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Re: Filmbesprechung: "Dr. No (DN)"

Verfasst: 13. März 2022 20:34
von Henrik
Mir ist gerade ein Logikfehler in DN aufgefallen:

Quarrel will eigentlich nicht nach Crab Key fahren, aus Angst vor dem Drachen. Da er Bond und Felix aber nicht den Weg beschreiben kann, sondern sich nach seiner Nase richtet usw. entschließt er sich am Ende doch, mit Bond & Felix nach Crab Key zu fahren.

Tatsächlich kommt er trotz seiner Angst jetzt aber mit auf die Insel, obwohl Bond und Felix es nun doch wirklich alleine schaffen sollten (Felix spricht ihn sogar in dieser Szene direkt auf den Drachen und Quarrels Angst davor an). Merkwürdig ist auch dass Felix offenbar ganz alleine zurück nach Jamaika gefunden hat (ohne Quarrels Hilfe) und am Ende des Filmes mit ganz anderen Schiff wieder auftaucht. Die Intention dahinter ist mir schon klar, Quarrels sollte sterben und zwar an dem, wovor er sich immer gefürchtet hat. Felix durfte natürlich nicht gleich im ersten Film sterben (der hat ja auch schon in den Romanen mehr als nur einen Auftritt, da wollte man ihn wohl nicht nach dem ersten Film rausschmeißen), und in den späteren Szenen mit Bond und Honey bei Dr No hätte Felix eventuell etwas überflüssig gewirkt.

Aber trotzdem: Wenn ich mir den Film so anschaue, war es doch aus verschiedenen Gründen völlig unsinnig, dass Quarrel mit Bond nach Crab Key gefahren ist und nicht Felix. Schade eigentlich, denn von Jack Lords Felix hätte ich gerne mehr gesehen, der gefällt mir im Zusammenspiel mit Connery richtig gut und verschwindet leider schnell wieder von der Bildfläche.

Re: Filmbesprechung: "Dr. No (DN)"

Verfasst: 13. März 2022 20:38
von Casino Hille
Warum sollte das unlogisch sein? Quarrell war doch sogar schon mal auf Crab Key, trotz seiner Angst. Warum soll er sich kein zweites Mal trauen? Felix darf nicht mit auf die Insel und anders als Nomi ist Quarrell nicht so doof, Bond alleine gehen zu lassen. Als jemand, der auch zuvor schon auf der Insel war (und sich mit der Natur dort gut auskennt), ist er Bond auch mehr von Nutzen als es Felix sein könnte.

Re: Filmbesprechung: "Dr. No (DN)"

Verfasst: 14. März 2022 07:47
von Henrik
Quarrel erzählt doch vorher die ganze Zeit, man solle lieber mit anderen Inseln anfangen, die näher liegen, es sei eine langweilige Insel usw. Wie wir später erfahren, hat er das alles nur vorgeschoben, weil auf Crab Key der Drache ist und er sich deshalb nicht nach Crab Key traut.

Er ist ja auch nur mitgekommen, weil er Bond & Felix den Weg nicht beschreiben konnte und hat immer wieder nach eine neuen Ausrede gesucht, um nicht nach Crab Key fahren zu müssen. Bond hat sogar gesaht, Quarrel könne auf Jamaika bleiben, wenn er ihnen den Weg beschreibt (dazu war er aber nicht in der Lage). Der Film spicht eigentlich nur davon, dass Quarrel mitkommen muss, weil er ale einziger den Weg kennt. Kennt er sich af Crab Key besser aus? Keine Ahnung, im Film wird jedenfalls an keiner Stelle gesagt, dass das irgendwie von Relevanz sein sollte.

Zum Thema "Warum sollte er sich kein zweites Mal trauen?" Der Film macht schon ziemlich deutlich, dass er trotzdem nicht den Mut dazu hat. Im Gegenteil, er sagt sogar "Niemand sollte sein Glück zweimal herausfordern".

Also wenn schon einer der Drei wieder zurück nach Jamaika fahren soll, nachdem man Crab Key gefunden hat (und nur deshalb ist Quarrel überhaupt mitgekommen), dann sollte es doch klar sein, welcher der drei nicht auf Crab Key bleibt.

Aber seine Angst war offensichtlich auch begründet. Am Ende hat ihn der Drache erwischt und er das mit dem Leben bezahlt...

