Re: Zuletzt gesehener Film

7741
Ich fand die Musik aber auch übermäßig aufdringlich, und ja auch kitschig, und die Photographie von Zsigmond fand ich auch teils unangemessen überästhetisiert auf eine unangenehme Weise, was aber auch generell aus De Palmas Stil zutrifft. Ebenfalls "nur" 6/10 für Obsession

Re: Zuletzt gesehener Film

7742
Maibaum, wie du schon schreibst unterscheidet sich Obsession darin nicht von diversen anderen De Palmas, gerade auch aus seiner damaligen Phase wie zB Carrie - das ist halt ein Stückweit sein Stil. Ich mag Obsession gerade wegen seine Überstilisierung, das ist in meinen Augen De Palma Pur und eines seiner charakteristischen Markenzeichen. Ohne das wäre Obsession wirklich nur ein Rehash von Vertigo. Dein subjektiver Eindruck von Herrmanns Musik (die ich sehr mag) ist dann doch noch mal eine andere Hausnummer (eigentlich ist es noch nicht mal die gleiche Straße) als "grauenhafte Hintergrundmusik", zumal im direkten Vergleich mit Hitch angeführt, dessen Musik nunmal aus derselben Quelle stammt (wie mir persönlich auch keine Musik von Herrmann bekannt ist, die auch nur annähernd oder im Ansatz das Adjektiv "grauenhaft" verdient).
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Zuletzt gesehener Film

7743
dernamenlose hat geschrieben:Woher kennst du denn sonst die Charaktere, dass du eine solche Aussage treffen kannst?
Was interessieren mich die Charaktere? Jackson und Goodman spielen in einem Abenteuermonster-Film mit und sind keine Hauptrollen. Mehr muss ich nicht wissen. Das ist so langweilig vorhersehbar schon im Casting, dass wundert mich ernsthaft, wenn das auch nur irgendwen im Kinosaal wirklich überrascht. Wobei, eigentlich wundert es mich dann doch wieder nicht. Bei mir löst es jedenfalls sofort einen Gähnreflex aus. Schade eigentlich nur um die beiden: da hätten sie ihre Zeit doch mit deutlich hochwertigerem verschwenden können. Obwohl ich gerade Jackson attestieren muss, dass er auch heute noch einen tollen Mittelweg zwischen Schnarch-Produktionen und interessantem Stoff in seiner Filmografie zu finden weiß.
AnatolGogol hat geschrieben: Ich mag Obsession gerade wegen seine Überstilisierung, das ist in meinen Augen De Palma Pur und eines seiner charakteristischen Markenzeichen.
Ich sehe das sehr ähnlich. De Palma schätze ich gerade für seine doch sehr eigenwillige und extrem überzogene Inszenierungsader. Sicherlich übertreibt er es da manchmal etwas zu sehr (und ja, auch in Obsession ist nicht alles Gold, was glänzt), aber alles in Allem ist Obsession schon auch der Inszenierung wegen ein Spaß. Wenngleich ich De Palmas offensichtliche Hitchcock Plagiate zwar schon alle zu seinen besseren Filmen zähle, aber nicht zu den ganz großen Wohltaten (das wäre für mich insbesondere nach wie vor der Untouchables Film, dem ich hoffnungslos verfallen bin).
BlofeldsKatze hat geschrieben:Der ganze Film ist sehr zäh, man findet keinen sympathischen Charakter und passieren tut auch nicht sonderlich viel. Das nichts-sagende Ende passt da dann nur zu gut rein.
Ja, ein typischer Scorsese der Neuzeit. Zäh, nichtssagend und in vielerlei Hinsicht am Potential der Handlung vorbei inszeniert. Richtig stark ist hier eigentlich nur in einigen Szenen DiCaprio, aber auch er spielt erkennbar mühsam gegen die doch sehr enttäuschende Regie an. Aviator hätte ich einen gänzlich anderen Regisseur gewünscht, der mit dem Material selbstbewusster und eigenständiger umzugehen weiß und dann auch eine richtige Idee dafür hat, also mehr daraus macht, als eine Quasi-Nacherzählung historischer Begebenheiten. Aber sei es drum, so sehr interessiert mich die wahre Geschichte dann auch wieder nicht, als das ich dem ewig nachweinen würde. :wink:
Nico hat geschrieben:Tarantino? Was hat der denn damit zu tun?
Hast du Inglourious Basterds mal gesehen? Im vierten Kapitel gibt es in der Szene in der Taverne einen ganz herrlichen Moment, in dem der Großmeister einen seiner Charaktere unterschwellig eine ganz eigene Interpretation der berühmten King Kong Story zum besten geben lässt. Nur anschauen, wenn keine Spoilergefahr vorherrscht!

