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Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 16. Januar 2023 11:15
von AnatolGogol
Agent 009 hat geschrieben: 16. Januar 2023 10:37 Das Original natürlich. :)
Guter Mann. :) Ich mag den auch ganz gern in einer kompromisslosen Andersartigkeit.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 16. Januar 2023 11:26
von Casino Hille
Ich war jetzt 4-mal innerhalb von weniger als zwei Wochen in "The Banshees of Inisherin", obwohl ich gerade auch sehr viel anderes zu tun habe. Das ist ein Film, der mich auf allen Ebenen wegbläst, bei dem keine Frage, kein Anspruch offenbleibt. Ich genieße jedes Mal neue und andere Elemente des Drehbuchs, ich entdecke jedes Mal eine Gefühlslage, eine kleine Verschiebung der Tonalität, die mir vorher verborgen geblieben ist. Das ist schlicht sensationelles Kino, anspruchsvoll, tiefgründig, unterhaltsam, oft sehr lustig, aber die meiste Zeit eher sehr traurig und bitter, mit einem Ende, so fulminant, dass es ständig in meinem Kopf präsent ist. Hätte ich Zeit, würde ich noch mehr schreiben, aber vielleicht schaffe ich das zum Heimkino-Start ja, wenn es jemand noch ausführlicher braucht. 10/10, und vermutlich (eher: ganz sicher) habe ich hierin bereits meinen Top-Film 2023 entdeckt.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 16. Januar 2023 15:17
von vodkamartini
Vorsicht, Mission Impossible 7 und Fast 10 kommen noch. :P

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 16. Januar 2023 17:11
von RumbleFish
Die letzten 5 (alle dieses Jahr gesehen):

1. Avatar 2 - 7/10
Klar etwas "fürs Auge", das größe Manko ist jedoch die typisch einfach gehaltene "Blockbuster"-Story. Mochte ihn im Großen und Ganzen mehr als Teil 1.

2. Glass Onion - 6/10
"Knives Out" avancierte zu einem meiner absoluten Lieblingsfilme. Lag natürlich auch an Setting, Cast und Story. All das macht Teil 2 schlechter. Zudem missfällt mir der "Humor" in diesem Teil. Das geht besser, aber auch schlechter.

3. The Northman - 6,5/10
Ich weiss noch nicht wirklich was ich von diesem Film halten soll. Die Story ist ("ähnlich wie in Avatar 2) eine klassische Rachestory, jedoch mit Plot Twist. Was hier meiner Meinung nach gut funktioniert ist das Übernatürliche, mythologische - sogar besser als in "Vikings" wie ich finde. Zudem sei der Cast gelobt. Und was die Settings betrifft ist er atemberaubend. Das lässt oft über eher langweiligere Dialoge hinwegsehen.

4. House of Gucci - 6,5/10
Großartiges Thema, großartiger Soundtrack, allerdings beginnt House of Gucci recht vielversprechend und flacht dann immer mehr ab. Die Dramatik rund um die zerbrechende Ehe kaufe ich keinem der Darsteller so richtig ab. Der Film glänzt eher dann, wenn alles rund um Gucci glänzt. Nimmt dieser Glanz ab, vermag es der Film nicht die Abgründe und Schatteneiten authentisch darzustellen.

