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Re: Filmbesprechung: "Diamonds Are Forever (DAF)"

Verfasst: 24. September 2023 01:31
von Agent 009
Sehe das, bis auf die letzten Sätze genau wie GP. Ich freue mich zwar auf eine erneute Sichtung aber auf dem letzten Platz bleibt er trotzdem.

Mir fehlen vor allem auch die Schafe. DAS ist ein fehlender fundamentaler, konzeptioneller Baustein. ;)

Re: Filmbesprechung: "Diamonds Are Forever (DAF)"

Verfasst: 25. September 2023 21:53
von Patrice
Revoked hat geschrieben: 21. September 2023 21:32
Patrice hat geschrieben: 19. September 2023 22:16 Auf die Gefahr hin mit diesem Post hate auf mich zu ziehen ….
Aber mit Nichten, Genosse.

Der Film macht deutlich mehr richtig als er falsch macht. Eigentlich hätte man mit 1-2 Kniffen das etwas trashige Ende vermeiden können: die PTS Labor-Szene hätte die Kulisse für den Showdown sein sollen und nicht eine Bohrinsel vor Mexiko. Dann noch DragFeld weglassen, that‘s it. Geiler Film.
Den Rest hat Patty ja schon gelistet.

Und die platte 70s Synchro ist auf den Punkt und macht Spaß. Das kann man nicht bei jedem Bond machen, aber 1-2x geht sowas.
Dann bin ich beruhigt 😮‍💨 das einzige was im Film langatmig geworden ist, sind die Szenen im Casino - vielmehr die „Flucht“ von Case ab dem Hauptgewinn bei den Wasserpistolen.
Ansonsten ist der gesamte Film sehr kurzweilig, wenn auch die Actionszenen nicht zum besten der Serie gehören. Das macht jedoch die deutsche Synchro wieder wett

Re: Filmbesprechung: "Diamonds Are Forever (DAF)"

Verfasst: 15. November 2023 11:07
von ollistone
DAF ist für mich immer wie der arbeitslose, kiffende Cousin, den man einmal im Jahr bei Omas Geburtstag sieht. Ein echter Nichtsnutz, den man aber trotzdem irgendwie gerne hat, trotz seiner Loser-Qualitäten. DAF hat schon ein paar ganz coole Szenen, leidet aber - neben dieser verworrenen Scharade um die Diamanten in der ersten Filmhälfte - vor allem unter dem Mangel an guten Actionszenen, Stunts und Spannung. Der Schlingel.

Re: Filmbesprechung: "Diamonds Are Forever (DAF)"

Verfasst: 15. November 2023 16:44
von craigistheman
Ja, was dem Film wirklich fehlt, sind Höhepunkte, die den Tonus ausmachen. Umso ärgerlicher, dass ausgerechnet der Vorgänger meiner Ansicht nach in dieser Hinsicht voll abliefert, und ein paar der besten, furiosesten und interessantesten Action-Sequenzen des Franchises vorzuweisen hat. Keine leichte Nachfolge also. Ich mag DAF nicht wirklich, halte ihn somit auch nicht für einen "großen" Bond und schon gar nicht für ein würdiges Finale der Connery-Ära - diese hätte meines Erachtens mit dem genialen, eigentlich epochalen TB enden müssen.
Ich kann DAF mittlerweile aber durchaus für seinen Wortwitz, seine Performances in den Nebenrollen und seine Schrulligkeit genießen, meistens zumindest.

Re: Filmbesprechung: "Diamonds Are Forever (DAF)"

Verfasst: 16. November 2023 11:11
von danielcc
Volle Zustimmung. Als ich damals meinen Bond Marathon gemacht habe, konnte ich gar nicht glauben wie müde, lahm, einfallslos und vor allem ambitionslos DAF ist. nach dem Motto: "Von DN bis YOLT haben wir uns so dermaßen gesteigert, jetzt lassen wir es mal seicht und sachte angehen"

Re: Filmbesprechung: "Diamonds Are Forever (DAF)"

Verfasst: 16. November 2023 11:40
von Henrik
Das sehe ich recht ähnlich. Ich finde den Film insgesamt ziemlich ermüdend. Ein paar nette Momente hat der Film (gerade die Szene um den Tod von Bert Saxby), aber im großen und ganzen hat der Film für mich wenig Unterhaltungswert. Er dürfte auch der am seltensten von mir gesehene Bondfilm sein (neben NSNA und QOS).

