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Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 26. Februar 2017 09:31
von vodkamartini
Die ersten beiden sind klassische Fast Food-Filme, denen es v.a. gehörig an Charme mangelt (irgendwas zwischen 5, bestenfalls 6 Punkte). Der Zweite ist besser wie der erste, insbesondere im Extended Cut, denn da ist das nicht alles so gehetzt und oberflächlich. Mit vergleichbaren Abnteuern wie Indiana Jones oder auch "Das Vermächtnis der Tempelritter" können sie gar nicht mithalten. Hanks spielt das auch nicht sonderlich ambitioniert. Wie gesagt, Dutzendware. Den Dritten kennne ich nicht, hatte aber auch schon bei den ersten beiden gar keine Lust aufs Kino, was sich als richtig heraus gestellt hatte.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 26. Februar 2017 09:57
von GoldenProjectile
vodkamartini hat geschrieben:Die ersten beiden sind klassische Fast Food-Filme, denen es v.a. gehörig an Charme mangelt (irgendwas zwischen 5, bestenfalls 6 Punkte). Der Zweite ist besser wie der erste, insbesondere im Extended Cut, denn da ist das nicht alles so gehetzt und oberflächlich. Mit vergleichbaren Abnteuern wie Indiana Jones oder auch "Das Vermächtnis der Tempelritter" können sie gar nicht mithalten. Hanks spielt das auch nicht sonderlich ambitioniert. Wie gesagt, Dutzendware. Den Dritten kennne ich nicht, hatte aber auch schon bei den ersten beiden gar keine Lust aufs Kino, was sich als richtig heraus gestellt hatte.
Sehe ich exakt so, habe auch Browns Romane gelesen und die sind allesamt sehr spannende und originelle Abenteuerrätsel mit einem Schuss Geschichte. Die drei Howard-Filme sind recht zahme Kinoaufgüsse davon, mit meistens zu wenig Laufzeit, Tiefe und Ambitionen um die Komplexität der Vorlagen zu transportieren. Illuminati war noch der beste, da er am eigenständigsten funktionierte, allzu toll ist er aber auch nicht. Inferno fing sehr stark an und liess sehr stark nach, reiht sich also passend zu den beiden Vorgängern also auch bei 5 / 10 ein.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 26. Februar 2017 10:54
von GoldenProjectile
HCN007 hat geschrieben:iHaveCNit: Lion (2017)
„Lion“ - My First Look – 8/10 Punkte.
Da kann ich überwiegend mit dir d'accord gehen, Lion ist ein schöner, reichhaltiger und stark inszenierter Film. Wir haben ihn am Freitag gesehen und waren absolut überzeugt. Das mit der Möglichkeit, die beiden Zeitebenen abwechselnd zu erzählen ist mir ebenfalls aufgefallen, aber so wie Davis es gemacht hat war es auch sehr gut, und in der zweiten Hälfte sind ja immer noch diverse klug gesetzte Rückblenden - bzw. visuelle Assoziationen zum ersten Akt - mit drin, und generell ist der Bilderfluss und seine erzählerische Wirkung gelungen. Der kleine Inderknirps ist echt ein Highlight, so eine authentische Kinderrolle habe ich gefühlt schon länger nicht mehr gesehen und ich fast es fast ein bisschen schade, als er später dem soliden aber halt gewöhnlicheren Patel als Protagonist weichen musste. Die Kidman-Rolle hat mich hingegen nicht aus den Socken gerissen und viel zu tun hat die gute Nicole ja auch nicht, dafür fand ich die grossartige Rooney überhaupt nicht verschwendet, jede Sekunde mit ihr war ein Genuss. Auch 8 Punkte von meiner Seite.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 26. Februar 2017 11:40
von Nico
dernamenlose hat geschrieben:Nico hat geschrieben:Nein, ich meine, was verstehst du da? Was fandest du schlecht?
Er fand ihn doch eben NICHT schlecht. Viele Kritiker sagten das.
Btw: Wo gabs denn bei Illuminati großartig Qualität fortzuführen?