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Re: Zuletzt gesehener Film

7744
Casino Hille hat geschrieben:Was interessieren mich die Charaktere? Jackson und Goodman spielen in einem Abenteuermonster-Film mit und sind keine Hauptrollen.
Woher auch immer du wusstest, wer eine Hauptrolle innehatte. Genau genommen gibt es die übrigens gar nicht. Jackson ist für die Story eher wichtiger als Hiddelston und Larson, vielleicht ist seine Figur sogar die wichtigste. Ich weiß nicht, ob er weniger Screentime hat, als die anderen beiden, und Sympathieträger ist er über 80% seiner Zeit im Film ebenso(Kann natürlich auch teilweise daran liegen, dass Jackson sowieso immer Sympathieträger ist, egal wen er spielt, aber eigentlich wird er auch so inszeniert). In meinen Augen ist der nicht weniger Hauptdarsteller, wie Hiddelston oder Larson.
Casino Hille hat geschrieben:da hätten sie ihre Zeit doch mit deutlich hochwertigerem verschwenden können.
Irgendwie urteilst du oft über Filme, die du noch nicht gesehen hast, oder? Dabei bist du doch auch schon oft von Filmen massiv überrashct worden...
Casino Hille hat geschrieben:Obwohl ich gerade Jackson attestieren muss, dass er auch heute noch einen tollen Mittelweg zwischen Schnarch-Produktionen und interessantem Stoff in seiner Filmografie zu finden weiß.
Nur das Kong:Skull Island erstaunlicherweise zur Kategorie "Interessanter Stoff" gehört. Hab ich im Vorfeld ja auch nicht geglaubt...
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Re: Zuletzt gesehener Film

7745
Witziger ist doch aber eigentlich, dass jetzt hier mehrere User meine aufgestellte Vermutung sogar unbeabsichtigt bestätigt haben, obwohl ich, als ich das schrieb, wirklich nicht zu 100 Prozent wusste, ob ich damit recht habe oder nicht. Das zeigt mir eigentlich noch mehr, wie enttäuschend das für mich beim Kinobesuch ausgefallen wäre. :D Deine Nachfragen, noname, in allen Ehren, aber was genau hat das mit meinem Punkt zu tun, dass ohne große Traileranalysen für mich vieles in Kong schon klar abseh- und berechenbar ist? Ich verfolge die San Diego Comic Con jedes Jahr mit relativer Aufmerksamkeit, da kriegt man Besetzungen zu Filmen schnell mit, auch ohne sich groß dafür zu interessieren, wenn dir meine "Quellen" jetzt so wichtig sind. Mir ging es auch nicht groß darum, Kong schlecht zu reden, der kann ja sehr unterhaltsam sein, aber das er unberechenbar ist, schließe ich für mich schon dadurch aus, entscheidende Plotpunkte schon zu kennen, ohne mich besonders mit dem Film und seiner Promo auseinander gesetzt zu haben. Auf den Film habe ich eben einfach keine Lust, vielleicht entgeht mir da was, vielleicht bereue ich es irgendwann, wer weiß? Aber das war nicht wirklich mein Punkt. :wink: Weshalb ich auf Kong keine Lust habe, ist aber schnell erklärt: Ich habe meinen King Kong einerseits lieber klassisch mit weißer Frau auf dem Empire State Building kämpfend, und bin andererseits kein Freund von großen Monster-Clash-Filmen. War da schon im letzten Godzilla arg enttäuscht, als die olle Riesenechse unbedingt die Menschheit vor anderen Viechern retten musste, statt selbst den Menschen ordentlich einzuheizen.
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Re: Zuletzt gesehener Film