Vor einigen Wochen habe ich den Film nach langer Zeit mal wieder gesehen. Der negative Eindruck hat sich bestätigt, auch wenn es sicherlich vorteilhaft war, den Film viele Jahre ruhen gelassen zu haben und mit geringen Erwartungen an den Film ranzugehen.

Re: Filmbesprechung: "Diamonds Are Forever (DAF)"

Verfasst: 16. November 2023 14:10
von Casino Hille
Ihr wisst einfach nicht, wie man Spaß hat.

Re: Filmbesprechung: "Diamonds Are Forever (DAF)"

Verfasst: 17. November 2023 14:38
von Hannes007
Selbst wenn DAF in meiner Rangliste sehr weit hinten zu finden ist, schaue ich ihn doch sehr gerne. Bei weitem lieber und öfter als YOLT oder TMWTGG um nur zwei zu nennen. Weil ich viele tolle Momente für mich herausnehmen kann, die mich richtig begeistern und bei denen so richtig Bondfeeling aufkommt.

Re: Filmbesprechung: "Diamonds Are Forever (DAF)"

Verfasst: 16. Januar 2025 12:11
von Nico
Nach einer Bond-Pause über die Feiertage und den Jahreswechsel gab es nun also "Diamonds are forever" / "Diamantenfieber".
Ein Film, der ein perfektes Beispiel dafür, dass gute Zutaten allein noch keinen guten Film abgeben.
Die Rezeptur klingt eigentlich erstmal schmackhaft. Guy Hamilton als Regisseur, Sean Connery zurück in seiner Paraderolle, Shirley Bassey als Interpretin des Titelsongs, Richard Maibaum als Drehbuchautor - klingt alles an sich erstmal super. Nur leider verdient das, was dabei raus gekommen ist, bei weitem nicht dieses Prädikat.

Aber fangen wir mal mit dem Positiven an: John Barry zaubert einen zwar seltsam unbondig anmutenden, aber doch zur amerikanischen Atmosphäre passenden und myteriösen Soundtrack, es gibt ein paar nette Einzelszenen wie die Montage am Anfang, in der dem Zuschauer der Diamentenschmuggelring samt zugehörigen Personen erklärt wird, der Kampf im Fahrstuhl oder auch die oft gescholtenen Verfolgungsjagden sowohl mit dem Mond-Buggy als auch durch Las Vegas. Auch von der Figurenzeichnung gibt es ein paar interessante Überlegungen wie Mr. Wint und Mr. Kidd, ein Killer-Pärchen, das so bei Bon einzigartig ist und den Film deutlich aufwertet und einige Sprüche sind zwar völlig dämlich, aber irgendwie witzig.

Ansonsten bleibt aber tatsächlich nicht viel übrig, was ich dem Film abgewinnen konnte. Weder im Cast - sean Connery ist lustlos, hat ein paar Kilo zu viel auf den Rippen und trägt ein schlecht sitzendes Toupet mit sich herum, Charles Gray schafft es nicht, Blofeld seinen Stempel aufzudrücken, Jill St. John ist hinterlässt keinen bleibenden Eindruck und wer sich sonst noch so im Film herumtreibt, habe ich schon wieder vergessen - noch in der Handlung - Ein Diamentenschmuggelring soll aufgedeckt werden, wie öde (Findet selbst Bond) und dieser Ring ergibt von vorne bis hinten keinen Sinn (wieso werden plötzlich alle Beteiligten liquidiert?).

Die Ausstattung haut mich nicht vom Hocker, alles sieht nach 70er Jahre-Porno aus, die Oneliner ziehen (mit Ausnahmen!) selten und den ganzen Film über sind völlig abstruse, alberne und überdrehte Elemente eingestreut, die nicht zu Ende gedacht sind und aus denen nichts gemacht wird. Was sollen Blofelds Doppelgänger z. B.? Egal, sie sind halt cool (nicht), da interessiert das doch nicht länger. Wieso verkleidet sich Blofeld so dämlich? Was soll die ganze Geschichte mit dem Krematorium und den flaschen Steinen? Wieso werfen die Gangster erst Plenty O'Toole aus dem Fenster und ziehen sich dann elegant aus dem Zimmer zurück? Und und und?

