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von HCN007
Agent
iHaveCNit: Vergiftete Wahrheit (2020)
12.10.2020
Kommen wir zu einem der brisantesten und besten Filme des Jahres. Mark Ruffalo ist vermutlich bekannt dafür, in Tatsachenthriller an der Aufdeckung von Problemen beteiligt zu sein. Sei es in David Finchers „Zodiac“ auf der Suche nach einem Killer, sei es in Tom McCarthys „Spotlight“ bei der Aufdeckung eines weltweiten Skandals innerhalb der katholischen Kirche und nun in Todd Haynes „Dark Waters“ bzw. „Vergiftete Wahrheit“, dessen Aufdeckungen uns alle angeht. In einer weiteren guten Rolle Ruffalos läuft er gerne grün an und wird unfassbar wütend, so dass er alles klein haut. Ein ähnliches Gefühl kann „Vergiftete Wahrheit“ auslösen. Nicht nur, dass die Thematik unfassbar wütend macht, die Auswirkungen auf die eigene Gesundheit könnte durchaus auch entsprechende Auswüchse haben.
Robert Bilott ist Firmenanwalt in Cincinnati, Ohio. Normalerweise vertritt die Kanzlei, in der er arbeitet, große Chemieunternehmen wie unter anderem DuPont. Bis ihn ein Farmer aus Parkersburg, West Virginia aufsucht, der vermutet, dass Chemieabfälle vom örtlichen Chemiewerk von DuPont an dem Tod von bis zu 200 Kühen seiner Farm verantwortlich sind. Trotz aller widrigen Umstände, die ihn an der Aufdeckung hindern verfällt Billott in einen regelrechten Ehrgeiz gegen den großen Chemiekonzern zu ermitteln und die riesigen Auswirkungen die die gesamte Menschheit betrifft, aufzudecken.
Todd Haynes Tatsachenthriller verläuft sehr nüchtern und chronologisch und fokussiert sich auf einige Schlüsselmomente, die für sich selbst genommen unglaublich wirkungsvoll sind. Dabei klärt der Film auf, mit welchen Methoden chemische Konzerne für Profit wissentlich Menschenleben in Kauf nehmen und mit welchen Methoden Verfahren jahre- und jahrzehntelang verschleppt werden. Gerade die Tatsache, dass bei der Abnutzung und der Produktion von Teflon bzw. Perflouroctansäure mit achtfach synthetisch hergestelltem Flourkohlenwasserstoff Partikel im Körper und dem gesamten Kreislauf verbleiben und sich dort nicht abbauen lassen bzw. sogar reproduzieren und bei einer sehr hohen Konzentration für Unfruchtbarkeiten, Krebs und viele weitere lebensgefährliche Erkrankungen sorgt ist ungemein brisant, gerade weil nahezu jeder Haushalt mit Teflon in Berührung gekommen ist und somit in 99 % der Weltbevölkerung bereits Partikel nachweisbar sind – und somit betrifft die Enthüllung des Films quasi uns alle. Und das verdeutlicht der Film zum einen sehr subtil und zum anderen sehr drastisch. In den Nebenrollen haben wir großartige Charaktere, die von Tim Robbins, Bill Pullman und einem sehr fiesen Victor Garber gespielt werden. Auch wenn erst Anne Hathaway als Ehefrau von Robert Bilott etwas zurückhaltend agiert, nimmt sie gegen Ende immer größeren Raum ein. Unglaublich stark war auch die Darstellung des Farmers Wilbur Tennant durch Bill Camp. Aber dieses Engangement von Mark Ruffalo und seine Darstellung von Robert Bilott haben mich am stärksten überzeugt. Stellenweise hat mich Ruffalo sogar an Russell Crowes Jeffrey Wigand in Michael Manns „The Insider“ erinnert, der zu meinen Lieblingsfilmen zählt. Visuell wirkt der Film zum einen sehr grau und trist und zum anderen sehr diffus, wenn vor allem die Beleuchtung und die Farben etwas überzeichnet zu sein scheinen, nahezu toxisch. Der nüchterne Aufbau, die eindringliche Thematik und der gesamte Verlauf mit den großartigen Darstellern und Momenten, die einen emotional schockieren und berühren, machen „Dark Waters“ bzw. „Vergiftete Wahrheit“ zu einem sehr großen Highlight meines Filmjahres 2020.
„Vergiftete Wahrheit“ - My First Look – 10/10 Punkte
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