Re: Der Edgar Wallace Thread

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Maibaum hat geschrieben:Ich glaube ein paar Heimatschnulzen der 50ger waren noch erfolgreicher.

Obwohl den 1. 0tt0 mochte ich, der war wirlklich komisch.
Ungeachtet der Qualität des Otto-Films finde ich ich es wieder einmal erstaunlich wer das Teil produziert hat. Der gute Horst Wendlandt hatte ne bessere Nase als ein Trüffelschwein. :wink:
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Edgar Wallace Thread

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Maibaum hat geschrieben:
RicoSchulze1 hat geschrieben:Ich dachte immer es wäre in Deutschland TSWLM mit 7,6 mio.
Hat Goldfinger durch seine Wiederaufführungen eigentlich schon Weltweit Feuerball überholt ?
Warum sollte GF öfter wiederaufgeführt worden sein als TB?

Denke das GF am öftesten wiederholt worden ist.
Ohne Top ? Onatopp !

Re: Der Edgar Wallace Thread

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Here I go again: Teil 3 Wallace-Marathon:

1965 – Neues vom Hexer
Nach dem an der Kinokasse nicht so gut akzeptierten stilistischen Ausreisser Das Verrätertor ging man mit der Hexer-Fortsetzung wieder auf Nummer Sicher und gab dem Publikum, was es vermeintlich sehen wollte. Vohrer konnte endlich mal wieder mit einigen gekonnten Spannungsszenen punkten, so gehören die Szene im Tigerkäfig oder auch die Inszenierung der finalen Auflösung um den Mörder zu den spannendsten Szenen innerhalb von Wallacefilmen seit längerer Zeit. Ebenfalls erfreut Neues vom Hexer mit einem herrlich gelöst agierenden Darstellerensemble. Aber leider macht das wirre und nicht funktionierende Drehbuch dem Ganzen einen Strich durch die Rechnung. Dass man das beliebte „whodunnit“-Ratespiel dann auch noch ad absurdum führt, indem man einen bis dato völlig Unbeteiligten als Mörder aus dem Hut zauberte setzt dem Ganzen die Krone auf. Neues vom Hexer bietet diverse gute Versatzstücke, ist in Summe aber kein zusammenhängender Film und funktioniert daher auch nur mehr oder weniger als Nummernrevue.
Wertung: 5 / 10

1965 – Der unheimliche Mönch
Der letzte Rialto-Wallace in schwarz-weiss und gleichzeitig auch die letzte Wallace-Verfilmung von Harald Reinl geriet zu einer gelungenen Abschiedsvorstellung. Endlich mal wieder ein zusammenhängendes und cleveres Drehbuch welches Reinl gekonnt und spannend zu inszenieren wusste. Kongenial wird dies unterstützt durch die sehr gute Besetzung, den erstklassigen Score von Peter Thomas, herrlich skurrile Charaktere in bester Wallacetradition und natürlich die ungewöhnliche Täterauflösung. Dennoch gibt es auch einige Aspekte, die das Gesamtbild etwas trüben. So bleibt Harald Leipnitz als Fuchsberger-Ersatz erschreckend blass und wird von Schürenbergs Sir John förmlich an die Wand gespielt. Desweiteren lässt der Film bereits viel von der früheren typischen „Wallace“-Atmosphäre vermissen und wirkt in vielen Details deutlich weniger aufwändig wie bei den früheren Verfilmungen (als Beispiel sei nur die nun schon zum dritten mal innerhalb weniger Filme als Location verwendete Windmühle genannt). Auch verliert der Film in der Schlussviertelstunde leider etwas von seinem vorherigen Schwung. Trotzdem ist Der unheimliche Mönch in Summe ein gelungener Film und unterhält sein Publikum durchgängig.
Wertung: 7,5 / 10

1966 – Der Bucklige von Soho
Ab 1966 war die Wallace-Welt nun also in Farbe – eine entscheidende Zäsur innerhalb der Filmserie. Der schwarz-weiss-Look hatte viel der unechten und teilweise auch billig wirkenden Ausstattung (eine Tendenz, die spätestens seit 1964 mehr und mehr zu Tage trat) noch kaschiert bzw ihr sogar einen eigenen Charme verliehen. In Farbe wirkte nun vieles lachhaft oder grotesk. Wenn im Buckligen beispielsweise eine ordinäre Feuerwehrspritze einen tödlichen überdimensionierten Bunsenbrenner doubeln soll (GF lässt schön grüssen) lässt sich das Lachen nicht mehr unterdrücken. Auch wurde im Buckligen soviel kopiert und recycelt wie nie zuvor. So ist die Story natürlich nix anderes als eine notdürftig abgeänderte Version der Toten Augen. Auch Vohrer kopiert gleich reihenweise eigene Kameraeinstellungen seiner früheren Werke (die spiegelnden Sonnenbrillengläser, die Closeups auf die Hände des Mörders, etcetc). Angsteinflössende Atmosphäre, Grusel oder die beliebten Nebelnächte sucht man im Buckligen hingegen vergebens, diese Serientrademarks wichen einer grell-bunten Trashoptik, bei der ein Mord ruhig auch mal an einem strahlenden Hochsommermittag erfolgen darf. Die eigentliche Überraschung beim Buckligen von Soho ist aber, dass der Film auf eigenartige Weise dennoch funktioniert. Das durch den Wolf gedrehte Tote Augen-Drehbuch hat immer noch genügend Klasse um den Film zu tragen. Auch Vohrers Können lässt sich nicht leugnen, so schafft seine Inszenierung es ein recht hohes Tempo zu halten und er liefert somit tatsächlich ein durchgehend unterhaltsames Trashspektakel ab.
Wertung: 6 / 10