Es ist schon erstaunlich, dass ausgerechnet dieser Film der Nachfolger vom nur zwei Jahre vorher entstandenen OHMMS ist, denn hier ist wirklich ALLES anders. Man wollte Lazenby vergessen machen - das hat man mit diesem bunten und völlig abgefahrenen Spaß wohl geschafft - und an die Bonds der 60er anknüpfen - da ist man grandios gescheitert. DAF ist bunt, ausgeflippt, billig, überladen, verworren, abstrus - und das schlimmste ist: Ich nehme allen Beteiligten vollkommen ab, dass sie das, was sie da taten, für das richtige hielten. An keiner Sekunde wirkt der Film routiniert und "musste halt gemacht werden", nein. Viele viele Ideen sind neu und bringen Bond auf ein ganz neues Level. Sicherlich hatte man auch Spaß beim Dreh. Aber ist was draus geworden? Kaum.

Re: Filmbesprechung: "Diamonds Are Forever (DAF)"

Verfasst: 16. Januar 2025 15:11
von Casino Hille
Nico hat geschrieben: Heute 12:11 Ein Film, der ein perfektes Beispiel dafür, dass gute Zutaten allein noch keinen guten Film abgeben.
... sondern einen sehr guten.

DAF ist ein Zeitgeist-Film und als solcher für das Jahr 1971 das, was die "Fast & Furious"-Teile 5-7 für die Zeit von 2011-2015 sind.

Wie meine ich das? DAF ist großer Camp, der sich nicht für seine over-the-top Albernheiten entschuldigt, sondern sich richtig in ihnen gefällt. Mehr als wahrscheinlich jeder andere Bond-Film - außer vielleicht noch MR - nutzt DAF quasi vollends die Möglichkeiten des Absurden aus, die Bond als Konzept schon vom ersten Film an beherbergte. Terence Young hatte in seinen Beiträgen zur Serie ebenfalls schon mit dem Camp geliebäugelt, die inneren Wirkmechanismen des Bond-Kosmos aber stets ernstgenommen. Was bei Young nur ein Flirt war, ist bei Guy Hamilton eine dreiwöchige Sommeraffäre. In GF schlich sich Bond in der ersten Einstellung des Films mit einem Entenhut auf dem Kopf (!) an ein Schurkenlager an, und in DAF sind es erneut gerade diese Momente, die Hamilton an der Reihe Spaß machen: die Fantasie, dass da ein Brite um die Welt reist, schöne Frauen vernascht und größenwahnsinnige Schurken besiegt, ohne je groß ins Schwitzen zu geraten. Die Spionagewelt der Bond-Filme der 60er war nie richtig ernstzunehmend, immer ein großer alberner Ulk, und Hamilton macht in DAF genau das zum Konzept. Er zeigt Szenen im Zirkus, Szenen in Las Vegas, lässt Bond dieses Mal ganz offensiv zu der großen Rummelplatzveranstaltung stehen, die er inhärent schon immer gewesen ist.

Unter Fans wird gerne gesagt, bei DAF handle es sich um eine Parodie auf die Bond-Filme und ich habe hier schon öfter gelesen: "Wenn ich so einen Film sehen will, gucke ich direkt Austin Powers oder Johnny English." So richtig passend ist das aber argumentativ eigentlich gar nicht. Die meisten Bond-Parodien nehmen 007 als Konzept viel ernster als DAF es tut. Eine Parodie entsteht so gut wie immer durch Konstruktion und Dekonstruktion. Etwas wird aufgebaut und dann unerwartet aufgebrochen. "Spaceballs" fängt bekanntermaßen mit einem Shot an, der praktisch identisch zur ersten Einstellung des ersten "Star Wars"-Films ist. Ein Raumschiff fliegt durchs Bild und ist überdimensional groß, sodass es den ganzen Bildschirm ausfüllt. In "Spaceballs" hört diese Szene allerdings gar nicht mehr auf. Das Raumschiff fliegt ewig und immer weiter an der Kamera vorbei, bis man irgendwann zu lachen beginnt. Die Szenen sind erstmal sehr ähnlich und konstruieren denselben Eindruck. Aber "Spaceballs" dekonstruiert ihn augenblicklich wieder.