5. Im Auftrag des Teufels - 8,5/10
Obwohl ich ein großer Pacino Fan bin, habe ich diesen FIlm bis vor Kurzem nie gesehen. Leider gehört er auch zu den Filmen die für meinen Geschmack am Ende deutlich zu skurill werden. Dennoch besticht er durch großartiges Schauspiel der Hauptdarsteller, allen voran Al Pacino.
Allein das und auch die Idee hinter dem Film machen ihn für mich sehenswert. Nicht die beste Story, aber eine Story die mich unterhält.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 18. Januar 2023 19:43
von Patrice
Gemini Man (2019)
Eigentlich habe ich den Film weniger aufgrund der Story oder guten Bewertungen gekauft, sondern vielmehr weil die 4K-Disc als Referenzscheibe gilt. Diese bietet neben Dolby Atmos und Dolby Vision auch HFR. Im Vergleich zu Avatar 2 wird der vollständige Film mit 60 FPS wiedergegeben. Aber im Gegensatz zu Avatar konnte ich mich trotz der knapp 2 Stunden Laufzeit nicht so recht dran gewöhnen. Für meinen Geschmack funktioniert HFR während Actionszenen sehr gut, aber in den ruhigen Momenten stört es überwiegend. Zudem wirken die Effekte etwas mäßiger, da bei diesem Film das CGI auch nur mittelmäßig ist.
Der Film an sich ist auch nur Mittelmaß. Für nen actionreichen Abend vorm Fernseher ganz gut, man sollte aber keine ausgeklügelte Story oder starke Charaktere erwarten.
Die 4K-Disc würde ich jedoch auch als Referenzscheibe ansehen. Der Ton ist gut (die Atmos-Hochtöner könnten jedoch häufiger angesteuert werden), dafür ist die Bildqualität hervorragend. Die Disc dieses Films dürfte auch einer der wenigen Filme sein, die überhaupt in HFR zur Verfügung stehen.

5,5/10

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 18. Januar 2023 21:49
von Gernot
Casino Hille hat geschrieben: 27. Dezember 2022 22:29 Banausen! Da irrt ihr euch allesamt. :wink: Ich finde, da sind so viele Gänsehaut-Momente drin, ganz unglaublich. Diese finale Montage habe ich sicher 50-mal gesehen, andere Szenen zumindest ähnlich häufig, und es läuft mir immer noch kalt den Rücken runter. Das Teil ist so spannend, dass es mich x-fach fesseln kann. Vielleicht sogar ein Fall für meine Top 20 of all time. Sensationell.
Habe die Beiträge zu TTSS leider erst jetzt gelesen und stimme hier mit Hille voll überein. Was für ein grandioser Spionagefilm. Auch in meinen Top-20, definitiv.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 20. Januar 2023 18:02
von Patrice
Eine kurze Übersicht meiner bisher geschauten Filme im Januar (die geschauten Bond-Filme lasse ich mal außen vor).

1. Hostiles - Feinde (6,5/10)
Starker Anfang, mittelmäßiges Ende. Schön nochmal Scott Wilson gesehen zu haben. Der Film versucht zu Beginn manche Charaktere zu sehr zu entwickeln.

2. Der denkwürdige Fall des Mr. Poe (4/10)
Recht schwacher und belangloser Film. Anfangs gut, im Mittelteil mäßig und bis auf einen netten Twist auch eher ein lahmes Ende. Herry Melling nervt mich unheimlich.

3. Avatar: The Way Of Water (8,5/10)
Mehr dazu im entsprechenden Thread.

4. Crisis (6,5/10)
Netter Action-Thriller mit 3 separaten Handlungssträngen. Mal etwas anderes, in Summe aber nichts außergewöhnliches.

5. Star Trek Beyond (6/10)
Die ersten beiden Teile haben mir besser gefallen. Die Effekte sind teils grausam und in 4-5 Szenen extrem schlecht.

6. Top Gun: Maverick (9/10)
Einfach ein guter Film, der jedes Mal Spaß macht.

7. Imitation Game (8/10)
Ein Film, der bei mir wahrscheinlich 6-7 Jahre im Regal versauerte. Hätte ich ihn mal früher geguckt. Hat mir sehr gut gefallen. Toller Cast und eine tolle Geschichte (die in den ersten 5 Minuten allerdings etwas unrund erzählt wird).

8. Mission: Impossible (6,5/10)
Guter Einstieg in die Reihe, aber ein sehr merkwürdiges Ende und über die gesamte Spielzeit hier und da langatmig.

9. Saboteure (6/10)
Die erste Hälfte gefällt mir sehr gut, die zweite wirkt etwas wirr.

10. Gemini Man (5,5/10)
Tolle Technik auf der 4K-Scheibe, mittelmäßiger Film.

11. Es geschah am hellichten Tag (7/10)
Ein klasse Gerd Fröbe, der leider etwas zu kurz kommt. Sonst eine „tolle“ Geschichte und packend inszeniert.

