Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Ach du Scheiße! (2022) – Lukas Rinker – Neopol Film
Deutscher Kinostart: 20.10.2022
gesehen am 24.10.2022
Capitol & Palatin Mainz – Palatin 4 – Freie Platzwahl – 20:30 Uhr


Ich stehe auf abgefahrene Filmideen. Vor keine Ahnung wie langer Zeit habe ich irgendwann Anfang des Jahres eine Nachricht über einen Film gelesen, der mein Interesse definitiv geweckt hat und für mich zu einem der meist erwarteten Filme des Jahres gezählt – und mich definitiv nicht enttäuscht hat. Es geht hier um den Debütfilm des aus dem Raum Rhein-Main stammenden jungen Filmemachers Lukas Rinker, der den treffenden Titel „Ach du Scheiße!“ trägt. Warum der Film sogar für mich am Ende des Jahres einer der besten deutschen Filme ist, darauf komme ich noch zu sprechen.

Gerade noch im Traum ein zu Münchner Freiheits „Ohne dich“ tanzendes Erotikmodel gesehen, wacht der Architekt Frank benommen und verletzt in einem umgestürzten Dixiklo auf. Einfach aufstehen geht nicht weil einer seiner Arme ist von einer Metallstange durchbohrt ist. Als er langsam zu Sinnen kommt, bekommt er über Lautsprecherdurchsagen und Beobachtungen mit, dass sein Dixiklo mitten auf einer Abbruchsstelle liegt, auf dem in einer halben Stunde eine Sprengung stattfindet. Ihm bleibt nur noch wenig Zeit herauszufinden, wie er in diese missliche Lage gekommen ist und wie er wieder aus dieser Lage rausfindet.

Überlebenskämpfe auf engem Raum sind filmisch gesehen sehr effektiv. Bei der Idee des Films könnte einem klar „Buried“ mit Ryan Reynolds in den Sinn kommen – nur eben in einem Dixiklo. Doch mir kam bei der Sichtung ein anderer Film in den Sinn – Danny Boyles „127 Hours“, der einen auf wahren Begebenheiten beruhenden ähnlichen Überlebenskampf auf engem Raum liefert.
„Ach du Scheiße!“ ist eine großartige Genreperle geworden, die eine Mischung wunderbar ausbalanciert – Von sowohl ernstem Survivalthriller als auch Provinzkomödie und Splatter-Body-Horror-Trash-Film – all das balanciert der Film großartig in seinen 90 Minuten aus und er schafft es sogar, dass man in den witzigen, überzeichneten und durchaus übertriebenen Exzessen inmitten von Dreck, Blut, Schweiß und Fäkalien den Film immer noch mit einer Prise Ernst betrachten kann und der Film sich durchaus auch Ernst nehmen darf und kann. Der Film nutzt im Rahmen seiner Möglichkeiten ebendiese vollumfänglich aus und lässt das Dixiklo selbst zu einem lebendigen Set werden, dass seine ganz eigene Rolle im Film spielt. Darstellerisch nimmt man dem von Thomas Niehaus gespielten Architekten Frank den verzweifelten, ideenreichen Überlebenskampf zu jeder Minute ab und Gedeon Burkhard funktioniert prächtig als potentieller Bürgermeister, Bauunternehmer und Antagonist des Films, der gleichwohl ernst als auch als humoristische Karikatur gesehen werden kann. Die blutigen, brutalen, überzeichneten Gewaltexzesse können genauso Ernst genommen und nicht als Fremdkörper betrachtet werden und die letzten Konsequenzen im Überlebenskampf haben die Härte eines „127 Hours“ und dagegen sind selbst die Überlebenskämpfe der Saw-Reihe meiner Meinung nach harmloser. Mein Schlussfazit kann bei dem Film nur die Fortsetzung des Filmtitels mit dem Ausspruch „... ist der Film gut und unterhaltsam“ lauten.

