Maibaum hat geschrieben:Ok, ich habe mir jetzt noch einmal MR zu Gemüte geführt, weil Anatol da noch ein paar Fragen hatte. Ein Vergnügen war das nicht.
Hahaha, tröste dich: bei dem von dir so geschätzten QOS geht´s mir genauso!
Schön dass du dir die Mühe gemacht hast deine Gedankengänge ein bisschen tiefer auszuleuchten. Ich kann viele der Punkte die du nennst schon nachvollziehen und sehe manches sogar ähnlich, allerdings könnte unsere Gewichtung zwischen gelungenen und weniger gelungenen Elementen unterschiedlicher nicht sein.
Maibaum hat geschrieben:Und dann wurde auch noch alles auf peinlich müde Pointen hin inszeniert, die gerade in der Gondelverfolgung einen traurigen Höhepunkt erreichen (die zwinkernde Taube ist auf OP Tarzanschrei Niveau), und von denen ich den Eindruck habe das sie in MR gehäufter vorkommen als in jedem anderen Bond.
Dass der Anteil an Albernheiten überdurchschnittlich hoch ist stimmt. Über die Umsetzung des ganzen lässt sich natürlich trefflich streiten, für mich sind auch einige Gags mehr als entbehrlich (zB die von dir genannte zwinkernde Taube), allerdings kann ich mit der Summe der Gags sehr gut leben und finde sie weit weniger Platt als die Entgleisungen in OP. Übrigens ist ja gerade das Ende der Gondelszene nahezu eine 1:1-Kopie des Endes der Wet Nelly-Szene in TSWLM, allerdings würde auch ich die MR-Szene als deutlich alberner werten, allein schon wegen der sehr unterschiedlich Musik (Bondtheme vs Strauss Walzer) und des sehr gelungenen Gags mit dem Fisch in TSWLM (der streng genommen aber auch eine Albernheit darstellt).
Maibaum hat geschrieben:
Ansonsten ist MR nämlich größtenteils ein für 1979 sehr bieder wirkender Film mit einer langweiligen Lichtsetzung und schwachen Farben, der meist ziemlich einfallslos inszeniert ist.
Merkwürdig, ich mag MR auch gerade deshalb so gerne, weil er so farbenfroh ist. Venedig, Rio und die Dschungelszenen sind doch prächtig in Szene gesetzt. Du findest MR tatsächlich bieder wirkend? Für mich ist das gigantische Budget in jeder Minute auf der Leinwand ersichtlich, sei es durch die exklusiven Locations, die aufwendigen Sets und Stunts oder die famosen Special Effects. Ich finde MR ist sozusagen die Hochglanzausgabe aller Bondfilme.
Maibaum hat geschrieben: Da MR für nichts Zeit hat fehlt auch den Charakteren die Zeit zu wirken.
Lonsdale ist ok, aber er hat zu wenig Zeit sich zu entfalten (mal abgesehen davon dass er ohnehin immer ein sehr zurückhaltender Schauspieler war). Typisch ist die Szene mit dem verschwundenen Labor in Venedig. Hier hätte der Film sich mal Zeit nehmen können (und müssen), aber kaum hat die Szene angefangen, wird sie auch schon wieder beendet, und Lonsdale hat gerade mal einen Satz, gerade soviel wie die Handlung braucht um zur nächsten Szene, zur nächsten Action zu kommen.
War das bei Curd Jürgens/Stromberg anders? Sicherlich ist MR kein Film, der seine Charaktere tief ausleuchtet. Aber gehst du in dem Punkt nicht zu streng mit MR um im Vergleich zu den restlichen Filmen der Serie (OHMSS und die Craigfilme mal aussen vorgelassen)? Gerade in dem Punkt ist MR doch nun wirklich eine nahezu 1:1 Kopie zu TSWLM: Bond besucht Stromberg in dessen Anwesen in Sardinien - Bond besucht Drax in dessen Anwesen in Kalifornien. Stromberg lässt seine Assistentin liquidieren – Drax lässt seine Assistentin liquidieren. Stromberg erklärt dem gefangenen Bond seinen Plan – Drax erklärt dem gefangenen Bond seinen Plan. Bond tötet Stromberg – Bond tötet Drax. Wo hatte Jürgens mehr Zeit und Gelegenheit seinen Charakter auszubauen?
Generell würde ich sagen, dass MR gegenüber TSWLM die Klamaukelement weiter ausgebaut hat (die bei TSWLM allerdings durchaus auch schon in nicht geringem Maße vorhanden waren) und dass in MR das Augenmerk mehr auf die Größe des Spektakels als auf die Originalität gelegt wurde. Das muss man nicht mögen, aber die Parallelen zwischen MR und TSWLM sind eigentlich sowohl was die Handlung als auch den Aufbau des Films angeht nicht zu leugnen.