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von GoldenProjectile
'Q Branch' - MODERATOR
Lost Highway (1997) - 9,5 / 10
Kleiner aber feiner Kinosaal, erste Reihe, später Samstagabend, Füsse auf dem Podest, Leinwand schön ein paar Meter vor der Nase und ein sehr angenehmes Publikum, vor allem verglichen mit den Kicherweibern und selbsternannten Filmkommentatoren die denselben Saal bei Dead Man noch eine Woche zuvor bevölkert hatten. Badalamenti, Rammstein, Bowie, Manson und die Pumpkins wurden einem zusammen mit den stroboskopischen Lichteffekten förmlich um die Ohren gehauen, was das Erlebnis noch viel intensiver machte als vor dem heimischen Bildschirm. Ein irrwitziger, psychedelischer Trip durch einen Thriller voll mit wechselnden Identitäten, unerklärlichen Horror-Einschüben und morbiden Albtraumsequenzen. Nur ein Teil der Dialoge wirkt etwas zu aufgesetzt und die mysteriös miteinander verwobenen Charaktere erreichen nicht ganz die faszinierende Dreidimensionalität von Mulholland Drive. Das irrationale Geniessen einer gegen sämtliche Konventionen gebürsteten oder diese clever transzendierenden Geschichte steht aber natürlich im Vordergrund.
Meine Mitguckerin, die schon Blue Velvet und Twin Peaks mochte, war begeistert und bekommt sogleich von mir das nötige DVD-Material ausgeliehen, um ihre elementaren Lynch-Lücken (Fire Walk With Me, Mulholland Drive, Inland Empire, Wild at Heart) zu schliessen.
We'll always have Marburg
Let the sheep out, kid.