau!
Wertung: 9,5 / 10
1961 – Das Geheimnis der gelben Narzissen
Die deutsch-englische Co-Produktion unterscheidet sich in sehr vielen Dingen von den fünf Vorgängerfilmen. Der Film ist deutlich weniger auf Atmosphäre und Schockelemente ausgerichtet und wirkt in vielen Dingen eher wie ein im Studio abgefilmtes Theaterstück. Fuchsberger bleibt blass und kommt weit weniger zur Geltung wie in seinen vorherigen Einsätzen. Der grotesk als Chinese geschminkte Christopher Lee gibt eine überzeugende Vorstellung, wird aber wie die gesamte Besetzung von dem völlig außer Rand und Band aufspielenden Klaus Kinski in den Schatten gestellt. Kinski ist auch so ziemlich die einzige Stärke dieses sehr antiquiert wirkenden Krimis, der zu keinem Zeitpunkt echte Spannung erzeugen kann.
Wertung: 5 / 10
1961 – Der Fälscher von London
Trotz Reinl, Dor und Lowitz gelingt es dieser Verfilmung nicht wirklich an die tollen Vorgängerfilm Der Frosch und Bande des Schreckens anzuknüpfen. Die Story pendelt unentschlossen zwischen der Fälscher- und der Mordgeschichte und es gelingt ihr auch gegen Ende nicht wirklich diese Handlungsstränge überzeugend zusammenzuführen. Die Idee mit Hellmut Lange einen damals eher unbekannten Mimen in die Hauptrolle zu stecken und so das Publikum im Unklaren zu lassen ob oder ob er nicht der Täter ist war schon gut, aber es gelingt Reinl trotzdem nicht das Publikum richtig mit Langes Figur mitfiebern zu lassen. Die Spannung fällt vor allem im Mittelteil gehörig in ein Loch und zieht erst zum Ende hin wieder etwas an. In Summe Mittelmaß
Wertung 5,5 / 10
1961 – Die seltsame Gräfin
Der Titel sollte besser „Ein seltsamer Film“ lauten. Ähnlich wie schon im Narzissen-Geheimnis kommt der Film sehr kammerspielartig daher und wirkt in vielen Dingen sogar noch älter als er ist. Entsprechend ist das Tempo des Films auch sehr gedrosselt und echte Spannung kommt kaum auf. Am besten gelingt noch der Einstieg, die erste halbe Stunde kann durchaus gefallen und ist in Summe erheblich lebhafter als der Rest des Films. Auch hier kann man mal wieder sagen: wie gut das es Klaus Kinski gab. Eben jener ist als Irrenanstaltsinsasse einfach eine Wucht und spielt hier vielleicht sogar seine beste Rolle in der Serie. Sein mit leiser fistelnder Stimme vorgetragender Telefonterror und im Gegensatz dazu sein völlig hemmungsloser Irrsinn in der Klapse sind derart intensiv gespielt, dass einem ganz anders wird. Schade das der Rest so stark abfällt und durchhängt.
Wertung: 5 / 10
1962 – Das Rätsel der roten Orchidee
Endlich mal wieder ein toller Film nach den zähen drei Vorgängern! Vor allem weil man hier viele Dinge mal erfrischend anders gemacht hat. So ist der Film in Summe auch viel mehr ein klassischer Gangsterfilm als der typische Wallace-whodunnit. Erfrischend anders auch die Besetzung, Adrian Hoeven und Marisa Mell harmonieren prächtig, Christopher Lee ist in seiner Rolle als FBI-Ermittler viel viel besser aufgehoben als in seiner Chinesenrolle im Narzissenfilm. Die Krönung ist aber Pinkas Braun, der in seinem Wallacedebut eine Galavorstellung abliefert. Die Spannung bleibt den ganzen Film über auf einem guten Niveau und die Actioneinlagen sind schön knackig geworden. Da kann man auch getrost verschmerzen, dass sich der große unbekannte Gangsterboss bereits nach ein paar Minuten an seiner Stimme zweifelsfrei identifizieren lässt.