1966 – Das Geheimnis der weissen Nonne
Die letzte deutsch-englische Wallace-Co-Produktion hebt sich stilistisch ähnlich stark von den rein deutschen Rialtofilmen ab wie ihre Vorgänger. Zwar kommt dies dem Film in sofern zu Gute, dass der Film somit optisch deutlich professioneller wirkt als gerade einige der direkten rein deutschen Vorgängerproduktionen. Andererseits ist die furchtbar konventionelle Inszenierung behäbig und der Verzicht auf die eigentlich Wallace-typischen Schock- und Gruselelemente wirkt sich ebenfalls alles andere als positiv auf den Film aus, der Film plätschert ohne Höhepunkte vor sich hin. Weltstar Stewart Granger ist zwar charmant und charismatisch wie eh und je, aber auch ihm gelingt es nicht der nur leidlich spannenden Mord- und Raubstory echtes Leben einzuhauchen. Sehenswert ist eigentlich allein Eddi Arent, der in seinem Wallace-Ausstand in einer weiteren ernsten Rolle zu überzeugen weiss. Der Rest des Films ist trotz des vergleichsweise hohen Aufwands langweilig.
Wertung: 4,5 / 10

1967 – Die blaue Hand
Nach der aufwändig produzierten weissen Nonne pendelt sich die Reihe mit der blauen Hand wieder im gewohnt trashigen Buckligen-Ambiente ein. Teilweise ist es fast schon unfassbar wie billig und unecht manche Kulissen hier wirken (wie die offensichtlich gemalten Bäume hinter den Fenstern der Irrenanstalt!!)! Der Trashfaktor mag zwar nicht das hohe Level des Buckligen erreichen, ernst nimmt sich diese Wallaceverfilmung aber auch zu keinem Zeitpunkt mehr. Leider hat Die blaue Hand nicht den Charme des Buckligen und ist daher trotz einiger netter Skurrilitäten auch kein durchgängig unterhaltsamer Spass. Der Irrenhaussubplot ist quasi 1:1 von der ja auch schon mittelmäßigen seltsamen Gräfin kopiert, der Rest hangelt sich zäh von Mord zu Mord. Kinski ist in seiner Doppelrolle zwar wie immer ein Genuss, aber bei dem lahmen Skript konnte auch sein Genius wenig retten.
Wertung: 4 / 10

1967 – Der Mönch mit der Peitsche
Nanu, ein mordender Mönch, der seine Opfer mittels Peitsche stranguliert und ein Mädchenpensionat in Angst und Schrecken versetzt, hatten wir das nicht schon? Nachdem man in Punkto Qualität zusehends die Messlatte tiefer ansetzte hatte man nun auch keine Skrupel mit dem Mönch mit der Peitsche ein Quasi-Remake des gerade mal zwei Jahre zuvor gedrehten Unheimlichen Mönchs zu drehen. Leider ist die zusätzliche Farbe aber nicht der einzige Unterschied zu Reinls ja durchaus gelungenem 65er Werk. Das Drehbuch fokusiert sich einzig und allein auf die Mordserie und die Täterfrage, die Hintergründe werden völlig wirr abgehandelt. Das Ganze gipfelt in einer der absurdesten Auflösungen aller Wallacefilme bei der gleich mehrere Kaninchen gleichzeitig aus dem Hut gezaubert werden. Des weiteren fällt sehr negativ ins Gewicht, dass die Figuren mittlerweile fast völlig austauschbar und damit nicht mehr interessant sind. Auch das Niveau der Darstellerriege ist deutlich zurückgegangen, Vollblutmimen wie Kinski, Pinkas Braun oder Fritz Rasp sucht man vergeblich. Die furchtbar künstlich wirkenden Studiosets, die billigen Locations und die sehr angestrengte Inszenierung von Vohrer tun ihr übriges dass der Mönch mit der Peitsche nur wenig Unterhaltungswert bietet und somit ganz weit unten im Wallaceuniversum anzusiedeln ist.
Wertung: 3,5 / 10