„Ach du Scheiße!“ – My First Look – 9/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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Sondervorstellung
iHaveCNit: Girl Gang (2022) – Susanne Regina Meures – Rise and Shine Cinema
Deutscher Kinostart: 20.10.2022
gesehen am 25.10.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 20:45 Uhr

In der Reihe „Schamlos Harmlos – Die Reihe für Queer-, Sex- und Subkultur“ der Arthouse-Kinos Frankfurt gab es den von Susanne Regina Meures inszenierten Dokumentarfilm „Girl Gang“. Leider musste die Vorstellung selbst ohne ein Interview oder eine gefilmte Einführung der Regisseurin auskommen, so dass ein Fachgespräch am Ende leider nicht möglich gewesen ist. In „Girl Gang“ hat die Regisseurin die zu Beginn der Dokumentation 14-jährige Leonie Balys und ihre Eltern ganze 4 Jahre begleitet. Leonie ist als „leoobalys“ in den sozialen Netzwerken bekannt und als Influencerin für ihre Generation ein Idol und „Star“. Der Film liefert einen sehr intimen, auch teils sehr harten und tragischen und auch kritischen Blick in das Leben von Leonie, die in jungen Jahren inmitten des Drucks, der von ihren Eltern, ihren Followern und auch von Werbepartnern gefangen ist und trotz ihrer enormen Reichweite und des doch schon größeren Reichtums in ihrer Körpersprache sehr viel von Traurigkeit, Leere und Einsamkeit herauslesen lässt. Demgegenüber stellt die Regisseurin auch Melanie vor, eine Followerin von Leonie aus Bad Tölz und welchen durchaus auch erschreckenden, toxischen Einfluss die parasoziale Nähe von Influencern zu ihren Followern haben kann und dass beide Seiten dadurch eigentlich nur traurig, leer und einsam zurückgelassen werden.
„Girl Gang“ - My First Look – Ohne Wertung
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Re: Zuletzt gesehener Film

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Das schwarze Quadrat

Ein Forumskollege hatte diesen Film immerhin in seinen Top 25 des Jahres 2021, Filmstarts vergibt satte 4,0 von 5 Sternen, eine deutsche Gaunerkomödie, was soll da schon schiefgehen? Natürlich alles.

Marcel Reich-Ranicki sagte einmal: Ich lache gerne, aber nicht unter meinem Niveau. Daran musste ich gestern denken, als ich mich fragte, ob der Film das Problem ist oder ob ich es bin. Habe ich das Lachen verlernt, die Fähigkeit, mal loszulassen, einfach unkomplizierten Spaß zu haben? Nein, die Wahrheit ist, dass dieser Film auf allen Ebenen so erbärmlich ist, dass es über ein gelegentliches, anfänglich noch wohlwollendes Schnauben nicht hinausging. Denn hier stimmt buchstäblich nichts, gar nichts. Nicht die Dialoge, nicht das Tempo, nicht das Timing. Ein verkrampfter deutscher Film, wie ihn selbst ein Detlev Buck kaum schlechter drehen könnte. Von der ersten Einstellung an ist klar, dass hier wieder mal die üblichen Knallchargen am Werk sind, die in jeder Sekunde bemüht sind, ein Feuerwerk an Gags zu zünden, aber nur Rohrkrepierer am Fließband produzieren. Selbst Szenen, die Potential hätten (etwa der Showdown auf der Zauberbühne), gehen einfach nur fürchterlich in die Hose. Unglaubwürdige Schauspieler inklusive der renommierten Sandra Hüller, die ich einfach nicht mag, affiger Slapstick, nicht nachvollziehbare Drehbuchentscheidungen, gespickt mit völlig deplatzierten Gewaltausbrüchen - hier ist die deutsche Komödie mal wieder am Tiefpunkt angelangt.


Ad Astra

Eure jüngsten Diskussionen haben mich neugierig gemacht. Ich mag ja das SciFi-Genre sehr, gerne auch in seiner etwas anspruchsvolleren Variante, also eher "Interstellar" oder "Sunshine" als "Star Trek Discovery". Und so wundert es auch nicht, dass ich mit "Ad Astra" sehr viel anfangen konnte. Da gibt es visuell wirklich faszinierende Momente, sie wurden bereits aufgezählt, auch die Aufnahmen vom Neptun fand ich überwältigend. Brad Pitt sehe ich ohnehin immer gerne, überrascht war ich allerdings, dass Donald Sutherland noch lebt, der war doch schon bei "Space Cowboys" (2001) uralt. Die Auflösung des Vater-Sohn-Konflikts bzw. der Gefährdung (inwiefern und wodurch genau ist das ganze Universum bedroht und wer ist dafür verantwortlich) hat vielleicht nicht vollständig überzeugt, das schien mir etwas überhastet entworfen. Davon abgesehen ein rundes Vergnügen.
Zuletzt geändert von ollistone am 26. Oktober 2022 14:42, insgesamt 2-mal geändert.
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."

