Re: Zuletzt gesehener Film

8177
Funksoulbrother hat geschrieben:It Follows

Sehr atmosphärischer Horrorfilm ohne klassische "jump scares", der vielschichtiger ist als der erste Blick vermuten lässt. Unterschwellig sehr andeutungsreich bzw. mehrdeutig, weil man sich z. B. häufiger fragt, was eigentlich "off screen" passiert bzw. (auch in der Vergangenheit der Protagonistin) passierst ist - oder was bestimmte Details bedeuten sollen ... oder zumindest können. Außerdem ertappt man sich dabei, den Bildausschnitt ständig nach dem Dämon abzusuchen (und manchmal auch überzeugt zu sein, ihn im Hintergrund erspäht zu haben, obwohl er von der Protagonistin aus der Entfernung nicht wahrgenommen wurde - da ist die Inszenierung bewusst voller Ambiguität). Auf die wenigen Effekte hätte ich zwar gut und gerne verzichten können, insgesamt aber sehr starke ...

8,5 von 10 Punkten.
Ja, der ist richtig gut. Mal was anderes im doch recht eindimensionalen Horro-Kino.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Zuletzt gesehener Film

8178
iHaveCNit: Una und Ray (2017)

Der nächste Film in meiner Liste der im Heimkino nachzuholenden Veröffentlichungen des Kinojahres 2017 ist das Drama „Una und Ray“ mit Ben Mendelsohn und Rooney Mara als die titelgebenden Hauptcharaktere, die dieses intensive Drama sehr gut auf ihren Schultern tragen können, denn das Thema des Films ist sehr kontrovers und regt zum Nachdenken an.

Una hat Ray nach sehr langer Zeit wiedergefunden und steht nun in den Räumlichkeiten seines Arbeitgebers um mit ihm über die Ereignisse von vor 15 Jahren zu sprechen. Die Obsession, die beide füreinander hegten ist ein gesellschaftlicher Tabubruch und Hauptgrund dafür, dass sich das Leben Beider nachhaltig geprägt hat – aber noch nicht alle offenen Fragen sind geklärt und eine regelrechte Tour de Force für beide beginnt.

Der Film spielt sich quasi nur in wenigen Räumlichkeiten ab und der Hintergrund eines Schauspiels namens „Blackbird“ von David Harrower ist klar zu erkennen. Als Kammerspiel funktioniert das mit seinen knapp 90 Minuten lange Drama richtig gut. Es bietet genug Zeit und Raum, das hochkomplexe Thema aufzuarbeiten und hinterlässt am Ende doch noch genug Raum, selbst darüber nachzudenken. Getragen wird die Handlung vor allem auf den Schultern von Ben Mendelsohn und Rooney Mara, aber auch Ruby Stokes, die Una in jungen Jahren spielt. Der Film wechselt natürlich hin und her zwischen den Zeitebenen, um seine Geschichte voran zu bringen und dem ganzen einen roten Faden zu geben. Spannend und dramatisch wird er dadurch allemal, auch wenn er nicht ganz den Sog entwickelt, den ich gerne gehabt hätte. Ebenfalls läuft die ganze Aufarbeitung für beide Charaktere auf eine unklare Konklusion hinaus. Ob man hier bei all der Liebe, der sexuellen Begierde und den persönlichen Abgründen am Ende nach Vergebung oder Vergeltung gesucht hat, muss jeder für sich selbst entscheiden.

„Una und Ray“ - My First Look – 8/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

8179
iHaveCNit: Hans Zimmer Live (2017)

Am 4. Juni 2017 hat Hans Zimmer im Rahmen seiner Live-Tour auf seinem Halt in der Prager 02-Arena ein Filmteam dabei gehabt, dass die Veranstaltung aufgezeichnet hat. Und genau diese Aufzeichnungen wurden als Zweieinhalbstünder filmisch aufbereitet und kamen am 1.10.2017 als limitierte Sonderveranstaltung in diversen deutschen Kinos und sofern es den Kinos möglich war, auch im „Dolby Atmos“-Format. Das Kino meines Vertrauens hat ihren größten Kinosaal mit 692 Sitzen aktuell mit „Dolby-Atmos“ ausgestattet und direkt auch als eine der ersten Kinoveranstaltungen das Kinokonzert von Hans Zimmer ins Programm aufgenommen. Ich habe es mir natürlich nicht nehmen lassen, ein Ticket dafür zu holen und den Abend zu genießen.