1967 – Der Hund von Blackwood Castle
Trash as trash can - so in etwa könnte man Rialtos Jubiläumswallace Der Hund von Blackwood Castle bezeichnen. Bei diesem Film ist alles so übertrieben, überzeichnet und überdreht dass von einem ersnsthaften Film eigentlich keine Rede mehr sein kann. Das Ganze pendelt irgendwo zwischen Bauernschwank, Boulevardkomödie und Helge-Schneider-Film, kann aber trotz allem nie wirklich unterhalten. Erneut krankt auch diese Produktion an dem wirren und lieblos zusammengeschusterten Drehbuch (man muss sich nur mal die Rollennamen „Humphrey Connery“ und „Douglas Fairbanks“ auf der Zunge zergehen lassen!), an blassen Charakteren und den auch nicht gerade zur Hochform auflaufenden Darstellern. Die Inszenierung Vohrers ist einfach nur enttäuschend und einfallslos, man wird das Gefühl nicht los, die gleiche Geschichte zum x-ten mal vorgeführt zu bekommen. Die Wallaceserie kam somit mit ihrem 25. Beitrag endgültig auf dem Niveau der Lümmelfilme oder ähnlichem an.
Wertung: 3 / 10
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Re: Der Edgar Wallace Thread

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Wie heisst es so schön: when the going gets tough, the tough gets going – in diesem Sinne hier nun der letzte (und mitunter schmerzhafte) Teil meines Wallace-Marathons:

1968 - Im Banne des Unheimlichen
Herrlich, nun also auch noch Zombies bei Edgar Wallace – darauf hat die Welt noch gewartet! Im Banne des Umheimlichen macht im Prinzip da weiter wo seine Vorgänger aufgehört haben und suhlt sich im schönsten Trashambiente: ein lachender Knochenmann, ein grotesk giftgrün geschminkter „Westinder“ oder ein Ballett tanzender Sir John pardon Sir Arthur. Glücklicherweise sind diesmal das Drehbuch sowie Vohrers Inszenierung etwas gelungener geraten und sorgen zumindest ansatzweise für so etwas wie vergnügliche Unterhaltung. Dennoch fällt auch hier wieder auf wie austauschbar die Charaktere mittlerweile geworden sind und wie wenig die Schauspieler diese noch zu prägen wissen (selbst ein Pinkas Braun bleibt im Unheimlichen weitgehend blass). Ein weiterer Pferdefuss (wie bei fast allen „neueren“ Wallacefilmen) ist die Tatsache, dass die Tathintergründe erst in allerletzter Sekunde offenbart werden statt wie in früheren Filmen Stück für Stück im Laufe des Filmes. Dadurch werden die Hintergründe völlig belanglos, uninteressant und austauschbar. Auch Der Unheimliche ist somit von einem guten Film meilenweit entfernt.
Wertung: 4 / 10

1968 – Der Gorilla von Soho
Hereinspaziert, hereinspaziert: es folgt das unangefochtene Trash-Meisterwerk aus dem Hause Wallace! Hatte man ja bereits bei den Vorgängern wenig Skrupel alte Filme quasi noch mal zu verfilmen schoss man mit dem Gorilla den Vogel ab. Man verfilmte doch tatsächlich das Tote Augen-Skript, welches ja schon beim Buckligen verwurstet wurde, einfach nocheinmal. Dieses mal blieben sogar viele Dialoge völlig unverändert und viele Szenen des Originals wurden von der Szenerie bis zur Perspektive einfach 1:1 runtergerissen. Leider sind alle Änderungen und Straffungen die Wendlandt und Vohrer am Originaldrehbuch vornahmen durch die Bank missraten. Auch Vohrers Inszenierung ist Lichtjahre von der seines Originals entfernt, gerade die klassischen Mordszenen sind lieblos und uninspiriert runtergekurbelt und gleichen (wie auch der Rest des Films) mehr einer Parodie. Alle Rollen sind deutlich schwächer besetzt als bei den Toten Augen, es wirkt als ob die 3. Besetzung auch mal ran durfte. Es wird chargiert und Overacting betrieben dass kein Auge trocken bleibt! Das Beste ist und bleibt aber der unfassbar hohe Trashgehalt: sei es nun das lächerlich unechte Gorillakostüm, das peinliche Verbrennungs-Make-up oder die Lachkrämpfe provozierenden Unterwasserszenen: das ist alles so herrlich schlecht gemacht, dass das Herz eines jeden Trash-Fans jubiliert. Die Krönung des Ganzen ist dann sicherlich der Pseudo-Puff inklusive jeder Menge verklemmt abgefilmter nackter Mädels und einem wild posierenden Bodybuilder – unfassbar! Das führt in Summe dazu, dass Der Gorilla zwar ein völliges filmisches Desaster darstellt, darüber hinaus aber tatsächlich (wenn auch zumeist unfreiwillig) über die ganze Filmlänge hinweg sehr unterhaltsam ist. Für alle Kenner und Liebhaber der Toten Augen ist es darüber hinaus noch ein ganz besonderes Vergnügen zu vergleichen, wie fast schon dilettantisch die beiden Könner Vohrer und Löb ihr eigenes Meisterwerk vergurkten.
Wertung: 5,5 / 10 (aufgrund des enorm hohen Unterhaltungswertes, unter rein filmischen Betrachtungspunkten wären 2 Punkte angebracht)

