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Re: Filmbesprechung: "Tomorrow Never Dies (TND)"

Verfasst: 8. Dezember 2024 16:24
von Saunders
Ja, die Paris-Geschichte ist von der Umsetzung leider völlig misslungen. Das fängt schon bei der Darstellerin an.

Zum Überleben des Franchise sind aber aus meiner Sicht Variationen auf allen Ebenen relevant.
Mit Judi Dench wurde erstmals das 08/15 - Prinzip aufgeweicht.
In der Craig-Ära war man dann am mutigsten. Bei BallerBond war man dann übertrieben mutig.

Also, ein gut geschriebenes Comeback eines Bondgirls wäre eine Idee.
Auch eine Wiederkehr von Brosnan als Bösewicht fände ich spannend.

Re: Filmbesprechung: "Tomorrow Never Dies (TND)"

Verfasst: 8. Dezember 2024 16:32
von Casino Hille
GoldenProjectile hat geschrieben: 8. Dezember 2024 16:17 Wai Lin in TND für die Paris-Rolle zurückzuholen wäre etwas kompliziert gewesen
Michelle Yeoh hat mit Paralleluniversen und mehreren Iterationen derselben Figur ja ihre Erfahrungen ... :wink:

Re: Filmbesprechung: "Tomorrow Never Dies (TND)"

Verfasst: 8. Dezember 2024 16:32
von Saunders
Kurzer Break. Bevor ich es vergesse ...

Ein Freund überrumpelte mich mit der Frage, ob M eigentlich auch die Lizenz zum Töten besitzt ? Bzw. ob M auch mal ein OO-Agent war ?

In SF und SP tötet M auch. Aber eher aus Notwehr.

Re: Filmbesprechung: "Tomorrow Never Dies (TND)"

Verfasst: 8. Dezember 2024 18:02
von Agent 1770
danielcc hat geschrieben: 7. Dezember 2024 16:06 Man kann ja von den Craigern halten was man will, aber gerade Spectre ist in der ersten Hälfte oder sogar zwei Dritteln ein optischer Schmaus und Rausch. Da ist jede Einstellung schöner als alles an TND - und ja, das hilft der Story nicht, und nicht dem Finale, und nicht den restlichen Unzulänglichkeiten. Kann aber verstehen warum der deshalb Maibaum besser gefällt als der technokratisch-routinierte und sterile TND.
Sehe ich grundsätzlich genauso. Wenn da bloß dieser grässliche Gelbfilter nicht wäre.

Re: Filmbesprechung: "Tomorrow Never Dies (TND)"

Verfasst: 10. Dezember 2024 12:23
von craigistheman
Ich wage zu behaupten, der "technokratisch routinierte" Look ist einer der großen Vorzüge TNDs. Erstens stützt das Visuelle die Handlung, in einem Ausmaß wie es bei Bond nur selten der Fall ist, zweitens wirkt der Film meines Erachtens noch bis heute sehr "modern". Die Glas/Stahl-Architektur des Carver-Mediacenters in Hamburg, der Wolkenkratzer, das Stealth-Schiff... Dann die vielen Kontraste, sei es durch die (imaginierten?) oppulenten Innenräume des emblematischen Atlantic-Hotels, oder die überbevölkerten Saigoner Straßen...
Inszenatorisch ist TND meiner Ansicht nach einer der rundesten und zugleich effizientesten Bonds. Klar - wer sich mit der über weite Teile des Filmes eher kühl gehaltenen Bildsprache schwer tut, und auch mit dem vielen Geballer nichts anzufangen weiß, wird mit dem Film nicht glücklich. Inzwischen genieße ich ihn bei jeder Neusichtung zunehmend für das was er ist - unterhaltsames, handwerklich toll gemachtes Actionkino ohne mehr sein zu wollen.
Der Paris-Subplot hat mich nie großartig gestört, ich wüsste auch nicht, welchen Mehrwert es für den Film hätte, die persönliche Komponente zwischen ihr und Bond noch stärker herauszuarbeiten. So wie es ist, bleibt eine gewisse Portion Mysterium erhalten, das finde ich sogar eher zweckdienlich. Ein Bondgirl aus der Vergangenheit zurückholen, nur um die Stakes zu erhöhen, brauche ich nicht. Dafür ist die gesamte Kiste zu nebensächlich und TND ist einer dieser Bonds, die von ihrem hohen Tempo leben.