Hans Zimmer ist einer meiner Lieblingskomponisten und einer der größten deutschen Filmschaffenden, die den Sprung aus Deutschland nach Hollywood geschafft haben. Weniger mit Schauspiel, weniger mit Regiearbeit, weniger mit Schnitt, weniger mit Kamerarbeit – dafür aber mit einem Gespür für Melodien und Klangteppiche, die mitunter auch ein Grund dafür sind, dass ein gewisser Teil der Filme, für die er die Musik gemacht hat, zu Kult, Legenden und auch Meisterwerken für die Ewigkeiten wurden. Wenn man sich allein anschaut, für welche Filme er die Musik gemacht hat, haben wir einen Komponisten, der in einer Reihe mit den ganz Großen genannt werden kann. Wenn man sich anschaut, was für ein großes Netzwerk er sich mit seinem Studio Remote Control Productions aufgebaut hat und welche Komponisten und Musiker mit ihm zusammengearbeitet und bei ihm gelernt haben, wird man feststellen, wie groß der Einfluss von Zimmer in Hollywood ist und wie groß sein Einfluss auf den Klang von Filmmusik in den entsprechenden filmischen Zeitepochen seit drei Jahrzehnten ist.

Dies ist von mir nur ein Kommentar und eine Liebeserklärung, die ohne letztendliche Wertung auskommen wird, da man sich schon denken kann, wo dieses Kinoevent landen wird.

Ich bin schon immer, seitdem ich Filmfan bin, auch ein Fan der Werke von Hans Zimmer. Also war es nun, nach ca. der Hälfte meines 30-jährigen Lebens soweit, dass ich mir ein solches Kinoevent gönne. Ohne Werbung ging es auch schon direkt los. Die Anmoderation des Events ist entfallen, dafür gab es ein ca. 10-minütiges Einführungsinterview von Hans Zimmer, indem bereits ein kleiner Teil des Abends vorgeteasert wurde. Als dann der Hauptteil begann, wurde der Abend atemberaubend. Eine Zeitreise durch 30 Jahre Filmmusikgeschichte mit Stationen wie Rain Man, Lion King, Crimson Tide, Gladiator, Da Vinci Code, Angels and Demons, Pirates of the Caribbean, Sherlock Holmes, The Thin Red Line, Inception, Interstellar, The Dark Knight, Man of Steel, The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro. Aber auch eine emotionale Achterbahnfahrt der eigenen Gefühle. Jedes Musikstück sorgt da für eine hochkomplexe Kette, weil man sich ins Gedächtnis ruft, welche Filmszene damit untermalt worden ist – Die Handlung, die Gefühle dieses Moments, den du am Besten mit eigenen Gefühlen und Lebensstationen vergleichst und diese Musik dir in Bezug auf den Moment im Film, aber auch im Leben soviel Kraft gibt, selbst schwierigste Situationen zu bewältigen. Ich habe es nicht für möglich gehalten, dass z.B. die letzten 1,5 Minuten aus „One Day“ aus dem 3. Pirates-Film, der auch im 5. Teil kurz Anklang findet, bei mir alle Dämme brechen lässt. Aber auch „Aurora“ und „Chevaliers de Sangreal“ sowie „Leaving Wallbrook“ sind zum Teil aus persönlichen Gründen hochemotional. Aber auch bombastisch treibende und heroische Musik sorgte bei mir für offene Kinnladen und Gänsehaut, aber auch sehr viel gutes Gefühl. Bei manch anderem war ich sogar geneigt, einfach die Beine und die Arme mitwippen zu lassen. Zwischen den einzelnen Medleys gab es immer für Zimmer genug Zeit, mal kurz ein paar Anekdoten einfließen zu lassen und seine Gastmusiker vorzustellen. Das Chor, das Orchester, als auch die Gastmusiker und Freunde von Zimmer waren ein aufeinander eingestelltes Uhrwerk und so floß der Abend von einem Medley ins Andere über. Die Inszenierung gibt sich redlich mühe, die Show so rasant und spritzig einzufangen wie sie ist.