Wertung: 7,5 / 10
1962 – Die Tür mit den sieben Schlössern
Der Film beginnt gut und weckt in Punkto Stil und Atmosphäre im ersten Drittel einige Erinnerungen an die ebenfalls von Vohrer inszenierten Toten Augen. Aber was dann kommt, ojeoje. Die Story ist so dünn und löchrig, dass man die meiste Zeit gar nicht recht weiss um was es eigentlich geht. Von echter Spannung kann spätstens nach einer halben Stunde eigentlich auch keine Rede sein, der Film schleppt sich so dahin. Dass das Ganze in der letzten halben Stunde dann doch noch recht spassig wird ist allein dem unfreiwillig hohen Trash-Faktor geschuldet. Bei dem ganzen Frankenstein-Subplot mit einem völlig entfesselt chargierenden Pinkas Braun und einem in bester Thor-Johnson-Manier rumhampelnden Ady Berber kommt man aus dem Kopfschütteln und Lachen nicht mehr heraus. Hier wird schon viel vorweggenommen, was die Rialtoreihe in Punkto Trash gerade in den Farbverfilmungen noch vom Stapel lassen sollte. Aber als ernstgemeinter Film ist das ganze eine ziemliche Katastrophe.
Wertung: 5 / 10 (wegen des spassigen Trashfaktors)
Ich liebe die alten Schinken schon seit Kindertagen, trotz ihres qualitativ höchst unterschiedlichen Outputs. Da ich mir alle Rialto-Verfilmungen der Jahre 1959-72 vor ein paar Jahren als Boxset spendiert habe, hatte ich schon länger mal die Irrsinnsidee mir alle Filme chronologisch anzuschauen. Und wann könnte man diese Filme atmosphärisch besser goutieren als in der kalten, dunklen Jahreszeit? Also: gesagt getan – seit anderthalb Wochen läuft mein Wallace-Marathon – jeden Tag ein Film. Hier ein kurzer Abriss was bisher geschah...
1959 – Der Frosch mit der Maske
Der Film, mit dem alles begann und gleichzeitig in vielen Dingen auch der Maßstab an dem sich die Folgeproduktionen (oftmals vergeblich) messen lassen mussten. Großartig besetzt mit Blacky Fuchsberger in seiner Paraderolle als Ermittler, der brillante Siegfried Lowitz als Scotland Yardler, Eddi Arent in einer verhältnismäßig zurückhaltenden Rolle und natürlich der unglaubliche Fritz Rasp, der allen die Schau stiehlt. Der Film ist erstaunlich gut gealtert, die tolle Atmosphäre packt einem auch heute noch, die körnig-schattige Schwarz Weiss Optik unterstützt dies famos. Reinl gelang ein nahezu durch die Bank spannender Reißer mit diversen Prisen schwarzem Humor und für damalige Zeit erstaunlichem Actiongehalt.
Wertung: 9 / 10
1960 – Der rote Kreis
Der Film kommt unter der Regie von Jürgen Roland deutlich nüchterner und weniger atmosphärisch daher wie Reinls Erstling. Die Darsteller sind gut besetzt, wenngleich gerade Wussow und Saebisch schon etwas hinter Fuchsberger und Lowitz bleiben. Die Auflösung ist gekonnt inszeniert, vor allem durch den Kniff das man den roten Kreis den ganzen Film über mit einer anderen Stimme synchronisiert hat und dadurch eine Identifikation über die Stimme nicht möglich war. Was den Film etwas abfallen lässt ist der im Gegensatz zum Frosch nicht konsequent durchgehaltene Spannungsbogen. Spätestens nach 50 Minuten hängt der Film da etwas und kommt erst gegen Ende wieder auf Touren. Dennoch ein gelungener Serienbeitrag.
