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Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"

Verfasst: 5. Februar 2024 01:17
von Casino Hille
Solitaire ist die einzige tatsächliche Entsprechung des klassischen Bondgirl-Klischees oder?
Die Frau des Bösewichts, die von Bond verführt wird, damit er an Informationen gelangt.

- Zugegeben: Paris Carver passt auch auf die Beschreibung, aber die kannte 007 immerhin schon vorher.

Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"

Verfasst: 5. Februar 2024 01:56
von 00Spion
Casino Hille hat geschrieben: 5. Februar 2024 01:17 Solitaire ist die einzige tatsächliche Entsprechung des klassischen Bondgirl-Klischees oder?
Die Frau des Bösewichts, die von Bond verführt wird, damit er an Informationen gelangt.

- Zugegeben: Paris Carver passt auch auf die Beschreibung, aber die kannte 007 immerhin schon vorher.
Gar nicht so leicht zu beantworten. Was ist denn das klassische Bondgirl-Klischee?

Dass Bond eine Handlangerin, teils enge Vertraute des Bösewichts, verführt, zwecks Infos, kommt öfter vor, spontan fallen mir Drax' lockige Assistentin (später Hundefutter) und natürlich die Masterson-Schwester (GF) ein (wobei geht es ihm da wirklich um Infos oder nur, dass Goldfinger das kartenspiel verliert?).

Eine echte Freundin oder Ehefrau des Fieslings, die Bond zwecks Infos verführt, wären, neben Paris Carver in TND, Domino in TB, Severine in SF und in TMWTGG Maud Adams (Figurenname entfallen), wobei sie ja auch etwas von Bond will bzw. sie unseren James als Werkzeug zu ihrer Befreiung erachtet.

Alle anderen von Bond verführten "bösen" Frauen sind eher Handlangerinnen und stehen dem Hauptbösewicht selten so nahe wie es deine Definition erfordert. Dementsprechend ist dieses spezielle "Bondgirl-Klischee" bei genauerer Betrachtung eigentlich mehr ein Mythos oder?

Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"

Verfasst: 19. Februar 2024 15:20
von Berni
Bei Min. 56:40 könnt ihr eine alternative Version der Boots-Verfolgung hören, bis dato unveröffentlicht


Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"

Verfasst: 19. Februar 2024 15:44
von Samedi
00Spion hat geschrieben: 5. Februar 2024 01:56 Was ist denn das klassische Bondgirl-Klischee?
Gute Frage. Optisch ist das Bondgirl-Klischee auf jeden Fall Ursula Andress.

Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"

Verfasst: 8. April 2024 12:52
von danielcc
Äh, was ist mit Pussy Galore? Die ist ja wohl auch eine Art Freundin des Bösewichts die Bond benutzt um an Infos zu kommen. Und natürlich MIss Anders (?)

Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"

Verfasst: 15. November 2024 14:29
von Henrik
Ich glaube, ich habe gerade ein Logikloch entdeckt. Es geht um die Szene mit Rosie, Bond und Quarrel auf dem Boot. Rosie stellt ihn, weil sie denkt, er würde für die Gegenseite (also eigentlich für ihre Seite) arbeiten. Sie lässt aber von ihm ab und erschießt ihn nicht (darüber hat sie ja nach eigenem Bekunden nachgedacht), nachdem Bond sie darüber aufgeklärt hat, dass Quarrel auf Bonds Seite steht.

Nun frage ich mich, warum sie ihn überhaupt erschießen wollte? Weil Quarrel für Bond arbeitet? Dann hätte sie ihn doch erschießen können (okay, die Waffe war nicht entsichert, aber das wusste sie ja nicht). Oder weil sie denkt, dass Quarrel (aus Bonds Sicht) für die Gegenseite arbeitet? Das ergibt auch keinen Sinn, da sie ja selber für die Gegenseite arbeitet. Oder wollte sie jemanden, der ihrer Meinung nach für Kananga arbeitet (Quarrel) erschießen, um Bond klarzumachen, dass sie selbst nicht für Kananga arbeitet?

Scheinbar hat man diese Szene später noch reingeschrieben und dabei den Twist vergessen. Oder man hat sich erst für den Twist entschieden, nachdem diese Szene schon stand, und diese Szene dann vergessen. Mit der Tatsache, dass Rosie für Kananga arbeitet, verträgt sich die Szene jedenfalls nicht, finde ich. Wirklich Sinn ergibt die Szene nur dann, wenn man davon ausgeht, dass Rosie nicht auf Kanangas, sondern auf Felixes Seite steht (wie man es als Zuschauer zu diesem Zeitpunkt ja auch noch denken muss). Wenn ich mir den Film nur bis zu dieser Szene anschaue und die zukünftigen Ereignisse außen vor lasse, ergibt alles Sinn.

Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"

Verfasst: 15. November 2024 14:58
von Revoked
Verstehe die Szene so, weil sie auch so inszeniert ist, dass sie Quarrels Waffen findet und ihn anschließend bedrohlich hinter Bond stehend vorfindet. Da zieht sie die Waffe um Bond zu schützen. Sie hat ja sicher auch als erste Aufgabe für Kananga zu spionieren und Bond zu locken, da die Anschläge ja fehl geschlagen sind.

Warum sie Bond nicht einfach zwischendurch tötet damit Kananga seine Ruhe hat, ist der typische Bad-Bondgirl-Widerspruch.

Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"

Verfasst: 16. November 2024 12:39
von Henrik
Ok, verstehe. Damit würde sie aber einen von ihren eigenen Leuten erschießen. Sie müsste dann ja denken, dass Quarrel für Kananga arbeitet. Aber das tut sie selber ja auch. Aber mit deiner Erklärung ist es so halbwegs plausibel.