12. Brügge sehen… und sterben (3/10)
Nahezu ein Totalausfall. Die erste Stunde (bis auf 2-3 Szene) für den weiteren Filmverlauf aufs Äußerste irrelevant. Sobald Ralph Fiennes auftaucht wird’s besser, aber immer noch nicht gut. Vom häufig genannten Humor keine Spur. Das lustigste war der Turmwächter (Wir… Haben… Heute… Ge…schlossen). Nach den positiven Kritiken meine größte Enttäuschung in diesem Jahr.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 21. Januar 2023 12:27
von HCN007
iHaveCNit: Shotgun Wedding (2023) – Jason Moore – Leonine
Deutscher Kinostart: 19.01.2023
gesehen am 20.01.2023
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 12 – Reihe 16, Platz 15 – 20:00 Uhr


Was ist „Shotgun Wedding“ ? - klingt wie der schlechte Name eines Rappers aus Berlin oder auch einen Waffenladen im gleichnamigen Stadtteil Berlins. Ist es aber nicht. Bei „Shotgun Wedding“ handelt es sich um eine massentaugliche, launige Action-Komödie mit Jennifer Lopez und Josh Duhamel in den Hauptrollen.

Tom und Darcy wollen heiraten. Dafür hat man sich nicht nur eine Insel samt Hotelanlage gemietet, sondern auch einen großen Teil der buckligen Verwandtschaft samt einiger überraschender Gäste eingeladen. Doch nicht nur klassische Kleinkriege der Verwandtschaft bei der Party am Vorabend, ein paar chaotischer Zwischenfälle und die Torschlusspanik beim Brautpaar sorgen dafür, dass die Heirat gefährdet ist – eine Gruppe von Guerilla-Piraten stürmt die Insel und nimmt die Hochzeitsgesellschaft als Geisel. Nur das Brautpaar konnten die Guerilla-Piraten noch nicht fangen. Und nun es liegt es an Tom und Darcy ihre Liebsten, ihre Liebe und ihre Hochzeit zu retten.

Ich versuche immer möglichst neutral einem Film gegenüber zu treten und mit einer gewissen Vernunft und Begeisterungsfähigkeit den Film anschließend zu werten – und in allen Fällen bekommt der Film eben die bestmögliche Wertung, die ich im geben würde. So ist es auch im Fall von „Shotgun Wedding“. Wenn ich mir so anschaue, wie gut gefüllt mein Kinosaal bei der Vorstellung gewesen ist und welchen Spaß das Publikum durchaus an dem Film hatte, wird sich der Film sicherlich ein paar Wochen in den Kinos halten. Vom qualitativen und durchaus auch leicht thematischen Standpunkt bewegt sich der Film im Fahrwasser von zum Beispiel „The Lost City“ und „Ticket ins Paradies“ aus dem letzten Jahr. Wenn es um zum Beispiel Jennifer Lopez geht, hat sie mich zuletzt sowohl in „Hustlers“ und „Marry Me“ begeistert – wenn es um „Shotgun Wedding“ geht, trifft das leider nicht mehr ganz so zu. Der Film ist eine sehr launige Heirats-Action-Komödie geworden, die trotz einem klaren Handlungsverlauf sich sehr viel Mühe gibt, möglichst überfrachtet, überdreht und chaotisch zu wirken. Sei es in der Chemie zwischen Jennifer Lopez´ Darcy und Josh Duhamels Tom und sei es auch innerhalb der Hochzeitsgesellschaft sowie den Guerilla-Piraten. So ganz kann sich der Film mit seiner Tonalität auch nicht dazu entscheiden, ob er das mit der Hochzeit und den Klischees ernst meint oder satirisch auf die Schippe nehmen möchte – da hat es zuletzt bei „Violent Night“ in Bezug auf Weihnachten wesentlich besser gepasst. Trotz allem war der Film durchaus unterhaltsam und einige Ideen bezüglich der Action-Elemente waren durchaus kreativ, passend und wenn es um die grafische Darstellung geht auch derb, was dem Film dann doch noch ganz gut getan hat. So gut, dass ich mir am Ende keine Schrotflinte mit Munition kaufen wollte, um mein Kinoticket zu schroten. Heiraten will ich das Ticket aber auch nicht.