Diese Praxis findest du in DAF nicht. In DAF gibt es nicht in dieser Form Konstruktion und Dekonstruktion, es gibt nicht Aufbau und Abbruch, sondern ein großer Spaß am Nonsense. Und genau da ähnelt dieser Bond-Film den erwähnten "Fast & Furious"-Filmen Nr. 5, 6 und 7. Auch die sind nicht, wie gerne behauptet, Parodien auf das Actionkino ihrer Zeit, sondern haben einfach den Blödsinn und den Bullshit akzeptiert, der unauslöschlich in ihrem Konzept verankert ist - und hat man sich erstmal blamiert, filmt es sich ganz ungeniert. :) DAF ist deshalb aber vielleicht auch der Film, der bei Fans am wenigsten von einem "Marathon" der Reihe profitiert, weil er nach OHMSS, der den literarischen Bond von Ian Fleming ernster genommen hat als je zuvor, eine deutliche Kursänderung widerspiegelt, die aus heutiger Sicht vielleicht nicht nötig oder sogar irritierend wirkt.
Nico hat geschrieben: Heute 12:11 DAF ist bunt, ausgeflippt, billig, überladen, verworren, abstrus
Über Humor lässt sich nicht streiten. Ob man jetzt das "Döschen im Höschen" der Synchronfassung amüsant oder panne findet, und ob man gerne auf den Busch klopft oder nicht; es ist wohl Ermessenssache. Aber mir fehlt bei deiner Auflistung der Attribute ein entscheidender Begriff: DAF ist schwul, oder sagen wir mal im Neusprech lieber: queer.

Und das sage ich nicht nur, weil die schräge pinke Krawatte, die 007 zwischendurch trägt, 1971 eine sehr mutige Fashion-Entscheidung für einen heterosexuellen Mann war, sondern weil DAF wirklich einiges an codiert-schwulen Elementen hat. Wint und Kidd sind am offensichtlichsten, klar, zwei homosexuelle Killer, aber man schaue sich mal Blofeld an, den Charles Gray so hinreißend aristokratisch versnobt spielt. Mal schlägt er theatralisch die Beine übereinander, mal zieht er an einem Zigarettenhalter der länger als der jeder Femme Fatale ist, mal sagt er Sätze wie "The great powers are flexing their muscles like so many impotent beach boys". :mrgreen: Und mal entkommt er im Drag-Outfit aus seinem eigenen Casino - samt Lippenstift. Gray war queeren Rollen generell nicht abgeneigt, siehe seine Auftritte in "The Rocky Horror Picture Show" und natürlich seine TV-Auftritte als Sherlocks Bruder Mycroft Holmes, einer literarischen Ikone der Schwulenszene in Großbritannien.

Drehbuchautor Tom Mankiewicz beschrieb seinen Blofeld übrigens als "fussy" and "prissy", also als "pingelig" und "zickig". Dass das Euphemismen sind, sollte an dieser Stelle nicht groß erklärt werden müssen. Oh, und ist mir an dieser Stelle der Witz gestattet, dass Blofelds Superschurkenplan ja damit zu tun hat, Schmuck zu sammeln?
Nico hat geschrieben: Heute 12:11 Jill St. John ist hinterlässt keinen bleibenden Eindruck
Für mich ist Tiffany Case eines der interessanteren Bond-Girls, aber ich gebe dir recht: Jill St. John als Darstellerin ist nicht so richtig gut.

Aber zur Figur: Sie ist natürlich campy und cheesy, also alles was ich schreibe, sollte man immer unter dieser Voraussetzung berücksichtigen. Ich mag, wie Tiffany Case vom Skript in DAF angelegt ist. Ich mag ihre sehr ungewöhnliche Einführung, in der sie mit drei Haarfarben bzw. drei verschiedenen Perücken auftaucht. Normalerweise gibt es grob zwei Arten von Bond-Girl-Einführungen: sexualisiert (siehe Honey Ryder, die dem Meer entsteigt) oder subversiv (Anya Amasova entpuppt sich als Top-Agentin, und nicht als Bettgespielinnen des russischen James-Bond-Doubles). Bei Tiffany ist das anders. Diese Szene ist erstmal eine Irritation. Man ist als Zuschauer verwundert und bemüht, sich einen Reim auf dieses haarige Hin und Her zu machen. Ich mag das, es ist einer dieser subtileren Momente, in denen DAF Spaß am Unfug hat und zugleich sein großes Leitmotiv behandelt (dazu komme ich noch).