Ich habe mich auch immer darüber gewundert, dass sie überhaupt denkt, dass Quarrel etwas Böses im Schilde führt, nur weil sie die technischen Einrichtungen und die Waffe gefunden hat. Ich habe mir die Szene aber gerade noch mal angeschaut und gemerkt, wie du zu recht sagts, dass man annehmen könnte, Quarrel wolle Bond sogleich töten (oder fesseln. Nennen wir es mal fertig machen).
Ab 0:46:

Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"

Verfasst: 22. Januar 2025 17:32
von Nico
Es ist doch erstaunlich, wie sich drei aufeinanderfolgende Filme der gleichen Serie so stark voneinander unterscheiden können, noch dazu, wenn zwei davon vom gleichen Regisseur stammen. Klar, es sind drei verschiedene Hauptdarsteller, da liegt es nahe, die Gangart ein wenig anzupassen. Dennoch ist das Dreigestirn OHMSS-DAF-LALD eines der spannendsten in der Bond-Geschichte für mich. Natürlich ist es eigentlich unfair, die Filme im Kontext zu sehen, versuche ich doch, mich an jedem einzelnen für sich zu erfreuen, aber gerade im Verlauf einer so langjährigen Reihe drängen sich Vergleiche doch auf. Und vor allem – LALD schadet der Vergleich mit seinem direkten Vorgänger nicht. Im Gegenteil.

Die Ausgangslage für LALD war zu Beginn ähnlich wie bei OHMSS. Sean Connery ist weg. Und nun? Glücklicherweise hatte man gelernt aus dem „Fiasko“ George Lazenby. Es nützt nichts, Connery zu kopieren, nein, etwas ganz Neues musste her. Zum Glück, will ich sagen! Roger Moore als neuer Bond in seinem ersten von insgesamt 007 Auftritten in der Rolle legt diese völlig anders an als sein(e) Vorgänger. Mit Witz und einem Lächeln auf den Lippen (was in den späteren Filmen noch etwas sehr ausarten sollte), tänzelt er durch New York und San Monique. Schwer glaubhaft als durchtrainierter Geheimagent, aber sei es drum. Ihm zur Seite stehen Jane Seymour als geheimnisvolle Solitaire, die ein klasse Debut hinlegt, Yaphet Kotto als nicht ganz so größenwahnsinnigen und deshalb glaubhaften (außer als Mr. Big, mal ehrlich, den erkennt doch jeder sofort) Diplomaten und Gangster Kananga und eine ganze Reihe toller Schauspieler wie David Hedison als bislang sympathischster Felix Leiter, Clifton James als sehr launiger Klischee-Sheriff J. W. (Nepomuk!?) Pepper, Gloria Hendry als Rosie Carver und Geoffrey Holder und Julias Harris als Baron Samedi und Tee-Hee. Der Cast punktet also schon mal durch die Bank weg.

Für die Musik ist erstmals nicht John Barry, sondern der Beatles-Produzent George Martin zuständig und ich möchte sagen „welch ein Glück“! So sehr ich John Barry auch schätze, gehören die (meisten) der Soundtracks, die zwischendurch nicht von ihm stammen, zu meinen Favoriten. Der Film sieht nach 70s aus, er klingt nach 70s, alles ist wunderbar. So auch der Plot. Dieser wirkt auf den ersten Blick erfrischend bodenständig. Ein Unterwelt-Boss, der als Politiker getarnt ist, will Drogen verteilen. So weit, so gut. Dass sich in diese Handlung dann noch übernatürliche Wahrsage- und Voodoo-Elemente mischen, bringt nochmal eine ganz neue Würze. Insgesamt wirkt der ganze Film auf mich trotz seines Alters und seinem klaren 70er Jahre-Stil immer noch erstaunlich frisch. Ich weiß nicht genau, woran es liegt. Vielleicht daran, dass er sich so stark von seinem Vorgänger unterscheidet? Ist es die neue Besetzung Roger Moore? Oder die Tatsache, dass der Film mitunter an den ersten Teil der Reihe, DN, erinnert? Die toll dreckig eingefangenen Schauplätze New York bzw. New Orleans vielleicht nicht unbedingt, aber Jamaica zum Beispiel. Ebenso Quarrel jr. oder die Szenen am Flughafen inkl. nachfolgender Autofahrt. Noch dazu: Bond muss sich wieder einmal auf sich selbst verlassen, sein einziges Gadget, die Uhr, bringt ihn meist auch nicht weiter.

Der ganze Film ist voll von tollen Szenen. (Man könnte fast sagen jede Szene ist toll!) Das geht von der Action (Doppeldecker-Verfolgung, die etwas alberne Flughafen-Action, Krokodil-Sprung, Zug-Klopperei, fantastische Bootsverfolgung) über mystische Szenen wie die Kult-Aktionen auf San Monique mit dem unsterblichen Baron Samedi und packend gefühlsechte Dialoge (Kananga, der erkennen muss, dass Solitaire ihn hintergangen hat) bis hin zu Szenen wie den „Trauerfeiern“ in New Jersey oder dem Finale, das mit einem aufgeblasenen Kananga endet.

Guy Hamilton bewies schon in seinen beiden vorherigen Beiträgen zur Bond-Reihe, dass diese für ihn ein großer Spaß ist. Und mit dem ganzen Voodoo-Kram, übernatürlichen Weissagungen und doppelten Identitäten folgt er dieser Linie, fährt aber doch eine ernstere, „realistischere“ Schiene als im direkten Vorgänger. So folgt dadurch auch sogleich eine völlig andere Tonalität im Film, die mir als Zuschauer deutlich mehr zusagt als das, was ich in DAF geboten bekommen habe. LALD ist und bleibt für mich ein Highlight der Reihe.