Gerade bei SP sieht man gut, dass man keine konsistente stilistische Vision für den Film hatte. Einerseits wird einem dieser unsägliche Gelbfilter aufoktroyiert, der jede Nuance übertüncht, die an sich teils wirklich wunderschönen Shots ruiniert und einem "Hast du verstanden?! Das ist Vintage!!!!!" ins Ohr brüllt, gleichzeitig lässt es sich der Film nicht nehmen in Ausstattung und visuellem Stil besonders zeitgeistig oder gar neumodisch anzumuten. Niemand wollte einen klassischen Bond machen, alle mussten aber. Das merkt man SP leider auch auf visueller Ebene durch und durch an.

Re: Filmbesprechung: "Tomorrow Never Dies (TND)"

Verfasst: 10. Dezember 2024 12:59
von ollistone
Jonathan Pryce ist ein Schauspieler, der erst mit dem Alter an Charisma gewinnt. So sehr ich ihn in späteren Rollen mag (Game of Thrones, The Crown, Slow Horses), so blass fand ich ihn als Carver.

TND sieht um Welten moderner aus als GE, das hatten wir ja neulich schon mal diskutiert. Mehr Positives kann ich über TND allerdings nicht sagen, der für mich der Inbegriff des 90er-Jahre-Blockbuster-Kinos mit seinen XXL-Explosionen ist, in dem Bond die Gegner mit der Maschinenpistole im Akkord niedermäht. Ein Bond-Beitrag vom Reißrett, ärgerlich durch und durch.

Re: Filmbesprechung: "Tomorrow Never Dies (TND)"

Verfasst: 10. Dezember 2024 14:45
von danielcc
Wenn ich vom Stil und Look der Filme rede meine ich nicht die locations oder Kulissen. Ich finde einfach - aus der Erinnerung heraus -, dass TND keine spannenden Einstellungen hat. Kamera, Beleuchtung, Schnitt - das wirkt maximal neutral und unauffällig. Für mich ist das total OK. Im Vergleich aber hat die erste Hälfte von SP viel inszenatorische Raffinesse. Wobei ich auch nicht behaupten will, dass dadurch ein Film besser als der andere ist

Re: Filmbesprechung: "Tomorrow Never Dies (TND)"

Verfasst: 10. Dezember 2024 15:13
von Casino Hille
craigistheman hat geschrieben: Gestern 12:23 Der Paris-Subplot hat mich nie großartig gestört, ich wüsste auch nicht, welchen Mehrwert es für den Film hätte, die persönliche Komponente zwischen ihr und Bond noch stärker herauszuarbeiten. So wie es ist, bleibt eine gewisse Portion Mysterium erhalten, das finde ich sogar eher zweckdienlich.
Wenn man sowas macht, dann bitte auch richtig. Ich kaufe Brosnan und Hatcher nicht ab, dass da mal früher was zwischen ihnen gewesen sein soll. Beide haben kaum Chemie miteinander. Und auch das Skript gibt sich damit keine Mühe, behauptet das nur in ein paar platten Dialogzeilen.
Sowas geht auch in einem temporeichen Dauer-Actionfeuerwerk besser. In dieser Disziplin, der Ökonomie des Erzählens, schwächeln die Brosnan-Bonds aber auffallenderweise alle.

