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von George Lazenby
Agent
Daniel Craig, der wohl vollkommen neue Ansatz der Produzenten für die Bond-Reihe, wie es dazu kommt werde ich mal versuchen hier darzulegen...Denn mal ganz ehrlich:
Wer von euch hatte Craig auf der Rechnung?
Dazu möchte ich zunächst mal auf die bisherigen Darstellerwechsel eingehen:
Der Wechsel Connery/Lazenby:
Dieser allererste Darstellerwechsel wurde in meinen Augen leider vollkommen vergeigt, konnte allerdings auch unter den damaligen zeigeschichtlichen Aspekten nicht wirklich anders durchgeführt werden. Das Publikum hatte bisher nur einen einzigen Bond erlebt und der war nun einmal Sean Connery. Als der 1967 selbstständig aus der Bondrolle ausstieg konnte man im Prinzip nichts anderes tun, als zu versuchen die Connery-Merkmale auf Lazenby zu übertragen. Das geschah natürlich nicht zu 100%, Lazenby gab Bond auch in gewisser Weise seine eigene Note. Leider wurde meiner Meinung nach versäumt bei diesem Bond auf einen erfahrenen Regisseur wie z.B. Terence Young, Guy Hamilton oder Lewis Gilbert zurückzugreifen. Stattdessen bekam Peter Hunt den Job, den er sicherlich sehr gut gemacht hat, der aber nicht wie Young erfahren darin war, einen Charakter einzuführen, bzw. zu etablieren. OHMSS ist sicherlich ein toller Film, aber Lazenby wurde hier eine gewisse Eigenständigkeit als Bond nicht ermöglicht und der Connery-Hype war ja nach YOLT auf seinem Höhepunkt angelangt. Eine Rückkehr von Sean Connery im nächsten Bond war also eine beinahe logische Folge...
Der Wechsel zu Roger Moore:
Bei diesem Wechsel wurde es in besonderer Weise vermieden, Parallelen zu Sean Connery zu ziehen. Moore hatte eine andere Art zu spielen und für ihn gab es keinen "Wodka-Martini", das einzige was er sagen musste war :"Bond, James Bond". Und das tat er gut. Existierten in den ersten zwei Moore-Filmen noch ein oder zwei Szenen, in denen Moore sich nicht so recht einzufügen schien, hatte er dann in seinem dritten Bond seine absolut eigene Weise gefunden und ein neuer Hype mit einem neuem jungen Publikum begann. Viele der damaligen Kinogänger und Fans war nämlich Connery nicht unbedingt ein Begriff und so schaffte es Moore in den 70er Jahren das Franchise zu neuen Höhepunkten zu führen und es erfolgreich in die 80er Jahre hinüberzuschaukeln. Aufgrund der großen Beliebtheit beim Publikum wurde dem sichtlich alternden Moore vielleicht auch die ein oder andere Falte verziehen und er konnte seine sehr erfolgreichen 7 Filme machen.
Der Wechsel zu Dalton bzw. Brosnan
Nach dem eher komödiantisch angehauchten Moore schlug das Franchise auch mit Rücksicht auf einen neuen Geschmack des Massenpublikums (siehe TV-Serien wie "Miami Vice", "Airwolf" und "MacGyver" und Kinoerfolge wie "Indiana Jones" und "Die Hard") und mit Timothy Dalton ging man wieder einen radikal anderen Weg, der allerdings nur wenig von Erfolg gekrönt war, leider, leider, denn Dalton hatte bei den Medien ziemlich verloren und es gab wieder das Problem des Massenpublikums, dass wie in der Connery-Zeit noch nicht über Moore "hinweg" zu sein schien. Brosnans Erfolg ist meiner Meinung nach darauf zurückzuführen, dass der Weg Daltons weiterverfolgt wurde... GoldenEye und TND sind wesentlich brutaler als der als "Rambo-Bond" verschrieene LTK... und dass das ganze etwas "mooremäßig" angehaucht war, so dass man mit Brosnan anscheinend einen Darsteller gefunden hatte, der allen einigermaßen zu passen schien.
Brosnan schaffte es, nach Moore und Connery mal wieder eine erfolgreiche Dekade der Bondfilme einzuleuten.
So und jetzt zu Daniel Craig
Ich denke es ist deutlich geworden, dass es bis auf den ersten Darstellerwechsel immer eine gewisse Systematik in diesen gab. Es wurde jedesmal, wenn ein Darsteller aufhörte, versucht, mit dem neuen Darsteller einen neuen Weg zu gehen, Bond in eine andere Richtung zu führen und deshalb ist es meiner Meinung nach Craig geworden. Daniel Craig setzt sich äußerlich stark von Brosnan ab, ist ein komplett anderes Kaliber Schauspieler und wird mit der Bond-Serie andere Dinge tun, als Brosnan sie getan hat. Bond muss sich mal wieder der veränderten Weltsituation anpassen und dies kann meiner Meinung nach nur mit einem kompletten Neu-Anfang geschehen.
All die Kandidaten, die vor dem 13.10.2005 in den Köpfen der Fans herumgeisterten, wie z.B. Clive Owen, Hugh Jackman waren, wenn wir uns das mal ehrlich eingestehen nichts anderes als eine exakte Wiederholung der Fehler von 1969, denn beide wären für die Rolle geeignet gewesen, aber meiner Ansicht nach nur für die Rolle, wie sie Brosnan angelegt hätte, was einige unangenehme Vergleiche mit dem Publikumsliebling Pierce Brosnan nach sich gezogen hätte.
Was Craig kann und was nicht, das wird sich noch zeigen, genauso wie, ob er sich ähnlich wie die großen drei Connery/Moore/Brosnan eine eigene Ära schaffen kann, oder ob er eine Art "Übergangslösung" darstellen wird, wie Dalton/Lazenby.
Man wird sehen, ob das Publikum Daniel Craig als Bond akzeptieren wird und ob er im Stande ist, die Bondreihe erfolgreich in eine andere Richtung zu lenken, oder ob es ähnlich wie bei Dalton/Brosnan erst von seinem Nachfolger bewältigt werden kann.
Die besten Vorraussetzungen dieses zu schaffen hat er jedenfalls, wenn der Film ein Knaller wird, werden sicherlich auch die Kritiker verstummen und Craig wird akzeptiert werden. Doch ob er wirklich angekommen ist, das zeigt sich 2008, wenn Bond 22 in die Kinos kommt.
Lasst uns alle hoffen, dass unser geliebtes Franchise auch diesmal neue Höhenflüge erreicht und dabei cineastisch anspruchsvoll bleibt
In tiefster Hochachtung vor Daniel Craig
Einer seiner größten Supporter!!!
"Sie sind nicht mein Typ!"
"Klug?"
"Single!" (Casino Royale 2006)