1968 – Der Mann mit dem Glasauge
Der Mann mit dem Glasauge war die Abschiedsvorstellung von Alfred Vohrer innerhalb der Wallace-Reihe und man ist angesichts des drastischen Qualitätsverlust seiner späten Werke versucht zu sagen: zum Glück! Glasauge reiht sich qualitativ und stilistisch weitgehend in den Reigen der Vorgängerfilme ein, punktet aber immerhin dadurch, dass die Story und auch der filmische Aufbau hier endlich einmal wieder leichte Variationen zu den in dieser Beziehung nahezu identischen Vorgängern bieten. Hierbei fällt vor allem die Motivation des Täters bzw. dessen Entlarvung positiv aus dem Rahmen. Auch wurden die (immer noch billigen) Kulissen deutlich geschickter eingesetzt und vieles der Ausstattung wirkt dadurch etwas professioneller. Das täuscht aber dennoch nicht über die zahlreichen Schwächen des Films hinweg, vorrangig die wieder einmal zähe und spannungsfreie Inszenierung. Der Film wirkt piefig und altbacken, die Besetzung um den mit typisch-drögem Derrick-Charme ermittelnden Horst Tappert ist wie bereits im Vorgänger zweit- bis drittklassig. Dass man auch auf zahlreiche der gewohnten Plattheiten nicht verzichten wollte (ein Scotland Yardler mit Stimmbruch, ein mittlerweile völlig zum Pausenclown degradierter Yard-Chef, Rauschgiftschmuggel in Billardqueues sowie Junkies, die ihr Heroin lieber herunterschlingen als es sich zu spritzen) „rundet“ den Film dann letztlich ab.
Wertung: 4 / 10

1969 – Das Gesicht im Dunkeln
Wallace goes Italy – in der ersten deutsch-italienischen Koproduktion der Wallaceserie (eigentlich war es ja eher eine italienische Produktion gesponsert mit etwas deutschem Geld) wurde vieles anders gemacht, aber leider nur weniges wirklich besser. Die positiven Aspekte am Gesicht im Dunkeln sind ohne Zweifel die erfrischend andere Geschichte. Endlich mal steht keine Mordserie inklusive absonderllich maskiertem Täter im Mittelpunkt des Films sondern stattdessen dreht sich alles um einen mysteriösen Unfallstod. Die daraus resultierende geheimnisvolle und zeitweise auch spannende Grundstimmung des Films wurde von Regisseur Freda ganz gut eingefangen. Des weiteren wuchert der Film mit einem bärenstarken Hauptdarsteller, Kinski dominiert den ganzen Film mit seiner einmaligen Präsenz. Leider gibt es auch genügend negative Dinge festzustellen, der gravierendste Punkt ist sicherlich die lahme und tempoarme Inszenierung. Ein paar nette Regieeinfälle (wie das im Intro gezeigte Ende) peppen das Ganze zwar auf, aber alles in allem ist das Gesicht im Dunkeln von der Inszenierung genauso dröge wie die späten Vohrer-Werke. Immerhin wirkt der Film deutlich wertiger und hat nicht diese typische Wallace-Farbfilm-Trashoptik. Allerdings sind die Spezialeffekte mehr als lächerlich, die ganz klar als Modelle zu erkennenden Autos und Züge waren auch 1969 nicht mehr akzeptabel (und wären es noch nicht einmal 1919 gewesen)!
Wertung: 4 / 10

1971 – Die Tote aus der Themse
Die letzte rein deutsche Wallace-Produktion aus dem Hause Rialto kommt leider über solides TV-Krimi-Niveau nie hinaus, hebt sich aber dennoch in einigen Punkten wohltuend von den recht desolaten Vorgängerfilmen ab. Die Story ist um einiges schlüssiger und abwechslungsreicher als alles was man seit 1966 zu sehen bekam. Ebenfalls profitiert der Film enorm davon, dass man fast ausschliesslich „on Location“ gedreht hat und endlich auf die billig und künstlich wirkenden Studiosets verzichtet hat. Hier kann man zusätzlich noch durch die sehr gut in die Handlung eingebauten Aufnahmen von bzw in London punkten. Auch auf Darstellerseite konnte man wieder auf ein besseres Ensemble zurückgreifen, Schürenberg, Glowna oder auch Peters spielen ihre Rollen sehr überzeugend. Leider ist auch dieser Film in seiner Inszenierung sehr behäbig und konventionell und zieht sich gerade im Mitteldrittel ganz gehörig. Auch die Täterfrage ist so offensichtlich wie selten zu beantworten. Dennoch ist Die Tote aus der Themse einer der besseren Vertreter unter den Wallace-Farbfilmen geworden.
Wertung: 5 / 10

1971 – Das Geheimnis der grünen Stecknadel
Stilistisch wie qualitativ unterscheidet sich dieser Film deutlich von den vorangegangenen Wallacefarbfilmen. Die deutsch-italienische Co-Produktion ist ein nach typischem Giallo-Muster gestrickter Reisser, der trotz seiner (für das Genre ja nicht ungewöhnlichen) schlichten Machart beachtliche Qualität vorzuweisen hat. Neben dem gelungenen Drehbuch überzeugt vor allem die erstaunlich spannende und effektvolle Inszenierung von Massimo Dallamano. Gerade die Mordsequenzen sind Giallo-typisch stark in Szene gesetzt. Generell ist der Film optisch absolut überzeugend und wirkt auch heute noch, obwohl ganz klar als Kind seiner Zeit erkennbar, nicht wirklich veraltet. Ein ganz großer Pluspunkt der Stecknadel ist ohne Zweifel Ennio Morricones fabelhafter Score für den es nur ein Wort gibt: Weltklasse! Die Besetzung spielt sehr solide, der etwas blasse Hauptdarsteller Fabio Testi gewinnt in der deutschen Fassung durch die gewohnt charismatische Synchro von Klaus Kindler enorm. Auf die üblichen Albernheiten wurde komplett verzichtet, wovon der Film sehr profitierte. Trotz der teilweise platten Dialoge und der Tatsache, dass der Film in der zweiten Hälfte etwas an Tempo verliert ist die Stecknadel der mit Abstand beste Wallace-Farbfilm und eine interessante Neuinterpretation der Wallaceserie.
Wertung: 7,5 / 10