„Shotgun Wedding“ – My First Look – 5/10 Punkte.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 21. Januar 2023 13:20
von Mr.Chrismas Jones
Endlich mal einer der mit dem verrückten "Brügge-Film" auch nichts anfangen kann. Dabei fand ich die Besetzung echt erstklassig.
Aber das war absolut nicht mein Humor, alles wurde so in die Länge gezogen und immer so viel gelabert, auch wenn es ab und zu einen guten Spruch gab. Dennoch reichte das alles nicht um mich zu begeistern. War echt nicht mein Film.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 21. Januar 2023 14:18
von 00T
Brügge hat total viel Humor, nur funktioniert der eben so, wie eigentlich bei allen Filmen von Martin McDonagh, dass gerade die grotesken und humoristischen Elemente erst die Tragik des ganzen Geschehens richtig transportieren. Denn in seinem Kern ist das ein tieftrauriges Drama und toll geschriebenes Charakterstück, und die erste Stunde des Films ist natürlich essenziell für alles, was im letzten Drittel des Films geschieht. Ich liebe gerade diese Mischung aus pechschwarzem Humor und Tragik, die einem in die Magengrube schlägt, kann aber verstehen, dass das nicht jedermann so geht. Dazu sind die Schauspielleistungen in diesem Film exzellent, und bis vor ein paar Tagen hätte ich nie gedacht, dass Colin Farrell seine tolle Leistung in diesem Filmn je übertreffen könnte - bis er und McDonagh mich eines besseren belehrt haben.
Das einzige, was ich dem Film wirklich vorwerfen kann, ist daher, dass McDonagh's Nachfolgefilme "Three Billboards outside Ebbing, Missouri" und "The Banshees of Inisherin" noch besser sind.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 21. Januar 2023 14:36
von Patrice
Wofür ist die erste Stunde essenziell? Am wichtigsten ist ja nur die Szene in der Kirche und dass Kennenlernen des kleinwüchsigen Schauspielers (obwohl selbst das in diesem Maße nicht nötig war). Und wir erfahren, dass sich die Protagonisten gut leiden können. Aber das hätte man wunderbar in max. 15 Minuten erzählen können.
Es gab im Film 5 Schmunzler (übergewichtige Amerikaner, Platzpatrone, der Kleinwüchsige holt das Bier von der für ihn zu hohen Bar herunter, „ein Besucher auf dem Turm hatte gestern einen Herzinfarkt“, „wir haben heute geschlossen“), aber von richtigen Lachern und Humor (wie z.B. bei Hot Fuzz) ist es für mich meilenweit entfernt. Auch der Charakter von Fiennes ist gegen Ende einfach dumm geschrieben „Man muss zu seinen Prinzipien stehen“… kompletter Nonsens.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 21. Januar 2023 15:47
von Casino Hille
00T hat geschrieben: 21. Januar 2023 14:18 Brügge hat total viel Humor, nur funktioniert der eben so, wie eigentlich bei allen Filmen von Martin McDonagh, dass gerade die grotesken und humoristischen Elemente erst die Tragik des ganzen Geschehens richtig transportieren.
Ja, stimmt, aber "Brügge" finde ich auch eher wenig gelungen, weil zu sehr spürbar ist, dass McDonagh in Quentin-Tarantino- und Guy-Ritchie-Gefilden hausieren gehen will. Eine richtig eigene Sprache hat er da meines Erachtens noch nicht, sondern es ist ein Ausprobieren in Fahrwassern, die andere geprägt und letztlich besser beherrscht haben. Er ist dann mit jedem Film eigenständiger geworden und "The Banshees of Inisherin" ist schon jetzt einer der großen Filme der 2020er, ein Künstler auf der Höhe seines Könnens..