Wertung: 7 / 10
1960 – Die Band des Schreckens
Reinls zweiter Streich beginnt fulminant und ist in der ersten Filmhälfte dem Frosch nahezu ebenbürtig. Auch hier wieder toll besetzt und erstmalig mit der klassischen weiblichen Wallace-Besetzung Karin Dor. Die Idee mit der Galgenhand und dem aus dem Reich der Toten zuschlagenden Rächer ist klasse und auch atmosphärisch toll umgesetzt. Leider verliert der Film in der zweiten Filmhälfte etwas das Tempo und kann die enorme Spannung der ersten Hälfte nicht mehr ganz halten. Der Schluß ist ok und die Auflösung durchaus gelungen, dennoch hätte der Film mit einer besseren zweiten Filmhälfte deutlich stärker ausfallen können.
Wertung 7,5 / 10
1961 – Der grüne Bogenschütze
Der Film zentriert sich ganz klar auf Gert Fröbe. Fröbe spielt furios und degradiert nahezu die gesamte restliche Besetzung zu Statisten. Einzig der toll aufgelegte Harry Wüstenhagen kann da noch einigermaßen Paroli bieten. Fröbes übertriebene Mimik und Gestik und sein permanentes Wechselspiel zwischen nuscheln und schreien machen einfach Spass und ich gehe soweit und sage in dieser Rolle war er noch besser als in GF. Leider ist der Rest des Films alles andere als berauschend. Die Story ist lahm, der bestrumpfte Bogenschütze selbst für Wallace-Verhältnisse grotesk und der viel zu dick aufgetragene Humor platt. Fröbe rettet den Film und reisst ihn aus der mittelmäßigen Bedeutungslosigkeit.
Wertung: 6 / 10
1961 – Die Toten Augen von London
Klassikerzeit! Wer diesen Film gesehen hat wird verstehen warum Tarantino Regisseur Alfred Vohrer in einem Atemzug mit Hitchcock genannt hat. An diesem Film stimmt praktisch alles – die Besetzung ist die vielleicht beste der ganzen Serie mit den herrlich sinistren Dieter Borsche und Wolfgang Lukschy, dem Unikum Ady Berber und den blendend aufgelegten „Kleinkriminellen“ Kinski und Wüstenhagen. Die Story ist top, die Spannung wird den ganzen Film über hoch gehalten, nie war London nebliger und unheimlicher als in Vohrers erstem Serienbeitrag. Toll auch die innovativen Kamerawinkel und witzigen Perspektiven. Der Showdown ist superb, ich frage mich immer noch ob die Szene mit dem Flammenwerfer getrickst oder echt war, in jedem Fall ist sie die vielleicht beeindruckendste der ganzen Serie. Das ist deutsches Thrillerkino auf allerhöchstem Niveau!
Wertung: 9,5 / 10
1961 – Das Geheimnis der gelben Narzissen
Die deutsch-englische Co-Produktion unterscheidet sich in sehr vielen Dingen von den fünf Vorgängerfilmen. Der Film ist deutlich weniger auf Atmosphäre und Schockelemente ausgerichtet und wirkt in vielen Dingen eher wie ein im Studio abgefilmtes Theaterstück. Fuchsberger bleibt blass und kommt weit weniger zur Geltung wie in seinen vorherigen Einsätzen. Der grotesk als Chinese geschminkte Christopher Lee gibt eine überzeugende Vorstellung, wird aber wie die gesamte Besetzung von dem völlig außer Rand und Band aufspielenden Klaus Kinski in den Schatten gestellt. Kinski ist auch so ziemlich die einzige Stärke dieses sehr antiquiert wirkenden Krimis, der zu keinem Zeitpunkt echte Spannung erzeugen kann.
