Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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Sartana kommt…. (1970)

Hatte mich letzte Woche ja mal fachkundig zu Spaghetti-Western beraten lassen. So bin ich auf Sartana gestoßen, den man auf Netflix schauen kann.

Die Story ist wendungsreich und recht launig. In Summe ist der Film aus meiner Sicht wie eine Mischung aus dem Ur-Django und Good, Bad, Ugly. Dem ersteren ist er sogar etwas überlegen.

Es wird sehr viel geschossen und gestorben. Trotzdem wirkt der Film nicht sonderlich brutal, vor allem weil kaum Blut zu sehen ist. Dafür gibt es ein paar nette Gadgets, die teils recht ulkig eingebaut sind. Gerade bei der Szene in der Mine kam ich mir vor wie bei Jim Knopf und Emma von der Augsburger Puppenkiste 😉.
❤️☮️🧘🏻‍♂️

Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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There is a lonely train
Called the 3:10 to Yuma
The pounding of the wheels
Is more like a mournful sigh
There's a legend and there's a rumour:
When you take the 3:10 to Yuma,
You can see the ghosts
Of outlaws go riding by
In the sky
'Way up high ...

Schnell ein paar lose Gedanken zu "Zähl bis drei und bete": Ein unglaublicher Film, bei der Zweitsichtung nochmal um ein Vielfaches intensiver als beim eh schon intensiven ersten Mal. Glenn Ford dürfte nie besser als hier gewesen sein, wie er den charmanten Outlaw, der bei Frauen gut ankommt und seinen Kontrahenten mit wenigen Blicken bereits durchschaut hat, ist eine Sensation. Auch Van Heflin spielt großartig auf und das subtile Psychoduell zwischen den beiden Kontrahenten ist so unerhört spannend, so großartig raffiniert geschrieben und löst sich dermaßen befriedigend auf, dass der Film ein absoluter Genuss ist. Wie viel in diesen 90 Minuten erzählt und verhandelt wird, wie fantastisch Delmar Daves die Figuren baut und präsentiert und wie "leicht" das alles aussieht, wie mühelos unaufdringlich er diese großartigen Aufnahmen aneinanderreiht, ganz große Klasse!

Es gibt so viele kleine Momente, die es mir angetan haben. Besonders die zwei Interaktionen von Glenn Ford mit den weiblichen Gegenübern (einmal verführt er die bezaubernde Felicia Farr, das andere Mal weckt er ungeahntes Verlangen in Leora Dana) sind Gänsehaut-Momente, aber alles im Hotelzimmer ist nicht minder gelungen, und der letztliche Showdown in seiner schnellen und sich überschlagenden Weise hat genau das richtige Tempo und ist eindringlich gefilmt und geschnitten. Einfach ganz toll, ich komme ins Schwärmen, aber wie könnte ich nicht? Zudem einiges durchaus entfernt an "Zwölf Uhr mittags" erinnert, immerhin ein weiterer Favorit für die Ewigkeit meinerseits.

Obwohl es natürlich das Remake von 2007 gibt, welches den heutigen Sehgewohnheiten sehr viel mehr entspricht als der 57er Klassiker, ist er seinem Nachfolger doch deutlich überlegen. Es ist einfach eine helle Freude, diesen zwei ausgefeilten und vielschichtigen Charakteren zuzuschauen und zuzuhören, die da in gerade einmal anderthalb Stunden aufgebaut und entwickelt werden und sich aneinander die Zähne ausbeißen. Und am Ende, als Van Heflin eigentlich gar keinen Grund mehr hätte, Glenn Ford zum Zug nach Yuma zu bringen, als all seine vorherigen äußeren Motivationen wegbrechen und ihm seine Unterstützer abspringen, macht er trotz des Flehens seiner Frau weiter, dem sicheren Tod entgegenschauend, weil … naja, weil ein Mann eben tun muss, was ein Mann tun muss.

10/10, und ich würde ihn am liebsten direkt nochmal sehen.
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Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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Ein 10er ist das für mich nicht, aber die 9 ist locker drin.
Daves ist hier über das hinaus gegangen wozu er an sich fähig war, oder anders ausgedrückt, hier kommt all das konzentriert zusammen, was in seinen anderen Western (die aber alle gut sind) nur teilweise zu finden war, oder jedenfalls nicht in dieser durchgehenden Qualität.
Was mir beim letzten Anschauen noch so richtig positiv auffiel, war die sehr atmosphärische Ausleuchtung, vor allem auch der Innenraum Szenen.

