Re: Die Filme des Guy Ritchie

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Codename: Uncle

Vier ganze Jahre mussten Fans darauf warten bis der neuste Film von Guy Ritchie in die Kinos kommt. Zuletzt feierte im Jahr 2011 Erfolge mit der Sherlock Holmes Fortsetung deren Untertitel 'Spiel im Schatten' lautet. Codename: Uncle oder 'The Man from UNCLE' ist die Kinoadaption der 60er-Jahre Agentenserie 'Solo für Uncle' mit Robert Vaughn und David McCallum in den Hauptrollen. Für die Kinoversion schlüpfen Henry Cavill als Napoleon Solo und Armie Hammer als Ilya Kuryakin in die Hauptrollen, welche von Alicia Vikander, Jared Harris, Hugh Grant & Elizabeth Debicki unterstützt werden.

Die Handlung spielt im Jahr 1963. Mittem im Kalten Krieg muss sich CIA-Agent Napoleon Solo mit KGB-Agent Ilya Kuryakin zusammen tun, um eine internationale Verbrecher Organisation ausfindig und dingfest zu machen, da diese womöglich im Besitz einer nuklearen Bombe ist oder zumindest die Möglichkeit hat, eine herzustellen. Gaby Teller, die Tochter eines Atomwissenschaftlers wird Teil des Teams und soll helfen Kontakt zu ihrem Vater herzustellen, um über ihn an die Organisation zu gelangen.

Henry Cavill & Armie Hammer funktionieren als unfreiwilliges Duo sehr gut, da sie beide überzeugend spielen und eine sehr angenehme Leinwand-Dynamik haben. Cavill zeigt das er mehr als nur Superman ist, sondern durchaus auch andere Seiten hat, wenngleich hier auch keine Glanzleistungen erwartet werden sollten. Armie Hammer als sturer KGB Agent ist großartig und oftmals sehr witzig und ein kleiner Showstealer. Vor allem bei Szenen die seine Aggresionsprobleme beeinhalten. Göttlich. Alicia Vikander und Elizabeth Debicki sind wahre Augenöffner und wunderschöne Frauen, spielen beide wichtige Rollen im Film glaubwürdig und gut. Vikander aber noch mehr besticht durch ihr wunderschönes Auftreten. Das ist Liebe auf den ersten Blick. Besonders hervorzuheben ist hier ihre tolle Chemie mit Hammer, welche ihren Höhepunkt in der 'etwas anderen Schlafzimmer'-Szene findet.

Die Locations in Italien sind wunderschön eingefangen und bieten einen sehr angenehmen Kontrast zu den England-Szenen die eher dunkler sind. Gerade durch die tollen Drehorte, die schönen Kulissen, Sets und die tolle Ausstattung besticht der Film. Hier stimmt alles. Optisch kann sich der Film absolut sehen lassen und das nicht nur wegen Alicia Vikander. Leider ist die Kameraarbeit gerade im 'Finale' etwas extrem holprig und unübersichtlich, zudem auch blöd geschnitten. Statt eines großen Showdowns wird hier was gänzlich anderes gemacht und dann auch so merkwürdig umgesetzt, was mir nicht gefiel. Ich will an dieser Stelle nicht zu viel verraten, lediglich die anschließende Verfolgungsjagd war großartig.

Trotz seiner vielen positiven Aspekte gibt es auch einige Kritikpunkte. Der Film hätte etwas weniger kompliziert sein können, was vor allem an der Erzählweise der Handlung liegt. Denn vieles hätte man sicherlich einfacher erzählen können, als es am Ende gemacht wurde. Auch Cavill merkt man an, das er kein Meistermime ist, auch wenn es für die Rolle hier super funktionierte. Er ist ein sympathischer Kerl, darf sich aber gerne etwas mehr anstrengen, denn immer kommt er nicht so leicht davon wie hier. Ein, zwei unnötige Längen haben sich auch reingeschlichen, welche zwar nicht extrem belastend sind aber doch auffallen. Eine kleine Straffung wäre nicht schlecht gewesen. Dafür stimmt der dezente Einsatz von Humor. Der Film hat immer wieder tolle Momente und vor allem auch witzige, die nie zum laut lachen animieren, aber durchaus eine sehr angenehme Wirkung haben. Der Film ist gerade hier sehr charmant und punktet durch die guten Einsätze von Humor. Das ist meist perfekt getimed. Auch der Soundtrack ist zu jederzeit überzeugend und passt zur Handlung als auch zum Setting.

Codename Uncle ist sicherlich nicht Guy Ritchies bester Film aber dennoch ein ordentlicher Streifen der durch seine Darsteller und der interessanten Story überzeugt. Ein wenig mehr Action wäre vielleicht interessant gewesen, eine einfachere Erzählweise hätte dem Film auch gut getan, stattdessen lässt er da durchaus Punkte liegen. Durch tolle Locations & Sets, durch eine wunderschöne und verführerische Vikander sowie der attraktiven aber gefährlichen Debicki punktet der Film ebenfalls und dürfte zumindest für männliche Zuschauer ein Augenschmaus sein. Für die Frauen gibt es da Cavill & Hammer sowie Hugh Grant, der zwar älter ist, aber dadurch irgendwie viel besser aussieht als noch in seinen Hollywood-Schnulzen. (Bond anyone?) Unterhaltsamer, seichter Spaß mit guten Humoreinlagen, netten Actionszenen und tollen Darstellern.