Re: Zuletzt gesehener Film

10369
ollistone hat geschrieben: 26. Oktober 2022 10:11 überrascht war ich allerdings, dass Donald Sutherland noch lebt, der war doch schon bei "Space Cowboys" (2001) uralt.
Zu Donalds Ehrenrettung sei gesagt, dass er in Clints Weltallausflug auch bewusst älter dargestellt wurde, als er es im echten Leben mit seinen damals gerade mal 64 Jahren war (u.a. durch falsche 3. Zähne und falsche Halbglatze). :)
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Zuletzt gesehener Film

10370
iHaveCNit: Bros (2022) – Nicholas Stoller – Universal
Deutscher Kinostart: 27.10.2022
gesehen am 28.10.2022
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 11 – Reihe 16, Platz 15 – 20:00 Uhr


Mich haben in den letzten Jahren auch durchaus immer mal Filme begeistern können, die die gleichgeschlechtliche Liebe zwischen Männern zum Gegenstand hat, meistens im eher nischigen Arthouse-Sektor durch großartige Filme wie Xavier Dolans „Matthias & Maxime“ sowie Luca Guadagninos „Call Me By Your Name“. Doch im Bereich klassischer Rom-Coms ist die Repräsentation noch etwas ausbaufähig. „Bros“ von Nicholas Stollas schickt sich an, das zu ändern. „Bros“ hat mich begeistern können, auch wenn der Blick in die USA verrät, dass der finanzielle Erfolg leider ausbleibt und vorwiegend der traditionell-konservative, rechte Teil des Landes natürlich seine Probleme mit „Bros“ hat.

Bobby Leiber ist schwul, Podcaster, Aktivist und Museumsleiter eines Museums für die Geschichte der LGBTQ+-Geschichte. Doch nicht nur das. Mit mittlerweile 40 Jahren betrachtet er sich als emotional unfähig zu Bindungen. Bis er eines Abends im Club auf den gut aussehenden Aaron trifft, der ebenfalls seine Probleme mit Bindungen zu haben scheint. Eine Begegnung, die das Leben beider Männer ändern und auf die Probe stellen wird.

„Bros“ ist eine nach den klassischen, klischeehaften Regeln gestrickte Rom-Com geworden, die auch zeigt, dass es bei gleichgeschlechtlicher Liebe und Sexualität eben ähnliche Herausforderungen gemeistert werden müssen wie im üblichen heteronormativen Sinne klassischer Rom-Coms im Sinne „Boy meets Girl“. Das Interessante an Bros ist, dass er durchaus stellenweise in sich selbst ein Meta-Kommentar auf sich selbst ist. Am Drehbuch war auch Hauptdarsteller Billy Eichner beteiligt, der auch wie sein Co-Darsteller Luke McFarlane selbst homosexuell ist und damit im Film einen feinen, aus seiner Perspektive leicht authentischen Blick auf das Dating als Homosexueller liefert und mit welchen Herausforderungen und Klischees das Ganze verbunden ist. Natürlich liefert der Film auch einen leichten Blick in die Szene selbst und die Klischees und Widersprüche innerhalb von sowohl homosexuellen Männern als auch der LGBTQ+-Community, die aber weder aufklärend und belehrend in den Film integriert sind, sondern als in sich stimmiges Milieu etabliert werden, indem der Film spielt. Auch wenn nicht unbedingt jeder Gag des Films für mich gezündet hat und der Hauptprotagonist seine Sympathien erst erspielen muss, hatte ich meinen Spaß an „Bros“ und verstehe an der Stelle nicht, warum sich ausgerechnet ein traditionell-konservativer, rechter Teil der Gesellschaft durch einen solchen Film getriggert und angegriffen fühlt. Das ist kein Film für euch und was habt ihr für einen Anspruch an die Sexualität und sexuelle Identität anderer Personen ? Ich bin der Meinung, dass es hier konsequent um Koexistenz statt Konkurrenz gehen sollte und das nicht-heteronormative und heteronormative Beziehungen in unserer Welt und Gesellschaft gleichermaßen einen Platz verdient haben – und das auch auf der großen Leinwand des Kinos.

„Bros“ – My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10371
iHaveCNit
Spotlight-Sneak 02.11.2022
Überraschungsfilm in OmU mit unbekanntem Kinostart
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 4, Platz 9 – 21:00 Uhr


Spotlight Sneak Nummer 19 des Jahres 2022 für mich !