7747
Casino Hille hat geschrieben:Witziger ist doch aber eigentlich, dass jetzt hier mehrere User meine aufgestellte Vermutung sogar unbeabsichtigt bestätigt haben
Wer sagt denn das das unabsichtlich war...
Casino Hille hat geschrieben: obwohl ich, als ich das schrieb, wirklich nicht zu 100 Prozent wusste, ob ich damit recht habe oder nicht. Das zeigt mir eigentlich noch mehr, wie enttäuschend das für mich beim Kinobesuch ausgefallen wäre. :D
Bist du nicht auch einer von denen, die sagen, dass ein Film auch dann absolut großartig sein kann, wenn man schon alle Plottwists, oder gar die gesamte Geschichte kennt, weil es eigentlich auf ganz andere Sachen ankommt? :D
Casino Hille hat geschrieben: Mir ging es auch nicht groß darum, Kong schlecht zu reden, der kann ja sehr unterhaltsam sein, aber das er unberechenbar ist, schließe ich für mich schon dadurch aus, entscheidende Plotpunkte schon zu kennen, ohne mich besonders mit dem Film und seiner Promo auseinander gesetzt zu haben.
Ein Film mit einem flachen Plot soll entscheidende Plotpunkte haben? Wäre mir irgendwie neu. Die anderen, die ihn gesehen haben dürfen da auch gerne für mich antworten, aber gab es die überhaupt? Die beiden von dir richtig vermuteten Tode sind jedenfalls keine, einer ist an Nebensächlichkeit sogar kaum noch zu überbieten (Insofern, dass er eben keine größere Bedeutung hat, als der von anderen Menschen, da haben mich die Tode von einigen etwas unbekannteren Schauspielern dann doch mehr getroffen (oder auch die Art)). Es ist halt komisch, wenn scheinbar nur die vier bekanntesten Schauspieler Relevanz zugesprochen bekommen, obwohl einem die anderen eventuell sogar stärker ans Herz wachsen (Manche ja, manche nein).
Casino Hille hat geschrieben:Auf den Film habe ich eben einfach keine Lust, vielleicht entgeht mir da was, vielleicht bereue ich es irgendwann, wer weiß? Aber das war nicht wirklich mein Punkt. :wink:
Dann solltest du dich halt anders ausdrücken. Denn ein Film der dich halt nicht unbedingt interessiert, ist nun mal was ganz anderes als eine Schnarchproduktion. Birdman interessiert mich derzeit auch null, trotzdem käme ich nie auf die Idee ihn Schnarchproduktion zu nennen...
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Re: Zuletzt gesehener Film

7748
dernamenlose hat geschrieben:Birdman interessiert mich derzeit auch null, trotzdem käme ich nie auf die Idee ihn Schnarchproduktion zu nennen...
Kann es nicht eher sein, dass du rhetorisch etwas unflexibel bist? :D Ist doch hier kein Akademikertreff, hau doch ruhig auch mal 2-3 polemische Formulierungen raus. Hat man sich erstmal blamiert, lebt es sich ganz ungeniert. :mrgreen:
Agent 009 hat geschrieben:Jackson Sympathieträger bei Kong? Er war doch die mit Abstand unsympathischste Figur die er bestimmt seit Jahrzehnten oder jemals gespielt hat
Und seit wann spielt Jackson grundsätzlich Sympathieträger? Jackson ist niemand, den ich über Gebühr sympathisch finde in seinen Rollen. Aber dafür eben fast immer großartig. Das ist doch auch wichtiger.
dernamenlose hat geschrieben:Bist du nicht auch einer von denen, die sagen, dass ein Film auch dann absolut großartig sein kann, wenn man schon alle Plottwists, oder gar die gesamte Geschichte kennt
Ja. Ändert doch aber nichts an meinem grundsätzlichen Desinteresse an einem Film, der Kongs Verweilen auf Skull Island in den Mittelpunkt stellt. :lol: Warum sollte es auch?
Der Film bräuchte dafür irgendwas, dass mich wirklich reizt, um ihn anzusehen. Mit CGI-Monstern, die CGI-Monster verprügeln, wird es schwer, mich von der Couch ins Kino zu locken. Da könnte irgendein anderer Aufhänger in den Trailern dann durchaus interessant sein. Aber wenn die dann auch nur nach Monster-Clash und Zehn kleine Negerlein aussehen und ich dann einige Ausgänge des Negerlein-Spiels schon kenne... ultragähn.
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Re: Zuletzt gesehener Film

