danielcc hat geschrieben: 15. Oktober 2021 12:39 "Schlimm" findet es wirklich nur ein Teil der Bondfans, die nicht akzeptieren können, dass sowas mal gemacht wurde. Die sind dann natürlicherweise sehr laut in der Äußerung ihrer Meinung, was auch OK ist.

Auch hier wieder: Das verdummt die Argumentation all der Leute, die hier aus ganz unterschiedlichen Gründen mit den letzten 20-30 Minuten nicht einverstanden sind. Da ist keinesfalls nur Prinzipien-Ablehnung, da wird auch viel über die Umsetzung diskutiert. Ein Freund von mir zum Beispiel findet: "Ihm eine Tochter zu geben, nur damit sein Tod am Ende noch dramatischer wirkt, ist richtig billig." Der hat also mit Bonds Tod per se gar kein Problem und kann sehr wohl akzeptieren, dass so etwas mal gemacht wurde. Nur das WIE funktioniert für ihn nicht – und da schließe ich mich ganz an.

Genau, es gibt ganz unterschiedliche Gründe für Kritik. Das Ende ist nur der offensichtlichste Punkt und sicher auch bei vielen im Gesamtpaket, aber ich habe hier im Forum und auch außerhalb auch schon einiges über den "Rosamunde P.-Touch" gelesen/gehört. Nur so zum Beispiel.

Ich finde es ok Bond sterben zu lassen, warum auch nicht, kann man machen. An sich jedenfalls. Nur war mir von vorn herein klar, daß das dann wahrscheinlich nicht gut gemacht wird, daß das gründlich sentimentalisiert wird.

Mich hat das Ende Bonds wenig berührt, aber dafür ist Bond auch generell nicht "menschlich" genug. In der Reihe hinter uns wurde mit Beginn des Abspanns recht derbe gelacht, und auch gelästert.
Interessanterweise war mir auch Leiters Tod etwas gleichgültig, obwohl ich den mochte, aber irgendwie ist der in NTTD genau so verschenkt wie Mr. White in SP. Alle 3 verbindet nun der enttäuschende Abgang einst starker Figuren.

Ich habe gerade mal angefangen CR zu schauen, bis Montenegro aktuell, und es ist interessant war für ein kalter emotionsloser Hund da Bond ist. Er lächelt zwar ab und an, aber das Lächeln erreicht nie seine Augen ...

Maibaum hat geschrieben: 15. Oktober 2021 14:57 Ich habe gerade mal angefangen CR zu schauen, bis Montenegro aktuell, und es ist interessant war für ein kalter emotionsloser Hund da Bond ist. Er lächelt zwar ab und an, aber das Lächeln erreicht nie seine Augen ...

Naja, der Tod des Bombenlegers in Miami amüsiert ihn schon sehr …

Und ja, CR und QOS sind stark durch die Bourne-Filme geprägt und zeigen einen Bond, der dem guten Jason charakterlich recht ähnlich ist. Ein zwar menschelnder, aber eigentlich harter, kalter und brutaler Mann. Dagegen ist NTTD leider pures (verkitschtes) Melodram.

Maibaum hat geschrieben: 15. Oktober 2021 14:57 Mich hat das Ende Bonds wenig berührt, aber dafür ist Bond auch generell nicht "menschlich" genug. In der Reihe hinter uns wurde mit Beginn des Abspanns recht derbe gelacht, und auch gelästert.
Interessanterweise war mir auch Leiters Tod etwas gleichgültig, obwohl ich den mochte, aber irgendwie ist der in NTTD genau so verschenkt wie Mr. White in SP. Alle 3 verbindet nun der enttäuschende Abgang einst starker Figuren.

Das ging mir auch so. Wenn ich das etwa mit dem Ende von CR oder OHMSS, oder auch Leiters Verstümmelung in LTK vergleiche, das sind ganz andere Kaliber. Nur bei Leiter (in NTTD) sehe ich das etwas anders, das hat mich schon schockiert.

Casino Hille hat geschrieben: 15. Oktober 2021 15:04 Und ja, CR und QOS sind stark durch die Bourne-Filme geprägt und zeigen einen Bond, der dem guten Jason charakterlich recht ähnlich ist. Ein zwar menschelnder, aber eigentlich harter, kalter und brutaler Mann. Dagegen ist NTTD leider pures (verkitschtes) Melodram.

Wobei der "Wenn nur noch dein kleiner Finger übrig wäre"-Dialog auch nicht so ganz kitschfrei ist, wenn man ehrlich ist.

Nein, absolut nicht, die Dialoge in den Craig-Filmen sind generell hoffnungslos "overwritten", wie der Ami sagt. Ich finde ja auch die Zugszene ganz schrecklich, das ist zwar kein Kitsch, aber üble Küchenpsychologie.

Ja, bei der finde ich es auch manchmal etwas seltsam wie sie als Kronjuwel der Reihe bejubelt wird. Ist mir zu sehr auf smart und gewieft getrimmt.

Ganz komisch finde ich den Dialog bei M zu Hause. "Half monk, half killer", "Self-awareness doesn't go hand in hand with arrogance" und solcher Blödsinn.

Da kann ich Hille nicht zustimmen.

Aber mal sehen wie es mit CR so weiter geht. Ich hatte fast erwartet, daß ich ihn nun weniger mag als vorher, aber bislang geht das ganz gut.

GoldenProjectile hat geschrieben: 15. Oktober 2021 15:58 Ja, bei der finde ich es auch manchmal etwas seltsam wie sie als Kronjuwel der Reihe bejubelt wird. Ist mir zu sehr auf smart und gewieft getrimmt.