Wie immer ein Überraschungsfilm mit unbekanntem Kinostart aus dem Programm der Arthouse-Kinos Frankfurt – meist aus der kommenden oder übernächsten Kinowoche – Mit Anmoderation, gelegentlichem Gewinnspiel und am Ende darf eine Wertung abgegeben werden.

Das Ranking an der Stelle:

1. Come On Come On (1,9) / Der schlimmste Mensch der Welt (1,9)
2. Abteil Nr. 6 (2,0) / Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush (2,0)
3. One Of These Days (2,1) / Triangle Of Sadness (2,1)
4. Belfast (2,2) / Was geschah mit Bus 670 ? (2,2)
5. Eine Sekunde (2,4)
6. Licorice Pizza (2,5) / Die Magnetischen (2,5) / Peter von Kant (2,5)
7. Spencer (2,7) /Sundown (2,7) / Mona Lisa and the Blood Moon (2,7)
8. Massive Talent (2,8) / November (2,8)
9. Der Gesang der Flusskrebse (2,9) / Das Glücksrad (2,9)
10. France (3,4)
11. Willkommen in Siegheilkirchen (4,6)

Der Hinweis war folgender:
Das heutige Filmland haben wir traditionellerweise eher selten bei uns auf den Leinwänden präsent, was schade ist, kommen in den letzten Jahren vermehrt starke Geschichten und Produktionen von dort. Der heutige Überraschungsfilm geht für die geheimnisvolle Nation als Beitrag für die Oscarverleihung 2023 als bester Internationaler Film ins Rennen. Für viele Sehnsuchtsort, mythendurchtränkt und definitiv touristisch immer eine Reise wert!

So manchmal kommt es auch vor, dass ich auf dem einen oder anderen Film schlafe und diesen auch nicht auf meinem Schirm habe. Das war dieses Mal der Fall. Der Film schafft es jedoch nicht ins reguläre Programm der Arthouse-Kinos und die Möglichkeiten nach dieser Sneak sind für mich eher rar gesät, womit diese Exklusiv-Vorstellung auch meine einzige Sichtung in den Kinos bleibt.

Die Auflösung:
In der gestrigen SPOTLIGHT-Sneak haben wir euch das isländische Sozialdrama BEAUTIFUL BEINGS von Guðmundur Arnar Guðmundsson gezeigt. Der Film ist isländischer Oscar-Kandidat von 2023 und startet bundesweit am 10.11. in den deutschen Kinos.
Bisher ist leider kein regulärer Start in den Arthouse Kinos Frankfurt geplant, daher handelte es sich bei der gestrigen Vorstellung um eine exklusive Frankfurt-Premiere. In einem isländischen Küstenstädtchen wird ein in der Schule brutal gemobbter 14-jähriger Junge von drei Gleichaltrigen zunächst fast widerwillig in ihrer Gang aufgenommen. In einem von schwerer Gewalt, Aggression und Verwahrlosung bestimmten Alltag erleben die neuen Freunde zusammen Abenteuer und Katastrophen, bei denen ihr enger Zusammenhalt der einzige Lichtblick ist.
Eure Bewertung = 2,0
Note 1 = 36x
Note 2 = 22x
Note 3 = 11x
Note 4 = 9x
Note 5 = 0x
Note 6 = 1x
Die kommende Spotlight-Sneak findet dann wieder am 16.11. in der Harmonie statt. Wir freuen uns auf euch.


Das Ranking an der Stelle:

1. Come On, Come On (1,9)
Der Schlimmste Mensch der Welt (1,9)
2. Abteil Nr. 6 (2,0)
Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush (2,0)
Beautiful Beings (2,0)
3. Triangle Of Sadness (2,1)
One Of These Days (2,1)
4. Belfast (2,2)
Was geschah mit Bus 670 ? (2,2)
5. Eine Sekunde (2,4)
6. Licorice Pizza (2,5)
Die Magnetischen (2,5)
Peter von Kant (2,5)
7. Spencer (2,7)
Sundown (2,7)
Mona Lisa And The Blood Moon (2,7)
8. Massive Talent (2,8)
November (2,8)
9. Der Gesang der Flusskrebse (2,9)
Das Glücksrad (2,9)
10. France (3,4)
11. Willkommen in Siegheilkirchen (4,6)

Ich habe eine 2 vergeben – nach reiflicher Überlegung jedoch könnte das zu niedrig gewesen sein, da ich ihn punktemäßig bei 9/10 sehe.