Gerade dieses Event hat mir mal wieder gezeigt und bestätigt, warum gerade mein Hobby mit „Kino“ und „Filme“ eines der Geilsten überhaupt ist – Und warum die Filmmusik für mich einen enorm hohen Stellenwert für Filme einnimmt. Einer dieser Gründe ist Hans Zimmer, bei dem ich als jemand, der in Frankfurt und im Main-Taunus-Kreis aufgewachsen ist, es richtig geil finde, dass er aus meiner Region stammt. Danke Hans Zimmer !
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

8180
It (2017, Andy Muschietti)

It ist nicht in jeder Hinsicht ein misslungener Film. Die Jungdarsteller sind zwar einzeln manchmal etwas nervig, verfügen aber zusammen über eine gelungene Gruppendynamik, und die Geschichte für sich gesehen ist auch stark, auch wenn ich mir gut vorstellen kann dass der über 1500-seitige Roman, den ich nicht gelesen habe, in dieser Hinsicht massiv kastriert wurde. Enttäuscht war ich aber von Muschiettis gefälliger, vor Genre- und allgemeinen Klischees strotzender Inszenierung. Ich habe aufgrund der grossen Marketingkampagne und der damit einhergehenden anscheinenden Massentauglichkeit zwar nicht wirklich etwas anderes erwartet, aber die Beliebigkeit und vor allem die totale Klischeebedienung in Bezug auf die Horror-Elemente waren dann doch frappierend. Gruselig ist It eigentlich zu keiner Sekunde, halt voll mit erwartbaren Jumpscares und für wirklichen Horror zu überladen an Effekten, aufdringlicher Ton- und Musikgestaltung und - so sehr sich der Begriff langsam abnutzt - inszenatorischen Klischees. Skarsgards Clown ist eher albern als zum Fürchten. Schon etwas schade drum.

Wertung: 4 / 10
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

8182
Es (2017)

Ich sehe den Film ganz eindeutig als Coming-of-Age-Nostalgietrip sowie als Verbeugung vor einigen früheren Stephen-King-Verfilmungen und auch mehr als klassischen Grusel- denn als ausgewachsenen Horrorfilm. Aus der Perspektive funktioniert der Film insgesamt gut, als waschechter Horrorschocker ist der Film hingegen zu mild gewürzt. Hätte man noch mehr auf mittelmäßige CGI-Mätzchen verzichtet und ein paar Klischees reduziert, dann wäre das Gesamterlebnis runder gewesen.

7 von 10 Punkte
Zuletzt geändert von Funksoulbrother am 5. Oktober 2017 18:53, insgesamt 1-mal geändert.
"Nelly, I'm about to get neck-ed back here. So: No peekin'! ... I said: No peekin'!"
(Joe Bang)

Re: Zuletzt gesehener Film

8183
GoldenProjectile hat geschrieben:wenn ich mir gut vorstellen kann dass der über 1500-seitige Roman, den ich nicht gelesen habe, in dieser Hinsicht massiv kastriert wurde
Tatsächlich behandelt der Film ja nur den ersten Teil des Buches und spart sich die andere Hälfte für das 2019 erscheinende Sequel auf. :roll:
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

8185
iHaveCNit: The Last Face (Deutscher Verkaufsstart: 29.09.2017)

Sean Penn ist mit „Into The Wild“ ein tolles Aussteiger- und Abenteuerdrama gelungen und er meldet sich als Regisseur mit „The Last Face“ zurück – mit Charlize Theron und Javier Bardem in den Hauptrollen, während Leute wie Jared Harris, Adele Exarchopoulus und Jean Reno in den Nebenrollen zu sehen sind.