1971 – Das Rätsel des silbernen Halbmonds
Der letzte Rialtowallace ist ebenfalls wieder ein lupenreiner Giallo – und ein gelungener noch dazu. Zwar erreicht der Halbmond nicht ganz die Qualität der Stecknadel, aber dennoch überzeugt er über die gesamte Laufzeit. Vor allem das clevere Drehbuch hebt sich wohltuend von den vielen 0815-Wallace-Skripts der Farbfilmära ab. Die Mörderhatz ist durchgehend spannend, die Mordszenen schön reisserisch inszeniert. Auch bei der Besetzung gibt es keine Ausfälle, Sabato spielt die Hauptrolle überzeugend und selbst Schätzchen Uschi Glas darf endlich mal etwas mehr spielen als nur das Püppchen vom Dienst. Leider kann man in der deutschen Fassung den Täter frühzeitig an seiner Stimme erkennen –
Spoiler
Martienzens Stimme ist auch verstellt unverkennbar – das hätte man besser lösen können (wobei DeFunes-Stammsprecher Martienzen kurioserweise auch in der Stecknadel den Mörder sprach um den von Günter Stoll gespielten Täter nicht vorzeitig über dessen ebenfalls prägnante Stimme zu verraten).
Trotzdem ist der Halbmond ein grundsolider Reisser und somit ein gelungener Abschluss der Reihe.
Wertung: 7 / 10


Abschliessend noch ein paar zusammenfassende Gedanken zur Wallaceserie: einige Parallelen zur Bondserie wurden in den Kurzkommentaren ja schon genannt, auffällig ist darüber hinaus, dass diverse Darsteller vor ihrem Auftritt in einem Bondfilm bereits auch in Wallacefilme auftraten, so
Gert Fröbe
Karin Dor
Ilse Steppat
Christopher Lee
Walter Gotell
Catharina von Schell
Yuri Borienko

Gerade bei den Stars Fröbe, Dor und Steppat waren ihre erfolgreichen Wallaceauftritte sicherlich auch mit ein Grund, warum sie für die damals erfolgreichste Filmserie der Welt in Betracht gezogen wurden.

Auch fällt auf, das diverse erfolgreiche Elemente der Bondfilme nach und nach auch ihren Einzug in die Wallace-Filme fanden. So wurden die zuvor eher schlicht gehaltenen Titelsequenzen ab Mitte der 60er Jahre deutlich aufwendiger und zB mit Standbildern von Filmszenen versehen. Die in den Bondfilmen so erfolgreichen Gadgets durften in den Wallacefilmen dann natürlich auch nicht fehlen, wenngleich die Umsetzung oftmals schon beinahe drollig ausfiel (man erinnere sich nur an die tödliche Feuerwehrspritze im Buckligen von Soho oder die tödliche Lackierpistole im Mönch mit der Peitsche!). Die Figur Sir John bekam ebenfalls immer mehr Elemente von Bonds Vorgesetztem „M“ verpasst, so erinnern seine Büroräumlichkeiten im Laufe der Zeit mehr und mehr an das klassische Büro des Secret Service-Bosses. Analog zu Miss Moneypenny bekam in der zweiten Hälfte der 60er dann auch Sir John mit Miss Mabel Finlay eine Vorzimmerdame, deren Annäherungsversuche an die Scotland Yard-Inspektoren ebenfalls nicht von Erfolg gekrönt sind. Auch Wallace-Stammkomponist Peter Thomas konnte sich dem Einfluss der Bondfilme nicht ganz entziehen und schrieb mit dem Titelstück zu Im Banne des Unheimlichen einen typischen (und noch dazu gelungenen!) Bondsong ganz im Stil von Klassikern wie Goldfinger oder Thunderball.

Eine weitere Auffälligkeit innerhalb der Wallaceserie ist die scheinbare Unabhängigkeit von filmischer Qualität und wirtschaftlichem Erfolg. Bereits in der Hochphase der Serie zu Beginn der 60er waren qualitativ allerhöchstens mittelmäßige Werke wie Das Geheimnis der gelben Narzissen, Die seltsame Gräfin oder Die Tür mit den sieben Schlössern erstaunlich erfolgreich während ein sehr gelungener Film wie Das Rätsel der roten Orchidee dagegen einen ziemlichen Absturz an der Kinokasse erlebte. Noch auffälliger sind dann aber die weitgehend konstanten Zuschauerzahlen bei den Filmen zwischen 1966 und 1969, in einer Phase also in der sich die Qualität der Filme drastisch verringerte. Wenn man bedenkt, dass der durchschnittliche Wallacefilm in dieser Zeit immer noch über anderthalb Millionen Zuschauer ins Kino lockte und das trotz des immer noch hohen Outputs, der zahlreichen Epigonen sowie großer Konkurrenz von Seiten der Bondwelle und durch die Einführung des Farbfernsehens ist dies schon verblüffend.