Ganz komisch finde ich den Dialog bei M zu Hause. "Half monk, half killer", "Self-awareness doesn't go hand in hand with arrogance" und solcher Blödsinn.

Ja, alles furchtbar. Ausgerechnet die beiden von Campbell inszenierten Bonds haben für mich mit die unangenehmsten Dialoge der Reihe. Der Zugdialog in CR ist wirklich absurd, da sitzen kein britischer Agent und eine Frau vom Schatzamt sich gegenüber, sondern zwei Hobbypsychologen, die dank ihren Fähigkeiten im Bereich der Schwarzen Magie ein vollständiges Profil des Gegenübers innerhalb weniger Sekunden entwerfen und so alles mitteilen, was wir über sie wissen müssen. Es sind für mich Szenen wie diese, weshalb die die Bournes der modernen Bonds vorziehe. Die Szene in Ms Haus ist ähnlich dusselig, zumal sie da ständig mit Sätzen ankommen, die gar keinen Sinn ergeben und null auf dem aufbauen, was einen Satz vorher gesagt wurde. "Half Monk, Half Killer" ist besonders blöde dabei.

vodkamartini hat geschrieben: 15. Oktober 2021 13:12

danielcc hat geschrieben: 15. Oktober 2021 11:58 Der Film ist doch super heiter. Ich glaube sogar, dass ein Heldentod Ende den Leuten irgendwie Spaß macht.

Aber ganz sicher nicht. Beides nicht.

"Der Film ist super heiter" ist echt ein überraschendes Statement. Für mich fühlte sich NTTD im Kino wie der Bond-Film mit dem wenigsten Humor in der ganzen Reihe an. Ja, die Kuba-Szene hat 1-2 Momente, die sich etwas leichter anfühlen, aber ansonsten ist der schon sehr düster, sehr "brutal" irgendwie und ich finde den Schnitt und auch teils die Kinematographie extrem aggressiv. Die Aston Martin DB5 Szene in der PTS konnte ich kaum richtig "genießen", weil sie so dramatisch und "wütend" auf mich wirkt, und dadurch nicht diesen eskapistischen Spaßfaktor anderer ähnlicher Szenen aus früheren Bond-Filmen hat.

Casino Hille hat geschrieben: 15. Oktober 2021 15:53 Nein, absolut nicht, die Dialoge in den Craig-Filmen sind generell hoffnungslos "overwritten", wie der Ami sagt. Ich finde ja auch die Zugszene ganz schrecklich, das ist zwar kein Kitsch, aber üble Küchenpsychologie.

Ich mag die Craig-Filme (na ja, fast alle) TROTZ der Dialoge. Die sind wirklich durchgehend unterste Schublade, verderben einige Szenen gründlich und fühlen sich oft an wie Alufolie an Plombe.
Wobei ich die Szene im Zug allerdings nie als tiefgehende Psychoanalyse verstanden habe, sondern als ziemlich gekonntes Klingenkreuzen. Und damit mal eine löbliche Ausnahme in der fortlaufenden Kette an Dialog-Katastrophen, die mich darum beten lassen, daß ich als Dialog-Retterin wiedergeboren werden.
Was ich gar nicht verstehe, warum diese überbewertete Waller ins Boot geholt wurde. Schlechte Dialoge können P&W doch problemlos alleine. Ich glaube nicht, daß irgendjemand in der Lage ist, ihre „Handschrift“ irgendwo in NTTD zu identifizieren. Vlt fragt sie ja mal jemand.

Craig wollte sie unbedingt dabei haben und Barbara erfüllt Daniels Wünsche schon länger ohne mit der Wimper zu zucken.

Wir hatten das schon mal: Phoebe Waller-Bridge ist denke ich derzeit die beste Drehbuchautorin im Film- und Seriengeschäft, und "Fleabag" war eine Scriptwriting-Offenbarung und wurde dafür zurecht überall mit großem Lob überschüttet. Ihre Art, Dialoge zu schreiben ist ziemlich revolutionär und einzigartig, und "Fleabag" und auch die erste Staffel "Killing Eve" (danach war sie nicht mehr aktiv schreibend beteiligt) sind Sensationen im Serienbereich. Von daher: Sie bei Bond zu haben ist eigentlich ideal, aber mehr als eine Humor-Lieferantin für die Ana de Armas Parts wird sie hier wohl kaum gewesen sein.

Ich denke auch, dass so manches zwischen Bond und Nomi aus ihrer Feder stammt.

Ich bin immer wieder davon fasziniert, welche Ansprüche an Samstag Abend-Unterhaltungskost wie Bond gestellt werden. Ich möchte niemandem zu Nahe treten, aber wenn ich anregende Dialoge mit Tiefgang und Finesse erwarte, dann buddel ich doch im Arthouse-Sandkasten und nicht im breitbeinigen Mainstream-Blockbuster. Da kann ich doch nur enttäuscht werden.
Im Übrigen empfinde ich die Dialoge in den Craigern als um einiges besser geschrieben, als in der Brosnan-Ära, mit Ausnahme von GE, der ist wirklich auf allen Ebenen toll. Die Moore- und Connery-Ära haben auch nicht nur Scriptperlen hervorgebracht, nur genießen die Filme aufgrund ihrer ohnehin leichtfüßigeren Gangart ohnehin einen anderen Status. Was bei Craig möglicherweise fehlt, aber das wird sicherlich nicht einheitlich so wahrgenommen, ist der charmante, eskapistische Unterbau der älteren Bonds, der dazu auffordert die narrativen Schwächen zu entschuldigen, da ohnehin alles recht augenzwinkernd ist.