Wren ist Entwicklungshelferin. Sie lernt bei einem Einsatz in afrikanischen Krisengebieten den Arzt Miguel kennen. Beide könnten nicht unterschiedlicher sein, doch je brenzliger die Lage in den Krisengebieten wird, umso näher kommen sich beide. Doch kann eine solche Liebe unter diesen Vorraussetzungen bestehen ?

Irgendwie erinnerte mich der Film, seitdem ich Bock drauf hatte, an z.B. „Beyond Borders“ von Martin Campbell mit Angelina Jolie und Clive Owen und „Blood Diamond“ von Edward Zwick mit Leonardo DiCaprio, Djimon Honsou und Jennifer Connelly. Letzterer ist einer meiner Lieblingsfilme. Ersteren habe ich mir Mitte des Jahres fürs Heimkino zur Erstsichtung besorgt und finde, dass diese dort erzählte Liebesgeschichte zwischen Owen und Jolie arg konstruiert ist und trotz der Darstellung der Sorgen in den Krisengebieten arg plakativ und oberflächlich bleibt. Ich hatte mir erhofft, dass „The Last Face“ mehr in Richtung „Blood Diamond“ geht, aber nachdem Kritiken und die Rezeption in Cannes relativ vernichtend waren, bin ich davon ausgegangen, einen weiteren „Beyond Borders“ zu bekommen. Ich wollte mir den Film natürlich trotzdem nicht entgehen lassen, denn ich sehe vor allem Charlize und Javier sehr gerne und wollte dem Film eine Chance geben. Und ich bin ein wenig enttäuscht, weil wir quasi einen weiteren „Beyond Borders“ bekommen haben. Klar sorgt das Setting der Krisengebiete in Afrika für den notwendigen Punch an Autenthizität, aber trotz der Darstellung der Schrecken durch Krieg, Flucht und dem notwendigen und geringem humanitären Engagement bleibt genau das sehr plakativ und oberflächlich, weil die Liebesgeschichte zwischen Wren und Miguel im Vordergrund steht, die eben sehr typisch verläuft, sehr klischeebeladen bleibt und entschleunigt hin und her geht und so nicht wirklich aus dem Quark kommt. Der dezente Soundtrack von Hans Zimmer ist cool und stützt den Film ein wenig. Die Inszenierung ist trotz der dreckigen Situation relativ sauber und die Kameraführung mit dem Einsatz von Fokus und Schärfe wirkt ein wenig problematisch, auch mitunter durch den Handkamera-Einsatz, der dem ganzen einen eher dokumentarischen Stil geben soll, was aber nicht wirklich gut funktioniert. Hier bin ich von Barry Ackroyd besseres gewohnt. Zumindest liefern die Hauptdarsteller genau die gute Arbeit ab, die man von ihnen gewohnt ist.
Das Anliegen eines solchen Films ist schon ehrenwert, aber das Liebesdrama verläuft sich in Klischees und einer zu entschleunigten Erzählung.

„The Last Face“ - My First Look – 6/10 Punkte.
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iHaveCNit: Jahrhundertfrauen (2017)

Da ich mir gerne Arthouse-Filme ansehe, wollte ich mir im Heimkino das Independent-Drama „20th Century Women“ nicht entgehen lassen, den ich im Kino verpasst habe. Und ich wurde wieder mal nicht enttäuscht, sogar positiv überrascht. Mit „Jahrhundertfrauen“ bekommen wir einen sehr intelligenten und eleganten Film.

Wir befinden uns in Santa Barbara, 1979 und erleben die Geschichte von der alleinerziehenden Dorothea und ihrem Sohn Jamie, den sie allein groß zieht. In den turbulenten Zeiten der Welt Ende der 70er und bei seinem Heranwachsen sieht sie sich einer großen Herausforderung gegenüber, so dass sie sich die Unterstützung von der Untermieterin Abbie und der guten Freundin Jamies, Julie holt, um ihm bei seiner Entwicklung zu helfen.