Ich denke das ist einer der schönsten Western der 50er, einem Jahrzehnt in dem ja unendlich viele "klassische" Western gedreht wurden.

Das Remake ist dagegen eine riesige Enttäuschung. Ein toller Stoff, und dann noch die passend exquisite Besetzung dazu, und dann kommt da so eine Gurke heraus. 3/10
Tja, James Mangold im Genre Film ... viel Spaß mit Indy 5 ...

Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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Maibaum hat geschrieben: 17. Mai 2023 09:31 Ein 10er ist das für mich nicht, aber die 9 ist locker drin.
Mag an meine Euphorie liegen, dass ich da die Höchstnote zücke (und ich vergebe sie ja auch generell einfach etwas häufiger als du). Aber Zahlen sind am Ende Zahlen, und auch nicht mehr. Wichtiger ist das Statement: Was für ein geiler Film! :) Die Ausleuchtung ist auch noch ein Faktor, toll das du es erwähnst, das ist super atmosphärisch und trägt ganz viel zur psychologischen Spannung und Stimmung bei. Ach, das ist großartig, was sie aus dem eh schon starken Stoff (Kennst du die Kurzgeschichte von Elmore Leonard?) rausholen und wie die Darsteller sich die Bälle zuspielen, was für herrlich unkompliziert großartige Aufnahmen gelingen, wie spannend sich alles konsequent und schlüssig verdichtet …
Maibaum hat geschrieben: 17. Mai 2023 09:31 Das Remake ist dagegen eine riesige Enttäuschung.
Das Remake habe ich nicht mehr gut genug im Kopf, nur einmal gesehen (und das auch noch vor dem Original), aber ich erinnere mich, dass Russell Crowe sehr stark darin ist (wie eben absolut immer, Crowe ist ein Biest!), und die Geschichte durch einige Actionszenen künstlich gelängt wird, auf eine Art und Weise, die man sofort bemerkt. Und das Ende, das weiß ich auch noch, das Ende war scheiße, die letzten 10-15 Minuten waren so doof und an den Haaren herbeigezogen, grausam. Ich hab mir damals direkt durchgelesen, wie das Original endet, weil ich nicht glauben konnte, dass ein Film mit so einem blöden Schluss ein Klassiker geworden sein soll und das Ende im Original ist dann ja auch nochmal deutlich anders und vor allem sehr viel besser.
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Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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Ich hab den seinerzeit mi 8,5 bewertet und bin inzwischen bei einem Punkt mehr. Das ist einer der besten Western, die ich kenne.

„Western Noir"

Als Glenn Ford 1978 in die „Western Performers Hall of Fame" aufgenommen wurde, war eine weitere Genreikone im „Western-Olymp" angekommen. Man sagt Ford nach, er sei neben John Wayne der am schnellsten ziehende Westernstar gewesen. Wenn er auch heute häufig auf seine zahlreichen Westernauftritte reduziert wird, bei genauerer Betrachtung seiner Filmographie offenbart sich die erstaunliche Bandbreite eines überaus vielseitigen Schauspielers.
Seinen Durchbruch in Hollywood feierte er 1946 an der Seite Rita Hayworths im Noir-Klassiker Gilda. In den 1940er und 1950er Jahren gehörte Ford zu den beliebtesten und zugkräftigsten Darstellern der Traumfabrik. Zu seinen Westernengagements gesellte sich auch der ein oder andere Auftritt in Hollywoods Schwarzer Serie. Hier konnte er einmal das Image des strahlenden (Revolver-)Helden abstreifen und abgründigere Charaktere verkörpern. 1957 sollte er die Gelegenheit bekommen, beides miteinander zu verbinden ...

