Der Samen der Toleranz - ein Diskussionsthread
Verfasst: 18. Oktober 2005 20:27
Hallo zusammen!
Ich eröffne diesen Thread für eine kleine Diskussionsrunde. Das Thema des gleich folgenden Berichts spiegelt nur einen Aspekt des ganzen Bildes wieder. Es geht um Toleranz und Akzeptanz und schneidet den Einfluss, der heute durch Medien und gesellschaftliche Umfelde auf Jugendliche eingewirkt wird, ebenfalls an.
Zur Toleranz/Akzeptanz: Ich für mich habe den Aspekt der Homosexuellen mehr berücksichtigt, das soll jedoch niemanden davon abhalten, auch andere diskriminierte Gruppen zur Thematik hinzuzufügen, im Gegenteil, das wäre sogar sehr gut!
Was den Einfluss auf die Jugendlichen betrifft, so denke ich, gibt es keine einschränkenden Gruppenfelder, die Thematik ist relativ weiträumig.
Hier folgt nun der von mir verfasste Bericht:
"Eine wichtige Frage, die diesen Bericht ins Leben gerufen hat, stellte sich mir in mehreren Situationen während den vergangenen Wochen und Monaten, meinem eigenen Coming-Out und meine Bemühungen, mich mit der Homosexualität und ihren Bezug zur Gesellschaft auseinanderzusetzen.
Es ist allgemein bekannt, dass Homosexualität in der Gesellschaft weitgehend toleriert wird. Es gibt auch Teile der Gesellschaft, die Homosexuelle in ihrer Lebensart und Lebenseinstellung akzeptieren. Trotz dieser erfreulichen Fakten ist aber auch zu beachten, dass der umgekehrte negative Fall vorliegt, vermutlich sogar schwerwiegender als der positive.
Verantwortlich dafür ist zu einem Teil die ältere Generation, die mit ihrem Lebensbild oft zu den konservativ eingestellten Menschen gehört, die Homosexualität aus idealen oder auch religiösen Gründen ablehnen. Dies trifft wie in jeder anderen Gesellschaftsschicht natürlich nicht auf alle zu, auch hier gibt es des öfteren erfreuliche Überraschungen und Ausnahmen.
Doch betrachten wir in diesem Bericht diesmal nur die Gruppen und Schichten, die sich gegen die Homosexualität stellen, sie verurteilen und anders geschlechtlich-orientierte Menschen verstoßen. Diese Gruppen haben in vielen Gesellschaften aufgrund ihrer erhöhten Zahl oft großen Einfluss, beispielsweise in politischer Hinsicht.
Ein gutes Beispiel ist zum Einen die in NRW durch die SPD eingeführte Aufklärungsbroschüre über Homosexualität an Schulen. Durch die konservativ eingestellte CDU wurde diese Broschüre nach dem Regierungswechsel im Mai 2005 abgeschafft, mit der ablenkenden, haltlosen Begründung „man wolle keine Werbung für eine bestimmte sexuelle Orientierung machen“. Des Weiteren ist es sicher nicht unüblich, dass größere Aufrufe in den angesprochenen Gesellschaftsschichten dafür sorgen könnten, solidarisch handelnde Politiker oder Befürworter und Unterstützer der Homosexuellen mit dem nötigen Einfluss von ihren Zielen abzubringen, und dass eben diese Personen nachgeben aufgrund der Angst des Stimmen- oder Prestigeverlustes.
Wie kommt man von dieser Sparte nun zu den Jüngeren?
Kinder und Jugendliche unterliegen heutzutage oft medialem Einfluss. Ihre Meinungen werden suggeriert durch Gesellschaft, Schulen und Lehrer, Eltern und Freundeskreise. Oft ist die überwiegende Meinung die, welche später von den Jugendlichen dann auch angenommen wird, ohne dass sie sich weitere Gedanken darüber machen, beispielsweise darüber, ob es richtig oder falsch ist, was ihnen gesagt wird, ob sie es mit sich selbst vereinbaren und es ihren persönlichen Vorstellungen entspricht. Diese Form der Ignoranz ist anzukreiden, genau so wie den zunehmenden Einfluss anderer Menschen auf die Jüngeren, die in ihrer Entwicklung doch auf einem gespaltenem Pfad gehen.