Weit mehr als auf die Qualität reagierte das Publikum innerhalb der Wallaceserie negativ auf Veränderungen des üblichen Schemas, nahezu alle stilistischen Ausnahmefilme wurden an der Kinokasse entsprechend abgestraft. Als Resultat ging Wendlandt in der zweiten Hälfte der 60er keinerlei Experimente mehr ein und liess Freddy Vohrer im Prinzip ein halbes Dutzend mal den gleichen Film drehen. Die ebenfalls eher verhalten aufgenommenen späten Giallo-Reisser führten dann endgültig zu Wendlandts Entschluss die Serie zu beenden. Schade, denn gerade die beiden letzten Werke hätten durchaus Potenzial als Ausgangspunkt für eine Neuorientierung der Serie gehabt. Interessanterweise verhält es sich bei Wallace sehr ähnlich wie bei den Karl May-Filmen, die ja nach einigen Jahren auch vom wesentlich innovativeren Genre des Italo-Western abgelöst wurde. Bei Wallace war es dann das Giallo-Genre, dass die Zeichen der Zeit deutlich besser erkannt und umgesetzt hat.

Mein Fazit nach einem Monat Wallace-Marathon: es war hochinteressant, noch mal werde ich so etwas aber sicherlich nicht mehr machen. Gut ein Drittel der Filme ist qualitativ derart fragwürdig, dass ich mir diese vermutlich zukünftig gar nicht mehr anschauen werde. Zum Glück gibt es darüber hinaus auch genügend echte Klassiker, auf die ich mich auch in Zukunft freuen darf.
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Re: Der Edgar Wallace Thread

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Das Geheimnis der grünen Stecknadel - Massimo Dallamano

Gerade zum erste Mal gesehen. In der deutsche Fassung, die um ca 13 - 14 min kürzer läuft als die Italienische, die auch eine ganz anderen Titel trägt (Was habt ihr Solange angetan?), und um einiges drastischer ist.
Ein lupenreiner Giallo, der hier als Wallace vermarktet wurde, und in Italien (und sonstwo) sicher nicht. Und er enthält auch viel von den typischen Schwächen und Stärken des Giallo. Vor allem viel nackte Haut und süße Mädchen lassen die Handlung schon fast in den Hintergrund treten. Den Mörder habe ich gleich richtig getippt, der Hintergrund blieb immerhin bis kurz vor Ende rätselhaft.
Nett. 6/10

Re: Der Edgar Wallace Thread

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Maibaum hat geschrieben:Den Mörder habe ich gleich richtig getippt, der Hintergrund blieb immerhin bis kurz vor Ende rätselhaft.
Die Idee, den Mörder von Luis DeFunes-Stammsprecher Martienzen sprechen zu lassen um den Zuschauer auf der Mördersuche zu verwirren, obwohl es ja ein deutschsprachiger Darsteller mit ebenfalls sehr markanter Stimme ist (will nicht noch mehr spoilern) war aber schon cool, oder? (wenn auch nicht wirklich was neues, da Jürgen Roland 1960 in seinem Roten Kreis das gleiche auch schon mal gemacht hat)

Ich mag die Stimmung des Films sehr gern, Morricones Score trägt ungemein dazu bei.
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Re: Der Edgar Wallace Thread

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AnatolGogol hat geschrieben:
Maibaum hat geschrieben:Den Mörder habe ich gleich richtig getippt, der Hintergrund blieb immerhin bis kurz vor Ende rätselhaft.
Die Idee, den Mörder von Luis DeFunes-Stammsprecher Martienzen sprechen zu lassen um den Zuschauer auf der Mördersuche zu verwirren, obwohl es ja ein deutschsprachiger Darsteller mit ebenfalls sehr markanter Stimme ist (will nicht noch mehr spoilern) war aber schon cool, oder?
Wenn es mir aufgefallen wäre eventuell ...

Re: Der Edgar Wallace Thread

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Maibaum hat geschrieben:
AnatolGogol hat geschrieben:
Maibaum hat geschrieben:Den Mörder habe ich gleich richtig getippt, der Hintergrund blieb immerhin bis kurz vor Ende rätselhaft.
Die Idee, den Mörder von Luis DeFunes-Stammsprecher Martienzen sprechen zu lassen um den Zuschauer auf der Mördersuche zu verwirren, obwohl es ja ein deutschsprachiger Darsteller mit ebenfalls sehr markanter Stimme ist (will nicht noch mehr spoilern) war aber schon cool, oder?
Wenn es mir aufgefallen wäre eventuell ...
hahaha, immer diese Synchronfetischisten :lol:
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Re: Der Edgar Wallace Thread

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Hab mir mal wieder "Die Blaue Hand" angesehen.