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 22. Januar 2023 16:37
von HCN007
iHaveCNit: Babylon (2023) – Damien Chazelle – Paramount Pictures
Deutscher Kinostart: 19.01.2023
gesehen am 21.01.2023
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 2 – Reihe 16, Platz 20 – 16:00 Uhr


In der Riege von jüngeren Filmemachern, die mich zu begeistern wissen, findet sich auch ein Damien Chazelle wieder. Ich erinnere mich gerne daran, dass mich Chazelle mit „Whiplash“ begeistern konnte. Nach dem Besuch seines „La La Land“ kam ich sehr sehr lange nicht aus dem Gefühl der Euphorie heraus und sein „Aufbruch zum Mond“ hat mich immersiv an den Rand des spannungsgeladenen Deliriums gebracht. Umso gespannter war ich, in welche Ekstase mich sein neuer Film „Babylon – Im Rausch der Ekstase“ bringen wird.

Im Los Angeles der 20er-Jahre treffen auf einer Party des Produzenten Don Wallach mehrere unterschiedliche Menschen und Träume zusammen. Der junge Set-Assistent Manny Torres will sich zu einem bedeutenden Mann hinter den Kulissen hocharbeiten, die junge Schauspielerin Nellie La Roy träumt von der großen Karriere als Schauspielstar, der etablierte Schauspielstar Jack Conrad ist gerade auf der Höhe seiner Kunst angelangt und möchte dort auch bleiben – und auch ein junger afroamerikanischer Trompeter und eine chinesische Variete-Sängerin haben ihre Träume in einem Hollywood, dass in den kommenden Jahren einen Wandel vom Stumm- zum Tonfilm erleben wird. Ein Wandel, der für alle inmitten von feiernden Exzessen mit vielen Herausforderungen und Rückschlägen verbunden sein wird.

„Babylon“ ist mit über 3 Stunden Laufzeit ein unfassbares Biest von einem Film, dass als Epos gleichermaßen Chazelles Liebeserklärung an ein noch sehr junges Hollywood, ohne es zu glorifizieren und zu verklären. Viel eher wird der Mythos der Traumfabrik in gewisser Art und Weise kritisiert, entzaubert, entmystifiziert und dekonstruiert. Auf sehr ehrliche Art und Weise zeigt der Film, wie viel Blut, Schweiß, Tränen und diverse andere Körperflüssigkeiten damals neben dem üblichen Alkohol geflossen sind, wenn es um die Ambitionen aller Beteiligten gegangen ist und ihren Kampf, sich in dieser Welt zu behaupten und einen Platz zu finden. Und wie viele auch von diesem Kampf verschlungen worden sind. Nicht nur dass, auch die Rolle von Rassismus, Sexismus und Schmutzkampagnen finden hier ihren Platz. Der Film legt zu Beginn mit einer unfassbaren Kraft ein Tempo vor und es gelingt ihm nicht ganz, dieses Tempo über die gesamte Laufzeit von den über 3 Stunden zu halten. Audiovisuell ist der Film eine Wucht. Die Kamerafahrten, die Schnitte, der Sound und auch die übertrieben gute Musik von Justin Hurwitz sind in einem regelrechten Fluss und geben dem Film eine unfassbare Energie – die einen genau wie die im Film Beteiligten in einen Rausch und eine Ekstase versetzen kann. Des weiteren sorgt die gesamte Ausstattung des Films von den Sets, den Kostümen, des Make-Ups und dem Haardesign für eine stimmige Atmosphäre des Films. Wenn es um das Schauspiel geht, mag der eher unbekannte Diego Calva als einer der Hauptprotagonisten einen richtig guten Job machen, jedoch geht er ein wenig unter, wenn man sich anschaut, wie gut Margot Robbie und Brad Pitt in diesem Film sind. Von den ekzessiven Partys über im wahrsten Sinne atemberaubenden Drehs bis hin zu den ruhigen intimen Momenten liefert der Film sehr viel. Vielleicht ein wenig zu viel, um hier den Fokus zu behalten. Dennoch ist Chazelle in seinen Filmen vor allem auch für seine beeindruckenden Abschlüsse bekannt – und hier hat Chazelle mich in Staunen und Gänsehaut versetzt – kann aber auch verstehen, wenn einen das, was hier als Schlusspointe des Films gesetzt wird, ein wenig aus dem Film herausziehen könnte. Ich gehöre jedoch nicht zu dieser Gruppe und war fasziniert und begeistert.