Es ist Fakt, dass Homosexualität heutzutage in der Psychologie nicht länger als eine Verhaltensstörung oder Fehlfunktion des Menschen gehandelt wird. Homosexuelle gelten nicht länger als desorientiert oder krank (obwohl Gegner der Homosexuellen diese widerlegten Thesen gerne für ihre Argumente verwenden). In vielen Gesellschaften findet sich immer ein bestimmter Prozentanteil Schwuler und Lesben. In zahlreichen Großstädten in Europa und den Vereinigten Staaten finden sich Clubs und Discotheken für Homosexuelle, wo sie unabhängig von den gesellschaftlichen Rechtlinien und Ansichten ungestört und frei ihre Orientierung ausleben können. In der Öffentlichkeit zeigen sich oft schwule Pärchen oder einzelne offen in Gang- und Redeart, ohne dass gleich jemand mit dem Schlagstock auf sie zugeht. In vielen großen Städten finden jährlich Gay Parades statt. In vielen Regionen betätigen sich Jugendgruppen und Organisationen zugunsten der Homosexuellen und anderen von der Gesellschaft meist ausgeschlossenen, diskriminierten Gruppen. Homosexualität findet sich fast überall, ob durch Homosexuelle selber, im Fernsehen (TV-Shows), Politik und Promis, Regenbogenfahnen, CSD, etc.
Jugendliche werden trotz dieser Fakten meist vom Gegenteil überzeugt. Ihre Unabhängigkeit in der Meinungsfreiheit verliert an Größe und Gewicht, ihre eigenen Wünsche und Pläne sind ihnen wichtiger, als sich über aktuelle und brisante Themen Gedanken zu machen und sich zu überlegen, welche Ansichten sie selber vertreten würden.
Gegen den Einfluss der Gesellschaft und die Ignoranz der Jugendlichen gegenüber derartigen Themen muss vorgegangen werden. Einer der möglichen Weg – wenn nicht sogar der einzige Weg – ist der, dass man das Übel sprichwörtlich an der Wurzel packt und ausmerzt.
Je früher Jugendliche mit dem Thema Homosexualität konfrontiert werden, desto eher können sie sich darüber Gedanken machen und sich ihre Meinungen bilden. Anders als es die CDU-Regierung (welche angeblich die abgesetzte Broschüre wieder eingesetzt haben soll) argumentierte, ist dies kein Weg, um für die Homosexualität zu werben oder die Jugendlichen zu beeinflussen.
Die Fakten müssen ihnen näher gelegt werden. Sie müssen von jeglichem Einfluss abgeschottet werden, so dass sie für sich alleine eine persönliche, eigene Ansicht gestalten können, die sie auch mit sich selbst und ihrem Leben und ihrer Haltung gegenüber anderen vereinbaren können. Unabhängig von dem, was Eltern, Freunde, Klassenkameraden, Lehrer, Politiker, ältere oder andere Leute sagen: was zählt ist die freie, unabhängige private Meinungsbildung der Kinder und Jugendlichen.
Bringt man ihnen die Tatsachen näher, erklärt ihnen Ursprung, Entwicklung und Facetten der Homosexualität, worauf sie beruht und was sie bedeutet, so werden Kinder und Jugendliche in der Lage sein, sich genau diese freie Meinung bilden zu können, denn so werden keine wichtigen Informationen und Fakten retuschiert oder verheimlicht; negative Aspekte werden nicht in den Vordergrund gedrückt, sondern mit den positiven Aspekten gleichgehalten. So ist der Wahrheitsgehalt gewährleistet und die persönliche, unabhängige Meinungsbildung ermöglicht.
Als Schwuler kann ich in eigener Sache sagen, dass ich mich natürlich genau wie meine gleich gesinnten Freunde darüber freue, wenn die Menschen mehr Toleranz oder Akzeptanz beweisen, besonders aber auch die Jugendlichen und Kinder. Niemand verlangt von jemandem etwas, man hat die freie Wahl wenn es um die eigene Meinung geht, solange alle Fakten berücksichtigt werden und nicht nur eine Seite allein betrachtet wird. Unter diesen Voraussetzungen ist jede Ansicht gerechtfertigt und zu akzeptieren.
Aus diesen Gründen sind Aktionen wie die Aufklärungsbroschüre in NRW, die Behandlung des Themas Homosexualität in Schulen und vielleicht auch in der Familie, in den Medien und in Dokumentationen zu begrüßen, insofern die oben genannten Voraussetzungen gegeben sind.
Mein Schlusswort:
Je eher der Samen der Toleranz gesät wird, desto eher kann man die reifen, vollkommenen Früchte der Akzeptanz ernten."
The New Scaramanga (Chris) Copyright, 15. Oktober 2005
Ich habe diesen Bericht zur Darlegung meiner persönlichen Meinung verfasst.
Hier haben Interessierte nun die Möglichkeit, ihre Meinungen zu äußern und mit anderen darüber zu diskutieren. Handelt das bitte wie in anderen Threads auch ab: sinnvolle Beiträge; Begründungen für eure Meinungen, damit diese nachvollziehbar sind; und eine gepflegte Atmosphäre, damit das Ganze vlt auch ein bisschen Spaß macht.
