Seite 57 von 57

Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"

Verfasst: 10. Februar 2025 17:04
von craigistheman
Nico hat geschrieben: 10. Februar 2025 11:00 Einer der schlimmsten Momente in Sp und eine glatte Arbeitsverweigerung Thomas Newmans.
In der Tat. Ich werde nie vergessen, wie Backfire bereits vorab zum Reinhören released wurde und meine gesamte Vorfreude auf den Film kurz wie weggewischt war. Schon dieser straight to the floor Technobeat im Hintergrund ist zum davonlaufen. Das Sahnehäubchen ist dann dieser episch anmutende Danny Elfman-Auftakt, der aber völlig flach fällt. Und ja, vom SF-Recycling ab dem Tiber fang ich lieber gar nicht erst an.
In SP hat man sich was Action-Scoring angeht möglicherweise an LALD orientiert. Der Hubschrauber-Fight in der PTS bleibt erstmal unmusikalisch. Erst als Bond Sciara den Ring abnimmt, setzt das Grand Bazar-Theme aus dem Vorgänger ein - der Moment ist unfreiwillig komisch geraten 😂
Auch die Zug-Klopperei mit Hinx greift auf dasselbe Mittel zurück.

Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"

Verfasst: 10. Februar 2025 19:24
von Henrik
Hier haben wir das "gute" Stück. Eischalten müsst ihr ab 3:33 (wenn ihr euch traut). Da läuft total dramatisch Musik und was passiert da: Wow, Moneypenny öffnet den Kühlschrank :D
Das wirkt so, als habe Newman einen Action-Track geschrieben und den über die Bilder gelegt, ohne zu kontrollieren, ob der zu den Bildern passt.

Den oben angesprochenen Moment aus der PTS finde ich hingegen gar nicht so verkehrt. Das ist ja nicht irgend ein belangloser Ring. Was sehen wir da? Das SPECTRE/Oktopus-Logo. Das Logo der Organisation die in früheren Filmen im Hintergrund die Fäden gezogen hat und nun wieder dabei ist. SPECTRE ist zurück, nachg mehreren Jahrzehnten. Aus Sicht der Handlung ag das einigermaßen banal sein, aber aus filmexterner Sicht kommt diesem Logo eine hohe Bedeutung zu. Wenn wir dieses Logo in den vorherigen Filmen nie gesehen und dem keine Bedeutung zukäme, dann würde ich das auch so sehen. Aber so ist es ja nicht.

Ob einem die Musik nun gefällt, ist sehr subjektiv, und auch ich sehe die beiden Newman-Scores heute deutlich kritischer als damals. Aber warum Newman an dieser Stelle zu diesem Stilmittel gegriffen hat, kann ich nachvollziehen.


3:33 kommt auch hier in etwa hin.

Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"

Verfasst: 10. Februar 2025 22:05
von Patrice
Unpopular Opinion: Mir gefällt der Score in Spectre besser als in Skyfall. Er harmoniert einfach stärker mit den Bildern und verstärkt die Atmosphäre von Spectre auf eine Weise, die in Skyfall nicht ganz so gut gelingt. Obwohl die musikalischen Motive nahezu identisch sind, empfinde ich die Arrangements in Spectre als ausgereifter – sie klingen voller, epischer und kraftvoller.

Besonders Backfire halte ich für einen herausragenden Track, einer der besten des gesamten Films. Auch die Verfolgungsjagd durch Rom gefällt mir sehr – sie gehört zu den wenigen Actionszenen mit Daniel Craig, in denen Bond sichtlich Spaß hat. Es wirkt, als genieße er das Katz-und-Maus-Spiel mit Hinx, während er ihn mit lässigem Humor austrickst. Die einzige andere Szene mit ähnlichem Tonfall ist die Kubasequenz in No Time to Die.

Den Kontrast zwischen Bond und Hinx auf der einen sowie Moneypenny und ihrem Freund auf der anderen Seite finde ich großartig. Während Bond sich eine rasante Verfolgungsjagd liefert und ein Manöver nach dem anderen ausprobiert, öffnet Moneypenny seelenruhig den Kühlschrank – ein wunderbar inszenierter Gegensatz, der bei meinen Kinobesuchen für einige Lacher gesorgt hat.

Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"

Verfasst: 11. Februar 2025 11:25
von Nico
Gegensatz, ja. Gutes Stilmittel. Aber doch nicht mit einer Musik im Hintergrund, die völlig banal über alles gezeigte hinweg geht und den Kühlschrank genau so untermalt wie zwei Sportwagen, die sich ein Rennen liefern.

Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"

Verfasst: 11. Februar 2025 11:49
von Aviewtoakill
Mich hat das beim Schauen nicht gestört, fand die Szenen sehr gut unterlegt.
Das der Kühlschrank genauso "bespielt" wurde wie das Autorennen, habe ich als bewussten Stilbruch gesehen.

Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"

Verfasst: 11. Februar 2025 22:21
von Casino Hille
Nico hat geschrieben: 6. Februar 2025 17:17 Ist Ross Kananga Stuntman gewesen? Ich dachte immer, er wäre einfach nur der Besitzer der Krokodilfarm gewesen und hätte es gemacht, weil sich halt sonst keiner getraut hat...
Ja, er war als Stuntmann aktiv, wenn auch bei nicht vielen Produktionen, aber er arbeitete zum Beispiel in der Funktion 1973 auch am großen Filmklassiker "Papillon". Richtig ist aber natürlich, dass er bei LALD die Aktion vor allem übernahm, weil es a) seine Idee gewesen ist und es b) seine Krokodile waren, über die da einer rüber trampeln musste.

Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"

Verfasst: 12. Februar 2025 21:17
von Patrice
Nico hat geschrieben: 11. Februar 2025 11:25 Gegensatz, ja. Gutes Stilmittel. Aber doch nicht mit einer Musik im Hintergrund, die völlig banal über alles gezeigte hinweg geht und den Kühlschrank genau so untermalt wie zwei Sportwagen, die sich ein Rennen liefern.
Das Thema ist denke ich ein zweischneidiges Schwert. Unterbricht die Musik bei Moneypenny so stark wie das gezeigte, nur um paar Sekunden später wieder voll aufzudrehen, würde es meiner Meinung nach extrem störend sein.
Wären die Szenen so aneinandergereiht (was hier natürlich keinen Sinn ergeben würde - aber rein theoretisch), dass man eine Minute Bond sieht, dann 30 Sekunden Moneypenny, dann wieder eine Minute Bond usw., dann wäre ein Abflachen der Musik definitiv die bessere Wahl. Da die Szenen aber so kurz aufeinanderfolgen, hat Newman n.m.E. nicht wirklich Handlungsspielraum.
Aber da mögen die Geschmäcker unterschiedlich sein. Mich hats jedenfalls nie gestört.
Auch wenn die Diskussion eher im SP Thread aufgehoben wäre, sage ich nach wie vor, dass die ersten 45 Minuten des Films (bis Ende der Rom-Szenen) extrem stark sind. Besonders alles in und um Rom finde ich rein von der Szenerie und Darstellung mit das Stimmungsvollste, das es bei Bond gibt.

Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"

Verfasst: 12. Februar 2025 22:01
von Casino Hille
Ich bin da durchaus im Lager von Patrice. Ich finde das musikalische Stück, das die ganze Szene untermalt, zwar insgesamt total daneben, allerdings für die Szene als ganzes. Es ist auch als Untermalung der Action-Passagen - und ich formuliere es so freundlich wie ich kann - beschissen.

Aber bei den kurzen Umschwenks auf Moneypenny in ihrer Wohnung wäre es noch merkwürdiger von Newman, die Musik zu unterbrechen oder gar etwas stimmungsmäßig ganz anderes zu spielen. Dafür sind die Unterbrechungen aus London zu kurz. Und es kann die komödiantische Wirkung, dass Moneypenny in Seelenruhe nochmal nach einem Schokoriegel im Kühlschrank sucht, während Bond durch Rom hetzt, sogar verstärken, wenn die Musik völlig unberührt von der visuellen Ebene nach vorne prescht.

Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"

Verfasst: 13. Februar 2025 12:16
von Staiger
Aber bei den kurzen Umschwenks auf Moneypenny in ihrer Wohnung wäre es noch merkwürdiger von Newman, die Musik zu unterbrechen oder gar etwas stimmungsmäßig ganz anderes zu spielen. Dafür sind die Unterbrechungen aus London zu kurz. Und es kann die komödiantische Wirkung, dass Moneypenny in Seelenruhe nochmal nach einem Schokoriegel im Kühlschrank sucht, während Bond durch Rom hetzt, sogar verstärken, wenn die Musik völlig unberührt von der visuellen Ebene nach vorne prescht.
Genau das ist der Clou der Szene:
Moneypenny total entspannt, bzw. in einer komplett anderen Stimmung und ahnungslos über die Situation, aus der Bond sie gerade anruft. Durch die fortlaufende Musik werden die Zuschauer aber weiterhin in der Spannungslage der Verfolgungsjagd gehalten.

Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"

Verfasst: 13. Februar 2025 13:20
von Nico
Ne, funktioniert für mich absolut gar nicht.