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von craigistheman
Agent
Ich bleibe nach erneuter Sichtung von Temple - diesmal mit meinem Vater - bei meinem Rating:
1. Temple
2. Raiders
3. Crusade
4. Cristal
Temple ist meines Erachtens auf rein filmhandwerklicher Ebene (Regie, Ausstattung, Ausleuchtung, Kameraarbeit, Schnitt, Kostüme und Score) Spielbergs beeindruckendster Film. Da hängen keine überflüssigen Kalorien dran, das Teil ist scharf wie eine Rasierklinge und rasant wie eine Kugel. Vom Auftakt bis zum Abspann langweile ich mich keine Sekunde. Einzig der Elefantenritt nach Pankot nimmt an der Gesamtlaufzeit des Filmes bemessen einen etwas zu prominenten Platz ein, und die Willie-Gags nutzen sich leider viel zu rasch ab. Das ist aber auch mein einziger Kritikpunkt. Nicht einmal die gewollte Rührseeligkeit in den Short Round-Szenen stört mich wirklich, da der ganze Film schon so drüber, albern und moströs geraten ist, dass die Spielbergianische Sentimentalität hier eher zur Geheimzutat wird, das ganze in irgendeiner Weise katalysiert und verdaulich, bzw. verzeihlich macht. Meine Lieblingsszene ist die Ankunft im Tempel mit anschließender Opferung. Was Douglas Solcombe, die Ausstatter*innen, sowie die Darsteller*innen und Statist*innen, sowie John Williams auf die Beine gestellt haben, ist absolut beachtlich.
Vielleicht ist Temple mein Lieblings-Spielberg gerade weil ihm das ein oder andere „entgleist“, die Grenze vom „guten Geschmack“ nach bildungsbürgerlichen Standards hier tatsächlich mehrfach überschritten wird. Das macht's in meinen Augen aber auch so interessant - so bleibt Temple für mich Spielbergs vielleicht ambivalentestes und stilistisch abwechslungsreichstes Projekt. Selten kam mir die Verschmelzung von Action, Komödie, Adventure, Horror und Exploitation im Kino ambitionierter vor als hier. Temple of Doom ist und bleibt für mich einer der buntesten und schönsten Haufen Sche*ße, die ich je gesehen habe - ein geradzu exemplarischer Trashfilm im Blockbuster-Gewand.
"Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert."
"Doch wer sich bückt nach dem schmalen Taler, verpasst das große Bündel."