Gruß
The New Scaramanga (Chris)
Ich eröffne diesen Thread für eine kleine Diskussionsrunde. Das Thema des gleich folgenden Berichts spiegelt nur einen Aspekt des ganzen Bildes wieder. Es geht um Toleranz und Akzeptanz und schneidet den Einfluss, der heute durch Medien und gesellschaftliche Umfelde auf Jugendliche eingewirkt wird, ebenfalls an.
Zur Toleranz/Akzeptanz: Ich für mich habe den Aspekt der Homosexuellen mehr berücksichtigt, das soll jedoch niemanden davon abhalten, auch andere diskriminierte Gruppen zur Thematik hinzuzufügen, im Gegenteil, das wäre sogar sehr gut!
Was den Einfluss auf die Jugendlichen betrifft, so denke ich, gibt es keine einschränkenden Gruppenfelder, die Thematik ist relativ weiträumig.
Hier folgt nun der von mir verfasste Bericht:
"Eine wichtige Frage, die diesen Bericht ins Leben gerufen hat, stellte sich mir in mehreren Situationen während den vergangenen Wochen und Monaten, meinem eigenen Coming-Out und meine Bemühungen, mich mit der Homosexualität und ihren Bezug zur Gesellschaft auseinanderzusetzen.
Es ist allgemein bekannt, dass Homosexualität in der Gesellschaft weitgehend toleriert wird. Es gibt auch Teile der Gesellschaft, die Homosexuelle in ihrer Lebensart und Lebenseinstellung akzeptieren. Trotz dieser erfreulichen Fakten ist aber auch zu beachten, dass der umgekehrte negative Fall vorliegt, vermutlich sogar schwerwiegender als der positive.
Verantwortlich dafür ist zu einem Teil die ältere Generation, die mit ihrem Lebensbild oft zu den konservativ eingestellten Menschen gehört, die Homosexualität aus idealen oder auch religiösen Gründen ablehnen. Dies trifft wie in jeder anderen Gesellschaftsschicht natürlich nicht auf alle zu, auch hier gibt es des öfteren erfreuliche Überraschungen und Ausnahmen.
Doch betrachten wir in diesem Bericht diesmal nur die Gruppen und Schichten, die sich gegen die Homosexualität stellen, sie verurteilen und anders geschlechtlich-orientierte Menschen verstoßen. Diese Gruppen haben in vielen Gesellschaften aufgrund ihrer erhöhten Zahl oft großen Einfluss, beispielsweise in politischer Hinsicht.
Ein gutes Beispiel ist zum Einen die in NRW durch die SPD eingeführte Aufklärungsbroschüre über Homosexualität an Schulen. Durch die konservativ eingestellte CDU wurde diese Broschüre nach dem Regierungswechsel im Mai 2005 abgeschafft, mit der ablenkenden, haltlosen Begründung „man wolle keine Werbung für eine bestimmte sexuelle Orientierung machen“. Des Weiteren ist es sicher nicht unüblich, dass größere Aufrufe in den angesprochenen Gesellschaftsschichten dafür sorgen könnten, solidarisch handelnde Politiker oder Befürworter und Unterstützer der Homosexuellen mit dem nötigen Einfluss von ihren Zielen abzubringen, und dass eben diese Personen nachgeben aufgrund der Angst des Stimmen- oder Prestigeverlustes.
Wie kommt man von dieser Sparte nun zu den Jüngeren?
Kinder und Jugendliche unterliegen heutzutage oft medialem Einfluss. Ihre Meinungen werden suggeriert durch Gesellschaft, Schulen und Lehrer, Eltern und Freundeskreise. Oft ist die überwiegende Meinung die, welche später von den Jugendlichen dann auch angenommen wird, ohne dass sie sich weitere Gedanken darüber machen, beispielsweise darüber, ob es richtig oder falsch ist, was ihnen gesagt wird, ob sie es mit sich selbst vereinbaren und es ihren persönlichen Vorstellungen entspricht. Diese Form der Ignoranz ist anzukreiden, genau so wie den zunehmenden Einfluss anderer Menschen auf die Jüngeren, die in ihrer Entwicklung doch auf einem gespaltenem Pfad gehen.