Re: Filmbesprechung: "Dr. No (DN)"

Verfasst: 14. März 2022 10:08
von Casino Hille
Sehe da trotzdem keinen Logikfehler. Quarrel hat natürlich Angst und will lieber andere Inseln besuchen, aber Bond macht klar: "Mich interessiert nur Crab Key." Und als Einheimischer ist Quarrel bestens in der Lage, auf Bond aufzupassen, wozu er sich etwas widerstrebend überreden lässt.

Re: Filmbesprechung: "Dr. No (DN)"

Verfasst: 14. März 2022 12:06
von AnatolGogol
Ich denke man muss die Beziehung Quarrel-Bond auch vor dem Hintergrund des damaligen kolonialen Verständnisses sehen: Bond ist Quarrel als Brite kulturell und intellektuell eindeutig übergeordnet und wird von dem Einheimischen auch so akzeptiert. Entsprechend folgt er dann natürlich auch dessen Anweisungen - ungeachtet seiner eigenen Vorbehalte. Das bzw. diese Darstellung mag heute schwer verdaulich sein, aber so war damals halt das weitverbreitete Verständnis und diesem folgt der Film.

Re: Filmbesprechung: "Dr. No (DN)"

Verfasst: 14. März 2022 12:31
von Casino Hille
AnatolGogol hat geschrieben: 14. März 2022 12:06 Ich denke man muss die Beziehung Quarrel-Bond auch vor dem Hintergrund des damaligen kolonialen Verständnisses sehen: Bond ist Quarrel als Brite kulturell und intellektuell eindeutig übergeordnet und wird von dem Einheimischen auch so akzeptiert.
Das ist absolut richtig, hatte ich jetzt gar nicht mehr auf dem Schirm, stimmt aber vollkommen.

Re: Filmbesprechung: "Dr. No (DN)"

Verfasst: 14. März 2022 13:10
von photographer
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Das "geschönte" Weltbild, welches der erste Bond-Film kolportiert, zeigte schon während der Dreharbeiten die britische Wahrnehmungsperspektive in Sachen Eigen-Kolonialismus. Jamaika erlangte zwar am 6. August 1962 seine Unabhängigkeit von Großbritannien und wurde am 18. September Mitgliedschaft bei den Vereinten Nationen, aber davon ist im Film nichts zu merken. DR. NO erlebte seine Uraufführung zu Beginn des darauf folgenden Monats in London.

Interessante Meldung zu Jamaikas "Abhängigkeit" gegenüber der britischen Krone dieser Tage in den Medien:
In wenigen Wochen werden Prinz William und Herzogin Catherine in die Karibik reisen. Das Paar soll im Auftrag der Krone die Monarchie vor Ort stärken und auf Jamaika und den Bahamas Überzeugungsarbeit leisten um Abkapselungen zu verhindern. Zuletzt hatte sich Barbados von der britischen Krone abgewandt, um zu einer Republik zu werden.
"Es steht außer Frage, dass Jamaika eine Republik werden muss“, erklärte Premierminister Andrew Holness, nur wenige Tage nach der offiziellen Zeremonie zur Feier der Unabhängigkeit des rund 2.000 Kilometer entfernten Inselstaates im November 2021, bei der übrigens auch Prinz Charles, anwesend war.
Der Zerfall des Commonwealth schreitet voran. Trinidad und Tobago, Guyana und Dominica haben bereits eigene Staatsoberhäupter. Nun droht der Verlust Jamaikas und weiterer Mitglieder.



Wie problematisch diese Form von "filmischen" Revanchismus innerhalb des Franchises gewesen ist, belegen auch die Dreharbeiten zu OCTOPUSSY 1982 in Udaipur, als es noch von Seiten der Produktion um die hierachische Stellung des "befreundeten" indischen Kollegen Bonds ging und welcher Lösungsvorschlag am Ende zum Tragen kam als man einen berühmten nationalen Tennisspieler zum "Sonderbeauftragten von Universal Exports" machte.
Wie unterschiedlich (nationale) Wahrnehmung aussehen, zeigt der nachfolgende verlinkte SPIEGEL-Artikel zu Richard Attenboroughs GANDHI auf:
https://www.spiegel.de/politik/suesse-r ... 0014356524


Bei der anfänglichen Drehbuchentwicklung zu TOMORROW NEVER DIES war man dann am Ende nicht so verbohrt, die Wahrung der Unabhängigkeit Hongkongs zum Kernthema des 18. Bond-Films machen, da hier dann alle Welt bei der Premiere im Dezember 1997 gemerkt hätte, dass dies politisch nicht mehr aktuell gewesen wäre, da die Volksrepublik China rund ein halbes Jahr vorher die Kontrolle über diese Sonderverwaltungszone bekommen hatte.