Wertung: 5 / 10
1961 – Der Fälscher von London
Trotz Reinl, Dor und Lowitz gelingt es dieser Verfilmung nicht wirklich an die tollen Vorgängerfilm Der Frosch und Bande des Schreckens anzuknüpfen. Die Story pendelt unentschlossen zwischen der Fälscher- und der Mordgeschichte und es gelingt ihr auch gegen Ende nicht wirklich diese Handlungsstränge überzeugend zusammenzuführen. Die Idee mit Hellmut Lange einen damals eher unbekannten Mimen in die Hauptrolle zu stecken und so das Publikum im Unklaren zu lassen ob oder ob er nicht der Täter ist war schon gut, aber es gelingt Reinl trotzdem nicht das Publikum richtig mit Langes Figur mitfiebern zu lassen. Die Spannung fällt vor allem im Mittelteil gehörig in ein Loch und zieht erst zum Ende hin wieder etwas an. In Summe Mittelmaß
Wertung 5,5 / 10
1961 – Die seltsame Gräfin
Der Titel sollte besser „Ein seltsamer Film“ lauten. Ähnlich wie schon im Narzissen-Geheimnis kommt der Film sehr kammerspielartig daher und wirkt in vielen Dingen sogar noch älter als er ist. Entsprechend ist das Tempo des Films auch sehr gedrosselt und echte Spannung kommt kaum auf. Am besten gelingt noch der Einstieg, die erste halbe Stunde kann durchaus gefallen und ist in Summe erheblich lebhafter als der Rest des Films. Auch hier kann man mal wieder sagen: wie gut das es Klaus Kinski gab. Eben jener ist als Irrenanstaltsinsasse einfach eine Wucht und spielt hier vielleicht sogar seine beste Rolle in der Serie. Sein mit leiser fistelnder Stimme vorgetragender Telefonterror und im Gegensatz dazu sein völlig hemmungsloser Irrsinn in der Klapse sind derart intensiv gespielt, dass einem ganz anders wird. Schade das der Rest so stark abfällt und durchhängt.
Wertung: 5 / 10
1962 – Das Rätsel der roten Orchidee
Endlich mal wieder ein toller Film nach den zähen drei Vorgängern! Vor allem weil man hier viele Dinge mal erfrischend anders gemacht hat. So ist der Film in Summe auch viel mehr ein klassischer Gangsterfilm als der typische Wallace-whodunnit. Erfrischend anders auch die Besetzung, Adrian Hoeven und Marisa Mell harmonieren prächtig, Christopher Lee ist in seiner Rolle als FBI-Ermittler viel viel besser aufgehoben als in seiner Chinesenrolle im Narzissenfilm. Die Krönung ist aber Pinkas Braun, der in seinem Wallacedebut eine Galavorstellung abliefert. Die Spannung bleibt den ganzen Film über auf einem guten Niveau und die Actioneinlagen sind schön knackig geworden. Da kann man auch getrost verschmerzen, dass sich der große unbekannte Gangsterboss bereits nach ein paar Minuten an seiner Stimme zweifelsfrei identifizieren lässt.
Wertung: 7,5 / 10
1962 – Die Tür mit den sieben Schlössern
Der Film beginnt gut und weckt in Punkto Stil und Atmosphäre im ersten Drittel einige Erinnerungen an die ebenfalls von Vohrer inszenierten Toten Augen. Aber was dann kommt, ojeoje. Die Story ist so dünn und löchrig, dass man die meiste Zeit gar nicht recht weiss um was es eigentlich geht. Von echter Spannung kann spätstens nach einer halben Stunde eigentlich auch keine Rede sein, der Film schleppt sich so dahin. Dass das Ganze in der letzten halben Stunde dann doch noch recht spassig wird ist allein dem unfreiwillig hohen Trash-Faktor geschuldet. Bei dem ganzen Frankenstein-Subplot mit einem völlig entfesselt chargierenden Pinkas Braun und einem in bester Thor-Johnson-Manier rumhampelnden Ady Berber kommt man aus dem Kopfschütteln und Lachen nicht mehr heraus. Hier wird schon viel vorweggenommen, was die Rialtoreihe in Punkto Trash gerade in den Farbverfilmungen noch vom Stapel lassen sollte. Aber als ernstgemeinter Film ist das ganze eine ziemliche Katastrophe.
Wertung: 5 / 10 (wegen des spassigen Trashfaktors)