Bisher vergebene eigene Noten Spotlight Sneaks 2022 (in Klammern 10er-Wertung):

1 – Spencer (9) / Licorice Pizza (9) / Come On Come On (10) / Triangle Of Sadness (10)
2 – Belfast (8) / Abteil Nr. 6 (9) / Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush (9) / Der Schlimmste Mensch der Welt (9) / One Of These Days (8) / France (8) / Eine Sekunde (9) / Die Magnetischen (8) / Der Gesang der Flusskrebse (6) / Peter von Kant (8) / Mona Lisa And The Blood Moon (8) / Beautiful Beings (9)
3 – Sundown (7) / Massive Talent (7)
4 – Willkommen in Siegheilkirchen (5)


iHaveCNit: Beautiful Beings (2022) – Gudmundur Arnar Gudmondson – Salzgeber
Deutscher Kinostart: 10.11.2022
gesehen am 02.11.2022 in OmU in der Spotlight-Sneak
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 4, Platz 9 – 21:00 Uhr


So manches Mal kommt es vor, dass auch ich einen Film nicht auf dem Schirm habe und im Rahmen einer Sneak überrascht werde – und das sogar auf sehr positiver Linie. Einer dieser Filme ist der isländische Kandidat für den Oscar in der Kategorie „Best International Feature Film“, der in Island unter „Berdreymi“ bekannt ist und international „Beautiful Beings“ heißt.

Der junge, etwas schmächtige Balli führt ein verwahrlostes, von Armut betroffenes Leben in den Vororten von Reykjavik. Seine Mutter ist drogenabhängig, seine ältere Schwester ist von zu Hause abgehauen und der Vater sitzt eine Haftstrafe ab, so dass Balli seine Tage allein verbringt und sowohl in der Schule als auch in der Freizeit brutal gemobbt und dabei sogar schwer verletzt wird. Bis er auf den jungen Addi trifft, der ihn entgegen den Willen seiner Kumpel Siggi und Konni in die Clique aufnimmt. Aus der langsam entstehenden Freundschaft scheint Balli endlich etwas Mut, Kraft und Hoffnung zu schöpfen, auch wenn sich die Clique in einem Strudel der Gewalt befindet, bis zu einer Entscheidung und entsprechenden Konsequenzen.

Mir gefallen Filme aus dem nördlichen Bereich Europas und auch Filme der Sorte „Milieustudie“, „Coming-Of-Age“ und „Sozialdrama“ gehören auf jeden Fall dazu.“Beautiful Beings“ ist wie bereits erläutert in den Vororten der isländischen Landeshauptstadt Reykjavik verortet und betrachtet dort vor allem die eher verwahrloste, von Armut betroffene und in prekären Verhältnissen lebende und gewaltbereite Jugend inmitten dieses sehr tristen, harten und hoffnungslosen Lebens. So mitfühlend ich am Ende für den jungen Balli bin – gerade weil ich in jungen Jahren auch in Ansätzen ähnliche Probleme hatte – so schön auch die Geschichte über Freundschaft und die wichtigen Erfahrungen und Herausforderungen im Heranwachsen von Jugendlichen ist – so hart und trist ist der Film dann auch, wenn die Gewalt ihren Platz einnimmt und dann auch die ein oder andere sehr harte Szene liefert. Interessant finde ich aus metaphorischer Sicht auch die Einbindung von feinen mysteriösen Elementen und kleineren befremdlich wirkenden visuellen Spielereien, die so passend ausgewogen sind, dass sie sich nicht wie ein unpassender Fremdkörper anfühlen. Schön, dass ich diesen Film im Kino sehen konnte.

„Beautiful Beings“ - My First Look – 9/10 Punkte.
Zuletzt geändert von HCN007 am 6. November 2022 20:23, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10372
The Nice Guys (2016)
Sehr kurzweiliger, amüsanter Thriller mit deutlichem komödiantischem Anteil. Der Humor ist zu keiner Sekunde deplatziert und fügt sich stimmig in die Handlung ein. Es wirkt im Vergleich zu anderen Filmen nicht erzwungen und passt perfekt. Gerade die Szene im Aufzug ist grandios 😂
Der Soundtrack passt (ich gebe zu ich habe eine Schwäche für 70s Rock ˋn Pop) und Ryan Gosling und Russell Corwe bilden ein klasse Duo.
Einziger Kritikpunkt ist, dass die Action nichts außergewöhnliches ist und nicht immer die Handlung weiterbringt.