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Re: Filmbesprechung: "Dr. No (DN)"

Verfasst: 14. März 2022 15:53
von Samedi
Ist eigentlich bekannt, wer der Typ ist, der hier (ab 1:52) links hinter Bond steht?



So unbeholfen wie der vor der Kamera agiert, scheint er mir kein Schauspieler zu sein. Vielleicht jemand von der Crew.

Re: Filmbesprechung: "Dr. No (DN)"

Verfasst: 14. März 2022 18:00
von Maibaum
Hi hi , in dem Artikel wird der Film Ghandi ja ganz gut beschrieben:
"»Time« etwa bedauerte, daß Attenboroughs »offenkundiger Idealismus« größer sei als seine Regiekünste."

Re: Filmbesprechung: "Dr. No (DN)"

Verfasst: 5. Oktober 2022 12:40
von danielcc
Wer schaut heute mit mir zur Feier des Tages Dr. No?

Re: Filmbesprechung: "Dr. No (DN)"

Verfasst: 5. Oktober 2022 12:50
von Casino Hille
Ich hau ihn heute Abend garantiert in den Player.

Re: Filmbesprechung: "Dr. No (DN)"

Verfasst: 5. Oktober 2022 13:47
von craigistheman
Klingt nach nem Plan, vielleicht bin ich auch mit von der Partie. An Dr. No habe ich immer Freude!

Re: Filmbesprechung: "Dr. No (DN)"

Verfasst: 27. Februar 2023 17:11
von Samedi
Wo in London stand bzw. steht denn das Gebäude mit dem Funkraum, das zu Beginn von DN zu sehen ist?

Re: Filmbesprechung: "Dr. No (DN)"

Verfasst: 18. September 2023 12:32
von Casino Hille
Es soll ja Menschen geben, die noch nie einen James-Bond-Film gesehen haben, darunter auch ein guter Freund von mir. Um das zu ändern, schauen wir uns jetzt gemeinsam durch die Reihe und haben gestern mit DN und FRWL begonnen. Es war ein großer Spaß, wenngleich ich für mich immer wieder vermehrt feststelle, dass ich DN eher als Wegbereiter der Filme sehe, die ich so toll finde – er selbst aber noch nicht ganz dazugehört. Erstaunlich ist, wie es Harry Saltzman, Albert R. Broccoli und Terence Young direkt beim ersten Versuch gelungen ist, im Kleinen bereits die Art Film zu etablieren, die dann 60 Jahre lang folgen sollte. Die Bond-Reihe musste sich nach DN nicht erst finden, wie man bei einem langlebigen Phänomen denken könnte: Es ist schon nahezu alles da, was später Teil der gern zitierten Formel wurde. Gut möglich, dass das auch damit zu tun hat, dass dieser Film auf Ian Flemings sechstem Bond-Roman basiert und es von allen 26 Bond-Filmen der ist, der sich am dichtesten an der literarischen Vorlage bewegt. So hat DN sowohl das Frische von etwas gänzlich Neuem als auch die entspannte Selbstsicherheit eines längst etablierten Kosmos. Oder anders gesagt: DN ist der erste Bond-Film, aber er könnte theoretisch auch der zweite oder dritte sein.

Als Film für sich betrachtet ist DN sehr ordentlich. Die Einführung in den Film mit dem Doppelmord, den theatralisch präsentierten "Crab Key"- und "Doctor No"-Akten und der folgenden ersten Szene mit James Bond ist ziemlich selbstbewusst gestaltet. Ich finde, in der anfänglichen Casino-Szene merkt man, dass die Macher hinter den Kulissen bereits eine Serie planten und den Enthusiasmus hatten, ihre Heldenfigur dementsprechend vorzustellen – als hätten sie schon gewusst, dass sie etwas Großes vor sich haben, ehe das Publikum es wissen konnte. Wie erwähnt folgt DN der Fleming-Vorlage mehr als jeder andere Film der Reihe und ist dadurch noch etwas rauer und weniger Spektakel-lastig, erinnert in Teilen mehr an einen Detektiv-Inselkrimi als an einen Agentenfilm. Ein "richtiger" Krimi ist es natürlich nicht, alleine schon deshalb, da der Name des Täters (oder Strippenziehers) im Titel verraten wird und damit kein so großes Geheimnis ist. :mrgreen:

Aber DN lebt von Jamaika als Handlungsort, der exotisch und "sommerlich" eingefangen wird und natürlich von Sean Connery, der Bond in DN noch zynischer und weniger weltmännisch als später spielt, in den entscheidenden Szenen aber bereits auftrumpft. Unverschämt cool ist seine Interaktion in seiner Wohnung mit Sylvia Trench, die Ermordung Dents und wie souverän er sich beim Abendessen mit Dr. No schlägt – die üblichen Bond-Provokationen sind hier bereits enthalten ("Sagen Sie, entschädigt das Toppling amerikanischer Raketen für den Verlust zweier Hände?"). Auch der Plot ist weitgehend vernünftig entwickelt, und die noch sehr gering dosierte Action angemessen integriert. Die kleine Autojagd mit den Three Blind Mice war natürlich schon 1962 keine Sternstunde gelungener Rückprojektionen (und Connerys wildes Lenkrad-Rudern hilft wenig), aber der bissige Spruch hinten raus rundete es für mich immer doch noch in Ordnung ab und ein kleiner Höhepunkt des Films folgt ja direkt im Anspruch, wenn Miss Taro ganz verdutzt schaut, als unser aller Lieblingsschotte vor ihrer Tür steht.

DN funktioniert als Auftakt der Reihe, weil Bonds Charakter und der "Stil seiner Abenteuer" stark vorgestellt werden. Seine Lizenz zum Töten, die im Dialog mit M erstmals erwähnt wird, wird in mehreren guten Szenen untermauert, die Bond als einen Pragmatiker festigen. "Warum?", fragt Honey, und Bond antwortet: "Weil es sein muss." Prof. Dent erschießt er ohne eine Notwendigkeit, weil er es eben für richtig hält. Später gibt er sogar zu, der Strang "Rache" in Dr. Nos Organisation wäre für ihn wohl am besten geeignet. Das sind kleine, sehr effektive Momente, die alle dazu beitragen, dass man nach 109 Minuten ein vollständiges Bild dieser Person vor Augen hat, wegen der man ein Jahr später erneut ins Kino kommen soll. Andere Stärken des Films: Terence Young inszeniert noch weniger geschickt und gekonnt wie in seinen späteren Bonds, sein Szenenaufbau insbesondere schwächelt in Teilen, aber sein Stil, auf Nahaufnahmen nahezu immer zu verzichten wenn möglich, lässt DN sehr groß und weit und aufwendig aussehen. Ganz toll kommen so Ken Adams Sets auf Crab Key zur Geltung, und generell ist es atmosphärisch gewinnbringend, dass nach Bonds und Honeys Gefangennahme der Film nur noch in Innenräumen spielt. Plötzlich ist Jamaika weg, das Inselfeeling ist vorbei, und so spürt man als Zuschauer die Gefangenschaft der beiden Figuren.

Trotzdem ist DN für mich im unteren Drittel der Reihe einzusortieren. Ich mag diesen Film, doch ich mag die meisten Bonds einfach noch ein wenig mehr. Die Gründe dafür sind vielfältig: DN ist sicherlich ein bescheidener Beginn dieser langlebigen Reihe, vielleicht für meinen Geschmack dann aber doch etwas zu bescheiden. Die Energie des Films ist vergleichsweise niedrig, richtig spannend wird es nur in vereinzelten Momenten. Dafür fehlt in DN dann doch das Bedrohungsszenario, dafür ist das Drehbuch meines Erachtens nicht präzise genug. Bonds anfängliche Mission, den Mörder von Strangways zu finden, verwässert irgendwann mehr und mehr und ohne es zu wissen, sterben die eigentlichen Mörder dann relativ nebensächlich, und alles, was Bond als Antwort erhält, ist Dents: "Strangways wurde erledigt. Wie, spielt keine Rolle."