Hahahahahaha ihr seid aber auch Spaßvögel! Im Nachhinein den Beitrag editieren, ein "nicht" davor schreiben und damit die ganze Diskussion ad absurdum führen kann ich auch
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 26. Februar 2017 11:50
von GoldenProjectile
Da hat sich der gute Niklas halt beim ersten Mal vertippt, bzw. ein Wort vergessen. Ich habe beim lesen seines Beitrags sofort gemerkt dass da wohl ein "nicht" fehlt, bevor er es editiert hat.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 26. Februar 2017 19:13
von dernamenlose
Und ich habe nicht gesehen, dass Niklas den Beitrag editiert hatte. Nix mit Spaßvogel...
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 26. Februar 2017 19:26
von Nico
Ja, deswegen war ich ja verwirrt. Dass er den Film gut fand, aber verstanden hat, warum die Kritiker ihn nicht mochten.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 26. Februar 2017 19:40
von Funksoulbrother
Wenn die Gondeln Trauer tragen
Der Film lebt sehr stark von der morbiden Atmosphäre des winterlichen Venedig. Sehr langsames Erzähltempo, wenig Handlung, eher grobschlächtige Inszenierung, die immer Mal wieder durch die eine oder andere Andeutung von Virtuosität durchbrochen wird, sodass die technische Holprigkeit sicher ein bewusst gewähltes Stilmittel ist. Insgesamt funktioniert der Film überraschenderweise sehr gut, weil er unterschwellig unheimlich ist, ohne jemals auf Schockeffekte zurückzugreifen.
8/10 Punkte
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 26. Februar 2017 19:53
von dernamenlose
Nico hat geschrieben:Ja, deswegen war ich ja verwirrt. Dass er den Film gut fand, aber verstanden hat, warum die Kritiker ihn nicht mochten.
Klang nur so, als hättest du vermutet, ich wollte deine Frage damit etwas lächerlich machen. Wollte damit nur klarstellen, dass das nicht beabsichtigt war.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 26. Februar 2017 20:26
von Nico
Nene, das hab ich nicht geglaubt
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 26. Februar 2017 22:34
von dernamenlose
Na denn. Alles jut
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 27. Februar 2017 00:02
von Revoked
Eben im Kino:
---La La Land - knapp 7/10---
Hatte nach den durchaus positiven Eindrücken hier mir zugetraut den Film anzuschauen.
Fand ihn schoen gemacht. Bunt, lustig, fantasievoll. Kein Film den ich ein 2tes mal sehen muss, aber als einmaliges Kinoereignes wirkt er. Die Jazzeinlagen fand ich gut. Und dass das John Coltrane Portrait immer wieder auftachte heisst wohl, dass ich morgen meine einzige Jazzplatte 'Blue Trane' mal wieder hoeren muss. Was noch: Gosling hat cool und locker gespielt und tolle Anzuege getragen. Singen ist nicht seins.
Der IMDB König
Verfasst: 27. Februar 2017 01:52
von Maibaum
The Shawshank Redemption - Frank Darabont, 1997
Tja, ich wollte ihn nie wirklich schauen, und jetzt war er insgesamt so wie erwartet, der Film der laut IMDB der Beste sein soll. Wie traurig.
Es ist tatsächlich nichts weiter als ein netter, sentimentaler Unterhaltungsfilm, der gepflegt inszeniert seine letztendlich anrührende Geschichte erzählt. Und dem man jederzeit anmerkt daß er auf einem Buch basiert. Hier muß sich keiner überfordert fühlen, und was die Dialoge nicht schon ausführlich erklärt haben, das besorgt dann noch der Off-Kommentar, und es ist ganz sicher jederzeit alles zu erkennen. 6/10
Aber es gibt großartige CGI, denn die Schauspieler altern in 20 Handlungsjahren nicht einen Tag, und ich habe wirklich keine Ahnung wie sie das so glaubhaft geschafft haben, es sieht absolut echt aus.
Das große Rätsel warum dieser Film nun so beliebt ist konnte ich leider nicht lösen, denn etwas auffallend Besonderes hat er nicht. Vielleicht ist es seine harmlose Nettigkeit.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 27. Februar 2017 12:47
von Thunderball1965
Filme, in denen Freiheit bejubelt wird, kommen immer gut.