Der Film gehört auf jeden Fall zu den besten Wallace-Streifen. Er ist eigentlich durchgehend perfekt und schwächelt erst am Ende bei der Auflösung. Hier hat man leider etwas geschludert, bzw. hat man zu viele Informationen zu schnell verbraten.
Spoiler
Die Hintergrundgeschichte von Anthony hätte man getrost weglassen können und die Auflösung mit Richard als Boss geht auch viel zu schnell von statten als das man diese als Publikum wirklich nachvollziehen könnte. Selbst nach mehrmaligen zurückspulen wird immer noch nicht klar, warum Richard kriminell wurde und was er als "Boss" genau gemacht hat.
Aber jetzt mal wieder zu den guten Seiten des Films, die auch deutlich überwiegen:

Die Schauspieler sind eigentlich alle top. Hier sind vor allem Carl Lange und Albert Bessler hervorzuheben. Nur Danneberg und Parten als Brüder von Kinski und Körner finde ich etwas blass.
Spoiler
Richard Haller als "blaue Hand" gehört auch zu den besten Killern der Reihe und wirkt vor allem auch in Zusammenspiel mit der schön gruseligen Schlosskulisse.
Der Soundtrack ist ebenfalls sehr gelungen und auch die Regie durch Vohrer ist wie immer perfekt!

Edit by Casino Hille: Ich habe mal zwei Spoiler entsprechend getaggt.
#London2024

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."

Der unheimliche Mönch (mit der Peitsche)

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Der unheimliche Mönch

Es ist Mitternacht, als im uralten, ehrfürchtigen Schloss Darkmoor, welches längst zum Mädcheninternat umfunktioniert wurde, der Schlossherr sein Leben auf dem Sterbebett aushaucht. In seinem letzten Atemzug vermacht er das gesamte beachtliche finanzielle Erbe von 2 Millionen Pfund seiner einzigen Enkelin Gwendolin. Doch der älteste Sohn Richard ermordet den Notar und behält das Testament unter Verschluss, in der Hoffnung, seine Geschwister erpressen zu können, nun jenes (ohne Testament unter ihnen gleichmäßig aufgeteilte) Erbe selbst in den Händen halten zu können, von einer großzügigen Ausnahme von 10 Prozent abgesehen, versteht sich. Bald jedoch geschehen merkwürdige Dinge in dem altem Familiensitz. Mädchen verschwinden bei hellichtem Tageslicht, zwischen den verschiedenen Erben entbricht ein Machtkampf, ein Inspektor kommt bei einer Nacht und Nebelaktion auf mysteriöse Weise ums Leben und zu allem Überfluss soll auch noch ein mordender peitschenschwingender Mönch auf dem Schlosshof sein Unwesen treiben...

Liebhaber gut geschriebener und perfekt besetzter Whodunnits werden bei diesen Zutaten selbstredend an Harald Reinls Genrebeitag "Der unheimliche Mönch" aus dem Jahre 1965 denken, der im Zuge der zahllosen Edgar Wallace Verfilmungen (die oft nicht weniger als den Titel mit den Romanvorlagen gemein hatten) in den Kinos erschien und unter Fans der Reihe als einer der besten Ableger gilt. Und dies nicht zu Unrecht! Trotz bewährter Kriminalfilm-Muster weiß Reinls finsteres Gruselkabinett auf ganzer Linie zu überzeugen. Der "Winnetou"-Regisseur erweist sich in der 80 Minuten kurzen Erzählung als der ideale Vertreter hinter der Kamera, um die Mönchsgeschichte mit dem nötigen Maß an Spannung und Nervenkitzel zu versehen. Spielerisch leicht entwirft er in der kühlen Schwarz-Weiß-Optik dank der wundervollen Innenausstattung Darkmoors und vielen schönen, tiefen Einstellungen, die im Laufe der Zeit eine hervorragende und bestechend übersichtliche Szenengeographie vermitteln, eine stimmige Gruselatmosphäre, welche sich vor vergleichbaren internationalen Konkurrenzwerken der damaligen Zeit nicht zu verstecken braucht und von Reinl noch dadurch verstärkt wird, dass er lange vorhersehbare Passagen entwirft, um die Erwartungen des Zuschauers in deren letzten Momenten kongenial auf den Kopf zu stellen. Angenehm unaufgeregt weiß Reinl, eine Stimmung zu entfachen, in der der Zuschauer im erträglichen Sinne mit dem Thema "Mädchenhandel" konfrontiert wird und dennoch angeregt mitfiebernd sich den Kopf darüber zerbrechen kann, welche der vielen finsteren Gestalten es wohl auf die arme unschuldige Gwendolin abgesehen hat und welche Rolle der titelgebende Mönch in dem Komplott der Darkmoor-Bande spielen mag.