Gleichzeitig schießt der Plot auch den ein oder anderen etwas skurrilen Bock. Lustig ist zum Beispiel die Szene in Pussfellers Club ("Jump Up"), in der Bond mit Leiter und Quarrel bespricht, welche Inseln Strangways abgesucht hat. Leiter erwähnt dann ganz beiläufig, dass eine der Inseln ja einem Chinesen gehöre, der da auch eine kleine Radarstation stehen hat und auf der man sich nicht aufhalten dürfe. – Ja mensch, von wo aus wird das Toppling wohl veranstaltet? :wink: An dem Punkt hätte ich meine gesamten Ermittlungen von Vornherein ausschließlich auf Crab Key konzentriert. Kein Wunder, dass Felix in den Filmen Bond häufig um Hilfe bittet, wenn er nicht einmal bis Zwei zählen kann … Ähnlich merkwürdig ist die Figur der Honey Ryder. Einerseits erfüllt sie als exotische Schönheit aus den Fluten ihre Sex-Appeal-Funktion für den Film ganz beträchtlich. Kurios ist aber wieder, wie wenig Energie sie als Figur innehat. Da wird in einem langen Dialog extra ausführlich erklärt, dass ihr Vater von Dr. No ermordet wurde, nur damit sie beim Aufeinandertreffen mit Dr. No nicht mehr als hübscher Blickfang ist? Ja, es war 1962 und Bond ist der Held des Films, aber viel mehr als ein attraktiver Klotz am Bein ist Ursula Andress leider wirklich nicht.

Potenzial lassen die Filmemacher noch zu oft liegen in diesem Film. Während FRWL und GF sehr reizvoll die Fleming-Vorlagen variierten, ehe dann ab TB größtenteils nur noch Tabula Rasa stattfand, hätte es DN womöglich gut getan, noch dichter am Buch zu bleiben. Es fällt im finalen Akt jedenfalls auf, dass einiges sehr "schnell" abgehandelt wird. Doctor No als Charakter wird in der Abendessen-Szene schön gezeichnet, danach wird mit ihm aber nichts mehr veranstaltet. Bond entkommt aus seiner Zelle durch das enorm große Gitter in das erstaunlich geräumige Röhrensystem, klettert durch ein weiteres Gitter raus und beendet, wo er eh grade dabei ist, den Film noch schnell. Vielleicht wäre es effizienter gewesen, wie im Roman auf die Experimente / Tests zurückzugreifen, die Bond unter der Aufsicht von No durchlaufen muss, um dem Bösewicht noch mehr Profil zu verleihen und Bond als Helden eine Prüfung bestehen zu lassen, durch welche er sich den Sieg über seinen Gegenspieler wirklich verdient.

Ich mag DN für seinen Pulp-Charme (Ganz herrlich: Es handelt sich hier um die Art Film, bei der groß ein Blutfleck auf einem Teppich als Nahaufnahme gezeigt wird und eine Stimme aus dem Off erklärt, dass wir gerade einen Blutfleck zu sehen kriegen … :mrgreen:), für seine frühe Bond-DNA, für eine im Kontext der Reihe sehr kleine Ausrichtung und für seine ikonischen Momente. Als Film halte ich ihn für gelungen – trotz deutlicher Schwächen. Dazu zähle ich die vergleichsweise spannungsarme Handlung, das figürlich etwas unterentwickelte letzte Drittel, der Soundtrack von Monty Norman (der trotz des legendären Bond-Themes ansonsten eher nach den frühen 50ern als nach den frühen 60ern klingt) und kleinere inszenatorische Schwachstellen. Obwohl mit DN alles begann, schaue ich ihn eigentlich nur dann an, wenn ich mich durch die gesamte Reihe gucke. Für einen gemütlichen Abend zwischendurch lege ich 15-18 Bond-Abenteuer einfach noch lieber in den Player. Das spricht ausdrücklich nicht gegen DN, sondern für einen Großteil der Reihe.

Re: Filmbesprechung: "Dr. No (DN)"

Verfasst: 18. September 2023 13:02
von danielcc
Kann ich alles nachvollziehen, sehe es aber noch weniger kritisch. bzw, ich mag die Tatsache, dass der Film ein Wegbereiter ist, weil er gerade deshalb den Fokus auf das hat, was ich für essenziell an den Filmen halte, und was viele spätere Bondfilme aus den Augen verloren haben:

Bei Bond geht es um Bond; alles andere können andere Actionfilme auch. Bond können sie nicht. Wie "erleben" wir Bond? Durch das was er sagt, durch seine Interaktionen mit den anderen Hauptfiguren (hier Honey, DN, Dent!). Das ist alles da und besser als in vielen späteren Bonds.