7,5/10


The Batman (2022)
Anfang des Jahres mal im Kino gesehen. Das Seherlebnis wurde leider getrübt durch extrem schlechte Akustik, weshalb man das gesprochene Wort nicht verstehen konnte und sich extrem konzentrieren musste um überhaupt etwas zu verstehen.
Also jetzt im Angebot auf 4K bestellt und in Ruhe daheim angeschaut (mit guter Akustik 😉).
Für mich ist der Film eine durchaus gelungene Neuinterpretation der Figur Batman und des Charakters Bruce Wayne. Ich bin zwar auch Fan der Dark-Knight-Trilogie, die mir aber immer zu perfekt und auf Hochglanz poliert erschien und bei der das gewisse Etwas fehlte. Dieses Etwas hat der 2022er Film. Nicht zu viel Bombast, wenige, aber sehr gute Actionszenen, ein düsterer Look (der wie ich finde zu Gotham dazugehört, wie auch schon in den Tim Burton Filmen), ein minimalistischer, aber einprägsamer Soundtrack, tolle Charaktere, Detektivarbeit,….
Und trotz der fast 3 Stunden Laufzeit keine Minute zu lang.
Lediglich der finale Showdown mit Riddlers Anhängern kann nicht 100%ig überzeugen. Ansonsten ein perfekter Film.

9,5/10
"Are you looking for shells?"
"No, I'm just looking."

Re: Zuletzt gesehener Film

10373
iHaveCNit: Der Russe ist einer, der Birken liebt (2022) – Pola Beck – Port-Au-Prince
Deutscher Kinostart: 03.11.2022
gesehen am 04.11.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Lumiere – Reihe 5, Platz 12 – 18:00 Uhr


Genauso vielschichtig und vielseitig wie das deutsche Filmangebot ist auch die Romanverfilmung von Olga Grjasnowas Roman „Der Russe ist einer, der Birken liebt“ von Pola Beck, bei dem mich erst kurzfristig das Interesse gepackt hat und ich nun mich davon überzeugen konnte, dass es richtig war, ihn mir anzusehen.

Mascha ist multilingual versiert, angehende Dolmetscherin und in einer Beziehung mit Elias. Nachdem es zu einer folgenreichen Verletzung ihres Freundes kommt, gerät Mascha in eine orientierungslose Krise, in der sie sich Fragen nach Identität und Heimat stellt. Ihre Reise wird gleichermaßen eine Flucht vor als auch eine Suche nach ihr selbst sein.

„Der Russe ist einer, der Birken liebt“ ist ein verschachtelter, nicht linear erzählter Film, der uns genau durch seine Struktur in eine ähnliche Orientierungslosigkeit wie seine Hauptprotagonistin wirft. Der Film funktioniert für mich hier als sehr interessantes Charakterporträt einer vielschichtigen, vielseitigen und sehr widersprüchlichen Hauptprotagonistin, die von Aylin Tezel großartig gespielt wird und deren Performance mich sehr mitgerissen hat in diesem sehr rastlosen, treibenden Film, der sich durchaus auch Zeit für emotionale, tragische und intensive Momente lässt.

„Der Russe ist einer, der Birken liebt“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10374
iHaveCNit: Menschliche Dinge (2022) – Yvan Attal – MFA+
Deutscher Kinostart: 03.11.2022
gesehen am 06.11.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 14:45 Uhr


Mit einem Blick auf das Kinoprogramm fiel mir aus dem französischen Filmangebot vor einigen Wochen Yvan Attals Romanverfilmung „Menschliche Dinge“ ins Auge, dessen Ensemble und vor allem die Herangehensweise an sein sehr komplexes Thema angesprochen hat.

Alexandres Leben könnte nicht besser laufen. Der Sohn eines Fernsehjournalisten und einer feministischen Aktivistin studiert in Stanford und seine Zukunft könnte nicht besser aussehen. Bis er bei einem Aufenthalt in Paris seine Eltern besucht und bei einem gemeinsamen Abendessen nicht nur den Lebensgefährten seiner Mutter kennenlernt, sondern auch dessen Tochter Mila kennenlernt, die er auch am gleichen Abend noch mit auf die Party von Freunden mitnehmen kann. Der Schock folgt kurze Zeit später, denn Alexandre wird festgenommen. Der Vorwurf steht im Raum, dass Mila von ihm vergewaltigt worden ist. Ein Vorfall, der das Leben aller Beteiligten aus den Fugen reißen wird.