Re: Filmbesprechung: "Tomorrow Never Dies (TND)"

Verfasst: 10. Dezember 2024 18:16
von craigistheman
Casino Hille hat geschrieben: Gestern 15:13 Wenn man sowas macht, dann bitte auch richtig. Ich kaufe Brosnan und Hatcher nicht ab, dass da mal früher was zwischen ihnen gewesen sein soll. Beide haben kaum Chemie miteinander. Und auch das Skript gibt sich damit keine Mühe, behauptet das nur in ein paar platten Dialogzeilen.
Sowas geht auch in einem temporeichen Dauer-Actionfeuerwerk besser. In dieser Disziplin, der Ökonomie des Erzählens, schwächeln die Brosnan-Bonds aber auffallenderweise alle.
Klar, valider Punkt. Zumal Brosnan und Hatcher sich angeblich nicht ausstehen konnten und Paris' Auftritt gekürzt wurde.
Allerdings trägt die gesamte Figurenkonstellation, also das Dreieck Carver-Paris-Bond ganz allgemein nichts nennenswertes zur Handlung bei, Bond darf nach Paris' Tod 15 Sek. bestürzt sein, Kaufmann ins Gesicht schießen und das war's auch schon wieder.
Genau, die Zeitökonomie des Erzählens ist hier das Problem, insofern man eines sieht. Für mich ist Paris für Bond emotional nicht etwa wichtiger einzustufen als eine Helga Brand oder Andrea Anders. Er benutzt sie halt um an sein Ziel zu kommen, das ist Bestandteil seiner Mission. Ich denke, großartige Gefühle soll er keine empfinden.
Ich freu mich immer, wenn das Paris-Gedöns vorbei ist und die Actionszenen einsetzen.

Re: Filmbesprechung: "Tomorrow Never Dies (TND)"

Verfasst: 11. Dezember 2024 08:21
von AnatolGogol
craigistheman hat geschrieben: Gestern 18:16 Bond darf nach Paris' Tod 15 Sek. bestürzt sein, Kaufmann ins Gesicht schießen und das war's auch schon wieder.
Ich finde, dass genau in diesem Moment sehr offensichtlich wird, dass der ganze Paris-Plot nicht wirklich funktioniert. Normalerweise sollte man als Zuschauer hier Bonds Bestürzung teilen, durch die schwach eingeführte und eigentlich nur behauptete (Vor-)Beziehung zwischen Bond und Paris tritt dies aber nicht ein. Es fühlt sich tatsächlich kaum anders an als der Tod von Figuren wie...

craigistheman hat geschrieben: Gestern 18:16[Für mich ist Paris für Bond emotional nicht etwa wichtiger einzustufen als] eine Helga Brand oder Andrea Anders
Man könnte die Aufzählung noch um Rosie Carver erweitern. Und das ist dann tatsächlich ein figürlicher Offenbarungseid, da uns der Film ja erzählen will, dass Paris für Bond gefühlsmäßig wichtig ist/war. Wie man das deutlich besser macht zeigt zB GF, indem er mal kurz Jill Masterson in ein paar auf den ersten Blick recht belanglosen Minuten einführt, das aber so effektiv, dass ihr Tod einem dann doch etwas bestürzt zurücklässt. Sicher auch, weil es in Bonds eigener Domäne - dem Schlafzimmer - passiert, aber es ist eben sehr effektiv angesichts der Kürze ihres Auftritts. Paris wird dagegen ein Vielfaches an Zeit zugestanden, ohne jedoch dass wirklicher figürlicher Nachhall erzeugt wird.

Re: Filmbesprechung: "Tomorrow Never Dies (TND)"

Verfasst: 11. Dezember 2024 10:33
von Casino Hille
Guter Vergleich, General! Um Paris und ihr Schicksal figürlich emotionaler zu gestalten, müsste sich TND auch gar nicht mehr Zeit nehmen, sondern die jetzige Erzählzeit, die das einnimmt, besser und effektiver nutzen. Hatcher spielt ihre Rolle sehr kühl, auch Brosnan geht als Bond mit ihr kaum anders um als mit anderen Frauen. Warum man nicht versucht hat, zwischen den beiden eine Vertrautheit herauszuarbeiten, die aus der ehemaligen gemeinsamen Beziehung resultiert, ist mir völlig unklar.

Ihre Todesszene ist dann leider auch ziemlich schwach. Da gibt es keine große Enthüllung, keine wirklich schön gespielte Reaktion von Brosnan. Schade. In der Idee war mehr drin.