7749
Agent 009 hat geschrieben:Warte, Jackson Sympathieträger bei Kong? Er war doch die mit Abstand unsympathischste Figur die er bestimmt seit Jahrzehnten oder jemals gespielt hat :lol:
Eigentlich wird er erst nach Wiedervereinigung der beiden Gruppen unsympathisch. Und auch da eigentlich nicht sofort. Warum sollte er davor unsmpathisch sein?
Und seine Figur in Kong: Skull Island ist auf alle Fälle deutlich sympathischer (zumindest auf dem Papier) als seine Rollen in "Django Unchained" und vor allem in "The Hateful Eight". Dort ist er nur teilweise Sympathieträger, weil er oft im Mittelpunkt des Geschehens ist, weil Tarantino ihn absichtlich konträr seiner Charaktereigenschaften inszeniert, und weil die Rolle halt von Samuel L. Jackson gespielt wird. Eigentlich ist er von den acht hasserfüllten wohl der hasserfüllteste und grausamste.
Casino Hille hat geschrieben:Kann es nicht eher sein, dass du rhetorisch etwas unflexibel bist? Ist doch hier kein Akademikertreff, hau doch ruhig auch mal 2-3 polemische Formulierungen raus. Hat man sich erstmal blamiert, lebt es sich ganz ungeniert.
Rhetorisch unflexibel? Ach was, du weißt doch, dass ich political correctnes nicht ausstehen kann. Aber ich bin eben gerne auch möglichst präzise. Zu oft habe ich es schon erlebt, dass es im Internet Diskussionen gab, die nur durch ungenaue Ausdrucksweise entstanden sind, und es eigentlich gar nichts zum Diskutieren gab. Und dafür ist mir meine Zeit dann ehrlich gesagt zu schade.
Polemik, die nicht ironisch gemeint ist, sondern nur nicht ganz so hart, find ich bei einem Film, den man noch gar nicht kennt aber einfach unangebracht. Zumal man seine Stärken ja ohnehin nicht aus Castings, Trailern oder ähnlichem ableiten kann, denn das lässt alles eher auf einen ordentlichen 0815-Film schließen...
Und ich merk grade,dass das hier alles so ernst klingt, dabei bin ich doch eigentlich nicht so humorlos. *Was ist hier nur los?*
Casino Hille hat geschrieben:Ja. Ändert doch aber nichts an meinem grundsätzlichen Desinteresse an einem Film, der Kongs Verweilen auf Skull Island in den Mittelpunkt stellt. Warum sollte es auch?
Nö, daran ändert es sicher nichts. Allerdings würde ich dir auch hier widersprechen. Denn der Film stellt das, speziell inszenatorisch überhaupt nicht in den Mittelpunkt. Höchstens Storytechnisch. Aber Stories werden ja eh überbewertet ;)
Casino Hille hat geschrieben:Der Film bräuchte dafür irgendwas, dass mich wirklich reizt, um ihn anzusehen. Mit CGI-Monstern, die CGI-Monster verprügeln, wird es schwer, mich von der Couch ins Kino zu locken. Da könnte irgendein anderer Aufhänger in den Trailern dann durchaus interessant sein. Aber wenn die dann auch nur nach Monster-Clash und Zehn kleine Negerlein aussehen und ich dann einige Ausgänge des Negerlein-Spiels schon kenne... ultragähn.
Das was den Film wirklich interessant macht, lässt sich aber nun mal nicht in Trailern darstellen. Aber jut. Er muss dich ja nicht ins Kino locken.
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Re: Zuletzt gesehener Film

7750
dernamenlose hat geschrieben:Eigentlich ist er von den acht hasserfüllten wohl der hasserfüllteste und grausamste.
Ähm. Okay. Das "Wohl" relativiert den Satz immerhin etwas, aber trotzdem: da müssen wir andere Schnittfassungen gesehen haben. Oder du interpretierst den Film auf sehr... merkwürdige Art und Weise.
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Re: Zuletzt gesehener Film

7752
Wer sind denn für dich die Hateful Eight? Ich finde es ja etwas ungünstig, dass auf Plakaten und in Trailern stets Daisy als eine der 8 gezählt wird und O.B. außenvor bleibt. Ich würde den auf jeden Fall stattdessen mit reinnehmen. Daisy ist für mich der zentrale Punkt, um den die anderen 8 wie Aasgeier zu kreisen scheinen. So oder so: deine Beschreibung klingt für mich am ehesten nach John Ruth. Er ist ganz klar von den Männern die kälteste, die hässlichste und die verabscheuungswürdigste Person. Das deckt sich auch gut mit vielen möglichen Interpretationen des Films, ist aber natürlich nicht entscheidend.
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Re: Zuletzt gesehener Film