Dramaturgisch fand ich ihn ganz gut, aber was das Storytelling angeht, war doch eigentlich klar, dass er dir nicht viel geben wird. Und diese Voice Over in Literaturverfilmungen sollten verboten werden.
Dies alles wird zerrinnen, was Müh' und Fleiß gewinnen...
Verfasst: 27. Februar 2017 14:31
von Casino Hille
Manchester by the Sea
"Du siehst wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden | Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein" - Der barocke Dichter Andreas Gryphius besingt in jenen Worten in seinem Sonett "Es ist alles eitel" von 1637 die Vanitas des Lebens, die Vergänglichkeit. Alles ist eitel, all unser menschliches Tun ist nichtig, wertlos, nur ein Hauch im Verlauf der Zeit. Wozu also noch nach etwas streben? In Kenneth Lonergans 2016 erschienenen Drama "Manchester by the Sea" hat sich der Protagonist Lee Chandler längst von Träumen und Idealen verabschiedet und die Sinnlosigkeit seines Handelns akzeptiert. Traumatisiert vom Unfalltod seiner Kinder hat er seiner titelgebenden Heimatstadt den Rücken gekehrt und führt ein trostloses Großstadtleben in Boston. Ein zweiter Schicksalsschlag führt ihn zurück nach Manchester-by-the-Sea, nun zusätzlich zu seinen inneren Wunden mit der Vormundschaft für seinen pubertierenden Neffen gebürdet.
Nur selten sieht man im Kino ein Drehbuch verfilmt, welches das Leben in all seinen Facetten so reichhaltig widerzugeben weiß wie Lonergans eigenes Script für "Manchester by the Sea". All seine komplexen und folgerichtigen Beobachtungen und Schlussfolgerungen über das Leben und den Schmerz, den es mit sich bringt, vereinen sich in Lee Chandler, der zu den vielschichtigsten und dreidimensionalsten Charakteren der letzten Jahre zählen dürfte. Von seiner persönlichen Tragödie tief gezeichnet, verdammt er sich zu einem Leben ohne Liebe, menschliche Wärme oder Aktivität. Seine Schuldgefühle lässt er sich vergelten, in dem er Barschlägereien anfängt, in denen er hoffnungslos unterlegen zusammengeschlagen wird. Und wenn dann mal eine Frau geringfügiges Interesse zeigt, begegnet sie nur unendlicher Gleichgültigkeit. Da die Augen der Schlüssel zur Seele sind, liegt es bei Hauptdarsteller Casey Affleck, dieser auf dem Papier komplexen Figur Leben einzuimpfen. Doch er geht über das Script hinaus: Was Affleck abliefert, muss als absolute Offenbarung betrachtet werden. Er geht über die Grenzen des schauspielerisch Möglichen und liefert eine solch erdrückliche Leistung, die von grenzenloser Traurigkeit und unfassbarer Verbitterung geprägt ist, dass sich selbst bei den gefühlskältesten Zuschauern eine tiefe Verbundenheit zu ihm einstellen wird. Wenn "Manchester by the Sea" auch nicht jeden im Kinosaal erreichen wird oder erreichen kann, an Afflecks Darbietung wird man sich noch in vielen Jahren erinnern.