Es ist Fakt, dass Homosexualität heutzutage in der Psychologie nicht länger als eine Verhaltensstörung oder Fehlfunktion des Menschen gehandelt wird. Homosexuelle gelten nicht länger als desorientiert oder krank (obwohl Gegner der Homosexuellen diese widerlegten Thesen gerne für ihre Argumente verwenden). In vielen Gesellschaften findet sich immer ein bestimmter Prozentanteil Schwuler und Lesben. In zahlreichen Großstädten in Europa und den Vereinigten Staaten finden sich Clubs und Discotheken für Homosexuelle, wo sie unabhängig von den gesellschaftlichen Rechtlinien und Ansichten ungestört und frei ihre Orientierung ausleben können. In der Öffentlichkeit zeigen sich oft schwule Pärchen oder einzelne offen in Gang- und Redeart, ohne dass gleich jemand mit dem Schlagstock auf sie zugeht. In vielen großen Städten finden jährlich Gay Parades statt. In vielen Regionen betätigen sich Jugendgruppen und Organisationen zugunsten der Homosexuellen und anderen von der Gesellschaft meist ausgeschlossenen, diskriminierten Gruppen. Homosexualität findet sich fast überall, ob durch Homosexuelle selber, im Fernsehen (TV-Shows), Politik und Promis, Regenbogenfahnen, CSD, etc.
Jugendliche werden trotz dieser Fakten meist vom Gegenteil überzeugt. Ihre Unabhängigkeit in der Meinungsfreiheit verliert an Größe und Gewicht, ihre eigenen Wünsche und Pläne sind ihnen wichtiger, als sich über aktuelle und brisante Themen Gedanken zu machen und sich zu überlegen, welche Ansichten sie selber vertreten würden.
Gegen den Einfluss der Gesellschaft und die Ignoranz der Jugendlichen gegenüber derartigen Themen muss vorgegangen werden. Einer der möglichen Weg – wenn nicht sogar der einzige Weg – ist der, dass man das Übel sprichwörtlich an der Wurzel packt und ausmerzt.
Je früher Jugendliche mit dem Thema Homosexualität konfrontiert werden, desto eher können sie sich darüber Gedanken machen und sich ihre Meinungen bilden. Anders als es die CDU-Regierung (welche angeblich die abgesetzte Broschüre wieder eingesetzt haben soll) argumentierte, ist dies kein Weg, um für die Homosexualität zu werben oder die Jugendlichen zu beeinflussen.
Die Fakten müssen ihnen näher gelegt werden. Sie müssen von jeglichem Einfluss abgeschottet werden, so dass sie für sich alleine eine persönliche, eigene Ansicht gestalten können, die sie auch mit sich selbst und ihrem Leben und ihrer Haltung gegenüber anderen vereinbaren können. Unabhängig von dem, was Eltern, Freunde, Klassenkameraden, Lehrer, Politiker, ältere oder andere Leute sagen: was zählt ist die freie, unabhängige private Meinungsbildung der Kinder und Jugendlichen.
Bringt man ihnen die Tatsachen näher, erklärt ihnen Ursprung, Entwicklung und Facetten der Homosexualität, worauf sie beruht und was sie bedeutet, so werden Kinder und Jugendliche in der Lage sein, sich genau diese freie Meinung bilden zu können, denn so werden keine wichtigen Informationen und Fakten retuschiert oder verheimlicht; negative Aspekte werden nicht in den Vordergrund gedrückt, sondern mit den positiven Aspekten gleichgehalten. So ist der Wahrheitsgehalt gewährleistet und die persönliche, unabhängige Meinungsbildung ermöglicht.
Als Schwuler kann ich in eigener Sache sagen, dass ich mich natürlich genau wie meine gleich gesinnten Freunde darüber freue, wenn die Menschen mehr Toleranz oder Akzeptanz beweisen, besonders aber auch die Jugendlichen und Kinder. Niemand verlangt von jemandem etwas, man hat die freie Wahl wenn es um die eigene Meinung geht, solange alle Fakten berücksichtigt werden und nicht nur eine Seite allein betrachtet wird. Unter diesen Voraussetzungen ist jede Ansicht gerechtfertigt und zu akzeptieren.
Aus diesen Gründen sind Aktionen wie die Aufklärungsbroschüre in NRW, die Behandlung des Themas Homosexualität in Schulen und vielleicht auch in der Familie, in den Medien und in Dokumentationen zu begrüßen, insofern die oben genannten Voraussetzungen gegeben sind.
Mein Schlusswort:
Je eher der Samen der Toleranz gesät wird, desto eher kann man die reifen, vollkommenen Früchte der Akzeptanz ernten."
The New Scaramanga (Chris) Copyright, 15. Oktober 2005
Ich habe diesen Bericht zur Darlegung meiner persönlichen Meinung verfasst.
Hier haben Interessierte nun die Möglichkeit, ihre Meinungen zu äußern und mit anderen darüber zu diskutieren. Handelt das bitte wie in anderen Threads auch ab: sinnvolle Beiträge; Begründungen für eure Meinungen, damit diese nachvollziehbar sind; und eine gepflegte Atmosphäre, damit das Ganze vlt auch ein bisschen Spaß macht.

Gruß
The New Scaramanga (Chris)