7753
Wer die wirklichen Hateful Eight sind, ist eine gute Frage. O.B. würde ich da persönlich nicht dazu zählen. Er steht da eher außen vor und könnte als einziger als halbwegs moralisch integre Person gesehen werden (was natürlich möglicherwesie auch daran liegt, dass man über ihn am wenigsten weiß). Er hat selbst eigentlich kein Ziel und erledigt nur seinen vollkommen rechtschaffenen Job. Und nicht umsonst schnekt Ruth ihm als einzigem Vertrauen. Daisy passt für mich da schon eher in die Runde der Acht, auch wenn sie definitiv einen Ausnahmestatus hat, den du ganz gut beschreibst. Am konsequentesten wäre es wohl, ihren Bruder Jody als achten noch mit aufzunehmen, der trägt eigentlich mehr Hass in sich als Daisy, die zwar mindestens so skrupellos ist, wie ihre männlichen Kollegen und Widersachen, vermutlich sogar noch mehr, aber Hass sehe ich bei ihr eigentlich keinen, oder frühestens ganz am Ende.
Warum für dich John Ruth die verabscheuungswürdigste Person ist, ist mir aber nicht klar. Im Gegenteil, er trägt auch noch einen Rest von Moral in sich, ich denke es ist kein Zufall, dass ausgerechnet er un O.B. als erstes sterben. Sie hätten das Finale gestört. John Ruth verhält sich zwar tatsächlich nicht besonders freundlich und auch sehr kalt, was aber nicht daran liegt, dass er den schlechtesten Charakter hätte, sondern an seiner mangelnden Intelligenz. Daisy ist ihm intelektuell überlegen, deswegen erfährt sie auch ständig Gewalt. Ich denke nicht dass es daran liegt, dass sie eine Frau ist, sondern weil sie ihm intellektuell weit voraus, und weitaus durchtriebener als er selbst ist. Nein, John Ruth ist der einzige dem man noch eine gewisse Moral unterstellen könnte, und auch gegenüber Daisy ist da keineswegs nur Hass.
Wenn man sich dagegen die Szene ansieht, in der Major Marquis Warren den General mit der Geschichte über seinen Sohn konfrontiert, sieht man die eigentlich grausamste und brutalste Szene des ganzen Films. Es geht Warren nicht in erster Linie darum, den General zu töten, genauso wenig, wie es ihm in erster Linie darum ging, dessen Sohn zu töten. Es geht ihm um den Weg dahin. Die Geschichte dient nicht nur dazu, den General dazu zu bringen die Waffe auf ihn zu richten, sondern in erster Linie dazu, ihn zu quälen und ihn leiden zu lassen. Und sich daran zu ergötzen. Erst machte Warren das mit Smithers Sohn, dann verwendete er die Geschichte für ihn selbst, nachdem er davor dessen strikte Ablehnung gebrochen hatte und in ihm postítive Gefühle geweckt hatte, und ihn dadurch angreifbar machte. Am Anfang saß in der Hütte ein ehemaliger General. Ein grimmiger alter Mann, mit einem Schutzpanzer an. Durch das Wecken positiver Gefühle, wie das Erinnern an seine Frau, nimmt Warren ihm diesen Schutzpanzer und ermöglicht sich selbst dadurch erst, ihn wirklich zu treffen. Die eiskalte Berechnung, das wahre Vergnügen in seinen Augen, als er den General leiden sieht und auch die Tat an dessen Sohn machen ihn ihn meinen Augen zum grausamsten Mann in der Hütte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

7755
dernamenlose hat geschrieben:Im Gegenteil, er trägt auch noch einen Rest von Moral in sich
Eher einen Funken Zivilisation in einer vormodern arrangierten Gesellschaftsform, was dann ein versteckter Hinweis auf Tarantinos Intention ist, da dieser eine zivilisatorische Gedanke nicht aus humanistischen Idealen heraus entsteht. Mit Moral hat das bei ihm wenig zu tun und das wird auch sehr früh deutlich. Er ist ein Sadist und ergötzt sich am Leid seiner Gefangenen (siehe den Verweis darauf, dass er extra da bleibt, um sich anzusehen, wie seine Opfer gehängt werden). Ruth ist Kopfgeldjäger weniger wegen des Geldes, als wegen des Vergnügens. Seine Schläge an Daisy sind in diesem Zusammenhang zwar absolut als Fehlen seines Intellekts zu lesen, aber nicht nur. Warren mag ebenfalls das Leid seiner Gegenüber auskosten, hat aber einen klar genannten Hintergrund, eine klare begründete Motivlage, welche Ruth fehlt.
Nico hat geschrieben:Ach Gott, klar, die King Kong-Szene in IB hatte ich total vergessen. Vergib mir, Hille.
Ach, alles gut. War mir gar nicht sicher, ob du den Film überhaupt kanntest. :D Jedenfalls, diese Szene bietet eine sehr schöne Möglichkeit, wie man den Original King Kong verstehen könnte (wohlgemerkt: könnte, nicht muss). Das steckt da auch sicher drin, aber ich finde auch, dass die Cinematographie des 33er Films noch einiges verbirgt, auf das man bei Zeit näher eingehen könnte. Alleine schon der ikonographische Kontrast zwischen dem schwarzen Affen und der weißen Frau, der ganz blendend funktioniert.
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