So eindrücklich Lonergan das Gefühl der Trauer und Depressivität bis hin zur Katatonie an den Mann bringen kann, umso mehr erzählt sein Film im Verlauf der 138 Minuten Laufzeit eine ganz andere Geschichte. Manchester-by-the-Sea, ein realer Ort an der nördlichen Küste von Massachusetts Bay, mit einer wunderschönen Bucht und einer besinnlichen Ruhe, ist für Chandler gleichermaßen Ort der Gegenüberstellung mit seinen inneren Dämonen, wie Location seines Zusammentreffens mit der rücksichtslosen Ehrlichkeit der Jugend. Sein Neffe Patrick, mitreißend offensiv gespielt von Lucas Hedges, bringt Bewegung in das erschlaffte Vegetieren seines Onkels. Den Tod seines Vaters verarbeitet er nicht beim kümmervollem Dreinblicken, sondern beim gleichzeitigen Anbändeln mit zwei verschiedenen gleichaltrigen Mädchen - und seinen Onkel spannt er spontan zur Mithilfe ein. Wie die beiden sich hier zusammenraufen, ohne je eine Einheit zu formen, ist strukturell und narrativ ganz großes Tennis, die Erzählweise Lonergans ohnehin ein Segen für das Medium. Die Hintergründe der Traumata Chandlers offenbart er in einer tieftraurigen, nie voyeuristischen Rückblende, die der totalen Vernichtung von Menschlichkeit in Figur wie Film entspricht. Er dehnt Momente des unliebsamen Schweigens zur Ewigkeit aus, bis der Zuschauer selbst die Melancholie der Bilder nicht mehr ertragen kann. Gleichzeitig bleibt er der selbstzerstörerischen Ader seiner Hauptfigur bis zum Ende eine tiefere Bedeutung schuldig. "Manchester by the Sea" erzählt weder von grundsätzlicher Trauerbewältigung noch von Depressionen im Allgemeinen. Er bleibt von Anfang bis Ende eine Betrachtung eines scheinbar zufällig ausgewählten Lebens. Nur in den langen unkommentierten Kameraeinstellungen, die den Küstenort selbst festhalten, liegt eine leise Intertextualität, ein metaphorisches Aufseuzen über die zunehmende Urbanisierung in den Vereinigten Staaten verborgen, doch Lee und Patrick bleiben davon unbekümmert.
Lonergans Meisterwerk ist vor allem deshalb so faszinierend, weil es so vollkommen anti-narrativ erscheint. Keine der Szenen wirkt gestellt, nichts davon wie von Menschenhand ausgedacht, keiner der Dialoge klingt aufgeschrieben oder im Dienste der Erzählung funktionell konstruiert. Es gehört so einiges dazu, ein immerhin entworfenes Handlungsgerüst so vollkommen unvollkommen, so willkürlich zufällig wirken zu lassen, dass man denken könnte, all jene Ereignisse, die sich auf der Leinwand abspielen, seien wirklich ein Resultat des Schicksals, ein Entwurf des Lebens selbst. "Manchester by the Film" ist gewiss einer der traurigsten und unkonventionellsten, und vor allem auch einer der mutigsten Filme seit langem, der die Abgründe des Lebens zeigt, unverfälscht und so beiläufig, gewöhnlich, dass es weh tut. In der besten Sequenz der fantastischen Szenencollagé begegnet Lee auf der Straße unverhofft seiner Ex-Frau wieder. Die beinahe wortlose Versöhnung, die Casey Affleck und Michelle Williams hier darstellen, gehört zu den ganz großen Momenten des Kinos, zu eben jenen spirituellen, bewusstseinserweiternden Erfahrungen, für die der Film ursprünglich erfunden wurde. Zum Ende hin spart Lonergan die Katharsis aus, sowie einen vernünftigen Abschluss allgemein. Das Leben endet nun einmal nicht an einem bestimmten Punkt und anders als die üblichen Kunstfiguren des Kinos, die nur vom Ende des Vorspanns bis zum Anfang des Abspanns da sind, werden Lee und Patrick über das Ende hinaus existieren. Und, wenn sie ihre persönlichen Konflikte eines Tages überwinden, vielleicht sogar leben.
Fazit: Es gibt Filme, die verlässt man nicht mit dem Wunsch, sie auseinander zu nehmen oder zu reflektieren, sondern nur mit dem tiefen Bedürfnis, ihren Machern "Danke" zu sagen. Danke Kenneth Lonergan für einen zutiefst menschlichen Film! Danke Casey Affleck für eine unwahrscheinliche ehrliche Darbietung! Und danke an "Manchester by the Sea", dass er trotz aller Missmutigkeiten nicht vergisst, dass Tragik im Leben nicht selten ganz nah bei der Komik liegt. Als Patrick am Abend nach dem Tod seines Vaters schon wieder mit seinen Freunden über "Star Trek" reden und mit ihnen lachen kann, kann das ein trostspendender Moment für viele Zuschauer da draußen sein.
10/10