Der Film war einmal bei den diesjährigen Academy Awards nominiert – beim Originaldrehbuch. Und das kann ich voll und ganz nachvollziehen. Der Film bietet extrem viel. Er geht auf geschichtliche und gesellschaftliche Entwicklungen ein, auf die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Mann und Frau, um Kultur, um Politik, und um so viel mehr. Jeder der Charaktere im Film ist so unglaublich gut und fein geschrieben. Der Aufbau des Films mit einer doppelten Voice-Over-Narration durch Dorothea und Jamie, tollen Kameraufnahmen, aus dem Leben gegriffenen Situationen, die nur gering overacted sind. Das alles kann für die 119 Minuten extrem ermüdend, schwer und vollgeballert sein, aber dem Film gelingt das Kunststück, das alles mit einer natürlichen Leichtigkeit zu präsentieren. Er lässt die Darsteller mit Anette Benning, Elle Fanning, Greta Gerwig, Billy Crudup und Lucas Jade Zumann in ihren super geschriebenen, vielschichtigen Charakteren mit einer gewissen Zurückhaltung aber fast natürlicher Perfektion spielen. „Jahrhundertfrauen“ ist dort durch seine Intelligenz und seine Eleganz so unglaublich toll aufgebaut, dass er als „Coming-of-Age-Drama“ nicht die Bedeutungsschwere manch anderer Filme annimmt, sondern diese gewisse Leichtigkeit und Wärme mitbringt, so dass es ihn zu einem „Feel-Good-Film“ macht.

„Jahrhunderfrauen“ - My First Look – 9/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

8186
Ich habe mir "It" "ES" angeschaut. Steven King ist ein Phänomen. Er kann aus unfassbar dummen Stories, mit Logiklöchern die jeden James Bond geradezu rational erscheinen lassen, mit einem Gespür für Horroreffekte sie dennoch zu einem Erlebnis machen. "Es" war allerdings ein Reinfall.
5 (bzw. 6) Freunde treffen auf Shining. Der Film ist einfach ein Geisterbahnspuk - mehr nicht.
Ihn als "Coming of Age Movie" zu bezeichnen, ist zuviel der Ehre.

aber "Steven King ist ein Phänomen. Er kann aus unfassbar dummen Stories, mit Logiklöchern die jeden James Bond geradezu rational erscheinen lassen.." Hm??? :scatter: Aaaahh! :!: Vielleicht soll ihn die Babs als Drehbuchautor für die nächsten Bx engagieren. Das wäre sicherlich ein Quantensprung
"There is sauerkraut in my lederhosen."
Bild

Re: Zuletzt gesehener Film

8187
ES

Als jemand, der auf dem Gebiet der Horrorfilme wenig Erfahrung hat, muss ich doch etwas enttäuscht zugeben, dass ES deutlich weniger furchteinflößend war, als befürchtet. Dabei fällt es mir schwer, zu sagen, dass es sich dabei um einen absolut misslungenen Film handelt: Angefangen von den klischeehaften Figuren, von denen eine zwischen den Gruselszenen immer wieder mit aus dem Drehbuch auswendig gelernten Deine-Mutter-Witzen für Auflockerung sorgen soll, über Nebenkonflikte, deren Beitrag zur Dramaturgie ich nicht wirklich als positiv einschätzen kann, bis hin zum Monster, das genregemäß seine Opfer trifft, wenn diese noch unvorbereitet sind.

Bill Skarsgård bietet als Clown Pennywise die nächste leider fast schon erwartbare Heath-Ledger-Vergötterung an und verkommt dabei szenenweise fast schon zur Selbstparodie. Es lohnt sich an dieser Stelle, sich noch einmal den Teaser-Trailer vor Augen zu führen:

Ein weiser Mann sagte einst über Donald Grant aus FRWL, er sei so lange ein gelungener Bösewicht, bis er den Mund aufmacht. Auf Pennywise trifft leider dasselbe zu: Sobald er seinen Mund aufmacht, verschwindet etwas von dem Mysterium, das im Teaser aufgebaut wurde. Leider geschieht dies bereits nach wenigen Minuten, womit die Figur schon früh an Gruselqualitäten einbüßt.
Ansonsten bietet der Film viele vorhersehbare Jumpscares, sowohl auf der visuellen als auch auf der akustischen Ebene. Als gelungen möchte ich darunter einen bezeichnen, der auf eine Episode folgt, die ihren Fokus auf eine der Nebenhandlungen legte, womit dem Film hier tatsächlich eine Überraschung gelingt.

