Gestern mal wieder eingelegt und ja, der Film ist richtig gut.
Die
PTS ist echt clever gedreht.
Wir sehen M, der die Übungsmission anleitet und der dem Zuschauer Kontinuität vermittelt. Denn Bond und Moneypenny wurden neu besetzt. Zuerst liegt der Fokus jedoch auf 004 und 002, die plötzlich von einem Unbekannten gekillt werden. Erst bei 004s Absturz sehen wir den neuen Bond, der sofort die Verfolgung aufnimmt. Spannende Verfolgungsjagd, Bond erledigt den Killer und landet auf der Yacht einer schönen Unbekannten, die ihn sofort einlädt.
TS: ordentlich, aber kein Meisterwerk. Der Song gefällt mir.
Bratislava I:
Der Film hält sich nicht lange mit Erklärungen auf, wir sind in Bratislava im Konzert und Bond soll das Überlaufen des sowj. Generals Koskov mitorganisieren. Bond erweist sich hier bereits als eigensinnig und trotzig (tötet Kara nicht und zeigt sich unbeeindruckt von der Drohung einer Beschwerde bei M; sein Job scheint ihm nicht so wichtig zu sein). General Koskov wird in Österreich von Q empfangen.
In England: Wir erfahren von General Pushkins Plan und Koskov wird wieder entführt. Zugegeben die Briten stellen sich hier beim Schutz ihres Überläufers schon etwas dämlich an.
Bratislava II:
Vor der Reise nach Tanger erleben wir einen erneuten Abstecher nach Bratislava, Bond flieht mit Kara aus der Teschechoslowakei (die Flucht auf dem Cellokasten ist immer ein Highlight!). Die Tage in Wien sind zum einen sehr klassisch (Kutschfahrt, die Walzer spielenden Typen auf dem Platz, Besuch des Praters), aber ebenso sehr romantisch inszeniert (die musikalische Untermalung ist grandios). Saunders Ermordung bringt wieder Pfeffer rein.
Tanger:
Treffen mit Pushkin und Inszenierung dessen Todes. Karas überraschender Verrat.
Der Sprung nach Afghanistan ist etwas überraschend, vor allem als plötzlich die Diamanten auftauchen und Koskov sich als der eigentliche Schurke entpuppt. Gefangenschaft und Flucht mit Kamran Shah ist relativ 08/15, wobei die Inszenierung der Mudschahedin aus heutiger Sicht für etwas Stirnrunzeln sorgt. Das Treffen mit der Schneeleopardenbruderschaft und Koskov löst endlich die Fragen wegen des zweckentfremdeten KGB-Geldes, den Waffen, den Diamanten aus Amsterdam, etc. (obwohl ich das früher nie richtig kapiert habe). Der Angriff auf das Russenlager ist gut gemacht und vor allem die Flucht Bonds mit dem Flugzeug, während Kara noch am Boden reitet, ist spannend inszeniert.
De
r abschließende Zweikampf mit Whitaker in dessen exzentrisch und raffiniert ausgestattetem Haus ist cool und witzig: „Er hat sein Waterloo gefunden!“

Und wird kurz und knapp abgehandelt, ohne zu abrupt zu wirken.
Schluss: Angemessen romantisches Ende mit Champagner in der „Opernhausloge“. Der Schlusssong ist richtig romantisch.
Figuren:
Dalton spielt einen erfahrenen Bond, der den richtigen Riecher in Bezug auf Koskovs Verstrickungen hat. Er bleibt meistens zurückhaltend und etwas kalt, wobei er mit Kara in Wien auch gelöst und witzig wirkt, doch nach Saunders‘ Ermordung reagiert er betroffen und sehr ernst. Also Dalton ist nicht zu Tränen gerührt oder geschockt, aber ich nehme einen Stimmungswechsel wahr. Den Auftrag zu Pushkins Liquidierung nimmt er professionell auf und in Pushkins Suite tritt er knallhart auf.
Kara: Ihre Rolle bleibt etwas diffus. Vormittags Cellistin, die von Konzerten im Westen träumt, nachts Attentäterin, zugleich Koskovs naiv-verliebte Freundin. Insgesamt ein hübsches, sympathisches Mädel, aber doch irgendwie ein blasses Bondgirl.
Koskov: spielt seine Rolle gut und die Wandlung vom „Helden“ zum eigentlichen Schurken des Films ist mal was anderes.

Aber sein Tod geschieht immer etwas unvermittelt und so im Vorbeigehen.
Pushkin: Immer wieder krass ihn mit Sallah (aus den Indy-Filmen) und Gimli in Verbindung zu setzen. Verkörpert den erfahrenen Machtmensch und Politiker/KGB-Chef überzeugend.
Die Episode in Tanger mit Leiter wirkt etwas unnötig und passt für mich nicht so gut in den Film rein.
Necros: Sein Auftritt als wortkarger, falscher Milchmann und Luftballonverkäufer sind witzig, aber zugleich zeigt er sich eiskalt (Erdrosseln des Milchmanns) und gefährlich (Kampf mit dem Koch). Man merkt, dass mit dem Typ nicht gut Kirschen essen ist. In Whitakers Pool zeigt er seine beeindruckende Physis (P.S.Andreas Wisniewski ist Balletttänzer und man kennt ihn auch aus Stirb Langsam 1). Necros hätte einen besseren Endkampf verdient. Der Sturz aus dem Flugzeug ist etwas billig.
Whitaker: Der großmäulige, bisschen derbe Amerikaner, Pushkin „entlarvt“ ihn schnell als Versager („in WestPoint rausgeflogen, ebenso bei der Armee, dann nur Söldner im Kongo, etc.“), der das kompensiert in dem er in seinem Haus den „General“ spielt (seine Waffensammlung, die Wachsfiguren großer Generale, das Nachspielen berühmter Schlachten, seine uniformierten und salutierenden Bediensteten). Doch sein Waffenfimmel passt gut zu ihm. Auch ein Pluspunkt des Films.
Fazit: Klassische Kalte-Kriegs-Story, Begrenzung auf wenige Handlungsorte (Bratislava, kurz England, Wien, Tanger, Afghanistan) und Personen (Beziehungsdreieck Bond, Kara, Koskov bzw. Pushkin), sinnvoller Einsatz der Gadgets und gutes Rollendebüt für Dalton, Musik ist top.
9/10 Punkte.