Gestützt wird die gelungene Geschichte nicht nur durch die tollen Dialoge der Drehbuchautoren J. Joachim Bartsch und Fred Denger, die pointierten Humor mithilfe des Butlers Smith (gespielt von dem unvermeidlichen und immer wieder köstlichen Eddi Arent) effizient als Bruch der Gruselstimmung einsetzen, ohne dabei zu sehr die Bremse durchzudrücken, sondern auch von den wunderbaren Darstellern, die allesamt eine tolle Leistung zeigen. Neben Arent sticht vor allem die sehr zentrale Karin Dor heraus, die als Gwendolin im Mittelpunkt des Interesses steht und eine gewohnt starke Performance abgibt, die glaubhaft und authentisch scheint. "Der Ölprinz" Harald Leipnitz ist als ermittelnder Scotland Yard Vertreter ebenso erfreulich lebhaft, wird von den skurrileren Charakteren jedoch in den Schatten gestellt, allen voran Siegfried Lowitz und Hartmut Reck (großartig!), die als verschlagene geldgierige Halunken formidabel in Erscheinung treten, erwähenswert natürlich auch Rudolf Schündler in der Rolle des leider etwas unfreiwillig komischen Brieftaubenbesitzers Short, die wunderbare Ilse Steppat als Internatsvorsitzende mit dem Herz am rechten Fleck und der erste Filmauftritt von Uschi Glas als eines der Darkmoor-Mädchen. Insgesamt also eine prominente und in fast allen Fällen geglückte Besetzung, welche enorm dazu beiträgt, dass die große Frage nach der Auflösung der Mönchsidentität ihren Reiz erhält und erheblich davon profitiert, dass die Anzahl der eigenwilligen Exzentriker unter den Charakteren erheblich größer als ihre Gegenspieler scheint.

So kann man "Der unheimliche Mönch" als ein Whodunnit ohne Schnörkel betrachten, welches vornehmlich seine Charaktere und Mysterien in den Mittelpunkt stellt und auf Nebenplots großzügig verzichtet und die visuelle Inszenierung pragmatisch dazu nutzt, den Zuschauer geschickt in die Irre zu führen. Ein wenig schade ist trotz aller Sorgfalt der formal ansprechenden Inszenierung nur, dass die entführten Darkmoor-Mädchen etwas zu knapp charakterisiert werden, sodass deren Entführungen fast zur Nebensache geraten, so wie gleichzeitig der Umstand etwas enttäuscht, dass mit dem ansteigenden Tempo der letzten Viertelstunde durch vermehrte Schauplatzwechsel zwar die Rasanz der Aktionen steigt, die schaurige Atmosphäre aber auch etwas verloren geht. Zwei kleinere Geniestreiche hat Reinls Film dann aber Gott sei Dank noch im Petto, um diese zwangsläufigen Schwächen verschmerzbar zu gestalten: Da wäre zum einen die grandiose und irrwitzig furios-schmissige Titelmusik des Komponisten Peter Thomas, die sofort ins Ohr geht und noch lange nach Einsatz des Filmendes nachgesummt werden kann und jenes Ende selbst, welches mit einer der überraschendsten Auflösungen aller Edgar Wallace Filme aufwarten kann und sich trotz aller anfänglicher Befremdlichkeit im Nachhinein als konsequenter und folgerichtiger Kniff behaupten kann, der ein zweites bedachtes Ansehen glatt alleine rechtfertigt.

Fazit: Als letzter Schwarz-Weiß-Film der langlebigen Edgar Wallace Verfilmungen unter der Aufsicht des Produzenten Horst Wendlandt hält "Der unheimliche Mönch" seinen Klassiker-Status in allen Ehren. Harald Reinl glückte mit der originellen Zusammenführung bekannter Horror- und Kriminalfilm-Klischees ein spannendes und fein inszeniertes Rätselraten um den ominösen Mönchsgewand-Träger, welches auch bei einer kritischen Zweitsichtung inhaltliche Kohärenz beweist und dank der wohl gewählten Schauspieler bei aller Dialoglastigkeit eine unterschwellige Spannung beibehält, die sich immer nur dann in den kurzen und musikalisch exzessiv untermalten Momenten entlädt, in denen die Titelfigur ihr mörderisches Werk ohne Erbarmen vollzieht.

8/10
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Der Edgar Wallace Thread

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Der unheimliche Mönch ist der letzte gute unter den "echten" Wallace-Filmen. Sehe ihn aber dennoch ein bisschen kritischer als du, vor allem wegen des für mich hier doch sehr blassen Leipnitz und dem deutlich abfallenden Schlussdrittel. Die Auflösung ist in der Tat interessant, aber weniger weil sie so unerwartet kommt (es gibt doch diverse Hinweise den Film über, gerade weil doch einiges deutlich anders ist als im Serienstandard, was eigentlich schon sehr deutlich auf die Schlusspointe hinweist) als mehr weil man es angesichts eines der langjährigsten Rollenklischees im deutschen Film kaum glauben mag, dass der Film hier diese Karte tatsächlich ausspielt. Mönch ist dann auch der erste Film, der die - zumindest gemessen an den Serienstandards - "Sexploitation" innerhalb Wallace einleitet. Dadurch unterscheidet sich der Film dann ebenfalls von seinen Vorgängern, aber wer schaut nicht gerne zu angesichts solcher Schönheiten wie Ute Levka oder der späteren Juhnke-Gattin Susanne Hsiao, noch dazu derart leichtbekleidet.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"