„Menschliche Dinge“ ist ein sehr stark gespielter und inszenierter Film geworden, der in seiner Struktur sich in 4 Kapitel unterteilt, die sich im ersten Abschnitt Alexandre, im zweiten Abschnitt Mila, im dritten Abschnitt einer Gerichtsverhandlung und im vierten Abschnitt den Schlussplädoyers widmet und als Justizdrama einen Vergewaltigungsfall verhandelt. Dabei hat er Zeit für sowohl intensive als auch feine zwischenmenschliche Momente. Das gesamte Ensemble hat diesen Film für mich mit Leben gefüllt. Und er zeigt wie vielschichtig, komplex und ambivalent das Thema verhandelt werden kann und dabei selbst zu Diskussionen und Interpretationen anregt, weil er unterschiedlichste Aspekte und Wahrnehmungen beleuchtet und auch die Zerrissenheit der unterschiedlichen involvierten Personen darstellt. Am stärksten waren dann auch Szenen und Momente, in denen die Kamera während der Gerichtsverhandlung die betroffenen Personen im Fokus die volle Bandbreite der Emotionen gezeigt hat – in einer einzigen Einstellung. Ähnlich wie eine Plansequenz während der gesamten Schlussplädoyers. Insgesamt ein Film, dessen Thema großartig verhandelt worden ist und der Grundlage für viele Diskussionen gibt.

„Menschliche Dinge“ - My First Look – 9/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10375
Last Night in Soho

Guter Thriller, interessante visuelle Ansätze, zu wenig "Swinging Sixties"-Atmosphäre. War mir unterm Strich etwas zu blutrünstig und splatterhaft, um in meine Top-Liste 2021 zu passen. Diese etwas aufdringliche "Männer sind Schweine"-Attitüde mag in den momentanen Zeitgeist passen, nervt mich aber trotzdem.


The Green Knight

Hä?


Die Mumie kehrt zurück

Die 2001er-Fortsetzung der "Mumie" ist mein guilty pleasure, ich liebe diesen Film, und das ist mir überhaupt nicht peinlich. Zeit, ihn dem Sohnemann zu zeigen. Abgesehen von dem "Scorpion King" Gedöns mit dem unsäglichen The Rock (den Finalkampf fand ich schon vor 20 Jahren schlecht gemacht) passt das für mich. Die Massenschlachtenszenen hätte ich auch nicht gebraucht, dafür wartet dieser Gruselspaß mit genügend anderen vergnüglichen Szenen auf, etwa der Busverfolgung in London oder diesen herrlichen kleinen Urwald-Pygmäen-Gremlins. Altmodisches Abenteuerkino.
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."

Re: Zuletzt gesehener Film

10377
Altmodisches Abenteuerkino ist doch eher der 1999er-Mumienfilm. Die Fortsetzung wiederholt meiner Erinnerung nach das gleiche Grundrezept, nur eben ohne diesen altmodischen Abenteuertouch, der einem Mehr an Comedy, einem nervtötenden Balg und den grusligsten CGI-Effekten in der Geschichte der Menschheit weichen musste. Mummy Returns habe ich als ganz grauenhaft im Gedächtnis abgespeichert.
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

10378
ollistone hat geschrieben: 7. November 2022 11:10 Last Night in Soho

Guter Thriller, interessante visuelle Ansätze, zu wenig "Swinging Sixties"-Atmosphäre. War mir unterm Strich etwas zu blutrünstig und splatterhaft, um in meine Top-Liste 2021 zu passen. Diese etwas aufdringliche "Männer sind Schweine"-Attitüde mag in den momentanen Zeitgeist passen, nervt mich aber trotzdem.
Der war doof, sehr doof sogar – und ja, eine gewisse Männerfeindlichkeit kann man dem durchaus unterstellen, er ist zumindest diesbezüglich so unfassbar einfach und simpel gestrickt, dass es mir auch bitter aufgestoßen ist. Als Kommentar auf den #MeToo-Zeitgeist fand ich "Last Night in Soho" jedenfalls bemerkenswert verunglückt. Schade, ich mag den Wright ja eigentlich, aber das war die zweite Gurke in Folge.
ollistone hat geschrieben: 7. November 2022 11:10 The Green Knight