„Babylon“ – My First Look – 9/10 Punkte.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 23. Januar 2023 00:35
von 00T
Patrice hat geschrieben:Wofür ist die erste Stunde essenziell?
Ich halte eine ausführliche Einführung von Charakteren und ihren Beziehungen zueinander in einem charaktergetriebenen Film für essenziell. Die Aktionen von und der Konflikt zwischen Farrell, Gleeson und auch Fiennes im zweiten Teil des Films ergeben sich ja schließlich auch aus dem, was der Film uns vorher über sie erzählt, und ich denke nicht, dass die Abhandlung dieser Entwicklungen in 15 Minuten funktioniert hätte. SIcher kannst du alles noch kürzen, aber dadurch gehen dann auch wichtige Sachen verloren. Um zB den Schmerz des Farrell-Charakters ordentlich aufzuzeigen, reicht die Szene in der Kirche nicht. Ich muss auch sehen, wie er daran leidet, wie er versucht, wieder an etwas Freude zu finden. Der Zwiespalt, in den Brendon Gleeson gestürzt wird, als die wahre Intention hinter dem Brügge-Aufenthalt klar wird, dominiert ja die erste Hälfte des Films, und lässt die letztliche Entscheidung des Killers, seinen Kollegen nicht umzubringen, so schwerer wiegen. Zudem gibt es so einige tolle Dialoge in der ersten Hälfte, die ich bestimmt nicht missen möchte.
Patrice hat geschrieben: von richtigen Lachern und Humor (wie z.B. bei Hot Fuzz) ist es für mich meilenweit entfernt
Ist ja auch nicht diese Art von Humor. Die Komik steckt ja oft in den teils rabenschwarzen Dialogen und absurden Situationen. So halte ich die Absurdität eines Berufskillers, der seinen Freund umbringen möchte und ihn dann aber am Selbstmord hindert, für sehr komisch. Der Witz ist ja gerade, dass einem das Lachen oft im Halse stecken bleibt, weil die SItuation es eigentlich verbietet. Das ist keine Schenkelkloper-Komödie à la Hot Fuzz. Aber wenn du da die Komik nicht drin sehen kannst, werde ich dir das kaum erläutern können. Über den eigenen Sinn für Humor zu streiten hat bekanntlich wenig Sinn.
Patrice hat geschrieben: Auch der Charakter von Fiennes ist gegen Ende einfach dumm geschrieben „Man muss zu seinen Prinzipien stehen“… kompletter Nonsens.
Das ist kein Nonsens, sondern ergibt sich klar aus dem, was Fiennes vorher selbst über sich sagt. Ich finde das sehr geschickt, wie der Film diese SItuation aufbaut.
Casino Hille hat geschrieben: Ja, stimmt, aber "Brügge" finde ich auch eher wenig gelungen, weil zu sehr spürbar ist, dass McDonagh in Quentin-Tarantino- und Guy-Ritchie-Gefilden hausieren gehen will.
Interessant, das würde ich am ehesten noch über "7 Psychos" sagen. Dass auch der Brügge-Film sich da, gerade in den Dialogen, durchaus an Tarantino und Co. orientiert, würde ich gar nicht bestreiten, aber ich finde schon, dass dort auch bereits eine eigene Handschrift erkennbar ist. Gerade diese Mischung aus Humor und Tragik, wo ja oft die lustigen Szenen eigentlich sehr tragisch sind und die tragischen Szenen eine gewisse Komik beinhalten, lässt sich doch hier auch schon gut erkennen, auch wenn er das in seinen späteren FIlmen sicher noch mehr ausspielt.
Bei den Banshees stimme ich dir aber uneingeschränkt zu, der Film hat mich absolut begeistert.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 23. Januar 2023 01:13
von GoldenProjectile
Gerade Bruges und Banshees habe ich in McDonaghs Handschrift als relativ gut vergleichbar wahrgenommen, in der Art wie sie mit schwarzem Humor "locken", aber diesen dann in tieftrauriger Tragik ersticken. Generell habe ich McDonaghs Filme alle als recht konstant in Erinnerung, alle im Bereich 7 Punkte, Billboards vielleicht etwas höher.

Hmm, Hot Fuzz ist also eine Schenkelkloper-Komödie? Ist das etwas Gutes oder Schlechtes?