Ich mag auch ihr Auftreten. Sie ist nicht unbedingt das, was wir heute eine "starke Frauenfigur" nennen würden, sie ist aber auch keine Jungfrau in Nöten - vor allem eine Jungfrau dürfte sie nicht mehr sein. :wink: Tiffany verkauft sich Bond gegenüber als die taffe, mit allen Wassern gewaschene Schmugglerin, aber diese Fassade bricht immer wieder ein. Als sie den Kampf mit Peter Franks sieht, fürchtet sie sich regelrecht. Im Finale auf der Bohrinsel ist sie überhaupt nicht mehr in ihrem Element. Trotzdem hat sie eine gewisse Schläue und entkommt im Zirkus beispielsweise den Verfolgern der CIA. Sie ist außerdem anpassungsfähig, schlüpft problemlos in die Rollen, die man von ihr erwartet, und spielt dann bspw. auf Blofelds Bohrinsel das hübsche Bikini-Dummchen für ihn.

Es passt auch sehr gut, dass die Bettszenen zwischen ihr und Connery nie wirklich sexy sind, weil sie immer noch andere Hintergedanken verfolgt, und sie trotz der körperlichen Anziehung, die Bond auf sie ausübt, kein dummes Mädel ist, dass sich Hals über Kopf in ihn verliebt. Sie gibt sich da absolut keiner Illusion hin. Und die Szene, in der sie nach dem Verkehr eine qualmt und dabei die Asche in dem Aschenbecher auf Connerys behaarter Brust loswird, ist wieder so ein herrlicher schräger Moment, wie es sie so geballt nur in DAF gibt. Tiffany ist da ultimativ pragmatisch. Sie "tut" das, worauf sie Appetit hat, und Bond gehörte dort dazu. Er ist genauso ihre Eroberung wie sie seine ist, und ihm nicht hilflos verfallen wie viele andere Frauen der Reihe. Selbst nach dem Koitus hat sie nur die Diamanten im Kopf.



Übrigens - weil ich die ganze Zeit von Queerness rede - ist da selbst der Titelsong recht eindeutig, weil textlich mal nicht der Supermann Bond besungen wird oder wir lauter versteckte sexuelle Anspielungen finden, sondern eher das hier:

Men are mere mortals who
Are not worth going to
Your grave for!

I don’t need love
For what good will love do me?
Diamonds never lie to me...

Die textliche Fetischisierung von Diamanten in dem Song (aus Sicht von Tiffany Case?) ist wirklich interessant im Kontext des Gesamtfilms.
Nico hat geschrieben: Heute 12:11 Was sollen Blofelds Doppelgänger z. B.?
Ich zieh mir das jetzt noch raus, weil ich einen weiteren Punkt machen will.

DAF wird aus meiner Sicht dann doch ein wenig erzählerisch unterschätzt von Fans. Blofelds Doppelgänger sind für den eigentlichen Plot rund um den Diamanten-Superlaser-Satelliten ziemlich wurscht, aber sie passen sehr gut zum zentralen Leitmotiv des Films. Bond-Filme sind Spionagefilme - in der Theorie jedenfalls, und Hamilton liebt die albern überhöhte Glamour-Form der Agentenwelt, die wir bei Bond zu sehen bekommen. Der Entenhut, ihr wisst schon ...