Hä?
Den finde ich wiederum großartig und bereue es, ihn letztes Jahr nicht auf Platz 1 meines Jahres-Rankings gesetzt zu haben (die Top 3 hatte er allerdings bereits mühelos geschafft – und meine anderen beiden 2021 Highlighter ("The Last Duel" & "Beyond the Infinite Two Minutes") warten fairerweise noch auf eine Zweitsichtung). Beim zweiten Mal anschauen (dann zu Hause auf Blu-ray) hat der mich gefesselt, wie es Filme nur selten tun. Da vergebe ich 10/10 Punkten, ohne Wenn und Aber, und bin gespannt, ob er beim dritten Mal sogar nochmal beeindruckender und faszinierender werden wird. Eine total großartige, visuell umwerfende Melange aus Charakterporträt, Mittelalter-Sage und "christliches" Gleichnis, mit einer Szene nach der anderen, bei der es mir kalt den Rücken runterläuft.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

10379
Casino Hille hat geschrieben: 7. November 2022 12:42 Den finde ich wiederum großartig und bereue es, ihn letztes Jahr nicht auf Platz 1 meines Jahres-Rankings gesetzt zu haben (die Top 3 hatte er allerdings bereits mühelos geschafft – und meine anderen beiden 2021 Highlighter ("The Last Duel" & "Beyond the Infinite Two Minutes") warten fairerweise noch auf eine Zweitsichtung). Beim zweiten Mal anschauen (dann zu Hause auf Blu-ray) hat der mich gefesselt, wie es Filme nur selten tun. Da vergebe ich 10/10 Punkten, ohne Wenn und Aber, und bin gespannt, ob er beim dritten Mal sogar nochmal beeindruckender und faszinierender werden wird. Eine total großartige, visuell umwerfende Melange aus Charakterporträt, Mittelalter-Sage und "christliches" Gleichnis, mit einer Szene nach der anderen, bei der es mir kalt den Rücken runterläuft.
Ich fand ihn auch nicht schlecht, allerdings hat er mich zum einen ziemlich ratlos zurückgelassen, zum anderen hat er einfach enorme Längen, wenn mitunter minutenlang wirklich nichts passiert und die Kamera zum Beispiel in aller Seelenruhe durch den Wald schwenkt. Unterm Strich fand ich ihn sehr sperrig und unzugänglich. Vielleicht muss man ihn als Märchen begreifen. Von den Riesen hätte ich gerne noch mehr gesehen, diese Szene bricht der Film leider sehr abrupt ab. Mir fehlt ein wenig der Zusammenhang zwischen den (manchmal del Toro-haft surrealistischen) Episoden, um mich wirklich darauf einlassen zu können. So richtig rund ist er für mich einfach nicht, will er vermutlich auch nicht sein.
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."

Re: Zuletzt gesehener Film

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ollistone hat geschrieben: 7. November 2022 13:25 Ich fand ihn auch nicht schlecht, allerdings hat er mich zum einen ziemlich ratlos zurückgelassen, zum anderen hat er einfach enorme Längen, wenn mitunter minutenlang wirklich nichts passiert und die Kamera zum Beispiel in aller Seelenruhe durch den Wald schwenkt. Unterm Strich fand ich ihn sehr sperrig und unzugänglich.
Aber gerade die Szene, in der die Kamera tatsächlich nur zweimal eine 360 Grad Drehung durch den Wald macht, ist doch virtuos. Was da über den simpelsten Trick der Welt quasi erzählt wird, wie der Film über seine Stilmittel auf einmal direkt zu uns spricht, das sieht so einfach aus, aber man muss erstmal auf so eine Idee kommen. Das hat mich im Kino richtig tief beeindruckt und der Film ist voll von so wirklich genialen Ideen (hier muss man das Wort genial mal benutzen, weil es wirklich angebracht ist). Und klar, sperrig ist der schon, etwa so wie es auch jeder Kubrick Film ist, im Sinne von "nicht kommerziell ausgerichtet". Das ist jedoch auch defintiiv kein bräsiger Mittelalter-Film, sondern in seiner Bildgestaltung schon sehr (post)modern und klug durchdacht (phänomenal ja auch die Tauchszene oder der Twist rund um den Fuchs oder das Verwirrspiel mit der doppelten Vikander oder die gesamten letzten 15 Minuten, die mich richtig kalt erwischt haben, aber die anders nicht hätten ablaufen können). Muss dringend die dritte Sichtung hinter mich bringen, aber es gibt so viele Filme und so wenig Zeit. Ihr kennt das ja. Für mich ist das vom direkten Erleben her ein Film wie "2001" oder "Mulholland Drive".
https://filmduelle.de/

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