7,5/10

Re: Die Filme des Guy Ritchie

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Danke für deine Eindrücke! Ich bin gespannt und freue mich, Ritchie hat mir bisher immer Spass gemacht und ist auch immer schön stylisch. Nur Schade dass er Spass und Style offenbar seit seinen ersten beiden Meisterwerken nie mehr wirklich mit erzählerischer Raffinesse und verblüffenden Ideen kombiniert hat und nach dem leider Gottes gefloppten, nein: untergegangenen Revolver wohl auch nie mehr etwas ähnlich visionäres schaffen wird wie eben jenes berauschende Arthouse-Psychospiel.
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Re: Die Filme des Guy Ritchie

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Agent 009 hat geschrieben:Auch Cavill merkt man an, das er kein Meistermime ist, auch wenn es für die Rolle hier super funktionierte.
Inwiefern? Man merkt Cavill also ein höchst dürftiges Schauspieltalent an, es ist aber dann auch irgendwie egal?
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Re: Die Filme des Guy Ritchie

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Ich sagte nie was von dürftig. Ich sagte er sei kein Meistermime, das ist halt einfach so, dennoch hat er einen gewissen Charme, wie ich finde. Habe ihn nie für so 'schlecht' befunden wie viele ihn hier gerne machen, zudem hat er im Film eine gewisse Ausstrahlung und bringt die Agenten rolle sehr cool und lässig rüber. :)

Re: Die Filme des Guy Ritchie

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Hier gibts ja nur 2 die den Film aktuell gesehen haben, soweit ich weiß. :P

Und naja, der Film ist nicht sonderlich emotional oder packend, da er ziemlich locker, seicht ist usw. Ich habe nie erwartet das es sehr emotional wird, sehr spannend. Die Trailer vermittelten ja schon die ganze Zeit spaßige Agentenunterhaltung. ;)

Re: Die Filme des Guy Ritchie

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Agent 009 hat geschrieben:Ich sagte nie was von dürftig. Ich sagte er sei kein Meistermime, das ist halt einfach so, dennoch hat er einen gewissen Charme
Ja, aber das kann ich ja praktisch auch von beinahe jedem anderen Schauspieler sagen. Die Aussage klingt halt stark nach einem: "Er spielt zwar nicht gut, aber irgendwie passt das schon." Was dann den Eindruck erweckt, die Figur sei ohnehin so konturlos, dass der agierende Akteur dann auch wieder egal ist. Soll jetzt wirklich keine Kritik sein, aber ein wenig schmunzeln musste ich bei der Aussage einfach trotzdem. :)
Invincible1958 hat geschrieben:http://www.spiegel.de/kultur/kino/coden ... 47701.html
Etwas merkwürdige Kritik, der ich in allen Punkten, in denen ich inhaltlich mitreden kann (sprich: alles im Bezug auf Ritchie), widersprechen wollen würde.
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Re: Die Filme des Guy Ritchie

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Casino Hille hat geschrieben:
Invincible1958 hat geschrieben:http://www.spiegel.de/kultur/kino/coden ... 47701.html
Etwas merkwürdige Kritik, der ich in allen Punkten, in denen ich inhaltlich mitreden kann (sprich: alles im Bezug auf Ritchie), widersprechen wollen würde.
Ich habe "Rock N Rolla" bis heute nicht gesehen,
aber die beiden Sherlock Holmes-Filme finde ich öde und langweilig. Da stimme ich dem Spiegel-Autoren zu.
"Bube, Dame, König, Gras" und "Snatch" begeistern mich persönlich auch nicht unbedingt. Aber bei diesen Filmen kann ich nachvollziehen, was andere daran großartig finden.
Aber ab "Swept Away" (2002) hat mich nichts mehr von ihm gereizt. Und das, was ich gesehen habe (wie z.B. Revolver oder die Holmes-Filme) hat mich nur darin bestätigt, dass ich im Kino nichts verpasst habe.

Re: Die Filme des Guy Ritchie

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Seine Pastiche-Technik ist so clever wie durchschaubar: Wenn Ritchie etwas nicht hinkriegt, was andere vor ihm virtuos inszeniert haben, erhöht er das Tempo, lässt ein Stakkato gewitzter Sprüche auf den Zuschauer los, lullt ihn mit geschmackvoller, sehr lauter Musik ein und baut so viele visuelle Mätzchen hintereinander, dass man gar nicht anders kann, als leise "Wow" zu sagen.
Sorry, aber dem kann und will ich im Leben nicht zustimmen. Ritchies Filme sind doch für sich genommen untereinander verglichen viel zu unterschiedlich, als das man das so oberflächlich zusammenfassen könnte. Und man mag die Holmes-Filme nun gut oder schlecht finden, aber geschmackvolle und sehr laute Musik sehe ich bei Zimmers völlig unkonventionellem Geigen-Soundtrack nun gar nicht. Und bei "visuelle Mätzchen" musste ich dann schon grinsen. Da macht man es sich immer schön einfach, wenn man eine eigene Handschrift mal schnell so abtut. Außerdem: Wenn man als Reaktion auf seine Inszenierung hin "Wow" sagt, dann sollte einem der Film doch auch gefallen oder? Oder heißt das, dass man erst unterhalten wird und dann später merkt, dass man den Film eigentlich doch nicht mochte? :wink:
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