Insgesamt bleiben somit stereotype Figuren, Fragen nach Logik und narrative Schwächen, auch dramaturgischer Art, übrig. Die schwache Leistung der Synchronisierung tut ihr Übriges. All dies soll aber nicht heißen, dass der Film genau im Kinosaal, wofür er schließlich gemacht wurde, trotz all der Schwächen funktioniert und trotz aller Direktheit fesseln kann. Darüber hinauszugehen vermute ich nicht als Ziel der Stephen-King-Verfilmung, der eine stärkere Forcierung der Coming-of-Age-Story, die ihm ja trotzdem gerne attestiert wird, auf der Ebene der impliziten Dramaturgie vielleicht geholfen hätte.
Der gruseligste Moment dabei war am Ende zu finden, als sich der Film als ES – KAPITEL 1 bezeichnete. Klingt nach einer geplanten Fortsetzung, die in ein paar Jahren in den Kinos den Platz für interessante Stoffe blockieren wird.
It's the BIGGEST... It's the BEST
It's BOND

AND BEYOND

Re: Zuletzt gesehener Film

8188
Thunderball1965 hat geschrieben:Klingt nach einer geplanten Fortsetzung, die in ein paar Jahren in den Kinos den Platz für interessante Stoffe blockieren wird.
Böse, aber sehr sehr treffend. :D
Thunderball1965 hat geschrieben:Bill Skarsgård bietet als Clown Pennywise die nächste leider fast schon erwartbare Heath-Ledger-Vergötterung an
Ja, ich war auch mehr als enttäuscht, wie schwach Skarsgard die Rolle interpretiert. Kein Vergleich zum überragenden Tim Curry in der Miniserie.
https://filmduelle.de/
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Re: Zuletzt gesehener Film

8189
Thunderball1965 hat geschrieben: Der gruseligste Moment dabei war am Ende zu finden, als sich der Film als ES – KAPITEL 1 bezeichnete. Klingt nach einer geplanten Fortsetzung, die in ein paar Jahren in den Kinos den Platz für interessante Stoffe blockieren wird.
US-Kinostart für "ES - Kapitel 2" ist am 6. September 2019.
#London2025

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."

Re: Zuletzt gesehener Film

8190
Casino Hille hat geschrieben:
Thunderball1965 hat geschrieben:Klingt nach einer geplanten Fortsetzung, die in ein paar Jahren in den Kinos den Platz für interessante Stoffe blockieren wird.
Böse, aber sehr sehr treffend. :D
^Sagt jemand, dessen Lieblingsfilme (TB, STII) zT auch Fortsetzungen in Filmreihen sind. Welch Ironie.
Bekanntlich bin ich aber trotzdem alles andere als ein Fan von dieser Fortsetzungskultur in Hollywood, gerade wenn die Fortsetzungen anders als zB bei 007 inhaltlich an die Vorgänger anknüpfen. Gesplitteten Literaturverfilmungen gebührt da aber noch mal ein Sonderstatus.
Casino Hille hat geschrieben:
Thunderball1965 hat geschrieben:Bill Skarsgård bietet als Clown Pennywise die nächste leider fast schon erwartbare Heath-Ledger-Vergötterung an
Ja, ich war auch mehr als enttäuscht, wie schwach Skarsgard die Rolle interpretiert. Kein Vergleich zum überragenden Tim Curry in der Miniserie.
Wobei die Besetzung von Pennywise mit Curry auch eines der ganz ganz wenigen gelungenen Dinge der vergleichsweise doch billigen und drögen Miniserie ist. Hätten sie mal besser versucht, den ür die Neuauflage um jeden Preis wiederzubekommen. :wink:
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