Und deshalb hat alles und jeder in DAF mehrere Gesichter und Fassaden, mehrere Identitäten. Blofeld hat seine Doppelgänger, die ihn ganz direkt und super authentisch doubeln können (und sogar alle eine eigene weiße Katze zum Streicheln haben, wie herzallerliebst!). James Bond hat in diesem Film so viele andere Identitäten und Rollen wie sonst nie: Er ist Peter Franks, er ist Klaus Hergesheimer (Sektion G, Überprüfung der Strahlungsplaketten), und später ist er sogar noch Bert Saxby am Telefon. Williard Whyte ist eine komplette Fassade, dahinter verbirgt sich eigentlich Blofeld. Tiffany Case wird wie erwähnt über die Perücken eingeführt und sagt später sogar einmal zu Felix, sie spiele "nur ihre Rolle". Der tote Peter Franks doubelt als James Bond und als sein eigener Bruder - und das lange, bevor Bond in CR durch Mathis lernte, wie "überaus nützlich" so eine Leiche sein kann. Ach ja, habe ich schon erwähnt, dass der Film in LAS VEGAS spielt? Die quasi perfekte Stadt für einen Film, in dem es um Identitäten und Doppelgänger geht und damit im weitesten Sinne um Täuschungen? Die Stadt, die bei Tag und bei Nacht jeweils ein anderes Gesicht hat? Die Stadt, in der alles mehr Schein als Sein ist, in der alles einen doppelten Boden hat und man sich bei Nichts und Niemandem sicher sein kann?

Und ist es nicht irgendwie bezeichnend, dass die einzigen beiden Figuren in DAF, die nie so richtig überzeugend vorgeben etwas anderes zu sein als sie sind, weil sie sich gar nicht verstellen könnten, selbst wenn sie es wollten, ausgerechnet die beiden schwulen Auftragsmörder sind? Dass die beiden bei ihrer einen großen Täuschungsaktion im Finale (als Kellner) dann entlarvt werden, weil Bond das süßlich-schwule Aftershave von Mr. Wint wiedererkennt? Und weil sich der Snob Bond mit Rotweinen besser auskennt als die zwei homosexuellen Männer? - Verzeiht mir, wenn ich auf das Klischeedenken der damaligen Zeit zurückgreife, aber da hat er sie ein wenig in ihrem eigenen Element geschlagen.

Herrje, ist das lang geworden. Naja. Ich mag DAF. Sehr. Es ist ein ehrlicher Bond-Film, der ganz genau weiß, was er sein will, und der Spaß am Nonsense über alles stellt, aber zudem auch als Spionageexzess für mich stimmig ist. Die Kameraführung von Ted Moore ist durchweg sehr hübsch, vor allem Amsterdam fängt er wunderbar ein. Einige der Actionszenen sind hochklassig, allen voran der Zweikampf zwischen Bond und Franks im Fahrstuhl bei Tiffany Case. Die Ausstattung ist ein Traum, und ich liebe die Szene, in der Bond in Las Vegas lässig aus dem Fenster hüpft und auf dem Fahrstuhl zum Whyte-Penthouse aufsteigt. Der Humor - ganz besonders in der deutschen Synchro - trifft mein Komikzentrum voll und ganz. Und auch spannend wird es: Bond, eingeschlossen im Sarg, ist eine der ausweglosesten Situationen, in denen er sich je befand, und wie er aus der Situation befreit wird, ist ein toller Einfall! Ich habe also offenkundig wenig auszusetzen.

Richtig ist, dass der Plot ein paar merkwürdige Lücken aufweist (vor allem den Grund für Plenty O'Tooles Ermordung hätte man nicht rausschneiden dürfen), die Spezialeffekte schon für ihre Zeit teilweise mies sind (die Explosionen!) und das Finale auf der Bohrinsel ein erschreckend schwacher Bond-Showdown ist. Und richtig ist auch, dass das Thema Diamantenschmuggel für einen Bond-Film für manche unsexy sein mag - aber anders herum geht es in Goldfinger um Goldschmuggel, in LALD und LTK um schnöden Drogenhandel und in FRWL und FYEO um irgendwelche Apparate, also passt es für mich. Connerys Ultralässigkeit im Film gefällt mir sehr gut, aber ich gebe dir recht, dass er physisch wirklich kein bisschen glaubwürdig in der Rolle ist.

Nichts desto trotz: Ich mag den Film und breche gerne eine Lanze für ihn - zumal ich immer wieder mitbekomme, dass er gerade (wenn auch nicht nur) unter nicht-heterosexuellen Fans der Reihe sehr beliebt ist und Kultstatus genießt, was meine eigene Lesart auch entschieden prägt.

Unlike men, the diamonds linger ...