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Und nein, auch das Remake ist ein toller Western.
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Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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Also ich kann da jetzt nicht ernsthaft diskutieren, denn den hab ich zuletzt vor über 10 Jahren gesehen und kann mich nur noch erinnern, dass ich ihn mochte. Da müsste ich erst mal wieder eine weitere Sichtung folgen lassen, um da konkret argumentieren zu können. Auch das Original hab ich seit Jahren nicht mehr gesehen, die obige Kritik ist ja schon von 2007, die würde ich heute sicher etwas anders schreiben.
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Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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Maibaum hat geschrieben: 17. Mai 2023 18:29 Das Remake betrachte ich als erzähltechnische und inszenatorische Katastrophe.
Ich kann da leider auch nicht mehr so richtig mitreden, nur einmal gesehen und wirklich zu lange her. Aber ich weiß noch, wie blöde das Ende war, die letzten 15-20 Minuten haben mir den Film damals regelrecht vergrätzt. Das Original muss alleine deshalb schon das um Welten größere Erlebnis sein.
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Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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Ja, das Ende fand ich auch komplett mißlungen, aber es gab auch vorher schon einige auffallend doofe Szenen und Wendungen. Details weiß mich auch fast keine mehr, obwohl ich ihn 2 x gesehen habe, aber ich fand ihn beim 2. Mal sogar noch schwächer.
Was ich aber noch weiß ist, daß der Abgang von Peter Fonda extrem dämlich gemacht war.

Ich glaube, das ebenfalls wenig überzeugende Mag 7 Remake ist da noch der etwas bessere Film.

Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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Der war ok, aber auch weit von davon entfernt ähnliche Knöpfe zu drücken wie das Original. Aber es ist auch schwierig Remakes von solchen Klassikern zu machen, die in die Filmgeschichte eingegangen sind und längst im Legendenparadies schlummern. Man kann so etwas im Prinzip gleich lassen, aber Neuinterpretationen klassischer Stoffe hat es schon Immer gegeben, nicht nur im Film.
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Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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Im Falle von Mag 7 wäre es gar nicht so schwierig ein besseres Remake zu drehen, da der Sturges Film auch nicht so gelungen ist. Das Konzept lässt sich doch eigentlich locker jederzeit in einen neuen Film übertragen, und tolle Schauspieler gibt es zuhauf. Auch wenn es in dem speziellen Fall sicher schwierig ist eine so legendäre Besetzung zusammen zu bekommen, konnte ja keiner ahnen daß die fast alle berühmter wurden als der Star.
Aber was den 3 Fortsetzungen, wie auch dem Remake ganz entscheidend fehlt, ist einfach mal ein paar originelle Ideen zu haben, statt nur mit wenig Einfällen eine Schablone auszufüllen.

Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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Da gebe ich dir teilweise recht. Als Jugendlicher fand ich das "Original" deutlich besser, es war einer meiner Lieblingswestern. Inzwischen ist die Euphorie ein wenig verflogen, aber ich mag ihn noch immer. Und der Film war bereits selbst ein Remake.
Meinst du die wurden fast alle berühmter als Yul Brynner? McQueen vielleicht, Bronson vielleicht auch, aber der Rest? Selbst Coburn würde ich in Sachen Berühmtheit nicht vor Brynner sehen, Buchholz sicher nicht.

Die drei Fortsetzungen habe ich als völlig belanglose in Erinnerung, aber auch das ist eine Weile her.
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Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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Möglich, er war da schon auf dem Zenit. Und dass die fast alle noch sehr bekannt werden würden ist schon ein Glücksfall. Allerdings war der Film soweit ich weiß schon bei Veröffentlichung sehr erfolgreich. Zu seiner Legendenbildung hat dann aber sicher auch die inzwischen namhafte Besetzung beigetragen.
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Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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Maibaum hat geschrieben: 19. Mai 2023 13:19 Ja, das Ende fand ich auch komplett mißlungen, aber es gab auch vorher schon einige auffallend doofe Szenen und Wendungen. Details weiß mich auch fast keine mehr, obwohl ich ihn 2 x gesehen habe, aber ich fand ihn beim 2. Mal sogar noch schwächer.
Ich werde ihn mir wohl die Tage nochmal ansehen. Aus der Erinnerung heraus hatte ich damals den Eindruck, dass die Geschichte häufig durch Action "unterbrochen" wird, die eigentlich den Plot nicht nennenswert voranbringt – und das ergab dann im Nachhinein in Kenntnis dessen, dass es sich um ein Remake handelt, auch plötzlich sehr viel Sinn. Aber gut: Statt weiter mit Halbwissen zu argumentieren, gucke ich lieber nochmal rein (und mache vielleicht 15 Minuten früher aus).
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